Leipzig: Adina-Hotel im ehemaligen Brühlpelzhaus (eröffnet)

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  • Wenn ich das richtig sehe, liebst Du es offensichtlich auf weiten, lichten Plätzen sitzend, auf pavillonartige Gebäude zu schauen, Dich an schönen Hochbeeten zu erfreuen, das Wiegen der Bäume zu bewundern und zu diversen Stadtfesten an bunt geschmückten Holzbuden entlang zu laufen. Das ist Dein privates Vergnügen und damit völlig in Ordnung. Derartige Freiflächen findet man auch heute noch, zum Beispiel in Grünau.


    Ich weiß nicht, aber ich habe in keinem der Beiträge von "raubbau" solche Behauptungen gelesen? Was du in die Aussagen reininterpretierst ist dein Problem. Es wird nur versucht auf sehr sachliche Art- und Weise das Thema aus einem etwas anderen und weiterem Sinne zu betrachten als es die "Ideologie der heutigen Zeit" und der gemeine Menschenverstand zu sehen im Stande sind. Von persönlicher Meinung wie bei dir, lese ich da nicht viel. Und ist es nicht genauso dein privates Vergnügen, es zu lieben in mittelalterlichen Stadtgrundrissen lustzuwandeln? Ist auch völlig in Ordnung. Derartige Städte findet man in Europa genügend! Deutsche Städte hat aber größtenteils ein anderes Schicksal ereilt und ich finde das sollte man durchaus auch noch sehen dürfen. Und genau dieses Schicksal wurde vielleicht zur damaligen Zeit eben auch als Chance angesehen, etwas ganz neues hervorzubringen und den Mief der mittelalterlichen Enge aus der Stadt zu vertreiben.


    Es geht (mir) letztlich darum, das man es auch anders sehen KANN und die heutige Zeit und das heutige Denken (im bsp. Städtbau) eben nicht objektiv besser ist, wie es hier desöfteren behauptet wird, sondern eben nur eine etwas andere Sicht auf die Dinge darstellt und einer anderen Ideologie folgt.


    Ach ja, Geograph - gut das du das Thema Wärme ansprichst - Heizung hatten die Plattenbauten auch. Man mag es kaum glauben - wohnen in der Platte war mal der letzte Schrei. ;)


    Und um das mal klar zu stellen: Ich wohne nicht in der Platte, ich mag Altbauten und ich will auch keine DDR zurück und laufe auch nicht gerne an irgendwelchen geschmückten Holzbuden entlang. Das machen bald übrigens wieder genügend Leute auf dem Weihnachtsmarkt, da der Marktplatz noch nicht zugebaut wurde. Warum eigtl. nicht?

  • vielleicht kommst du ja noch selber drauf.


    im osten waren die leute auch irre froh, wenn sie nach 10 jahren wartezeit einen trabbi zugeteilt bekamen. das sagt doch aber mehr über die zustände in der ddr, als über die qualität dieses autos.


    so ähnlich verhält es sich auch mit den "baulichen errungenschaften" jener zeit.
    in beitrag #72 wird walter lukas zitiert: "der sozialistische städtebau will keine allerweltsstadt!" tatsächlich wurden aber überall im osten identitätsstiftende altbausubstanz vernachlässigt oder vernichtet und statt ihrer massenhaft die immer gleichen schulen, kaufhallen, turnhallen und wohnblöcke erbaut. wie sähe leipzig heute aus, wenn diese entwicklung immer so weiter gegangen wäre? im herbst ´89 sind die leute nicht auf die straße gegangen, um eine plattenbauwohnung zu bekommen. sondern auch, weil sie den verfall ihrer wohnviertel und deren geplanter umwandlung in gesichtslose "arbeiterschließfächer" nicht länger ertragen konnten.
    die hobby-sachverständigen waren damals schon weiter als die ddr-städteplaner.


    in beitrag #76 meint raubbau, häuser wie das brühlpelz-gebäude können sich im internationalen vergleich durchaus sehen lassen. das stimmt, wenn man die aussage dahingehend interpretiert, dass dieses ding im grunde überall stehen könnte. einen klotz ohne rücksicht auf seine umgebung irgendwohin zu bauen, geht prinzipiell überall. doch wie verträgt sich dies mit dem selbstgewählten anspruch, eben genau "keine allerweltsstadt" errichten zu wollen? wobei noch nicht einmal die austauschbarkeit hauptauslöser der kritik ist. sondern die bewusste bloßstellung der hofseiten der (qualitativ weitaus höherwertigeren) leipzig-typischen geschäftshäuser in der nikolaistraße. eine derart infame, sich selbst überhöhende städtebauliche inszenierung hat es meines erachtens nicht verdient, konserviert zu werden.


    und nicht zuletzt lässt sich meiner meinung nach daran auch erkennen, dass es sehr wohl "objektiv bessere" lösungen gibt: man vergleiche nur das inzwischen zum glück wieder abgerissene messeamt am markt mit der heutigen marktgalerie.
    wie stahlbauer schon sehr richtig anmerkte: was in der ddr-endzeitlethargie bereits als zutiefst verkorkst angesehen wurde, muss heute wahrlich nicht glorifiziert werden.
    darin sind städteplaner heute zum glück größtenteils weiter als einige hobby-sachverständige hier im forum...

