Jüdisches Museum - Erweiterung, Umbau und Sanierung (realisiert)

  • Walter Gropius Fanclub duldet keine Widerrede

    Wobei ich nicht einmal von kistenstapelnden Mainstream sprechen würde, sondern von abgeschiedenen Elfenbeinturm-Denken. Der BDA hat sich zu einem Bauhaus-Lobbyisten-Verein entwickelt. Das hat mit Avantgarde nichts mehr zu tun, sondern ist reine Vereinsmeierei in einem selbsternannten Walter-Gropius-Fanclub (den ich übrigens auch sehr schätze), der höchstens kleine Änderungen mit Fensterversatz und kubistische Anlehnungen als akzeptabel erachtet.


    Ich habe nichts gegen eine intellektuelle Architektur-Vertretung, die sich mit der Moderne beschäftigt, aber wo sind die internen Grundsatzdebatten, die mal eine Weiterentwicklung ermöglichen würde? Der BDA greift nicht auf, er referenziert sich selber und beansprucht eine objektive Wahrnehmung ausschließlich für sich selbst. So entstehen Wettbewerbe, die keine sind, sondern implizite Absprachen, offensichtliche Mauscheleien und verzerrende Vetternwirtschaft. Das Zentrum der deutschen Architektur schlägt somit eindeutig in Berlin, bei der jede Widerrede zwecklos ist. Mit Demokratieverständnis, Pluralismus oder Individualismus hat das Ganze NICHTS mehr zu tun.

  • Für die ziemlich steile These in Deinem zweitletzten Satz sehe ich keine Belege, Golden Age. Der Sitz der Bundesgeschäftsstelle des BDA definiert nicht den Mittelpunkt. Sonst hätte sich dieser bis Anfang der 1990er in Bonn befinden müssen, dem früheren Sitz, was wohl niemand behaupten wird. Präsident des BDA ist übrigens Michael Frielinghaus und der ist Hesse, aus Friedberg. Auch der Vorsitzende des hiesigen Preisgerichts stammt nicht aus dem Osten. Max Dudler ist Zürcher.


    Dass am Wettbewerb auffällig viele Berliner Architekten teilgenommen haben, liegt selbstredend an zahlreichen Bewerbungen aus dieser Stadt (hier die Modalitäten). Ohne Zweifel gibt es dort viele Büros, für die die Aussicht auf das Preisgeld und den auf 16 Millionen Euro gedeckelten Auftragswert Anreiz genug sind. Dagegen mag das für einige Frankfurter Büros ein zu kleiner Fisch sein, zu wenig lukrativ, dafür zu viel Ärger und Schwierigkeiten zu erwarten.


    Dabei ist es sicher sehr zu bedauern, dass kaum Büros mit Ortskunde und -bindung teilgenommen haben. Bestimmt eine der Hauptursachen für das dürftige Ergebnis des Wettbewerbs, in dem das Preisgericht bekanntlich keinen Entwurf für würdig befand, mit einem ersten Preis ausgezeichnet zu werden.


    RMA: Es gibt natürlich auch Architektenkammern, öffentlich-rechtliche Körperschaften mit Pflichtmitgliedern. Umgekehrt existieren Berufsverbände auch für andere Freie Berufe, in Deinem Beispielfall etwa der Hartmannbund.

  • Die heutige FAZ greift den Wettbewerb für das Jüdische Museum noch einmal auf und nimmt ihn zum Anlass einer etwas ausführlicheren Kritik. Der Titel "Architektur der mittleren Tonlage" gibt die Stimmungsrichtung an.


    Der Autor Matthias Alexander bezeichnet die Siegereingaben als nicht "besonders interessante", "konventionelle Entwürfe" mit "ruhiger Formsprache". Die größten Schwrierigkeiten stellten seiner Meinung die in ihrer "ästhetischen Zerrissenheit typische Frankfurter Situation" des "städtebaulich schwierigen Grundstücks" dar, beispielsweise durch die "Konkurrenz" zum "banalen Großblock" der Städtischen Bühnen im Norden. Das mindestens gleichgewichtige strikte Kostenlimit sowie die komplexen Wettbewerbsvorgaben zu Nutzungkennziffern und der Funktionalität, lässt Alexander unerwähnt.


