Leipzig: Innside by Meliá (realisiert)

  • Leipzig: Innside by Meliá (realisiert)

    Die spanische Hotelkette Sol Meliá plant laut LVZ vom 3.12.2012 ein 4****+ Hotel im Kosmos-Hotelbau am Dittrichring samt futuristisch anmutenden Neubau am Ringgrundstück nebenan. Abgesehen davon, dass ich es begrüße, dass die Brache endlich (!) bebaut wird, versprüht der noch sehr skizzenhafte Entwurf einen recht modernen Neubau - gut so!
    Bauträger ist die KSW: man darf also durchaus mit der Umsetzung der Pläne rechnen.
    Die ersten Entwürfe stammen von Manfred Denda (u.a. List-Bogen) und Mann und Schott.

    Mal eine Frage an einen Mod (also vorzugsweise Cowboy): Wie sieht es mit dem Einfügen von Bilder aus der pdf-Ausgabe der LVZ aus? Erlaubt oder eher nicht?

    Modhinweis Cowboy: Siehe PM

  • Leipzig: Kosmos-Haus + Dittrichring 11 (Hotelprojekt in Planung)

    Das nenne ich mal einen Paukenschlag: wie die morgige LVZ-Printausgabe berichtet, will die KSW das Kosmoshaus am östlichen Ende der Gottschedstrasse sanieren und auf der seit März 2006 daneben bestehenden Brachfläche einen Neubau errichten. Einziehen soll (höchstwahrscheinlich) die spanische Hotelkette Sol Meliá mit einem 4-Sterne-Superior-Hotel der Marke Innside. Die Flächen im Erdgeschoss zur Gottschedstrasse sollen unabhängig vom Hotelbetrieb erhalten und sogar erweitert werden, im Dachgeschoss mit Dachterasse ein "Fine-Dining"-Restaurant mit Skybar und Blick auf die Thomaskirche einziehen. Zwei kleine Fussgängerbrücken über den Pleissemühlgraben sollen den Neubau ringseitig erschliessen. Dieser soll eine verschachtelte Glasfassade erhalten. Der Baustart ist für 2014 geplant, erste grobe Entwürfe gibt es auch bereits:

    Visualisierung: Mann & Schott Architekten


    Leider geht aus dem Artikel nicht hervor, ob es einen Architektur- oder Fassadenwettbewerb geben wird.


    Modhinweis Cowboy: Überschnitten mit aedificators Beitrag.

  • Kosmos Haus

    Ja das ist wahrlich ein Paukenschlag, denn die Lücke ist enorm wichtig für das Stadtgefüge an dieser Stelle des Rings. Mit dem Trias dann also einer der letzten Baustellen. Fehlt nur noch eine Neuausrichtung des DDR-Baus gegenüber dem Kosmos. Außerdem hat das Kosmos Haus mittlerweile auch eine zweite Sanierung nötig. Es sieht dort mittlerweile aus wie an einem Sonntag Morgen auf Hamburgs Reeperbahn - der Lack ist ab.


    Die Skybar mit der Terasse mit direktem Blick auf das neogotische Portal des Haupteingangs und Mendelssohn Denkmal ist sicher nur einleuchtend. Was Dase vergessen hat aber sicher Gestaltungsmerkmal der räumlichen Erschließung im Inneren, es wird eine Passage zum Neubau geben. Ich nehme an zwischen den beiden Gastronomie Einheiten, die heute schon existieren. Das lockert das Erdgeschoß dann auch ein wenig auf.


    Ein gute Nachricht für die Lücke und die etwas grau werdende Gottschedstraße!

  • Überraschende und sehr gute Neuigkeiten. Danke aedificator und DaseBLN für die Info. Der LVZ-Artikel zum Bauvorhaben ist jetz hier einsehbar. Viel zu lange besteht nun schon die Brachfläche, nachdem 2006 das klassizistische Wohnhaus aus Unvermögen der damaligen Eigentümerin, die JUS-AG, abgerissen werden musste (Artikel + Foto). Ein paar Sommer lang wurde die wenig erbauliche Brache noch als nette Strandbar genutzt, alsbald jedoch verwahrloste die Ecke zusehends und die Brandmauer zum Kosmoshaus wurde komplett versilbert.