  • im herbst ´89 sind die leute nicht auf die straße gegangen, um eine plattenbauwohnung zu bekommen. sondern auch, weil sie den verfall ihrer wohnviertel und deren geplanter umwandlung in gesichtslose "arbeiterschließfächer" nicht länger ertragen konnten.


    Witzig - Den Begriff "Arbeiterschließfächer" verbinde ich eher mit den alten gründerzeitlichen Arbeiterquartieren wie Volkmarsdorf und Co. mit einer ungeheuer hohen Bevölkerungsdichte. Hühnerställe für Arbeiter. Mit ein bißchen Fantasie geben die Ludwig- und Mariannenstraße auch heute noch einen recht guten Eindruck wie erdrückend das gewirkt haben muss. Vor allem wenn man sich überlegt wieviele Leute da teils in den Wohnungen gelebt haben. Und die Wohnungsgrundrisse in den Altbauten ähneln sich teilweise genauso wie in den Platten. Warum hat man dort wohl heute Straßenbäume gepflanzt und die Innenhöfe entkernt und begrünt. Zu späten DDR-Zeiten übrigens meist ohne trennende Zäune und Aufteilung der Parzellen, sondern mit großer Gemeinschaftsfläche im Karree. Das ist wahrlich kein Grund hier irgendetwas zu glorifizieren, aber man muss genauso wenig denken, heute wären wir irgendwie schlauer oder besser in der Baukunst. Die Marktgalerie ist heute ein ebensolch mittelmäßiger Bau wie es seinerzeit das Messeamt gewesen ist.

  • in den letzten jahren haben die gründerzeitquartiere über 40 000 (!) einwohner neu hinzugewonnen, allein das plattenbaugebiet grünau hat seit 1989 mehr als 40 000 einwohner verloren. es scheint verdammt viele zu geben, die der genialität der ddr-stadtplanung nichts abgewinnen können.


    das abgerissene ddr-messeamt am markt war ein büro-riegel mit umliegendem parkplatz und freier sicht auf eine brandmauer. die marktgalerie als nachfolgebau hat unterschiedliche fassaden und traufhöhen, in ihr gibt es geschäfte, lokale, büros und wohnungen. sie gibt kloster- und thomasgasse wieder räumlichen halt und nimmt die leipziger tradition der passagen und durchgänge wieder auf.


    schlauer wird man, wenn man fehler einsieht und diese korrigiert.
    die marktgalerie ist ein anschauliches beispiel für gelungene stadtreparatur. eine ähnliche verbesserung wäre auch dem brühlpelz-areal zu wünschen.

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    So richtig schlau wird man aber erst, wenn man anfängt, Architektur im Kontext ihrer Zeit zu betrachten. Gärnter hat nämlich keinesfalls, wie Du offenbar irrtümlich annimmst, gesagt, dass das Messeamt der Marktgalerie gleichwertig wäre, sondern vielmehr zum Ausdruck bringen wollen, dass Marktgalerie und Messeamt in ihrer jeweiligen Bauzeit nunmal als Durchschnittsarchitektur zu begreifen sind. Der wichtigste Unterschied liegt in der Vermeidung einer gegenseitigen Abwägung und Wertung von Architekturepochen. Eine Vorgehensweise, die sich in einer historischen Betrachtung grundsätzlich empfielt.
    Viele Missverständnisse hier im Thema rühren - so glaube ich - vor allem daher, dass manche in einer neutralen und sachlichen Betrachtung von DDR-Architektur automatisch eine Art "Glorifizierung" sehen. Das es darum aber nicht geht, wurde schon mehrfach deutlich geschrieben.


    -> Zu Grünau nochmal: Plattenbau war wirtschaftlich gesehen die einzig realistische Möglichkeit massenhaft modernen Wohnraum bereitzustellen.

  • Nicht trotz sondern weil man ausschließlich auf den industriellen Wohnungsbau gesetzt hat, waren am Ende der DDR-Zeit die Gründerzeitgebäude derart marode, dass auch damals schon 30 000 Wohnungen (offiziell) unbewohnbar waren. Wirtschaftlich betrachtet hat die Vernachlässigung des Bestandes (Gebäude, Straßen, Industrie usw.) zum Zusammenbruch, zur Pleite der Deutschen Demokratischen Republik geführt.



    Raubbau zitiert hier aus diversen Publikationen. Aber nach meinem Eindruck ausschließlich das, was ihm gefällt. Wenn man die Bauentwicklung der Leipziger Innenstadt nach dem II. Weltkrieg betrachtet, wurde, außer in einer kurzen Zeit in den 1960ern, immer versucht die Innenstadt wieder zu verdichten.


