aus der heutigen fr:
Ein Mantel umhüllt den Henninger-Turm
Entwurf zur Zukunft des alten Brauerei-Geländes stößt auf Zustimmung: Viele Wohnungen, aber auch Büros
Auf einhellige Zustimmung von CDU, SPD, Grünen und FDP stieß der städtebauliche Entwurf für die Zukunft des alten Henninger-Geländes am Montagabend im Römer-Ausschuss für Planen und Bauen. Gewöhnungsbedürftig: Der Henninger-Turm soll von zwei Seiten umbaut werden.
VON CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
Frankfurt · 8. Dezember · Ein Fachpublikum wartete im Ausschuss gespannt darauf, dass der Frankfurter Architekt und Planer Jochem Jourdan seine Vorstellungen erläuterte. Auf dem elf Hektar großen Henninger-Gelände am Hainer Weg in Sachsenhausen will er 105 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche (BGF) für Wohnen und 60 000 Quadratmeter für Büros und anderes "nicht störendes" Gewerbe wie etwa ein Hotel schaffen. Ein geschlossenes Wohngebiet mit 75 000 Quadratmetern BGF bedeckt in den Plänen den gesamten Südteil des großen Grundstücks.
Jourdan stellt sich dort "Stadthäuser" vor, die auch mehrgeschossig sein können, zwischen denen sich Gärten und kleine Plätze ausdehnen. Die Wohnungen sind insbesondere für Familien mit Kindern gedacht und können eine Größe von 90 bis 200 Quadratmetern erreichen. Kleine Stichwege führen fast ausschließlich vom Hainer Weg ins Innere des neuen Quartiers.
Rund um den Henninger Turm ist ein Stadtteilzentrum geplant, eine "kleine Stadtkrone", wie Jourdan sagte, mit drei "Punkt-Hochhäusern" von zwölf Geschossen. Hier gibt es einen großen Platz, umschlossen von Läden und Restaurants. Der Henninger Turm selbst wird von Südosten und Südwesten schmal ummantelt. So entsteht ein Gebäude mit genug Tiefe, um "Loft-Wohnungen" (Jourdan), ein Hotel, auch Büros aufnehmen zu können. Den nördlichen Teil des Geländes bildet ein Mischgebiet mit Bürohäusern, zwischen denen aber noch einmal bis zu einem Drittel Wohnhäuser stehen.
Die Planer haben auch die Gewölbekeller inspiziert, die sich unter der alten, leer stehenden Henninger Brauerei ausdehnen. Nach Abriss der Brauerei sollen einige Gewölbe zugeschüttet werden. Andere sind statisch sicher genug, um "als Tiefgaragen genutzt zu werden" (Jourdan). Sogar für zweispurige Ein- und Ausfahrten sei Platz.
Der Besitzer des Geländes, der Milliardär Dietmar Hopp, will laut Jourdan "sofort" mit der Wohnbebauung beginnen. Die Stadtverordneten waren sich einig, dass angesichts der Qualität des Entwurfs auf einen städtebaulichen Wettbewerb verzichtet werden kann. Es werden jetzt für einzelne Bereiche architektonische Wettbewerbe folgen.
Nur der verkehrspolitische Sprecher der CDU, Helmut Heuser, störte die Harmonie: Er urteilte, der Henninger-Turm werde "mumifiziert". Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) lobte dagegen die "sehr gelungene städtebauliche Konstruktion". Der planungspolitische Sprecher der CDU, Jochem Heumann, sah einen "guten Tag für das Wohnen in Frankfurt".
Die SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Heymann nannte das große Wohngebiet "gut und richtig". Die Umgestaltungs-Idee für den Henninger-Turm sah sie persönlich als "spannend" an, sagte aber "Diskussionen" voraus. Prüfen will die SPD noch die Punkt-Hochhäuser: "Wir müssen klären, warum es diese drei kleinen Dicken sein sollen". Für die Grünen lobte Stefan Majer den Entwurf als "klaren Fortschritt". Der Umgang mit dem Henninger-Turm sei "der einzig realistische". FDP-Fraktionschef Volker Stein begrüßte das "ausgeglichene Konzept". Er freute sich darüber, dass "großzügige Wohnungen" auch unter der Einflugschneise des Flughafens geschaffen würden: "Das gehört zum großstädtischen Flair!"