    Die drei Siegerentwürfe beschreibt er anschließend kurz und bedauert das Ausscheiden des "äußerlich städtebaulich wie architektonisch gelungensten", "sehr entspannten Entwurfs" von Diener und Diener aus Basel. Der Artikel zeigt ferner Bilder der Teilnehmer Kiessler und Partner, Leeser Architecture und eben Diener und Diener - allesamt auch hier im Forum bereits zu sehen.


    P.S.: Der Artikel ist jetzt online.

    Einmal editiert, zuletzt von epizentrum () aus folgendem Grund: P.S.

  • Formensprache

    Ich frage mich bei all den Entwürfen, warum die Formensprache so schwach ist. Warum ist sie nicht etwas mehr beseelt von passenden Formen und Symbolen. Es muss nicht immer ein Raster von Davidssternen sein, um anzudeuten, dass es um etwas Jüdisches hinter der Schmuckfassade geht. Die Münchner Synagoge halte ich schon für sehr gelungen; mit seiner Erinnerung an die Klagemauer in Jerusalem. Aber es geht noch mehr. Was ist bspw. mit den sieben Armen des Chanukka-Leuchters oder mit den 12 Toren Jerusalems? Warum beschäftigen sich die Architekten nicht auch damit, also nicht nur mit sich selbst?

  • Warum beschäftigen sich die Architekten nicht auch damit, also nicht nur mit sich selbst?


    Jetzt näherst Du dich dem eigentlichen Problem.


    Der Architekt versucht in der Mehrzahl der Wettbewerbsbeiträge nicht, die Funktion optimal zu erfüllen oder dem Kunden, also dem jüdischen Museum, etwas zu bieten, womit dieses eine Repräsentationsfunktion erfüllen kann, sondern er will eine Landmarke setzen - und das mit einem dafür zu knappen Budget und ohne dass ihn dazu jemand aufgefordert hätte. Vielleicht weil er keinen konkreten Auftrag verstanden hat.


    Möglicherweise war die Vorgabe des Wettbewerbs auch zu ungenau, zu sehr in den Regeln von Ausschreibungstexten gefangen, als dass man "rübergebracht" hätte, was eigentlich die Absicht des Bauherrn bei seinem Erweiterungsbau sein soll.


    Im IT-Umfeld gibt es dieses Problem ja auch, dass der Kunde statt mit einer Anforderung mit einem Wunschzettel ankommt. Und dann beginnt ein Gespräch, in dem eigentlich immer wieder die gleiche Frage gestellt werden muss: "Ich habe verstanden, dass Sie die und das, in dieser und jener Form und mit genau dieser Funktionsweise haben wollen - Was passt noch nicht?"


    Und die ganzen Entwurfsmodelle, Protoypen, Pflichtenhefte, dienen doch nur dazu, dass der Kunde seine unscharfe Vorstellung, was er eigentlich haben will, so konkret ausformuliert, dass man sie eine Stufe weiter umsetzen kann.


    Und die ganzen Modelle und Visualisierungen sind, vieleicht, auch nur dafür wichtig, dass der Kunde - was viel einfacher ist - daran formulieren kann, was er nicht haben will. Denn das sehen wir auch hier im Forum immer wieder: "So nicht!" ist schnell gesagt, "Mach es so!" ist viel schwerer - vielleicht braucht der eine oder andere Architekt ja nur eine klare Aussage, was an seinem Entwurf nicht gut war, um dann einen besseren abzuliefern. Das immer wieder zu machen, ist dann seine Aufgabe auf dem Weg zum guten Entwurf.

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    Xalinai: das wäre schön, wenn sich der "Kunde" an den Entwürfen orientiert und genauer formuliert, was er haben möchte.


    Jedoch wäre es doch sicher besser, wenn Formensprache, Skulpturalität, Zitate und Symbolik der Grundgedanke eines Entwurfs sind. Wenn man damit beginnt, wird klar, was der Architekt mit dem Gebäude sagen möchte, statt hinterher nur hier und da ein paar Wände und Öffnungen zu verändern.
    Bei den vorgelegten Entwürfen, sind fast nur Baukörper produziert worden.


    Auch wenn nicht jeder die Mäcklerische Formensprache mag, so sind seine Entwürfe doch oft recht skulptural ausgefallen. Und Mäckler ist nicht das einzige Beispiel.