    Als ausführende Architekten für das Hotelprojekt sind anscheinend bereits die Leipziger Architekten Mann + Schott gesetzt. Die Front zum Dittrichring soll lt. den Architekten mit einer modernen, leichten Fassade versehen werden, die zwischen dem modernen Commerzbank-Gebäude und dem gründerzeitlichen Kosmos-Haus vermitteln soll. Das Markante dabei seien die zueinander verschränkten Fassadenflächen, die auch als (Ver-)Neigung vor der gegenüberliegenden Thomaskirche angedacht seien. Darüber hinaus soll der Neubau über ein großzügiges Portal in den unteren Geschossen verfügen.



    Hier noch eine größere Visualisierung:



    Visualisierung: Schott & Mann Architekten

  • ^ Das interessante an semiotischer Architketur: Kaum einer nimmt das wahr, was der Architekt wohl gemeint hat... . Für mich sieht das nicht nach Verbeugung aus, sondern als ob ein Laster über den Pleißemühlgraben geflogen ist und die Fassade verbeult hat. :) Zumindest dürfte das eine Bereicherung der mit Spitznamen gespickten Ring-Architekturen sein. Gesellt sich damit zu Dropsrolle, Masurium, Seufzerbrücke, Runder Ecke und Blechbüchse nun auch noch ein Knautschgesicht :D

  • ^ Dabei müsste aber schon ein Tieflader hochkannt gegen die Fassade geflogen sein.


    Ein bisschen verdutzt bin ich eher, dass der Fassadenteil zur Commerzbank bündig abschließt, während der rechte Teil zum Kreuzungsbereich zur Gottschedstraße ausgerichtet ist und hinter der Kosmoshaus-Fassade abschließt. Ein bisschen Brandmauer vom Kosmoshaus wird dadurch weiterhin sichtbar bleiben.

  • Die mallorquinische Hotelkette Sol Meliá soll lt. diesem LVZ-Artikel weitere Einzelheiten zum geplanten Hotelprojekt mitgeteilt haben. Demnach sollen 153 Zimmer und Suiten entstehen, 4 Konferenzräume, ein Wellness-Bereich, ein Restaurant im Dachgeschoss des Neubaus sowie auf dem Dach des Kosmos-Hauses eine Skybar mit Außenterrasse. Eine Passage verbindet Neu- und Altbau. Das Investitionsvolumen beträgt weiterhin 30 Millionen Euro, Baustart ist im Frühjahr 2014, die Fertigstellung schon 2015.

  • ^ Ist ja echt genial! Dankeschön für die Info!


    Der geplante Entwurf hatte zwar etwas, aber städtebaulich echt daneben. Hier passt sich die historische Fassade wieder der Umgebung an und vor allem dem KOSMOS-Haus. Der gläserne Zwischenteil und Dachaufbau geben den historischen Fassaden zusammen mit dem Commerzbank-Gebäude einen modernen und frischen Touch. Wenn es wirklich soweit komme sollte, dann hätte diese Seite wieder an Lebensqualität gewonnen - Besonders, wenn in Zukunft dort mal ein Bootsverkehr stattfindet.

  • Hmmm... irgendwie schade.
    Die Roßbach-Fassade war ohne Zweifel sehr schmuck.
    Nach 70 Jahren mag ich einem Nachbau der Fassade jedoch nichts Positives mehr abgewinnen. Es hat ja nicht einmal einen kleinen Rest des alten Prachtbaus die Zeit überdauert, sodass man von einer "kritischen Rekonstruktion" sprechen könnte.


    Was da wohl kommen wird ist eine einfache Kopie eines längt vergangenen Zustandes, etwas das mich sehr an Disneyland erinnert. Eine Zierfassade ohne Bezug zur Realität dahinter. Den meisten mag die Optik sicher gefallen. Hässlich wird das - wenn man qualitativ nachbaut - auch nicht werden. Aber der Sinn geht verloren.


    Eine Fassade strahlt stets auch diverse Botschaften aus: darüber, was sich dahinter befinden mag und darüber welche Außenwirkung der Bauherr anstrebt. Diese Botschaften stehen für mich immer in einem zeitgebundenem Kontext. Packt man nunmehr die Fassade eines Bürger-Palais von 1870 vor einen Hotelneubau aus dem Jahr 2014, dann stimmen die Kontexte nicht mehr. Die Authentizität geht dabei gleich doppelt verloren.