    In seiner sicherlich umfangreichen Literatursammlung wird raubbau auch die Veröffentlichungen des damaligen Chefarchitekten Dr. Dietmar Fischer zur Entwicklung der Leipziger Innenstadt finden, die dieser mit seinem Büro, unter Verwendung von Arbeiten der Hochschule für Bauwesen und Architektur Weimar und der TU Dresden erarbeitet hat; die 1987 in Berlin und 1988 in Leipzig vorgestellt wurden.


    Dr. Fischer musste sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, die vorgestellten Lösungen – also die Verdichtung der Leipziger Innenstadt- seien lediglich die Auffassung des Büros des Chefarchitekten oder gar nur die Meinung von Dr. Fischer.


    Daher haben der Rat der Stadt Leipzig, der Rat des Bezirkes Leipzig und das Ministerium für Bauwesen der DDR 1988 einen Ideenwettbewerb ausgelobt. Der 1. Preis ging an ein Kollektiv der Bauakademie der DDR. In den Leipziger Blättern Nr.15, Herbst 1989 werden sechs Arbeiten dieses Ideenwettbewerbs vorgestellt. In allen sechs Arbeiten sind die Wiese am Thomaskirchhof, die Brache hinter dem Messeamtsgebäude zur Klostergasse hin, der Sachsenplatz usw. bebaut.


    Den Beitrag zum Artikel „Ideen für das Stadtzentrum“ beginnt Dr. Fischer mit der Feststellung, dass in der Leipziger Innenstadt zwar vieles erhalten und neu gebaut wurde, es aber noch viele Kriegslücken gäbe, die mehr seien als Schönheitsfehler. Die Kriegslücken seien hässlich und lösten die Raumstrukturen der städtebaulichen Ensembles völlig auf. Und sie seien wertvolles Bauland.


    QUELLE



    Noch immer kann ich nicht verstehen, was an dem städtebaulichen Chaos, in welchem sich die Leipziger Innenstadt am Ende der DDR-Zeit präsentierte, erhaltenswert oder gar denkmalwürdig sein soll. Doch nicht bloß deshalb, weil irgendjemand versucht hat, das -dem Mangel geschuldete- Unvermögen der Planer und Architekten zu erklären und schön zu reden.







    Zur Erinnerung – schon mehrfach vorgestellt- Leipzig am Ende….



    Sachsenplatz



    u.a. Ruine des Städtischen Kaufhauses - am unterem Bildrand



    Nikolai- und Ritterstraße



    u.a. Messeamtsgebäude - am linken Bildrand Mitte

    4 Mal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Link ergänzt.

  • Über die architektonische Qualität des Brühlpelzhauses brauchen wir uns meines Erachtens nicht streiten. Für die einen mag es ein bedeutender Bau seiner Zeit sein, für andere halt nicht. Wenn die Sanierungspläne der Stadtbau AG umgesetzt werden sollten, bleibt vom Glanz der DDR-Sechziger ohnehin nichts mehr übrig. Aber die städtebauliche Situation lässt es doch nun wirklich nicht zu, dass uns dieses Gebäude bis in alle Ewigkeit erhalten bleibt. Wie will man denn die furchtbare Hinterhofsituation (hier noch einmal die Bilder) mit diesem Gebäude jemals in den Griff kriegen?


    @ aedificator


    zur besseren Abwägung hätte User Gärtner zwischen der stadträumlichen und der gestalterischen Komponente zwischen Messeamt am Markt und Marktgalerie unterscheiden sollen. So hat er aber lediglich angemerkt, dass beide Gebäude nur mittelmäßige Bauten der jeweiligen Zeit sind. Den Einwand vom Dj fand ich von daher angebracht. Wenn wir uns das ehemalige Messeamt am Markt betrachten und es mit dem Nachfolger der Marktgalerie vergleichen, gestehe ich gern zu, dass die architektonische Qualität unter Berücksichtigung der jeweiligen Zeit gleichwertig sind oder die des Messeamtes sogar höherwertig. Mäckler baut heute halt so, dass es der Masse gefällt und - abgesehen von Leuten seiner Zunft - niemanden wehtut. Städtebaulich gesehen ist es doch aber unstrittig, dass die DDR-Planer, wenn wir uns die Rückseite des Messeamtes anschauen grandios versagt haben (und darauf ist die Monsterbrandmauer nur angeschnitten zu sehen). Das hat Mäckler mit der Marktgalerie doch wohl deutlich besser umgesetzt.


    Und so wie beim alten Messeamt am Markt verhält es sich mit dem Brühlpelzhaus. Stadträumlich gesehen steht das Gebäude an der falschen Stelle. Wenn die geplante Hotelbebauung am Bildermuseum fertiggestellt ist, wird sich der städtebauliche Makel auch vom Brühl aus verdeutlichen.

