Leipzig - Austragungsort der BUGA 2025?
Wie bereits in der Diskussion um eine mögliche Bewerbung der Stadt Leipzig als „Kulturhauptstadt Europas“ im Jahr 2025 angesprochen ( http://www.deutsches-architekt…d.php?p=363289#post363289 ), setzen sich die Leipziger CDU-Fraktion und der von ihr unterstützte Oberbürgermeisterkandidat Horst Wawrzynski dafür ein, dass Leipzig ebenfalls im Jahr 2025 der erste sächsische Ausrichtungsort einer Bundesgartenschau (BUGA) werden soll.
In die nächste Stadtratssitzung am 23.1.2013 hat die CDU-Fraktion folgenden Antrag (Nr. 390/13) eingebracht:
http://notes.leipzig.de/appl/l…69047C0C0C1257AF6003D4702
Betrifft: Prüfung der Bewerbung als BUGA-Stadt 2025
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Beschlussvorschlag/Begründung
Die Stadtverwaltung prüft die Potenziale zur Durchführung einer Bundesgartenschau in Leipzig und legt dem Stadtrat bis 30.06.2013 das Prüfergebnis und einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen vor.
Begründung
Entlang des Elsterbeckens sowie der Neuen Luppe, bis hin zum Auensee, gibt es zahlreiche Gestaltungs- und Nutzungsmängel, die im Rahmen einer BUGA ausgeglichen werden können. Gleichzeitig birgt das Umfeld am Wasser mit seinem Wechselspiel zwischen Natur- und urbanen Raum viele Besonderheiten.
Ein besonderer Effekt könnte erzielt werden, wenn die Umsetzung des Hochwasserschutzkonzeptes mit den Eckpunkten
* Anbindung der Parthe (und damit auch des Elstermühlgrabens) an die Neue Luppe
* Errichtung der Alten Elster für den Normalwasserfall und
* Entschlammung des Elsterbeckens
die Erschließung neuer Nutzungen auf den Gewässern und in deren Umfeld ermöglicht, z.B. Elsterbecken als Wassersportressort und Elstermühlgraben als Fahrgastschiffverbindung zwischen Innenstadt und Nordraum Leipzig.
Weitere Herausforderungen und zugleich auch Potenziale in diesem Gebiet sind:
- desolater Richard-Wagner-Hain als künftiger Ort für Kunst / Musik am Wasser
- beidseitig unattraktive Radwegverbindung entlang des Elsterbeckens als künftige Radschnellstrecke
- mangelhafte Verbindung zwischen RB Arena und Busparkplätzen am Cottaweg – Ausgleich durch Bogenbrücke
- ungenutzte Altdeponie am Heuweg als künftige Aussichtsfläche am BUGA-Gelände inkl. Downhillparcour
- belasteter Auensee und seine desolate Umgebung als künftiges modernes Naherholungsgebiet in Anlehnung an die frühere Lunaparkkonzeption
- vernässte Kleingärten als künftige Modellanlagen im Auwald
Darüber hinaus bietet die Nähe zum Naheauslassbauwerk und zum Modellprojekt „Lebendige Luppe“ das einzigartige Potenzial, Auwald und Auwaldschutz erlebbar zu machen.
Die besondere Herausforderung liegt in der Größe des Geländes, welches durch besondere verkehrliche Angebote wie Passagierboote und Fahrradrikschas attraktiv überbrückt werden kann. Gleichfalls sind existierende Angebote des ÖPNV gut einbindbar, ebenso Reisebusverkehr durch die neue Brücke über das Elsterbecken. Natürlich gibt es jetzt schon andere Städte, die sich ernsthaft mit dem Gedanken einer BUGABewerbung befassen. So hat Köln nun die Machbarkeitsstudie für die 3. BUGA beauftragt. Allerdings fand in Sachsen noch nie eine BUGA statt.