    Am traurigsten an der ganzen Geschichte ist jedoch die verpasste Chance eine moderne und zeitgemäße Ringbebauung zu verwirklichen. Im Nachgang des Historismus schämte sich die Bauherrenschaft gern öffentlich darüber, dass man vermeintlich unfähig gewesen war, einen eigenen Stil zu finden. Dem allgemeinen Tenor dieser Aussagen kann ich meinerseits nur beipflichten. Das Unvermögen eigene architektonische Akzente zu setzen - oder setzen zu wollen - ist kein Ruhmesblatt für entsprechende Bauherren und Architekten.


    Abgedroschen genug, aber nach genau 90 Jahren immernoch aktuell wie eh und je: "Der Charakter unserer Zeit soll in unseren Bauten spürbar sein. Wir wollen die Form unserer Bauten aus dem Wesen der Aufgabe heraus gestalten, aber mit den Mitteln unserer Zeit." (Mies van der Rohe, 1923)

  • Hmmm... irgendwie schade.
    Die Roßbach-Fassade war ohne Zweifel sehr schmuck.
    Nach 70 Jahren mag ich einem Nachbau der Fassade jedoch nichts Positives mehr abgewinnen. Es hat ja nicht einmal einen kleinen Rest des alten Prachtbaus die Zeit überdauert, sodass man von einer "kritischen Rekonstruktion" sprechen könnte.


    Als "kleinen Rest" gibt es noch die Grundmauern am Pleißemühlgraben.

  • Auch wenn ich mich möglicherweise der Eröffnung einer Grundsatzdebatte schuldig mache: Die Antwort auf Deine Fragen bzw. Feststellungen, aedificator, hast Du Dir hier bereits mehrfach selbst gegeben – beispielsweise in Deinem Beitrag 1304 im Wohnbaustrang: Historische Kopien „liegen einfach im Trend der Zeit“. Insofern wäre auch Herr van der Rohe zufriedengestellt: Der Charakter unserer Zeit wird in historischen Kopien sichtbar (ob man das befürwortet oder nicht), die Architekten gestalten die Form der Bauten aus dem Wesen der Aufgabe heraus – diese Aufgabe könnte man für unseren mitteleuropäischen Kulturraum zum Beispiel im Schaffen architektonischer Vielfalt sehen (bei der Auswahl der selbst gestellten Aufgaben wird es ja wohl keine Vorschriften geben?). Und die Mittel unserer Zeit lassen eben auch Holzsprossenfenster und Stuckfassaden zu.


    Mich fasziniert in diesem Zusammenhang immer wieder, dass bestimmte architektonische Schulen ("Historismus") mit Verweis auf ihr Alter als „nicht zeitgemäß“ gelten, andere aber nicht. Ab wann läuft denn das Gültigkeitsdatum einer Gestaltungsrichtung ab? Ist das Bauhaus (immerhin bald 100 Jahre alt!) plötzlich anrüchig, wenn die Leute von Disney die erste Kopie der Unité d’Habitation neben eines ihrer Dornröschenschlösser stellen?




    Noch eine Frage zum Kosmoshausprojekt: Hat jemand Zugang zu dem vollständigen LVZ-Bericht und könnte möglicherweise mitteilen, ob KSW eine Begründung für die Neuplanung veröffentlicht hat?

  • "kritischen Rekonstruktion"


    Was ist eine "kritische Rekonstruktion" und wie unterscheidet sie sich von einer (unkritischen) Rekonstruktion?



    Was da wohl kommen wird ist eine einfache Kopie eines längt vergangenen Zustandes, etwas das mich sehr an Disneyland erinnert.


    Ich wusste gar nicht, dass man bei Disneyland historische Bauten am jeweiligen Standort rekonstruiert hat. Ich sollte wohl doch mal dorthin fahren.



    Eine Zierfassade ohne Bezug zur Realität dahinter.


    Es gibt genug Bauten, bei denen die Fassade erhalten bleibt und alles dahinter entkernt und nach heutigen Anforderungen neu aufgebaut wird. (beim Karstadt z. B.)
    Der Albertina sieht man von außen genau so wenig an, dass es eine Bibliothek ist, wie der Campus-Bib. Die Fasse verrät nicht zwingend ob dahinter groß geschnittene Wohnungen, kompakte Hotelzimmer oder Großraumbüros sind.
    Dass also eine Fassade immer das Innere widerspiegelt, stell ich hiermit mal zur Diskussion.