  • So langsam wird das zwar o. T. aber ich wage mal eine steile These: ich habe das Gefühl, dass sich gerade größere Architekten mittlerweile in hohem Maße von einem Marketinggedanken beeinflussen lassen. Wie bewusst das geschiet sei mal dahingestellt, aber man versucht mit der Architektur vor allem eine Marke zu schaffen, die Wiedererkennbarkeit und ein bestimmtes Image und Markenversprechen transportiert. Als Beispiel: Gebäude von Frank Gehry erkennt man egal wo sie stehen. Man bekommt unkonventionelle Architektur mit Show-Effekt. Wenn ein Architekt seinen Entwurf aber vorranging an seinem eigenen Markengedanken orientiert, muss er natürlich den Ortsgedanken vernachlässigen. Solche Architektur orientiert sich dann eben nicht daran, ob sie in die Umgebung oder eine Region passt. Sicher gibt es da Außnahmen, Mäckler würde ich dazu zählen, der es auch häufig geschafft hat beides zu verbinden.

  • Staab siegt

    Die Stadt und das Jüdische Museum gaben heute auf einem Pressetermin den Sieger der Überarbeitungsrunde bekannt. Es sind Staab Architekten aus Berlin. Geändert wurde neben einer langen Liste von Kleinigkeiten vor allem das Innenkonzept und die Verbindung zwischen Alt und Neu, die es vorher quasi nicht gab. Jetzt entsteht in einem dritten Baukörper ein Halbgeschoss als Verbindung. Vor dem eigentlichen Bericht vom Termin nachfolgend die Außenvisualisierung des überarbeiteten Entwurfs: (Klicken für hohe Auflösung)



    Bild: Staab Architekten / Stadt Frankfurt am Main

  • Pressetermin

    Im Pressetermin berichtete Andreas Schröder von der städtischen MuseumsBausteine GmbH vom Verfahren und der Entscheidungsfindung. Die drei Büros, die letztes Jahr als 2. bzw. 3. Sieger hervorgegangen waren, hatten 2,5 Monate Zeit zur Überarbeitung ihrer Entwürfe. Sie hätten sich allesamt große Mühe gegeben, die jeweils umfangreiche Liste umzusetzen. Nach Gremientreffen im April und Mai fiel letzte Woche die endgültige Entscheidung.


    Wie oben geschrieben, hat sich beim Staab-Entwurf sowohl im Inneren als auch in der Verbindung zwischen Alt- und Neubau am meisten getan. Die Außenansicht - für die Foristen sicherlich am Interessantesten - bleibt im Wesentlichen bestehen. Mit den Worten der Beteiligten:


    Die Oberflächen des Erweiterungsbaus und des Sockelgeschosses werden von hellem geschliffenem Sichtbeton umschlossen, die sich in ihrer Farbigkeit an den Putzfassaden der bestehenden Villen anlehnt und auf diese Weise die Zusammengehörigkeit der Häuser lesbar macht. Diese Sichtbetonhülle wird von großzügigen Verglasungen durchbrochen.


    Der Entwurf nehme laut Dezernent Cunitz Rücksicht auf die Grünanlagen und auf die Umgebungsbebauung, und er biete große museologische Möglichkeiten. Die Hofstraße sei derzeit "nicht gerade der attraktivste Ort Frankfurts". Sie habe die Architekten vor große Herausforderungen gestellt. Gleichwohl seien dies nur einzelne Kriterien von vielen gewesen, die zur Entscheidung führten. Darunter: Sicherheitsanforderungen, Barrierefreiheit, Details der Sanierung des Bestandsbaus et cetera, auch Dinge wie die Alterung des Neubaus. Nach Abwägung aller Aspekte sei es am Ende der moderne Entwurf geworden, der sicherlich auch zu kontroversen Diskussionen führen wird. Er werde aber definitiv seinen "Beitrag zur Frankfurter Baukultur" leisten. Insgesamt habe der Staabsche Entwurf eine "unaufdringliche Eigenständigkeit" und dominiere den Bestandsbau und die Umgebung nicht. Er wolle nicht auf "Biegen und Brechen" extravagant sein.