Der zeitliche Ablauf zur Bewerbung um die BUGA macht es erforderlich, dass spätestens Anfang 2014 für Leipzig geklärt sein muss, dass eine BUGA inhaltlich und wirtschaftlich machbar ist. Dazu bedarf es einer umgehenden Klärung der Potenziale, die Gegenstand der Machbarkeitsstudie sein sollen.
Parallel zur Einbringung des Antrags erschien eine Pressemeldung der CDU-Fraktion, die dessen Inhalt deutlich verkürzt wiedergibt.
Leipzig soll BUGA-Stadt werden !
CDU-Fraktion bringt Antrag in den Stadtrat ein
http://www.cdu-fraktion-leipzi…ig-soll-buga-stadt-werden
Horst Wawrzynski hatte dieses Vorhaben kurz vor Weihnachten als ersten Punkt auf seiner Liste der "100 Lösungen für Leipzig" eingebracht:
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Bundesgartenschau für Leipzig
Problem:
Seit der gescheiterten Olympiabewerbung hat Leipzig kein Projekt mehr, hinter dem sich die gesamte Stadt versammeln kann. Es fehlt an einem langfristigen Projekt, was einerseits aktive Stadtentwicklung betreibt und andererseits einen signifikanten Beitrag dazu leistet, Leipzig in Deutschland bekannter zu machen und den Tourismus zu fördern.
Lösung:
Leipzig bewirbt sich um die Bundesgartenschau. Fast jede Austragungs-Stadt hat bisher eher Brachen rekultiviert. Ich werde dafür bestehende Natur nutzen und besser mit der Stadt verbinden. Dabei können gleich einige Probleme angegangen werden. Schwerpunkt soll der Bereich Möckern/Wahren werden. Dort existiert mit der Rekultivierung des Auensees ein ungelöstes Problem. Davon ausgehend könnte ein Bundesgartenschaugelände entlang der Gewässer in Richtung Innenstadt und in Richtung Auwald entwickelt werden. Denkbar ist die Anbindung des Auensees an das Gewässernetz. Entsprechende Überlegungen gibt es seit langem, sie scheitern aber bisher an der Finanzierung. Das ganze Gebiet könnte aufgewertet werden, wenn der Auensee und seine Umgebung attraktiver werden. Außerdem kann das Gebiet um den Auensee im Rahmen der Ausstellung mit den Parkanlagen in Innenstadtnähe verbunden werden, zum Beispiel über eine Verlängerung der Parkeisenbahn. Zur Realisierung der Bewerbung werden die alten Olympiaplanungen untersucht. Dort finden sich mit Sicherheit Projekte und Planungsüberlegungen, die auch einer BUGA dienlich sein können
Siehe hierzu auch
L-IZ, 22.12.2012
Eine Idee begeistert OBM-Kandidat Horst Wawrzynski: Die BUGA 2025 in Leipzig
Ralf Julke
http://www.l-iz.de/Politik/Lei…025-in-Leipzig-45539.html
LVZ-Online, 18.01.2013
CDU will Bundesgartenschau nach Leipzig holen – Feiertag: „ökologischer Unsinn“
http://www.lvz-online.de/nachr…rzynski-cdu-a-171019.html
Kritik an dem Vorhaben hatte bereits am 31. Dezember 2012 der Konkurrent um den OBM-Posten Dirk Feiertag in einer eigenen PM geäußert:
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Keine Bundesgartenschau im Leipziger Auwald!
Von wem auch immer sich der OBM-Kandidat der CDU, Horst Wawrzynski, hat inspirieren lassen, als er sich unlängst für eine Bundesgartenschau (BUGA) in Leipzig aussprach, sein Vorstoß dürfte von Amtsinhaber Jung und Schiffbarkeitsbefürwortern mit Freude zur Kenntnis genommen worden sein. Verbindet sich die Umgestaltung des Auwaldes zu einem riesigen Eventgarten für den Massentourismus doch prima mit den Plänen für eine motorboottaugliche Kanalisierung der Leipziger Auwaldgewässer. Die klugen Stadtplaner, die das einmalige urbane Ökosystem, welches Leipzig wie eine grüne Lunge durchzieht, über ein Jahrhundert bewahrt haben, würden sich im Grabe umdrehen.