  • ^
    Natürlich wäre die Rückseite des Messeamtes aus heutiger Sichtweise eine Katastrophe. War das zur Bauzeit allerdings relevant - eher nicht. Architektur kann nunmal nur selten die Anforderungen der Zukunft im weiteren Sinne erfüllen und sollte deshalb m.E. nach auch nicht an deren Maßstäben gemessen werden. Deshalb wird es auch niemals gelingen Vorgänger- und Nachfolgebebauung objektiv zu vergleichen, weil automatisch Maßstäbe angesetzt werden, die frühere Bebauung nicht erfüllen kann - weil sie das auch nie sollte. Dass die Marktgalerie das Karee besser schließt und keine Brandmauer offen lässt - geschenkt. Wäre das mit den Mittel der Architektur der 1960er Jahre auch möglich gewesen - sicherlich. Haben deshalb die DDR-Planer versagt? Würde ich jedenfalls nicht so sagen. Es wurde bedarfsgerecht gebaut (und hierfür ist der Bauherr relevant) und den zeitaktuellen Anforderungen gerecht geplant. Das unsere Anforderungen an Architektur heute andere sind, sollte jedoch kein Mangel vergangener Epochen sein, sondern ist lediglich Ausdruck einer veränderten Baukultur. Dass diese Veränderung folgerichtig zum (stellenweise auch hier im Forum geforderten) Komplettabriss oder großflächigen Tilgen von DDR-Architektur führen sollte, das würde ich gern anzweifeln ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Geograph ()

  • @all:
    Mannmannmann, so ein Wochenende hat es in sich. Na, ich versuche mich mal durchzuarbeiten:cool:.


    Gärtner + aedificator:
    Wir verstehen uns. Danke für die guten Beiträge.;)


    Stahlbauer #80 / #87
    Ich verstehe Deinen Vorwurf nicht, ich würde nur das zitieren was mir gefällt. Warum soll ich Dietmar Fischer zitieren? Es ging mir doch nicht um die Kritik der 1980er Jahre sondern um das Selbstverständnis derjenigen, die 1960 geplant und gebaut haben. Ich habe deshalb auch mit Absicht keine Wertung der Zitate vorgenommen, das wird ja gleich massiv von anderen hier erledigt.


    Saxonia / #78
    Zähl` einfach mal nach, wie viele Beiträge – einschließlich Deines eigenen – sich abschätzig mit dem Gebäude befassen und dadurch das Thema am Weiterköcheln halten. Deine Frage, was das Interpelzgebäude erhaltenswerter macht als bspw. die alte Brühlbebauung, ist in Bezug auf die Vergleichbarkeit und den bereits vollzogenen Verlust etwas paradox, oder?
    Den Grund für die sehr unsachliche Debatte sehe ich im übrigen darin, dass jede Kritik an dem Gebäude, wie auch bei Dir, in erster Linie von der Ablehnung der damaligen städtebaulichen Leitbilder getragen wird. Wenn man diese Leitbilder also ablehnt, kann man demzufolge auch nichts Gutes an dem Gebäude finden.
    Problematisch wird es für mich, wenn man sich aber nicht einmal mehr die Mühe gibt sich mit dem damaligen Kontext auseinanderzusetzten oder einfach unterstellt, es war damals schon schlecht und deswegen heute erst recht. Das ist nicht nur selbstgefällig sonder auch fahrlässig. Gerade in Bezug auf den von Dir genannten Denkmalschutz. Vor noch nicht mal zehn Jahren hat man da überhaupt erst angefangen die Bauten der 1950er Jahre wahrzunehmen. Und auch das nur, weil sie in einer anderen städtebaulichen Tradition stehen und daher „unverdächtig“ sind (was allerdings auch nicht vor Abbruch oder Verstümmelung schützt...).


    @djtinitus / #83 + #85
    Bevor man fragt, wo eine Entwicklung hingegangen wäre, sollte man auch mal fragen, wo eine Entwicklung herkommt: Gegen den „plan voisin“ eines gewissen Charles-Édouard Jeanneret-Gris für den Flächenabriss von Paris, sehen die Perspektivpläne der Klein-Pariser Stadtplaner 40 Jahre später wie die reinste Denkmalpflege aus.


    Bei den von Dir aufgeführten Gebäuden handelt es sich aber eben nicht um Typenprojekte, sondern um direkt für den Standort entwickelte Sonderbauten, die sich ausdrücklich auf die Geschichte des jeweiligen Ortes bezogen und dadurch auch legitimiert wurden. Das Messeamt wurde selbstverständlich am Markt errichtet und das Interpelzgebäude selbstverständlich am Brühl. Wenn man unter Stadtreparatur natürlich nur die Verwendung von historisierenden Versatzstücken und inhaltsleeren Fassadenattrappen versteht, kann man den DDR-Bauten nichts abgewinnen. Die Investoren und Mieter von Marktgalerie und Höfen am Brühl tragen meiner Meinung nach nachhaltiger zur „Allerweltsstadt“ bei, als ihre Kulissenarchitektur versucht eine Stadtidylle vorzugaukeln.