    Weitere Optimierungen würden jetzt im Verlauf der weiteren Planungsverfeinerungen erarbeitet. Ingenieursleistungen befänden sich bereits in der Ausschreinbung oder würden vorbereitet. Das ganze Projekt steht freilich noch unter dem Vorbehalt der positiven Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung. Womit sich auch die Frage der aktualisierten Kosten stellt. Zur Erinnerung: Die Architekten mussten sich einem Deckel von 16 Mio. Euro unterwerfen (reine Baukosten). Das geplante Gesamtbudget betrage jetzt ca. 50 Mio. Euro, davon 20-22 Mio. Euro für die reinen Nettobaukosten inklusive der Sanierungsarbeiten und der Technik. Hinzukommen die Kosten für die Museologie, die Gestaltung der Außenanlagen, Nebenkosten, Puffer et cetera und nicht zuletzt die Mehrwertsteuer. Auch die Museographie für das Museum Judengasse sei Bestandteils des Gesamtbudgets. Ein Puffer für Aufwände im Rahmen weiterer archäologischer Funde sei im Budget ebenfalls enthalten. Trotz der ersten Grabungen vor 2-3 Jahren wisse man nicht, was man sonst noch im Boden finden werde.


    Eröffnen wolle man den neuen Museumsteil etwa im Frühjahr 2017, den Altbau etwa ein halbes Jahr später. Die reine Bauzeit sei mit 20-24 Monaten veranschlagt. Die Sanierung des Rothschild-Palais wolle man ca. 4-6 Monate nach den Arbeiten am Neubau beginnen, sodass das Museum von 2015 bis Frühjahr 2017 geschlossen sein wird.


    Prof. Raphael Gross betonte, welche entscheidende Veränderung das Vorhaben für sein Haus bedeute. Er hoffe auf und rechne mit wachsenden Besucherzahlen und Bedeutung in der Landschaft jüdischer Museen. Allein der Umzug des Haupteingangs von der "steilen Treppe am schmalen Bürgersteig" zum Eingang durch die Wallanlagen mit dem großzügigen Foyer hinter der Glasecke sei ein wichtiges Detail. Der Neubau hebe das Palais hervor, das er als das "größte Exponat des Museums" bezeichnete. Auch mit der Vergrößerung der Dauerausstellung von 600 qm auf 1.000 qm und der Wechselausstellungsfläche von 250 auf 600 qm sei eine Neupositionierung des Museums möglich. Neben dem Familie-Frank-Zentrum wolle sich das Museum zukünftig auch mit den Juden-Deportationen vor und nach 1939 widmen. Das sei bisher nicht möglich gewesen.


    Nachfolgend weitere Visualisierungen. Zunächst die Innenansicht des Eingangsbereichs mit Blick zur tieferliegenden Altbauverbindung sowie der darüber liegenden Terrasse für das Café:



    Die Grundrisse des Erdgeschosses und des 1. OG finden sich hier und dort. Die Fassade zur Hofstraße hin:



    Im Schnitt mit Blick von Osten kann man die Verbindung gut erkennen:



    Der Lageplan gibt einen guten Eindruck über die Bebauung:



    Bilder: Staab Architekten / Stadt Frankfurt am Main

    2 Mal editiert, zuletzt von epizentrum ()

  • Mit Graffiti und einem grauen Feinstaubschleier sieht das in einem Jahr nicht mehr ganz so schön aus.


    Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig sich Architekten mit der Alterungsqualität ihrer Bauten, in einem städtischen Umfeld, auseinander setzen.

    2 Mal editiert, zuletzt von frank353 () aus folgendem Grund: Rechtschreibung und Syntax

  • Das war auch mein erster Gedanke. Eine schöne Fläche für UF97-Graffitis. Aber was soll man bei so unterirdischer, typisch deutscher Intellektuellen-Architektur auch erwarten? Schon die Tatsache, dass die Oberfläche Sichtbeton wird, erübrigt jegliche weitere Diskussion hinsichtlich etwaiger Qualitäten. In der Altstadt verschwinden die Bausünden des Brutalismus, hier errichtet man eine Neue. Der Mensch ist offenbar nicht lernfähig.

  • Bei allen Vorbehalten zu Sichtbeton muss erwähnt werden, dass dieser hier glatt geschliffen werden soll und anscheinend fugenfrei bleiben wird. Die Holzmaserungen und breiten Fugen der echten Brutalismus-Vertreter bleiben uns somit erspart. Zudem entsteht ein Vertreter des Dekonstruktivismus in der Innenstadt, wenn auch ein Zaghafter.


    Zur Architektur gehören auch die Funktionalität, die Innengestaltung, Blickachsen, Lichtgestaltung (inkl. Tageslicht), Proportionen, die vielzitierte Aufenthaltsqualität außen und innen und vieles mehr. Bei alldem hat der Entwurf einiges zu bieten, finde ich.