„Es ergibt keinen Sinn, den Auwald, zu dem auch der Clara-Zetkin-Park gehört, kurzzeitig in eine künstliche Blumenlandschaft zu verwandeln, die langfristig dem Verfall preisgegeben ist”, kritisiert der unabhängige OBM-Bürgerkandidat Dirk Feiertag und lenkt die Debatte auf die bestehenden Potentiale Leipzigs: “Viel interessanter wäre eine Ausstellung über neue Ideen und Konzepte des Umgangs mit Natur in der Stadt. Und hier hat Leipzig einiges zu bieten. Projekte wie die „Nachbarschaftsgärten“, die „Bunten Gärten“ oder die naturnahe Parkgestaltung laden zum Träumen, Verweilen und Mitmachen ein.“
“Durch Pflege zerstört”, so titelte bereits 1980 eine Broschüre des Deutschen Werkbundes und zeigte die verheerenden Schäden für die Karlsaue auf, die im Zuge der Vorbereitungen für die BUGA 1981 in Karlsruhe entstanden waren. Das ursprüngliche politische Ziel, die nach dem Krieg zerstörten städtischen Parkanlagen durch steuerfinanzierte Leistungsschauen der Gartenbauer wieder aufzuwerten, ließ sich schon damals gar nicht mehr sinnvoll erfüllen. Denn das Ziel war bereits weitgehend erfüllt. So gerieten die ökologisch sensiblen Flächen zunehmend in den Blickpunkt der Großgartenphantasien.
Obwohl OBM-Kandidat Wawrzynski mit dem NuKLA e.V. eine Wanderung durch den Leipziger Auwald unternommen hatte, bei der auch über naturschützerisch sinnvolle Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität im Auwald diskutiert wurde, wirkt sein Vorschlag nun, als wäre er bei der Diskussion mit seinen Gedanken weit weg gewesen − jedenfalls nicht bei den Schönheiten des Leipziger Auwaldes, und schon gar nicht beim Leipziger Haushalt.
“Über eine Begrünung von Industrie- und Wohnbrachen Leipzigs können wir gern diskutieren, nicht jedoch über eine Denaturierung des Auwaldes für eine zukünftige BUGA. Diese und die nachfolgende Unterhaltung müssten über die Stadtfinanzen bezahlt werden. Nachhaltige Parkbewirtschaftung verträgt sich nicht mit den Strukturfolgen eines einmaligen Events wie der BUGA. Das ist ökologischer Unsinn!”, äußerte sich Olaf Maruhn vom Verein Naturschutz und Kunst Leipziger Auwald e.V. (NuKLA) enttäuscht über die neuen Pläne des CDU-Kandidaten.
Kritik gegenüber den großflächigen Gartenschauen, die Biotope gefährden, ökologische Substanz vernichten und zudem Steuermittel verschlingen, regt sich längst nicht nur in Leipzig. Aktuell finden fachliche und politische Diskussionen über die Ziele und Folgen der BUGA auch in Bezug auf die internationale Gartenschau (igs) in Hamburg 2013 und die Landesgartenschau 2014 in Gießen statt. Viele Bürgerinnen und Bürger fürchten zu Recht den Verlust der liebgewonnenen Erholungs- und Regenerationsflächen sowie des wertvollen Baumbestandes.
