Jüdisches Museum - Erweiterung, Umbau und Sanierung (realisiert)

  • Beim Ansehen der Außenansichten der drei bestplatzierten Entwürfe ergeht es mir wie den Vorbeitragsschreibern. Eine optische Bereicherung für Frankfurt wird es hier anscheinend nicht geben.


    Der 3. Preis von Gerkan, Marg und Partner (gmp) gefällt mir noch am besten, es sei denn die Fassade besteht tatsächlich - wie von Schmittchen vermutet - aus Sichtbeton. Das wäre entsetzlich. Mit einem anderen Fassadenmaterial, vielleicht in Richtung Maintor schauend, könnte ich mir den Erweiterungsbau so ganz gut vorstellen. In Frankfurt ragen halt manchmal höhere Gebäude im Hintergrund empor, das hat auch seine Reize.


    Ich frage mich bei diesem Projekt wieder einmal, weshalb Neubauten immer einen Kontrast zum Bestand darstellen müssen. Warum kann nicht mal passend dazu gebaut werden? Ich hätte nichts dagegen. Das Wort "Kontrast" ist langsam schon ohne Begründung als Argument verwendbar, warum auch immer.

  • A/NM/A Angence nicolas Michelin & Associés hat auch was, wirkt wie ein Schmuckstück in der Untermainanlage, und verneigt sich wortwörtlich vor dem Altbau. Ansonsten wie Beggi: warum immer der größtmögliche Kontrast? Ist es es auf eine bizarr-akademische Weise „cool“, einen möglichst abgehobenen Entwurf abzuliefern? Bzw. das Gegenteil, nicht-egomanischen Städtebau zu betreiben?

  • Wenn man sich diese ganzen Entwürfe so ansieht, von denen m.E. keiner so richtig zu überzeugen vermag, so stellt sich mir mal wieder die Frage, welch unglaubliche Arroganz die heutigen Architekten haben müssen, um solche Vorschläge abzuliefern. Allein für sich genommen und ohne Bezugnahme auf den historischen Nachbarn sind die Entwürfe ja durchaus kreativ und durchaus interessant. Hier geht es aber um einen Anbau bzw Erweiterungsbau eines schönen klassizistischen Gebäudes. Dies scheint irgendwie keinen der sogenannten Baukünstler zu interessieren. Anstatt das eigene Ego und den eigenen Enwurf mal bewusst zurückzunehmen und etwas zu planen, das dem historischen Vorbau angenähert ist, wird mal wieder munter drauflos entworfen, getreu nach dem Motto der eigenen Selbstverwirklichung.


    Was ich damit sagen will bzw was mich mittlerweile dabei einfach maßlos ärgert, ist diese völlige Außerachtlassung dessen, was eventuell die Bürger haben wollen könnten - dasselbe Thema haben wir ja auch bei der Altstadt. Und das meine ich mit Arroganz: ich habe immer mehr den Eindruck, dass die meisten Architekten nicht für uns (also Bürger, Öffentlichkeit, harmonische Stadt etc.) bauen, sondern nur für sich und ihr eigenenes Ego. Ich würde mir wünschen, dass da mal eine Art Umerziehungsprozess in Gang gesetzt wird.

    Einmal editiert, zuletzt von marty-ffm () aus folgendem Grund: Wording

  • Einige Entwürfe sehen aus wie die Wiederauferstehung des Betonmonsters vom Historischen Museum. Ein echtes Highlight ist meiner Meinung nach nicht dabei. Die einzigen Entwürfe, die einigermassen mit dem Altbau harmonieren sind Diener & Diener und Gerkan, Marg und Partner, wobei mir der letztgenannte deutlich besser gefällt

  • Das Bauen von Museen ist eine gar nicht so einfache Aufgabe, wie es scheint.


