Einige kurze Anmerkungen zu DaseBLN:
Wenn es um einen bestimmten Ort geht, dann doch Der Gedanke hinter dem Konzept mag universell gewesen sein, die konkreten Planungen schließlich – auch in Leipzig – waren ortsgebunden und stellen deshalb selbstverständlich eine regionale Interpretation derselben dar. Man darf doch nicht erwarten, dass es keine Ähnlichkeiten zwischen zeitgleichem Städtebau in verschiedenen Regionen gab. Historisch gesehen war das doch zu jeder Zeit der Fall. Ein römisches Forum in der kleinasiatischen Provinz hatte trotz frappierender Ähnlichkeiten mit einem zeitgleichen Forum in Spanien trotzdem regionale Besonderheiten und Anpassungen aufzuweisen. Als Höhendominante fungierte in Leipzig nun einmal das Brühlpelz-Hochhaus. Ein derartiges Gebäude mit dieser Anknüpfung an historische Handelstradition macht nur in Leipzig Sinn, Punkt.
Deiner Logik zu Folge impliziert jede konkrete Implementierung eines Baustils bzw. eines städtebaulichen Konzepts eine regionale Ausprägung desselben. Das Neorenaissance-Gebäude in der Wettiner Straße, in dem meine Eltern wohnen, folgt dann vermutlich der dem Waldstraße-Wettinerischen Regionaltyp. Der Hintergedanke, dass ein Kombinatssitz als Höhendominante gebaut wird, ist jedenfalls keineswegs typisch oder auch nur annähernd besonders für den Sachsenplatz.
Warum Du Dir diese Frage überhaupt stellst, erschließt sich mir kein Stück. Ich würde zunächst gern wissen, wie Du darauf kommst, dass die leipziger Innenstadt zu klein sein könnte, für Architektur die dort seit über 40 Jahren steht. Es muss kein Platz „zur Verfügung“ gestellt werden, er wird bereits genutzt – ein kleiner Unterschied, nicht wahr?
Selbstverständlich muss Platz zur Verfügung gestellt werden, wenn du den dauerhaften Erhalt missglückter städtebaulicher Konzepte, die heute eine mehr schlechte als rechte Nutzung erfahren, plädierst. Ich darf nochmal an den Ausgangspunkt der Diskussion erinnern: sofern keine adäquate Nutzung erfolgen kann, ist mittelfristig ein Abriss wünschenswert. Du bzw. raubbau plädiert dagegen an einen Erhalt, der mehr oder weniger einem Denkmalschutzstatus entsprechen würde. Dagegen wird hier argumentiert.
Und was wenn anstelle des Brühlpelz-Hochhauses etwas Neues gebaut wird? Hoffentlich bleiben wir davor gewahrt, dass es andernorts etwas Ähnliches, vielleicht sogar Konsequenteres moderner Architektur geben könnte!
Augenscheinlich schreib ich chinesisch, also nochmal:
1. Der langfristige Abriss des Ensembles ist unabhängig von der architektonischen Qualität wünschenswert, weil er grundsätzliche Parameter der Bebauung der Leipziger Innenstadt ignoriert
2. Unabhängig von der architektonischen Qualität oder Individualität eines eventuellen Nachfolgebaus ist davon auszugehen, dass dieser entsprechend den städtebaulichen Leitlinien der Stadt Leipzig die alten Grundstücksgrenzen beachtet und damit, wie vielfach seit Beginn der 90er geschehen, neue Urbanität in das Areal bringt.
Irrelevant bleibt für mich also auch weiterhin, dass andernorts in der DDR in den 60er Jahren auch Städtebau betrieben wurde. Bei Deiner Argumentation nach dem Muster: ‚Anderswo gibt’s noch genug Besseres, also weg damit‘ bekomm ich förmlich Pickel! Da fällt mir tatsächlich, insbesondere weil Du so darauf beharrst, nichts mehr ein, außer Dir mein Entsetzen zu bekunden.
Deine Hautprobleme sind mir grundsätzlich erst einmal egal. Die ganze Diskussion ist überhaupt erst entstanden, weil einige Herrschaften, dich eingeschlossen, diesem Enemble architektonische Qualität, Einzigartigkeit oder Regionalprägung andichten wollen, die es nach Meinung Anderer nicht hat. Also mal bitte schön die Kausalitäten beachten.
Die Fragmentierung ist tatsächlich weit fortgeschritten. „nichtssagend“ ist aber definitiv über das Ziel hinausgeschossen. Das Brühlpelz-Hochhaus bleibt als Höhendominante bestimmend für diesen Teil der Innenstadt, sogar ohne die Weite des Sachsenplatzes und die Wohnhäuser zum Ring. Der kleine Vorplatz zur Reichsstraße samt dortigem Wohnblock gibt weiterhin immerhin einen kleinen Einblick in die Konzeption der Gesamtanlage.
Ich sag doch: Museum gescheiterter Architektur für architekturhistorisch interessierte Menschen. Leider völlig irrelevant für den Großteil der Nutzer der Innenstadt.
Das Brühlpelz-Hochhaus als Teil des Sachsenplatzes ist ein repräsentatives und regional gefärbtes Beispiel modernen Städtebaus der 1960er Jahre in der DDR. Soweit wirst Du mir doch vielleicht zustimmen?!
Nope. Nur weil das Gebäude für Brühlpelz auf einem Grundstück am Brühl erbaut wurde ist es eben nicht regional gefärbt oder was auch immer. Selbst eine Hauptpost ist nicht regional gefärbt, dafür als Gebäude an sich aber einzigartig.
Kriterium für den Erhalt von Bausubstanz vergangener Epochen war in der Geschichte seltener Qualität als Funktionalität. Kleinteilige mittelalterliche Architektur beispielsweise ist den großen Messehäusern- und höfen nicht gewichen, weil es anderswo bessere Beispiele gab und sie so verzichtbar wurden, sondern weil sie den Anforderungen an moderne Funktionalität nicht mehr entsprochen haben.
Eben - es gab beides: den Verlust und den Erhalt wertvoller Bausaubstanz. Aber eben nie den expliziten Erhalt von Bausubstanz mit mangelnder Nutzbarkeit und fragwürdiger architektonischer Qualität nur aus bauhistorischen bzw architekturintellektuellen Gründen.