  • Der wesentliche Vorwurf gegen die von Ihnen diskutierten Gebäude bleibt aber, daß sie
    - die Raumkanten ignorieren
    - Hinterhöfe, Brandgiebel und Brachflächen freilassen
    - unegal über die Nachbargebäude hinausragen


    Inwiefern das Brühlpelzgebäude Bestandteil eines durchdachten städtebaulichen Konzeptes war, vermag ich hier nicht zu beurteilen. Tatsache ist, daß dieses Konzept nie vollendet wurde und HEUTE eine höchst unbefriedigende Raumsituation manifestiert.


    Sehen Sie denn eine architektonische Lösung, wie man das hier behandelte Gebäude erhalten kann und gleichzeitig die zerschossene Raumkante Reichsstraße wiederherzustellen vermag und den Gesäßanblick der Gebäude Nikolaistraße verdeckt?

  • Der wesentliche Vorwurf gegen die von Ihnen diskutierten Gebäude bleibt aber, daß sie
    - die Raumkanten ignorieren
    - Hinterhöfe, Brandgiebel und Brachflächen freilassen
    - unegal über die Nachbargebäude hinausragen


    Soweit ich weiß, hat diese Situation auch keiner bestritten. Worin wir uns uneins sind und uneins bleiben werden sind zwei Dinge:
    1. Ist diese Situation ein architektonischer Makel.
    2. Muss diese Situation dringend geändert werden.


    Zu Ersterem wurde schon genug gesagt. Das Konzept, wie die (Innen-)Stadt als Organismus funktionieren soll, hat sich mittlerweile geändert. Zur Bauzeit entsprachen die von Dir angesprochenen Punkte durchaus dem Planungswillen. Rücksicht auf die bestehende Bebauung war nur in Maßen (etwa Straßenseitig zum Brühl) relevant. Als Solitär und im Kontext der Platzgestaltung war es überdies dringende Voraussetzung mit alten Raumkanten zu brechen und dabei neue zu etablieren.* Das Ergebnis, nämlich die von Dir angesprochen Punkte, mögen uns heute missfallen, zur Bauzeit wären sie als bewusste Instrumente zur Abgrenzung und Betonung moderner Stadtgestaltung zu bewerten. Man kann dies dem Ensemble (bzw. seinem Rest) mit den Maßstäben seiner Zeit nicht als mangelhaft ankreiden, weil nicht zur Diskussion stand, darauf Rücksicht zu nehmen. Diese „Ignoranz“ ist bitte auch nicht auf die ideologische Schiene zu reduzieren. Bereits seit den 20er Jahren gab es weltweit Überlegungen und Konzepte, die ähnlich rabiat mit bestehender Architektur umgehen wollten, die aber frei von ideologischen Motiven waren.


    Zu Zweitem wurde auch schon einiges gesagt. Es mag gute Gründe dafür geben, diese Situation als Missstand zu bezeichnen und beheben zu wollen. Ebenso darf aber auch akzeptiert werden, dass diese Punkte bei Teilen der Forumsgemeinde keinesfalls ausreichen um einen Abriss zu legitimieren. Unterstellungen, die hinsichtlich einer „Glorifizierung“ gehen, laufen hierbei übrigens völlig falsch. Man muss Architektur nicht mögen, um für ihren Erhalt einzustehen. Nüchtern betrachtet hat – für mich jedenfalls – das Brühlpelz-Haus einen historischen Wert: Als Teil einer regionalen Interpretation moderner Stadtgestaltung der 1960er Jahre. Weiterhin mag ich mich – und das ist eine ganz persönliche Meinung – mit manchen Interpretationen von „Stadtreparatur“** nicht anfreunden. Leipzig ist eine historisch gewachsene Stadt. Das darf man meinetwegen auch in Bezug auf die DDR-Architektur weiterhin sehen, anstatt einen (sicher auch begründbaren, aber fiktiven) Ursprungszustand in puncto Raumkanten wiederherstellen zu wollen.


    * Es ist ja nun auch nicht so, dass Raumkanten verpuffen. Durch Neubauten entstehen grundsätzlich immer Raumkanten, eben auch mal neue, die nicht identisch sind mit jenen der Vorgängerbebauung.
    ** Das Schließen von Kriegslücken mit dem Abriss von Nachkriegsarchitektur gleichsetzen zu wollen, stößt mir bitter auf.

  • ^ Richtig, die Leipziger Innenstadt wurde in ihrer Geschichte regelmäßig architektonisch überformt, auch Grundstücksgrenzen änderten sich dabei. Was über die Jahrhunderte weitestgehend gleich blieb, ist der Straßengrundriss. Aus genau diesem Grund wurde seitens der Stadt bereits Anfang der 90er festgelegt, diesen bis auf Ausnahmen wiederherzustellen.