    Den meisten mag die Optik sicher gefallen. Hässlich wird das - wenn man qualitativ nachbaut - auch nicht werden. Aber der Sinn geht verloren.


    Welche Sinn hat denn die Fassade noch, außer von den meisten als schön empfunden zu werden?


    Packt man nunmehr die Fassade eines Bürger-Palais von 1870 vor einen Hotelneubau aus dem Jahr 2014, dann stimmen die Kontexte nicht mehr. Die Authentizität geht dabei gleich doppelt verloren.


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Im Handelshof ist jetzt auch ein Hotel. Nur weil der Handelshof nicht zwischenzeitlich weggebombt wurde, ist er authentischer?



    Am traurigsten an der ganzen Geschichte ist jedoch die verpasste Chance eine moderne und zeitgemäße Ringbebauung zu verwirklichen.


    Haha. Diese Chance hat man an genügend anderen (Ring-)Stellen genutzt und sich zur genüge ausgetobt.


    Das Unvermögen eigene architektonische Akzente zu setzen - oder setzen zu wollen - ist kein Ruhmesblatt für entsprechende Bauherren und Architekten.


    Wenn Archtekten zum Ziel haben, sich mit ihren Entwürfen selbst zu verwirklichen und der Sinn von Architektur darin gesehen wird, zwingend etwas (radikal) Neues zu entwerfen, dann wird Architektur zum Selbstzweck.


    Ich finde es schön, dass eine Rekonstruktion in einer Zeit möglich ist, in der dieser Selbstzweck unfassbar öde Entwürfe hervorbringt.

  • http://cdn.lvz-online.de/files…31129232702365d177700.jpg


    Ich bin mal so frei und füge das Bild ein. ---> Nein, besser nicht, denn Hotlinking ist im DAF nicht erlaubt, siehe Richtlinien. C.


    IMHO lieber eine gelungene, bereits vorhandene Vorlage nehmen, wenn einem keine gescheite Lochfassade einfällt, als eine verunglückte Version 325 einer modernen Glasfassade.
    Städtebaulich so sicher erträglicher, auch wenn dieser hässliche Bankklotz weiter den aufgeweiteten Strassenraum dominiert.


    Als der gebaut wurde, stand doch die alte Fassade des Palais noch, oder?

  • @ Heinrich:


    Achtung: die Dachlandschaft in der LVZ unterscheidet sich leicht von dem gezeigten Bild oben!


    Zusammenfassung des LVZ-Artikels vom 30.11.2013
    Die Rossbach-Fassade kehrt beim neuen Innside-by-Melià-Hotel zurück


    Über das Vier-Sterne-Superior-Hotel am Dittrichring teilt Leipziger Bauprojektentwickler KSW mit: das Hotel gegenüber der Thomaskirche erhält eine historische Fassade von Arwed Rossbach zurück. KSW-Prokurist Krimmling zur LVZ: "Gemeinsam mit den Baufachleuten im Rathaus und dem künftigen Hotel-Betreiber Sol Melià haben wir uns entschieden, das so zu machen." Unternehmenssprecher Jörg Zochert: "Uns wurde aber bald klar, dass es besser ist, neben dem herausragenden zeitgenössischen Bau der Commerzbank am Dittrichring ein einheitliches Ensemble zu schaffen."
    Denkmalschützer Norbert Baron: "Was in Dresden mit der Nachbildung ganzer barocker Straßenzüge rings um die Frauenkirche geschehen ist, kann man durchaus kritisch sehen. Bei dem Projekt am Dittrichring 11 bin ich jedoch sehr dafür. Der Abriss vor der Fußball-WM 2006 - nachdem vier Zwischendecken einstürzten - war unabwendbar, aber ein schmerzlicher Verlust. Zumal es da um ein Haus von Rossbach ging."


    Pläne: Für 30 Millionen Euro gibt es denkmalgerechte Sanierung des Kosmoshauses plus Schließung der Baulücke für ein Hotel mit 163 Zwei-Bett-Zimmern, acht Suiten, "Fine-Dining-Restaurant" und eine "Skybar" im Dach inkl. Terrasse. Der Neubau erhält Rossbach-Fassade des früheren Neorenaissance-Palais Schlohbach und entsteht ab nächstem Sommer in "kritischer Rekonstruktion". Auch die Ring-Fassade des Kosmoshauses erhält neoklassizistische Fassade zurück. Zwei Brücken entstehen: Eine ins Foyer und Frühstücksrestaurant und die andere in eine Gasse (bis Zentralstraße) zwischen Hotel und Bankgebäude. Übergabe bis zur Buchmesse 2016.

