Neue Großstadt nördlich von Leipzig

  • Neue Großstadt nördlich von Leipzig

    Ja, ich weiß, es müsste ins Osten-Forum verschoben werden. Aber da liest es doch keiner... Und da es Leipzig peripher auch betrifft, poste ich mal hier zwei meiner Meinung nach sehr interessante Links:


    http://www.mz-web.de/mitteldeu…n-,20641266,22171270.html


    http://www.mz-web.de/bernburg/…t-,20640898,22202818.html


    Kurz zusammengefasst: Es geht um die Fusion von Dessau, Wittenberg, Bitterfeld-Wolfen und weiteren Kommunen zu einer neuen Großstadt Anhalt. Prognostizierte Einwohnerzahl ca. 300.000. Auch mit dem Hinweis, für die in Zukunft teuren Städte Leipzig und Berlin eine Wohnalternative darstellen zu können.


    Bitte zerreißt es nicht in der Luft und bitte auch nicht gleich die Lahn-Keule schwingen. Ich bin ehrlichgesagt mal wieder erstaunt, wie offen man in Sachsen-Anhalt mit neuen Ideen umgeht ! Solche Denkansätze und Denkrichtungen würde ich mir beispielsweise auch für den Raum Zwickau / Plauen / Chemnitz wünschen, in dem sich im Hinblick auf Einwohnerentwicklung ja auch ein trauriges Bild bietet.


    Wenn wir den Blick mal in Richtung Südwesten, also ins Land der Thüringer Klöße richten, sehen wir momentan, dass es auch Gegenden gibt, in denen das Nachdenken über Kreisgebietsreformen schon zu Kriegsdrohungen führt... :lach:


    Wie seht ihr diese Ideen, die mal nicht von Politikern sondern von Experten kommen?

  • Dass eine relativ kleine Stadt wie Dessau-Roßlau nicht unbedingt kreisfrei sein muss und mehr Kooperation immer besser ist, sind Binsenweisheiten. Allerdings hat die Kreisreform in Sachsen aus meiner Sicht gezeigt, dass allein durch die Schaffung größerer Einheiten keine Probleme gelöst werden. In Mittelsachsen etwa wurden eher neue geschaffen, wenn ich beispielsweise an die Posse um den Sitz der Arbeitsagentur denke. Wo genau der Vorteil einer unüberschaubar großen Stadt gegenüber einem gemeinsamen Landkreis sein soll, wird mir aber genausowenig deutlich wie die genaue Organisation dieses Gebildes. Gerade in den Kommunen ist es ein wichtiger Aspekt, dass Demokratie überschaubar und erlebbar bleibt, dass man eben zur kontroversen Stadtratssitzung ohne stundenlange Anreise gehen kann und den ein oder anderen Stadtrat am besten noch persönlich kennt. Wie genau soll denn in in dieser "Metropole" über den Zuschuss für den dörflichen Sportverein oder den Bau eines Wirtschaftsweges zur Milchviehanlage entschieden werden? Und wie genau soll durch den Stadtverband etwas an der demographischen Entwicklung geändert werden?

  • Ich sehe das auch ehe rnüchtern. Mir ist nicht klar, wie eine verwaltungsmäßige Umstrukturierung den Menschen vor Ort helfen soll. Es bleibt trotzdem zersiedelt. Abwanderung lässt sich dadurch nicht aufhalten. Ich sehe eher die gefahren, dass die erhofften Synergieeffekte zwar Einsparungen, aber auch Streitigkeiten und Nachlässigkeiten zur Folge haben werden. Zwei Feuerwehren sind immer besser als eine. Kommunalpolitik wird sehr komplex, es werden am Ende Schulen zusammengafsst und die Schulwege dadurch länger, Schwimmbäder schließen... das hat auch alles seine Nachteile. Vollkommen schleierhaft ist mir die angesprochene Magnetwirkung auf Berliner oder Leipziger als alternativen Wohnort.

  • Die Lahn-Keule wäre hier allerdings angemessen, wenn es wirklich eine "Stadt" werden soll. Die "Salzgitter"-Keule geht natürlich auch. ;)
    Bei einem "Stadtverband" à la Aachen oder Hannover sähe das sicher anders aus, nur: Bei diesen beiden Beispielen gibt es klare Zentren, das scheint mir hier nicht unbedingt der Fall zu sein. Und die schon angesprochene Grundfrage bleibt: Was verbessert sich dadurch an den Lebensbedingungen für die Menschen?

  • Selten so einen Unfug gelesen. Allein diese windbeuteligen Prognosen über 40 Jahre hinweg stellen für mich keine Grundlage dar auf der man heute arbeiten kann. Ich sehe schon in der Fusion der zwei räumlich völlig getrennten Städte Dessau und Roßlau eine Missgeburt. Das einzige was man mit solchen Fusionen erreicht ist die systematisch Verwischung zwischen Stadt und Land und die Auflösung des Stadtbegriffes an sich unter dem man gemeinhin eine räumlich konzentrierte Form menschlichen Zusammenlebens versteht.
    Dass durch die bloße Zusammenlegung von Städten völlig unterschiedlichen Charakters wirklich Verwaltungskosten gespart werden können ist auch so ein Mythos den man gebetsmühlenartig wiederholt. Darüberhinaus kann ich mir kaum vorstellen, dass eine historisch bedeutende Stadt wie Wittenberg für ihre rechtliche Auflösung votiert.


    Was in meinen Augen Sinn macht, sind Verwaltungsgemeinschaften von Dörfern und kleineren Ortschaften mit ähnlichen Interessen und Siedlungsstrukturen.