Der Leipziger Auwald ist in der Tat identitätsstiftend für die Leipziger Bürgerschaft. Jedoch in seiner Gesamtheit als Naturwald, Stadtwald und Stadtpark, verbunden durch ein vielfältiges Gewässersystem, das vielen auch höchst seltenen und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten eine Heimat gibt. Diese gilt es mit großem naturschützerischen Engagement unbedingt zu erhalten. Und dazu passen nun mal keine Motorboot-Schnellstraßen und großflächig gestylten Blumen-Monokulturfelder, wie sie bei einer üblichen BUGA geschaffen würden. Leipzig braucht keinen riesigen Kleingarten vor der Pleißenburg! Denn Leipzig hat den einzigartigen Auwald, und das soll bitteschön auch so bleiben.
Eine Facebook-Initiative propagiert diesen Vorschlag und stellt entsprechende Pressemitteilungen und Medienberichte zusammen:
https://www.facebook.com/BundesgartenschauLeipzig
Bereits angesprochen wurde, dass der Rat der Stadt Köln im Dezember 2011 einstimmig die Stadtverwaltung beauftragt hatte, eine Machbarkeitsstudie für die Ausrichtung einer dritten Bundesgartenschau in Köln im Jahr 2025 zu erstellen. Das Ereignis soll nach ersten Schätzungen cirka 100 Millionen Euro kosten. Jedoch hatte im September 2012 der Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD) wegen Kölns schwieriger finanzieller Lage vorgeschlagen, trotz des Ratsbeschlusses 2011 auf die Bewerbung bei der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft für die Buga 2025 zu verzichten und später einen neuen Anlauf zu wagen. Die Fraktionen der CDU und FDP im Rat der Stadt Köln halten dagegen an dem Ratsbeschluss für die Bewerbung fest. Mehr dazu im entsprechenden Thread im Forum Köln/Bonn: http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=10094&page=2
In Mannheim setzte sich die CDU-Gemeinderatsfraktion im Oktober 2011 für eine Bundesgartenschau 2025 ein: http://www.cdu-mannheim.de/505+M5bdd80d8d02.html
Da Mannheim aber 2025 auch „Kulturhauptstadt Europas“ werden möchte ( http://www.mannheim2025.de ), wird sich die Stadt bereits 2023 für die Bundesgartenschau bewerben. Eine umstrittene Machbarkeitsstudie des Buga-Gutachters Bernhard Schwarz sieht nach jetzigem Stand vor, etwa die Hälfte des 53 Hektar großen Buga-Parks in der Feudenheimer Au anzulegen. Die aktuell geplanten Kosten belaufen sich auf rund 105 Millionen Euro. CDU und Freie Wähler haben sich bereits öffentlich gegen diese Konzeption ausgesprochen. Der Mannheimer Stadtrat und Landtagsabgeordneten Wolfgang Raufelder von den Grünen hatte darauf hingewiesen, dass eine BUGA in der Au ohne massive Verletzungen der Landschaftsschutzgebietsverordnung nicht möglich sei. Dies sei im Sinne des bewahrenden Naturschutzes mit seiner Partei und den Umweltverbänden "nicht zu machen".
Auch im benachbarten Halle/Saale gibt es Bestrebungen, sich 2025 als Austragungsort der Bundesgartenschau zu bewerben:
Mitteldeutsche Zeitung, 25.07.12
Bundesgartenschau soll her!
http://www.mz-web.de/servlet/C…Artikel&aid=1342037123006
Der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) und die Initiative „Pro Baum“ bezeichnen dies als ein " vom Grundsatz her gesehen durchaus begrüßenswertes Vorhaben" und unterbreiteten Vorschläge für innerstädtische Standorte.
http://www.aha-halle.de/926/ei…umfassenden-vorbereitung/
Zu den Bundesgartenschauen von 1951 bis 2021 (Erfurt) sowie ihren Vorläufern, der Internationalen Land- und Gartenbauausstellung und anderen Gartenbau-Ausstellung von 1865 bis 1929 sowie den nationalsozialistischen "Reichsausstellungen des deutschen Gartenbaues" 1936 bis 1939, mehr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Bundesgartenschau .