    • Der Auftraggeber hat Bauvolumen und Ausstellungsfläche vorgegeben
    • Der Kostenrahmen ist meist eng
    • Die Nutzung verbietet eigentlich große Fensterflächen aus Normalglas, starke Tönung oder Metallisierung zum UV-Schutz erhöhen die Kosten
    • Ein architektonisches Highlight für's eigene Ego und Image soll's sein
    • Und nebenbei soll es sich auch noch an seine Umgebung anpassen


    Die Vorschläge, die hier ein positives Echo finden verstoßen zumeist gegen Punkt 3. Wenn man Fenster einbaut, geht das zu Lasten der Baukosten uder zu Lasten des nutzbaren Raumes, weil dann innen Lichtschutz gebaut werden muss. Im Extremfall wird wie im MAK die ganze Gebäudestruktur und das architektonische Konzept verhunzt, wenn das Gebäude seinem geplanten Zweck zugeführt werden soll.


    Dass bei diesen Anforderungen meist fensterlose Bunker entstehen ist aber logisch, was sich auch am Neubau des Historischen Museums zeigt - die Gucklöcher haben ja auch schon genug Kritik ausgelöst.


    Was mir als Lösungsansatz einfällt, wären (verglaste) Scheinfenster zur Gliederung einer weitgehend fensterlosen Fassade, mit eingestreuten echten Fenstern im gleichen Format an Funktionsräumen, Fluchtwegen, Büros und Café. Die Fassade kann dann die Struktur des Altbaus (Etagenhöhen, Fensterraster) aufnehmen, ohne dabei im Innern an das außen sichtbare Fensterraster gebunden zu sein.

  • Ich bin völlig fassungslos. Bei so extrem hässlichen Entwürfen kann ich einfach nicht mehr sachlich bleiben. Als Architekt muss man sich doch schämen so einen Sc***ß abzuliefern. Wie kann man denn bitte neben eine so schönes Gebäude so völlig unpassenden Dreck hinstellen wollen???


    Völlig unverständlich ist mir, dass Architekten nicht aus Bausünden der Vergangenheit lernen. Es ist doch ein Armutszeugnis für jeden modernen Architekten wenn ein Großteil der Bevölkerung die Bauten, die vor über 100 Jahren oder noch länger entstanden sind, deutlich schöner findet und sich den Abriss moderne Gebäude wünscht. Oder gar wie im Altstadtprojekt Gebäude im alten Stil aufstehen zu lassen. Weiter verstehe ich nicht, wie die Stadt für sehr viel Geld solche Schandflecke beseitigt, um dann ein paar hundert Meter weiter noch hässliche Nachfolger bauen zu lassen.


    Und wieso soll man in ein Museum keine Fenster einbauen? Wieso darf gerade ein jüdisches Museum nicht mit Licht geflutet werden? Auch als Nichtjude weiß ich, dass das Judentum mehr ist, als die düstere Zeit im 2. Weltkrieg die es erlebt hat - und deswegen kann auch das Gebäude Innen und Außen gerne freundlich und einladend sein. Ferner bin ich weder Vampir noch Höhlenmensch und freue mich, wenn Exponante im Sonnenlicht strahlen.


    Ich glaube ich habe noch nie einen Archtikturwetterbewerb erlebt, bei dem jedes Ergebnis schlechter ist als das andere. Als Auftraggeber hätte ich den Ausruf eines Siegers verweigert, alle nochmal komplett neue Entwürfe erarbeiten lassen und jeden teilnehmenden Architekten wegen Schmerzensgeld verklagt, weil man sich so potthässlichen Entwürfe antun musste.

  • Der töpfer.bertuleit.architekten Entwurf ist meiner Meinung nach gar nicht so schlecht und könnte mit Verbesserungen durchgewunken werden.


    Ich finde er findet einen passablen Übergang von der Rückseite des Theaters zum Rothschild-Palais. Zugegeben, keine leichte Aufgabe.


    Ich denke, dass bei der belasteten Thematik Jüdisches Museum mit Schwerpunkt auf die Anne Frank Familie, keine harmonischen Entwürfe gefragt waren.


    Wenn man sich das Gebäude des Jüdischen Museums in Berlin ansieht, können wir mit den Entwürfen noch froh sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist.


    Anleihen an den Libeskind-Bau sind bei einigen Entwürfen nicht von der Hnd zu weisen.