    Mal abgesehen davon, dass ich eine städtebauliche Idee nicht unbedingt deswegen gleich eine regionale Ausprägung erfährt, nur weil sie an einem bestimmten Ort errichtet wurde, stellt sich mir immer noch die Frage, wieso das kleine Leipziger Zentrum Platz für etwas zur Verfügung stellen soll, dass in ähnlicher Form aber konsequenter ausgeführt weiterhin en Masse in Ostdeutschland vorhanden ist. Wir haben es hier dagegen maximal mit einem Fragment zu tun, dass für sich gesehen völlig nichtssagend ist und entsprechend im architektonischen Rückblick, ob nun in epochenübergreifender Literatur, oder solcher, die sich explizit mit der DDR-Baugeschichte befasst, im Gegensatz zu anderen Leipziger Bauten der DDR Moderne zurecht mit Nichtbeachtung gestraft wird. Nur weil ein gebauter Stinkefinger eine "große Geste" ist, ist er noch nicht erhaltenswert. Ähnlich wie andere baugeschichtliche Epochen wird entsprechend auch die DDR mit ihren durchaus vielseitigen Baustilen langfristig nur mit ihren besten Bauwerken im Innenstadtbild vertreten bleiben.

  • ich mag das Gebäude auch nicht.
    wie oft solch ähnliche gebäude in anderen orten stehen, spielt aber überhaupt keine rolle (dass sich gebäude gleicher erbauungszeit irendwie gleichen, ist nicht nur bei ddr-architektur der 60er jahre so. und es wird auch nicht dafür gesorgt, dass nur ein fachwerkhaus in allen ostdeutschen städten stehen bleibt und alles andere abgerissen wird.)
    fakt ist, dass das gebäude über 40 jahre an diesem ort steht und es allein aus diesem grund eine daseinsberechtigung besitzt und zur geschichte der stadt gehört.
    und mehr will hier glaube ich auch niemand sagen.

  • Einige kurze Anmerkungen zu DaseBLN:

    Mal abgesehen davon, dass ich eine städtebauliche Idee nicht unbedingt deswegen gleich eine regionale Ausprägung erfährt, nur weil sie an einem bestimmten Ort errichtet wurde


    Wenn es um einen bestimmten Ort geht, dann doch ;) Der Gedanke hinter dem Konzept mag universell gewesen sein, die konkreten Planungen schließlich – auch in Leipzig – waren ortsgebunden und stellen deshalb selbstverständlich eine regionale Interpretation derselben dar. Man darf doch nicht erwarten, dass es keine Ähnlichkeiten zwischen zeitgleichem Städtebau in verschiedenen Regionen gab. Historisch gesehen war das doch zu jeder Zeit der Fall. Ein römisches Forum in der kleinasiatischen Provinz hatte trotz frappierender Ähnlichkeiten mit einem zeitgleichen Forum in Spanien trotzdem regionale Besonderheiten und Anpassungen aufzuweisen. Als Höhendominante fungierte in Leipzig nun einmal das Brühlpelz-Hochhaus. Ein derartiges Gebäude mit dieser Anknüpfung an historische Handelstradition macht nur in Leipzig Sinn, Punkt.


    stellt sich mir immer noch die Frage, wieso das kleine Leipziger Zentrum Platz für etwas zur Verfügung stellen soll, dass in ähnlicher Form aber konsequenter ausgeführt weiterhin en Masse in Ostdeutschland vorhanden ist.


    Warum Du Dir diese Frage überhaupt stellst, erschließt sich mir kein Stück. Ich würde zunächst gern wissen, wie Du darauf kommst, dass die leipziger Innenstadt zu klein sein könnte, für Architektur die dort seit über 40 Jahren steht. Es muss kein Platz „zur Verfügung“ gestellt werden, er wird bereits genutzt – ein kleiner Unterschied, nicht wahr? Und was wenn anstelle des Brühlpelz-Hochhauses etwas Neues gebaut wird? Hoffentlich bleiben wir davor gewahrt, dass es andernorts etwas Ähnliches, vielleicht sogar Konsequenteres moderner Architektur geben könnte!
    Irrelevant bleibt für mich also auch weiterhin, dass andernorts in der DDR in den 60er Jahren auch Städtebau betrieben wurde. Bei Deiner Argumentation nach dem Muster: ‚Anderswo gibt’s noch genug Besseres, also weg damit‘ bekomm ich förmlich Pickel! Da fällt mir tatsächlich, insbesondere weil Du so darauf beharrst, nichts mehr ein, außer Dir mein Entsetzen zu bekunden. Architektur hat für mich grundsätzlich ersteinmal das Recht, das man ihr unterstellt erhaltenswert zu sein und zwar unabhängig davon was andernorts zeitgleich passiert ist - gerade auch dann, wenn sie auf Jahrzehnte im Stadtraum verankert gewesen war.

