Mehr Dichte, mehr Urbanität

  • Paris, New York und London sind mehr oder weniger "vollständige" Städte, sind also ein vollständiges Abbild der Gesellschaft ihres Landes. Das hochgradig ausdifferenzierte Städtenetz in Deutschland macht es leider unmöglich, von einer heterogenen deutschen Kulturmetropole zu sprechen, von Punk bis Prada, von Hippiebude bis State-of the-Art Architektur. Der Split München-Berlin und das mangelnde deutsche Sebstbewusstsein zeigen vllt. , dass es kulturell (nicht unbedingt sozial) nachhaltiger ist, die große Spannweite, die eine Gesellschaft zu bieten hat, in einer Stadt zu kultivieren.

  • Der Split München-Berlin und das mangelnde deutsche Sebstbewusstsein zeigen vllt. , dass es kulturell (nicht unbedingt sozial) nachhaltiger ist, die große Spannweite, die eine Gesellschaft zu bieten hat, in einer Stadt zu kultivieren.


    :rcain:


    Was genau willst du uns damit sagen?

  • Ich glaube er meint, es ist besser alle möglichen sozialen Schichten in einer Stadt zu vereinen. Es ist nachhaltiger...was ja oft auch stimmt...


  • ...dass es kulturell (nicht unbedingt sozial) nachhaltiger ist, die große Spannweite, die eine Gesellschaft zu bieten hat, in einer Stadt zu kultivieren.


    Ganz Deutschland kulturell in einer Stadt zu bündeln klingt etwas nach Übereifer, es gibt ja durchaus große Unterschiede zwischen Nord, Süd, Ost und West. Was man meiner Meinung nach aber einstellen könnte, ist die Förderung wirtschaftlich und demographisch nicht selbstständig überlebensfähiger Regionen. Wandel zulassen (sprich Ab und Zuwanderung akzeptieren und dementsprechend planen) und vermehrt die wachsenden Zentren zu fördern.

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    1) Wer entscheidet, was überlebensfähig ist und was nicht?


    2) Was passiert, wenn eine solche Region sehr lange "überlebt"? Mobbing der Einwohner, damit die endlich abhauen?


    3) Konkretes Beispiel: Dessau-Roßlau: http://de.wikipedia.org/wiki/Dessau#Einwohnerentwicklung . Dort wohnen aktuell zwischen 70.000 und 80.000 Einwohner. Die wirtschaftliche Lage ist aber eher trübe und es wird deutlicher Schwund erwartet. Trotzdem werden noch lange Zeit einige zehntausend Menschen dort wohnen.


    Und nun? Was macht man denn Deiner Meinung nach? Noch mehr verfallen lassen und dadurch die Bewohner zum Wegzug animieren?


    Ich jedenfalls würde vielmehr für eine kontrollierte Schrumpfung plädieren. Das kostet zwar, dafür sehe ich aber unser Gemeinwesen durchaus in der Pflicht dies zu unterstützen. Ganz im Gegensatz übrigens zu irrwitzigen Prestigeförderprojekten, wie beispielsweise mit dem Vergügungspark am Nürburgring oder Cargolifter in Brandt geschehen.


    In der SZ vom letzten Samstag war eine Doppelseite zum Thema Bevölkerungsschwund enthalten, falls es jemanden interessiert. Dort wurde als Beispiel Wunsiedel angeführt. Wenn ich richtig informiert bin, dann sitzen dort heute noch die Reste der ehemals gar nicht so schlechten deutschen Keramikindustrie. Wer weiß, ob wir die irgendwann nochmal brauchen werden!? Ähnlich sieht es mit ländlichen Gegenden aus, in denen die Reste der deutschen Textilindustrie noch vorhanden sind. Limbach-Oberfrohna oder Großschönau zum Beispiel. Oder auch die Gegend um Albstadt, wenn es auch dort weniger dramatisch ist. Es gibt keine Garantie, dass wir ewig aus dem Ausland mit billigen Konsumgütern beliefert werden können. Z.B. dann, wenn wir im Gegenzug nicht mehr genug Autos exportieren können. Schon aus rein strategischen Interesse sollte man deshalb auch sehr ländliche Regionen, die noch solche Industrien haben, nicht ohne Not einem Spardiktat opfern. Keine Rasenmäherkürzung also. Insgesamt eine schwierige Sache.