  • mir gefallen die entwürfe ganz gut. gerade weil sie sich nicht am altbau orientieren, und etwas eigenes darstellen. keine zwanghafte harmonie erzeugen wollen. um die es ja nicht wirklich gehen sollte bei der thematik. besonders der von A/NM/A Angence nicolas Michelin & Associés, Paris.

  • Der Entwurf von "A/NM/A Angence nicolas Michelin & Associés, Paris" gefällt mir auch ganz gut. Er findet meiner Meinung nach die richtige Balance zwischen einem eigenständigen Ausdrucksstil und einer gewissen Rücksichtsnahme auf die benachbarten Altbauten. Allerdings kann man sich natürlich nie sicher sein, wie stark die Visualisierung tatsächlich dem Endergebnis entsprechen würde. Ich hätte das auch ganze gern aus anderen Perspektiven betrachtet.

  • Es ist doch immer gleich: Je mehr etwas dagegen auszusetzen haben, desto eher fühlt sich der Architekt bestätigt. Er wird voll Genuss vielleicht das ein oder andere Kommentar hier lesen und sich noch mehr wie ein Künstler fühlen, ja er muss ein Picasso sein. So ist sie eben, die "Moderne". Es scheint, dass erst wenn wir müde sind uns darüber aufzuregen (was gewiss nicht mehr lange dauert), wird der moderne Architekt bereit sein etwas an seiner Arbeit zu ändern.

  • @#28


    Jüdische Geschichte ist ein bisschen mehr als die Jahre 1933–45, gerade in Frankfurt am Main. Die ältesten Geschichtszeugnisse dieser Stadt sowohl baulicher als auch schriftlicher Natur (sieht man mal von den Kaiserurkunden ab) sind ganz überwiegend jüdisch. Reflexartig jüdische Geschichte mit deutscher Schuld zu verbinden ist zwar typisch deutsch – das merkt man spätestens, wenn man mal im Ausland war – aber im Bezug auf Geschichte auch ein ziemlich eingeengter Blick.


    Und im Jahre 2012 brauche ich als 1982 Geborener auch keine Gebäude mehr, die in ihrer Disharmonie nicht nur das Stadtbild verschandeln, sondern in einer absurden Logik an die Sünden unserer Groß- und bald Urgroßväter erinnern sollen. In dieser Hinsicht wurde und wird in Deutschland auch immateriell genug geleistet. Jeder, der irgendeinen Schulabschluss hat, ist darüber aufgeklärt.

  • RMA


    es ist mir als 1963 geborenen durchaus klar, dass jüdische geschichte mehr umfasst als die von dir beschriebene zeit. trotzdem danke für die belehrung.
    ich finde es jedenfalls sehr erstrebenswert wenn architektur auch in ihrer äusseren form eine aussage trifft und sich nicht beliebig anpasst.


    frank353
    in berlin sind wir mit unserem jüdischen museum, dass sich ganz bewusst vom barocken altbau daneben abgrenzt ausgesprochen zufrieden.

  • Wenn man sich die Synagogen und jüdischen Museumsbauten der letzten zehn Jahre in Deutschland ansieht so ist das Ergebnis des Wettbewerbs nicht verwunderlich. Hier einige Beispiele:


    Ulm 2012


    Hannover 2011


    Mainz 2010


    Bochum 2008


    Gelsenkirchen 2007


    München 2006


    Dresden 2001


    Warum es fast immer ein bunkerartiger Kubus mit kleinen Lichteinlässen sein muss erschließt sich mir nicht. Die Düsternis der Architektur als wohlig schaurige Reminiszenz an die Shoah oder Gründe die aus der traditionellen religiösen Geschichte stammen? Das erschließt sich mir nicht ganz...

  • Akademix


    warum sollte es denn etwas sein, dass wie eine katholische oder evangelische kirche aussieht???
    eine moschee sieht ja auch völlig anders aus. ich finde es sehr gut, dass sich die art und weise wie synagogen gebaut werden endlich auf etwas eigenes besinnt. und nicht auf das was ihnen von aussen aufgezwungen wurde wie synagogen im 19ten jahrhundert die man auch mit kirchen hätte verwechseln können.