    Wir haben es hier dagegen maximal mit einem Fragment zu tun, dass für sich gesehen völlig nichtssagend ist


    Die Fragmentierung ist tatsächlich weit fortgeschritten. „nichtssagend“ ist aber definitiv über das Ziel hinausgeschossen. Das Brühlpelz-Hochhaus bleibt als Höhendominante bestimmend für diesen Teil der Innenstadt, sogar ohne die Weite des Sachsenplatzes und die Wohnhäuser zum Ring. Der kleine Vorplatz zur Reichsstraße samt dortigem Wohnblock gibt weiterhin immerhin einen kleinen Einblick in die Konzeption der Gesamtanlage.

    entsprechend im architektonischen Rückblick, ob nun in epochenübergreifender Literatur, oder solcher, die sich explizit mit der DDR-Baugeschichte befasst, im Gegensatz zu anderen Leipziger Bauten der DDR Moderne zurecht mit Nichtbeachtung gestraft wird.


    Stimmt natürlich (wenn man das „zurecht“ wohlwollend überliest). Na und? Nicht alles erhaltenswerte muss seinen Weg in Fachliteratur gefunden haben. Keiner behauptet, dass das Brühlpelz-Hochhaus die Speerspitze moderner DDR-Architektur gewesen wäre. Muss man daraus nun direkt eine Legitimation für den Abriss ziehen? Mir erschließt sich das auf diese Weise keineswegs.
    Das Brühlpelz-Hochhaus als Teil des Sachsenplatzes ist ein repräsentatives und regional gefärbtes Beispiel modernen Städtebaus der 1960er Jahre in der DDR. Soweit wirst Du mir doch vielleicht zustimmen?! Größer würde der gemeinsame Nenner dann sicher auch nicht mehr werden, weil Du daraus eine Legitimierung für einen Abriss ziehst und ich einen Grund für den Bestand gewinne.

    Ähnlich wie andere baugeschichtliche Epochen wird entsprechend auch die DDR mit ihren durchaus vielseitigen Baustilen langfristig nur mit ihren besten Bauwerken im Innenstadtbild vertreten bleiben.


    Völlig falsch. Entschuldig! Kriterium für den Erhalt von Bausubstanz vergangener Epochen war in der Geschichte seltener Qualität als Funktionalität. Kleinteilige mittelalterliche Architektur beispielsweise ist den großen Messehäusern- und höfen nicht gewichen, weil es anderswo bessere Beispiele gab und sie so verzichtbar wurden, sondern weil sie den Anforderungen an moderne Funktionalität nicht mehr entsprochen haben. Die Verluste des 2. Weltkrieges waren indes ebenso willkürlich wie Brände und andere Katastrophen.
    Weiterhin haben sich auch zahlreiche Bauten der Vorkriegs-Epochen im Innenstadtbild erhalten, die keinesfalls in jeder Hinsicht besonders und herausragend wären. Und auch das finde ich – ganz persönlich gesagt – sympathisch.


  • [...]
    Sehen Sie denn eine architektonische Lösung, wie man das hier behandelte Gebäude erhalten kann und gleichzeitig die zerschossene Raumkante Reichsstraße wiederherzustellen vermag und den Gesäßanblick der Gebäude Nikolaistraße verdeckt?


    Die einzige Lösung: Abriss der Altbauten in der Nikolaistraße :D.


    Nein, jetzt ernsthaft:
    Ich glaube es gibt hier einen fundamentalen Irrtum, wie Stadt funktioniert und auszusehen hat. Ein makelloses, glattgebügeltes Stadtbild gibt es nicht in einer Stadt mit Geschichte, mit Individuen als Bauherren und Menschen die darin leben, wohnen, arbeiten usw. wollen. Wenn ich hier von den virtuellen Abriss-Allmachtsphantasien lese schaudert es mich. (Wenn hier jeder einmal das Gebäude entfernen dürfte, dass ihm missfällt - ich denke wir hätten am Ende dort wo Leipzig einmal war eine hübsche freundliche Auenlandschaft.)
    Für mich sind es eben auch die Brüche, die ein Stadtbild interessant machen, ihr ein Gesicht verleihen. Vielleicht kein schönes aber ein einprägsames, individuelles und damit unverwechselbares Gesicht.


    Die Geschichte Leipzigs lehrt uns allerdings, dass dieses Gebäude früher oder später verschwinden wird. Und es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass ästhetische Standpunkte bei dieser Entscheidung keine Rolle spielen werden. Ebensowenig wie bei einer Neubebauung.


    Wer in der Zwischenzeit beim Anblick dieses "Makels" Augenkrebs befürchtet, kann ja die Reichsstraße weiter nach Süden flüchten und dort die zauberhafte Rückfront des Motel-One genießen. Dieser Umstand ist nun wirklich nicht den Stadtplaner der 60er jahre anzukrieden, denn Deutrichs Hof sollte eigentlich als point de vue den Abschluss der Blickachse vom Markt über das verbreiterte Salzgässchen bilden. Aufgrund der Einsturzgefahr musste das Gebäude aber niedergelegt werden, wobei ein Großteil der Fassade für die Integration (!!) in einen späteren Neubau gesichert wurde. Von eben jenen geschichtsvergessen Planern. Is'n Ding.