    Ich bin übrigens sportbedingt v.a. in Baden-Württemberg und Bayern über viele Jahre in sehr vielen kleinen Dörfern auf dem Lande rumgekommen. Dort gibt es oftmals sehr gut gewachsene soziale Strukturen und eine hohe Lebensqualität. Von geringer Kriminalitätsrate ganz zu schweigen. Diese Strukturen sollten meiner Meinung nach unbedingt erhalten werden, auch wenn es deutlich aufwendiger ist, als wenn man sich nur noch auf große Städte konzentrierte.

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    3) Konkretes Beispiel: Dessau-Roßlau: http://de.wikipedia.org/wiki/Dessau#Einwohnerentwicklung . Dort wohnen aktuell zwischen 70.000 und 80.000 Einwohner. Die wirtschaftliche Lage ist aber eher trübe und es wird deutlicher Schwund erwartet. Trotzdem werden noch lange Zeit einige zehntausend Menschen dort wohnen.


    Und genau deswegen gibt es in Dessau einen kontrollierten Rückbau:
    Initiiert durch die IBA 2010 (Internationale Bauausstellung, die Projekte zum Stadtumbau in 19 Städten initiierte), die sich auf den Stadtumbau fokusiert hat, wurden dort Konzepte entwickelt, wie man eine Stadt kontrolliert zurückbauen kann, sodass die restliche Bevölkerung noch davon profitiert. Da jedoch nicht alle Eigentümer der abzureißenden Plattenbauten mitzogen, mussten sich die Verantwortlichen ein flexibleres Modell ausdenken, siehe Infos bei "Werkstatt Stadt"


    (Wir hatten die Projektverantwortliche der IBA in der Uni in einem Gastvortrag da, deswegen weiß ich darüber ein paar Sachen...)

  • @ Schwabenpfeil - der Cargolifter ist ein schlechtes Beispiel.
    Er ist vielleicht ein gutes beispiel für "technsich zu viel zu schnell wollen, betriebswirtschaftlich zu wenig rechnen" - man hätte dort etwas länger mit kleinem Team planen und dann erst später in Hallen und viele Mitarbeiter investieren sollen.
    Das Produkt wäre, wenn es das heute gäbe, ein Renner, da die 5MW + WKA sich damit problemlos in die Landschaft pflanzen liessen, während man mit LKW und Kran bei 3 MW vielerorts an die Grenze des machbaren kommt. Die 5-7,5 MW Anlagen sind optisch kaum von den 3 MW Anlagen zu unterscheiden (wenn sie nicht gerade direkt nebeneinander stehen9, liefer aber doppelt so viel Strom am gleichen Standort.

  • Auch wenn es total offtopic ist: Cargolifter hat ein paar Leute reich gemacht. Zwei davon kenne ich. Die Millionen, die Brandenburg dafür zugeschossen hat, hätte man sich sparen können. Dass das technisch eine tolle Sache hätte werden können steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben.

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    1) Wer entscheidet, was überlebensfähig ist und was nicht?


    das entscheidet die jüngere Generation und die stimmen mit den Füßen ab..