    Visualisierungen der beiden Mitbewerber gibt es ebenfalls. Nachfolgend zwei davon, nämlich jeweils die wichtige Ansicht von Westen her. Gerkan Marg und Partner:



    Bild: GMP Gerkan Marg und Partner / Stadt Frankfurt


    Töpfer Bertuleit:



    Bild: Töpfer Bertuleit / Stadt Frankfurt

  • Auch wenn die meisten der hier formulierten Punkte weiter Bestand haben - die Entwürfe der beiden anderen Büros gehen noch weniger. Wenn wenigstens ein angemessenes Material für die Fassade verwendet würde... Gab es denn beim Pressetermin irgendwelche Signale, dass vom vorgeschlagenen Sichtbeton noch abgerückt werden könnte? Naturstein würde die sich ohnehin abzeichnende Kostenexplosion wohl kaum wesentlich verschlimmern, zumal ein zweischaliger Wandaufbau mit Kerndämmung alles andere als kostendämpfend sein dürfte.

  • Gab es denn beim Pressetermin irgendwelche Signale, dass vom vorgeschlagenen Sichtbeton noch abgerückt werden könnte?


    Nein. Das Zitat oben (aus dem Pressetext) fiel mehr oder weniger abgewandelt auch im Vortrag. Die farbliche Nähe des feingeschliffenen Sichtbetons zum Putz am Rothschild-Palais - und damit das Zeichen der Zugehörigkeit vom Neu- zum Altbau - wurde extra betont.

  • Es ist furchtbar. Ein jüdisches Museum hätte mehr verdient. Muss das denn so grau, finster und klotzig sein? Was versuchen Architekten mit sowas eigentlich rüberzubringen? Und warum lässt die Stadt Frankfurt sowas zu? Man hätte sich am historischen Nachbargebäude orientieren müssen.

  • Ja, schrecklich! Ich habe schon jetzt die dunklen Streifen vor Augen, die durch herunterlaufendes Regenwasser verursacht werden. Die Betonwände werden schon nach kurzer Zeit, da können sie feingeschliffen (soll sich vermutlich gut anhören) oder rauh sein, schäbig aussehen, so ist leider meine Befürchtung. Bei Häusern ohne Dachüberstand ist das immer ein Problem, das sollte eigentlich jeder Architekt und jeder Bauherr wissen.


    Auch die Gesamtwirkung des Entwurfs ist für mich nicht besser. Man könnte den Eindruck gewinnen, es handele sich um einen Bunker, in den nachträglich Öffnungen geschnitten wurden. Wobei die Fenster in der gezeigten Art und Weise mit der enormen Scheibengröße vermutlich gar nicht zu verwirklichen sind.

  • Gutes Ergebnis, vor allem wenn man bedenkt, was für Brüller im Wettbewerb dabei waren!


    Sichtbeton ist in Frankfurt nicht eben überrepräsentiert, ich mag gut gemachten Brutalismus eigentlich sehr - so lange er nicht mitten in der Altstadt steht.


    Wegen des Regenwassers sollte man sich mal nicht zu viele Gedenken machen - wer "feingeschliffenen" und hellen Beton verspricht, wird sicher in der Lage sein, eine Nano-Beschichtung a la "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" aufzubringen.

  • Der Bau steht zwar nicht inmitten der Altstadt, aber hinter dem klassizistischen Rothschild-Palais und inmitten eines englischen Landschaftsparks, besser bekannt als Untermainanlage. Überhaupt frage ich mich, wie der Entwurf mit dem Wallservitut vereinbar ist, der Töpfer Bertuleit-Entwurf hatte wenigstens in dieser Hinsicht noch einen integrativen Ansatz.


    P.S.: Nanobeschichtungen müssen regelmäßig erneuert werden – eine armselige Krückenlösung. Überhaupt sollte man das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ lieber nicht als Paradebeispiel für das Bauen mit Beton nennen, bedenkt man die Schäden, die das jetzt schon wieder aufweist. Aber wie schon gesagt, man ist ja nicht lernfähig.

  • Die Risse haben ja wohl nichts mit der Beschichtung zu tun...


    Das Wallservitut wurde (nicht nur) für kulturelle Bauten immer wieder gebrochen, dieses Argument sollte man nicht aus der Schublade ziehen, wenn eine Jury sich am Ende für etwas entschieden hat, dass dem einen oder anderen aus rein geschmacklichen Gründen nicht gefällt.


    Der Neubau geht meiner Meinung nach sehr defensiv mit seiner Nachbarschaft um, da waren aber wirklich ganz andere Vorschläge dabei.