  • Gehört vielleicht nicht direkt hierher, aber die Synagoge in Mainz sieht zumindest auf dem Bild klasse aus, die anderren finde ich auch eher zu krass (sollen wahrscheinlich den Bruch in der Geschichte nach dem Holocaust versinnbildlichen).

  • @ARCADIEN:


    Mit Geschichte hast du nicht viel am Hut, oder? Die Synagogen des 19. Jahrhunderts sahen nicht durch irgendwen aufgezwungen wie Kirchen aus, sondern waren Ausdruck eines im Zuge der Französischen Revolution aus den Ghettos freigekommenen und bald darauf zu gleichwertigen Bürgern gewordenen Judentums, das nun Teil dieser bürgerlichen Gesellschaft sein wollte (und ja, wieder gerade in Frankfurt am Main, auch war).


    Abgesehen davon haben die meisten vor 1933 errichteten Synagogen, je nach liberalerer oder konservativerer Strömung, die die jeweilige Gemeinde vertrat, immer jene zwischen byzantinisch und nahöstlich changierenden Elemente aufgegriffen, die bereits klassische Synagogen der Zeit vor 1800 aufwiesen.

  • Noch mehr offtopic:

    die Synagoge in Mainz sieht zumindest auf dem Bild klasse aus

    Das finde ich auch, sie passt glücklicherweise nicht in die Reihe der eher bunkeresken Bauwerke, die hier (wie ich finde zurecht) kritisiert werden. Bezüglich der Mainzer Synagoge kann ich auf eine kleine Bilderserie dazu verweisen die zeigt, wie so ein Gebäude modern, interessant und offen zugleich sein kann: klick!


    Der Beitrag kann natürlich ggf. gelöscht/verschoben werden.

  • Warum es fast immer ein bunkerartiger Kubus mit kleinen Lichteinlässen sein muss erschließt sich mir nicht.


    Falls dir das Konzept fremd ist: Museen sind Gebäude, die typischerweise Ausstellungsstücke beträchtlichen Wertes enthalten. Diese Ausstellungsstücke sind verschiedensten Gefahren ausgesetzt, die man durch Verkleinerung der Fensterflächen und Reduzierung der Anzahl der Gebäudezugänge reduzieren kann. Dazu gehören insbesondere Diebstahl, aber auch Schäden durch den UV-Anteil von Tageslicht, stark schwankende Luftfeuchtigkeit - eigentlich überhaupt Frischluft mit viel Sauerstoff - und Vandalismus.


    Die Gebäudehülle, gerade bei jüdischen Museen, soll üblicherweise auch noch vandalismusresistent sein. Nach den Erfahrungen am Offenbacher Amtsgericht sind da gewöhnliche Fassadenverkleidungen und Fensterflächen keine gute Idee.


    Auch das Städel ist in seiner Konstruktion ein weitgehend fensterloser Bunker, der allerdings aus einer Zeit stammt, als eine ausschließliche Verwendung von Kunstlicht nicht umsetzbar war. Das Senckenbergmuseum hat fast alle Fenster des Altbaus verhängt - warum wohl? Und schau dir doch mal die anderen Frankfurter Museen an - mit Ausnahme des MAK, das sich allerdings als Fehlkonstruktion erwiesen hat, weil es eben gerade zuviel Licht durch seine Fensterflächen einlässt - wird das Tageslicht mühsam oder trickreich aus den Ausstellungsräumen ausgesperrt.


    Ein Würfel (Kubus im engsten Wortsinn) hat - nach der als Gebäude doch recht unpraktischen Kugel und den regelmäßigen Polyedern mit mehr als acht Ecken - das im Verhältnis zur Gebäudeoberfläche größte nutzbare Volumen. Damit ist mit vergleichsweise wenig herzustellender und später zu überwachender Gebäudeaußenhaut viel Ausstellungsfläche zu schaffen. Dazu kommt, dass die rechteckige Form einfach und preiswert konstruiert werden kann. Da der Kostenaspekt bei allen Museumsbauten am Ende über die Realisierbarkeit und damit den Auftrag für den Architekten entscheidet ist das Ergebnis sowohl im Interesse des Auftraggebers, als auch vorhersehbar.