    Einmal editiert, zuletzt von DerZentrumsnahe () aus folgendem Grund: Forumsregel eingehalten

  • ich kann mich mit Neubauten, die längst vergangene Epochen vorgaukeln, auch nur schwer anfreunden, aber das Ergebnis ist einfach deutlich besser als der "mondäne" Neubauentwurf. Die Architekten des 1. Entwurfs intrepretieren ihre Fassade zwar als "Verneigung vor der Thomaskirche", ich empfinde es aber als das genaue Gegenteil, nämlich als bloße Effekthascherei an dieser prominenten Ecke.
    Leider ist der alte Entwurf der Fassade in Bezug auf Proportion und städtebaulichen Kontext deutlich gefälliger, dabei ruhiger und sich selbst zurücknehmend in der Gesamtbetrachtung.
    Das soll aber nicht heißen, dass das "alte" grundsätzlich besser ist, eine gleichhohe Qualität der Architektur wäre auch mit heutigen Stilmitteln möglich gewesen, ohne dass man das Gebäude als 100-jährig vermutet..
    Hier ist durch einen mißratenen Entwurf einfach nur eine Chance vertan worden, schade eigentlich.
    Aber eigentlich ist es auch ganz positiv, wenn sich "zeitgemäße" Architektur nicht mehr nur im Wettbewerb zwischen verschiedenen Architekten, sondern sogar im Wettbewerb zwischen verschiedenen Epochen behaupten muss.

  • olfrygt


    Was ist eine "kritische Rekonstruktion" und wie unterscheidet sie sich von einer (unkritischen) Rekonstruktion?


    Das frag mal bitte andere. Die Gänsefüßchen habe ich deshalb gesetzt, weil die Aussage im LVZ-Artikel als Zitat vom Unternehmenssprecher der Hotelkette gefallen ist. Warum wird hier "mitdiskutiert", ohne die derzeit einzige Quelle zum Neubau überhaupt überflogen zu haben?


    Jetzt filter ich die spürbare Portion Überheblichkeit aus Deinem Kommentar heraus und antworte auf einige Fragen:


    Das kann ich nicht nachvollziehen. Im Handelshof ist jetzt auch ein Hotel. Nur weil der Handelshof nicht zwischenzeitlich weggebombt wurde, ist er authentischer?


    Es ist doch immernoch ein Unterschied, ob ein bestehendes Gebäude umgebaut und umgenutzt wird, oder ob ein Neubau mit einer Fassadengestaltung versehen wird, die aus dem Jahr 1870 stammt. Auch hinter nahezu allen Wohnhäusern des Historismus hat sich inzwischen einiges getan. Nicht nur, was die Aufteilung der Räume anbetrifft, sondern auch hinsichtlich des bewohnenden Milieus. Naturgemäß unterliegt Bestandsarchitektur einem gewissen Wandel. Das steht aber nicht im Widerspruch dazu, dass zum Zeitpunkt der Entstehung eine Wechselwirkung zwischen Gestaltung und Nutzung vorherrschte. Im Hinblick auf den Hotelneubau am Kosmos-Haus ist das von vornherein ausgeschlossen.


    Wenn Archtekten zum Ziel haben, sich mit ihren Entwürfen selbst zu verwirklichen und der Sinn von Architektur darin gesehen wird, zwingend etwas (radikal) Neues zu entwerfen, dann wird Architektur zum Selbstzweck.


    Ich habe nirgends etwas von Selbstverwirklichung geschrieben. Dieser automatische Reflex geht mir langsam etwas auf den Zeiger. Nur weil ich der Meinung bin, dass aktuelle und zukünftige Bauvorhaben auch mit den Mitteln und der Stilsprache der Gegenwart und Zukunft realisiert werden sollen, ist es nicht legitim mir zu unterstellen eine (fiktive) Selbstherrlichkeit von Architekten zu propagieren. Gegenwärtige Architektursprache ist kein Teufelswerk und auch kein Selbstzweck, sondern bedarfsgerechte Umsetzung gegenwärtiger Ansprüche.


