mit etwas nachdenken hättest du dir deine komische frage (hoffentlich) selbst beantworten können.
als plagwitz errichtet wurde, vergammelte deswegen nicht der rest der stadt, sondern sie profitierte davon. und die damals entstandenen fabriken lassen sich heute bestens als begehrte lofts, ateliers, büros etc. nachnutzen. die grünauer plattenbauten hingegen lassen sich höchstens noch zu kletterfelsen schreddern.
in einem punkt hast du allerdings recht: die umsiedlung zehntausender nach grünau war staatlich gelenkte zwangsbeglückung. die einen mussten aus ihren dem verfall preisgegebenen altbauwohnungen wegziehen, andere aus ihren dörfern, die den braunkohletagebauen geopfert wurden. gerade unter der dörflern waren einige darüber so happy, dass sie selbstmord begingen.
mag sein, dass die leute einfach zu doof dafür sind, die von dir beschriebenen qualitäten grünaus zu schätzen, oder dass sie ruchlosen fernsehfilmen zum opfer fallen. doch fakt is nun mal, dass die meisten menschen lieber höhere mieten in kauf nehmen, als dorthin zu ziehen. vielleicht liegt das aber auch daran, dass sie ihre autos lieber in tiefgaragen abstellen wollen, mal ein badfenster öffnen wollen, nicht mit der s-bahn in die nächste bar fahren wollen, ihre einkäufe nicht durch grünanlagen schleppen wollen, nicht jeden nagel mit der schlagbohrmaschine in die wand jagen wollen, nicht auf elektroleitungen und heizungsrohre an den wänden starren wollen, nicht in der gleichen wohnung wie die leute nebenan, obendrüber, untendrunter und gegenüber wohnen wollen - oder nicht in halbleeren häusern...
wie auch immer, heutzutage wird mit dem umzugswagen abgestimmt. und das ist gut so.
@lemonhist:
die wohnungsunternehmen werden erst recht nicht so doof sein, ihre wohnungen abzureißen, wenn es für sie bedarf gibt/geben würde. die prognosen deiner kristallkugel brauchen sie dafür sicher nicht. die hatte ja unter anderem auch schon ein verkehrschaos und wegzüge rund um den lindenauer markt (wegen kaufland und den neuen rb leipzig-trainingsplätzen) vorhergesagt. statt dessen entwickelt sich lindenau heute sogar besser als deine optimistischsten prognosen für grünau.
die gründe dafür hatte ich bereits genannt: lindenau liegt zentraler und dennoch näher am auenwald, die bausubstanz ist solider, die wohnungen weisen individuellere grundrisse auf - und die mieten sind trotzdem nicht signifikant höher als in einem grünauer elfgeschosser.
es ist schön, dass die stadt endlich wieder von innen nach außen wächst. und es ist gut, dass dadurch zeit gewonnen wird, durch abrisse, sanierungen und neubauten aus grünau endlich im nachhinein so etwas ähnliches wie einen intakten stadtteil zu schaffen. dieses ziel zu erreichen erscheint mir weitaus wichtiger, als hier über die punktgenaue anzahl der dafür notwendigen abrisse zu diskutieren. auch darüber wird letztlich der wohnungsmarkt entscheiden.