    Und, nein, ich verteidige nicht was dabei herauskommt, ich sage nur, warum genau das herauskommt, was wir immer und immer wieder zu sehen bekommen, wenn Museen von Steuergeldern statt von einem Mäzen gebaut werden (müssen). Wenn Leute Geld ausgeben, die für jeden Euro Rechenschaft ablegen müssen und die für sich selber keine Möglichkeit sehen, sich zu verewigen, bevor man sie dafür rausschmeißt, dann wird zumindest ansatzweise versucht, eine kostengünstige Lösung zu bauen.


    Wer etwas anderes will, muss einen Museums- oder Schauspielverein gründen, der die Mittel für einen repräsentativen und dekorativen Bau im persönlichen oder dem Zeitgeschmack einer beliebigen Epoche entsprechenen Stil bereitstellt. Es gibt sogar schon einen neuen Begriff für die modernste Umsetzung dieses Verfahrens: Crowdfunding. 16 Millionen für ein Museum? Das sind 16000 Spenden zu 1000€ oder 160000 zu 100€ - wenn "die Frankfurter" etwas wollen, wird man doch jeden Vierten zum Spenden bringen können. Das ist auch, wie ich meine, die ehrlichste Art, nach der öffentlichen Zustimming für ein Projekt zu fragen.


    Zu den Synagogen: Ich finde die Beispiele absolut faszinierend. Eine Gestaltung aus einer gerade nicht-bildhaften Formensprache, die das geometrische Ornament und auch die Verwendung von Schrift als und im Ornament zu einer solchen Reife gebracht hat, dass trotz überbordender Ornamentik keine Verschnörkelung entsteht - ich wünschte, mehr "moderne" Gebäude bzw. deren Architekten würden daraus lernen.

    Einmal editiert, zuletzt von Xalinai () aus folgendem Grund: letzen Absatz ergänzt.

  • Mich verwundert, dass man bei diesen Ergebnissen immer wieder aus allen Wolken fällt und sich überrascht zeigt, dass Architekten so abgehoben/weltfremd/gegen den öffentlichen Willen bauen können. Die ähnlich grausamen Wettbewerbe beim Museum der Weltkulturen oder dem Historischen Museum sollten doch noch frisch genug in Erinnerung sein.


    Überhaupt nicht verwundern, darf die Wahl von Staab Architekten (Berlin). Das unter BDA-Architekten einflussreiche Baunetz stuft es in ihrem nationalen Ranking mit großem Abstand als Nummer eins ein (Notiz am Rande: Es ist wohl kein Zufall, dass der BDA in Berlin sitzt und gleichzeitig die Hälfte der Top 20 Büros ebenfalls aus Berlin kommt). Eine Jury wird sich keine Blöße geben und einem völlig unbekannten Büro mit einer solche Würde auszeichnen. Lieber mit dem "safe choice" gehen und sich nicht vor dem kartellartigen Architekten-Berufsverband blamieren. So werden Mut zu neuem Design, neuen Formen oder sogar Bezug auf die Umgebung im Keim erstickt. Solange der BDA die Architekten-Riege fest im Griff hat, wird man Monotonität und Einfallsarmut ernten.

  • Wobei das interessante ist, dass der BDA noch nicht mal einen Berufsverband im klassischen Sinne darstellt, wie etwa eine Ärztekammer, wo die Mitgliedschaft per Gesetz vorgeschrieben ist, sondern einen rein elitären Verein, in den man nach Gutdünken aufgenommen wird.


    Wenn dann jedoch die ganz überwiegende Zahl von Jurys mit BDA-Architekten besetzt ist, gewinnt das Ganze einen sehr seltsamen Charakter. Oder anders formuliert, wer in den frühen Wettbewerben im Kaiserreich nicht im Stile baute, in dem man gerade baute, hatte keine Chance, heute hat man keine Chance, wenn man einen Entwurf abliefert, der sich auch nur geringfügig abseits des kistenstapelnden Mainstreams bewegt. Dieser wiederum definiert von Architekturprofessoren, die auch ganz überwiegend BDA-Mitglieder sind.