    Welche Sinn hat denn die Fassade noch, außer von den meisten als schön empfunden zu werden?


    Disqualifikation für ein Architekturforum...


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    Heinrich:


    Mich fasziniert in diesem Zusammenhang immer wieder, dass bestimmte architektonische Schulen ("Historismus") mit Verweis auf ihr Alter als „nicht zeitgemäß“ gelten, andere aber nicht. Ab wann läuft denn das Gültigkeitsdatum einer Gestaltungsrichtung ab? Ist das Bauhaus (immerhin bald 100 Jahre alt!) plötzlich anrüchig, wenn die Leute von Disney die erste Kopie der Unité d’Habitation neben eines ihrer Dornröschenschlösser stellen?


    Wieder werde ich missverstanden. ist das Absicht? Es ist doch völlig irrelevant welcher Zeit sich eine Kopie bedient. Ob nun ein Palais von 1870 ein Haus von 1920 oder ein Bau von 1970: es macht keinen Unterschied aus welcher Architekturepoche kopiert wird. Jeweils werden die Maßstäbe und Ansprüche des originären Zeitraumes den aktuellen Anforderungen an einen Neubau widersprechen.


    Noch ein Wort zu Deinen Ausführungen bzgl. Mies van der Rohe: Ehrlich? Ist das Dein Ernst? Wir reden bei van der Rohe von einer Wahrhaftigkeit der Baustruktur, die jedem überflüssigen Dekor entbehrt. Du willst mir nun weiß machen, es wäre ganz in seinem Sinne eine neo-historistische Fassade an einen Neubau zu kleben?!

  • Überraschende Wendung beim Entwurf. Ich bin noch unschlüssig, welcher der beiden mir mehr zusagt. Die traditionelle Fassade wirkt nun sicher ausgeglichener zu den Nachbargebäuden. Die harmonische Fassadengliederung am Ring macht zudem deutlich, dass das Commerzbank-Gebäude keineswegs wie hier behauptet ein hässlicher Bankklotz ist, sondern mit seiner historischen Umgebung kommuniziert. Als das Gebäude, damals für die Dresdner Bank, gebaut wurde, stand das neoklassizistische Gebäude Dittrichring 11 noch. Klasse allerdings, dass der neoklassizistische Fassadenschmuck am Kosmos-Haus wieder angebracht werden soll.



    Passend zum Thema ein kleiner Abriss aus dem Thread "Historische Ansichten und Vergleiche".



    Kosmos-Haus um 1925, schon damals nicht gerade ein Prachtbau.

    (Gemeinfreies Bild, Quelle: Wikipedia)



    So traurig sieht's derzeit aus.

    Bild: Riesz



    Und hier das Kosmos-Haus mit dem neoklassizistischen Neubau daneben. Ob traditionell oder modern bebaut: Der Neubau ist ein wichtiges Stück Stadtreparatur. Die Dachpartie darf aber gern noch einmal überarbeitet werden, auch wenn auf Straßenniveau sie weniger stark ausfallen dürfte.

    Bild: KSW

  • Δ Ob das Haus nun 1950 oder 2006 abgerissen wurde, wo ist der Unterschied? Was soll die Haarspalterei?
    Um es im Sinne meiner Lieblings-Comedy-Gruppe zu sagen:
    Dieses Haus ist nicht mehr. Es ist von uns gegangen. Es existiert nicht mehr. Es ruht in Frieden. Es gehört zu den Unsichtbaren. Es ist ein Ex-Haus...
    Und egal ab man den Papagei nun an die Stange nagelt oder eine Fassade kopiert und an einen Neubau klebt: Egal wann oder warum, weg ist leider weg.


    Authentisch kann es deshalb nicht mehr werden. Das gilt auch für die genannten sonstigen Beispiele. Disneyland ist eine Scheinwelt. Ein heiler Ort, an dem alles so ist, wie man es gerne hätte. Märchenschloss und New Orleans - Meile inklusive.


    Was unwiederbringlich verloren ist, dass lässt sich nicht wieder herstellen. Nur der Anschein, die Fantasie wird neu gebaut - Meiner Meinung nach zum Preis der gegenwärtigen Identität in Form zeitgemäßer Architektur. Weil wir aber nicht in einer Märchenwelt leben kann der Verlust der Chance eines echten Neubaus beklagt werden.