  • geschichtsklitterung hilft ja nun auch nicht weiter.


    fakt ist, dass deutrichs hof in den 60ern abgerissen und danach nicht wieder aufgebaut wurde. zu sehen gab's dafür die zauberhafte rückfront des interpelz-gebäudes. erst der abriss dieses büro-riegels machte eine neubebauung der brachenlandschaft möglich: das neu erbaute motel one ist zum schuhmachergässchen hin anschlussfähig und besitzt bereits die baulichen voraussetzungen für eine neue passage, die zwischen nikolai- und reichsstraße entstehen könnte.


    auch für den sachsenplatz und die brühlplatten wurde beschädigte und sogar unversehrte vorgängerbebauung abgerissen. die planer der 60er jahre beanspruchten also sehr wohl die freiheit, (ohne rücksicht auf verluste) die stadt nach ihren vorstellungen umzugestalten. warum sollte diese freiheit heutigen planern verwehrt werden? nach eigener logik der ddr-stadtplaner ist das jedenfalls völlig okay.


    zumal die konzepte aus den 60ern mit ihren hier und da hingestellten blöcken und den grotesk aufgeweiteten straßen und gassen ganz offensichtlich nicht zu mehr urbanität führten (selbst wenn dies vielleicht so gedacht war).


    beispiel messeamt: es sprach überhaupt nichts dagegen, es direkt am markt zu bauen. aber die umsetzung dieses gedankens verkehrte die idee, den handelsplatz leipzig im herzen der stadt erlebbar zu machen, in ihr krasses gegenteil. weil nur ein büro-riegel für verwaltungsangestellte erichtet wurde, war an diesem wichtigen standort eben genau kein geschäftiges treiben mehr möglich. das ist ja sogar schon in den 80ern aufgefallen und es wurde diesem ursprünglich auf v-stützen stehenden gebäude nachträglich ein erdgeschoss mit ein paar läden eingebaut. nach der wende gab es sogar einen workshop, bei dem untersucht wurde, wie das messeamt umbaut und ergänzt werden könnte. auch dessen ergebnisse waren unbefriedigend. und das lag nicht daran, weil die leute doof, überheblich oder ddr-feindlich waren, sondern das lag ganz einfach an diesem nicht ins stadtgefüge integrierbaren klotz.
    was hätte man angesichts dieses befunds denn mit dem messeamt machen sollen?


    einige argumentieren hier nach dem schema: häuser sind immer kinder ihrer zeit. alle kinder muss man gleich lieb haben. und die, die am meisten sorgen bereiten, wachsen einem oft besonders an herz.


    doch das ist grundfalsch.
    häuser sind keine kinder. und schlecht geplante häuser sind schlecht geplante häuser.


    wer die planungen der lucas-ära mit dessen aussage fundiert, wonach das alte sich einordnen oder weichen müsse, kann nichts dagegen einwenden, wenn auch die neubauten jener zeit sich heute ihrerseits hinterfragen lassen müssen.
    und da lautet die antwort nunmal: überall, wo bisher abgerissen und neu gebaut wurde, beginnt sich der stadtorganismus wieder zu erholen.


    das und nichts anderes macht gute stadtplanung aus.

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    Lieber dj,
    alle Deine Kritikpunkte sind nachvollziehbar. Natürlich hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass vieles nicht den erhofften Effekt hatte. Sogar relativ schnell. Du unterstellst aber permanent, das zur Entstehungszeit bewusst schlecht geplant und gebaut wurde. Und da stellt sich mir die Frage, wer hier Geschichtsklitterung betreibt.

  • Die einzige Lösung: Abriss der Altbauten in der Nikolaistraße :D.


    Nein, jetzt ernsthaft:
    Ich glaube es gibt hier einen fundamentalen Irrtum, wie Stadt funktioniert und auszusehen hat. Ein makelloses, glattgebügeltes Stadtbild gibt es nicht in einer Stadt mit Geschichte, mit Individuen als Bauherren und Menschen die darin leben, wohnen, arbeiten usw. wollen. Wenn ich hier von den virtuellen Abriss-Allmachtsphantasien lese schaudert es mich. (Wenn hier jeder einmal das Gebäude entfernen dürfte, dass ihm missfällt - ich denke wir hätten am Ende dort wo Leipzig einmal war eine hübsche freundliche Auenlandschaft.)
    Für mich sind es eben auch die Brüche, die ein Stadtbild interessant machen, ihr ein Gesicht verleihen. Vielleicht kein schönes aber ein einprägsames, individuelles und damit unverwechselbares Gesicht.


    Daß Sie mich in die Nähe eines fundamentalen Irrtums stellen, halte ich für das schönste Kompliment seit drei Wochen. Ein makelloses, glattgebügeltes Stadtbild ohne Brüche, die weder einen Orthopäden noch einen Gastroenterologen zum Mitmachen animieren, hat auch niemand gefordert. Es ging um Raumkanten und Urbanität, die durchaus Ihre "Brüche" enthalten können. Offene Gesäßansichten als Abschluß zugiger Weiten ergeben noch kein einprägsames, individuelles und damit unverwechselbares Gesicht.