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    2) Was passiert, wenn eine solche Region sehr lange "überlebt"? Mobbing der Einwohner, damit die endlich abhauen?


    gehts vielleicht auch ne Nummer kleiner? Wer spricht hier von Mobbing?? Wenn eine Region sehr lange überlebt ist sie wohl überlebensfähig, verstehe nicht was diese Andeutung soll.. :confused:


    Was ich noch weniger verstehe ist, warum man unbedingt Leute dazu bringen will in isolierten Dörfern und Kleinstädten zu leben. Wir leben in einer globalisierten Welt, dass die Jungen daran teilhaben wollen ist nachvollziehbar und dass das in Röslau etc schwierig bis unmöglich ist, muss man eben mal eingestehen. Es ist also wenig verwunderlich wenn sich ein langfristiger Trend hin zum Leben in Ballungsräumen etabliert hat. Der wird sich auch nicht wieder einstellen. Wer trotz allem ländlich leben will dem bleiben (bsp München) in den Vororten von Freising bis Starnberg ja auch noch ausreichend Gelegenheiten und kann trotzdem auf die Infrastruktur der Großstadt zurückgreifen.


    Für Ortschaften wie Röslau wird das allerdings schwierig in Zukunft.

  • Also Landleben gibt es wirklich noch genug.


    Das Umland Münchens ist eh kaum besiedelt. Knappe 10 km. außerhalb des Marienplatzes findet man sich unter Bauernhöfen wieder.


    Die freie Wohnungswahl ermöglicht eben, dass viele Städte wie z.B. Hof schrumpfen und Städte wie München stark wachsen.


    Im Vergleich zu anderen Ländern fällt das Ganze hier in Deutschland aber eher moderat aus...

  • Das Phänomen der Verstädterung fällt bei uns zwar moderat aus, läuft aber
    den extremen Vertretern der "Neoromantik" völlig zuwieder.
    Diese Leute haben gedacht, dass nach der Stagnation der Landflucht eine
    Rückkehr zu ländlicher Lebensweise ohne Industrie mit Hilfe von Telearbeits-
    plätzen, Videokonferenzen eintritt. Jetzt ist die Empörung gross.

  • das entscheidet die jüngere Generation und die stimmen mit den Füßen ab..


    Es bleiben in besagten Beispielen, aber auf lange Zeit noch erhebliche Mengen von Leuten vor Ort. Z.B. weil es eben doch noch ein paar Unternehmen gibt, die an solchen Orten dauerhaft vorhanden sein werden. Trotzdessen schrumpft jedoch gleichzeitig die Bevölkerung.


    Wenn eine Region sehr lange überlebt ist sie wohl überlebensfähig, verstehe nicht was diese Andeutung soll.. :confused:


    Das wurde doch bereits ausführlich dargelegt.

  • Was ich noch weniger verstehe ist, warum man unbedingt Leute dazu bringen will in isolierten Dörfern und Kleinstädten zu leben. Wir leben in einer globalisierten Welt, dass die Jungen daran teilhaben wollen ist nachvollziehbar und dass das in Röslau etc schwierig bis unmöglich ist, muss man eben mal eingestehen. ..


    Ein erheblicher Teil der Menschen die aus ländlichen Regionen in einen Ballungsraum ziehen tut dies wegen des Arbeitsplatzes und nicht weil es ihnen im Dorf oder der Kleinstadt nicht mehr gefallen würde. In sofern ist es doch nicht abwegig wenn der Staat zumindest versucht auch dort ein ausreichendes Arbeitsplatzangebot zu fördern.


    Mir ist auch nicht klar welche Teilhabe an einer "globalisierten Welt" eine Großstadt bieten soll. Gebrauchsgüter und Kleidung aus Asien werden auch in die Provinz geliefert. Und den Weg zum Flughafen um in den Sommerurlaub zu fliegen können auch Menschen aus ländlichen Regionen bewältigen.


    Es gibt sogar elektrischen Strom und damit auch Fernseher, Telefon und Internet usw. auf dem Land.

  • Es gibt sogar elektrischen Strom und damit auch Fernseher, Telefon und Internet usw. auf dem Land.


    :rofl2:


    Das hat sich jetzt lustig gelesen...;)

  • Ein erheblicher Teil der Menschen die aus ländlichen Regionen in einen Ballungsraum ziehen tut dies wegen des Arbeitsplatzes und nicht weil es ihnen im Dorf oder der Kleinstadt nicht mehr gefallen würde.


    konkrete Zahlen dazu wären interessant, wieviele derer die in die Ballungsräume gezogen sind zurück in ihr Röslau wollen..


    Mir ist auch nicht klar welche Teilhabe an einer "globalisierten Welt" eine Großstadt bieten soll. Gebrauchsgüter und Kleidung aus Asien werden auch in die Provinz geliefert. Und den Weg zum Flughafen um in den Sommerurlaub zu fliegen können auch Menschen aus ländlichen Regionen bewältigen.


    die "globalisierte Welt" ist für manche eben mehr als billig Tshirts aus Bangladesh und Charterurlaub..

  • Ein erheblicher Teil der Menschen die aus ländlichen Regionen in einen Ballungsraum ziehen tut dies wegen des Arbeitsplatzes und nicht weil es ihnen im Dorf oder der Kleinstadt nicht mehr gefallen würde.


    Alle die ich kenne, die vom Land weg sind, egal ob jung oder alt, haben dies getan weil Ihnen Kultur- und Freizeitmöglichkeiten wie Theater, Kino, Konzerte, Museum, Restaurants, Bars, Schwimmbäder oder auch vielfältigere Einkaufsmöglichkeiten gefehlt haben. Da wird es ja auf dem Land Jahr für Jahr schlimmer, weil die Leute so doof sind und mit ihren Giftgasmobilen lieber dutzende Kilometer in die Stadt fahren, statt das mühsam aufgebaute, lokale Angebot zu unterstützen. Somit sind die meisten kleineren Umlandgemeinden mittlerweile nur noch Schlafstätte und Geisterstädte.
    Bezeichnend sind da die Bürgerproteste um in solchen gesellschaftlich verlorenen Nestern wenigstens wieder einen Supermarkt zu bekommen.

  • Ich komme ursprünglich aus einem Dorf in Hessen. Die Einwohnerzahl in der Großgemeinde hat in den letzten 20 Jahren um 10% abgenommen. Der Hauptgrund ist neben dem Geburtenrückgang sicherlich, dass in der Zeit fast alle Industriebetriebe im Dorf geschlossen wurden und es jetzt kaum noch Arbeitsplätze gibt. Der einzige Lichtblick ist ein gerade fertiggestellter Hotelneubau durch einen Milliardär aus der nächsten Kleinstadt.


    Die waldreiche hügelige Landschaft ist schön aber für Singles ist die Großstadt sicherlich attraktiver. Wobei das Dorf noch nahe genug an der nächsten Großstadt liegt um Samstag Abend schnell über die Autobahn hinzufegen. Schwimmbäder und Restaurants gibt es in jeder Kleinstadt. Bars und Diskotheken weniger.


    Wenn hier in Berlin nur Menschen wohnen würden die gern und häufig in Museen und Theater gehen wäre die Stadt recht leer. So kulturbeflissen sind die wenigsten. Die größere Auswahl an potentiellen Sexualpartnern die man theoretisch im Nachtleben kennenlernen könnte ist da, vor allem für Ungebundene, wohl interessanter.


    die "globalisierte Welt" ist für manche eben mehr als billig Tshirts aus Bangladesh und Charterurlaub..


    Mit Globalisierung verbinde ich hauptsächlich den Warenaustausch und nebenbei noch den Reiseverkehr und die beschleunigte internationale Medienberichterstattung.


    Was ist denn das "mehr" was du meinst? Welches es nur in der Großstadt gibt? Der höhere Migrantenanteil in den Großstädten ist wohl eher keine anziehende Attraktion für die deutsche Landbevölkerung.

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  • Das Phänomen der Verstädterung fällt bei uns zwar moderat aus, läuft aber
    den extremen Vertretern der "Neoromantik" völlig zuwieder.
    Diese Leute haben gedacht, dass nach der Stagnation der Landflucht eine
    Rückkehr zu ländlicher Lebensweise ohne Industrie mit Hilfe von Telearbeits-
    plätzen, Videokonferenzen eintritt. Jetzt ist die Empörung gross.


    Ja auch zu recht.