Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Wieso geht es eigentlich immer gleich um das Thema billiges Wohnen, sobald es um die Wilhelmstrasse geht. Ich bezweifle sehr, dass die Wohnungen dort umso vieles billiger sind als zum Beispiel die in der Leipziger Strasse oder auf der Fischerinsel. Es geht auch nicht darum einzelne Blöcke als 'Mahnmal' wie hier schon vorgeschlagen, erhält. Das ist doch völlig abwegig. Die Wilhelmstrasse so wie jetzt noch existent ist ist nur als Ensemble schützenswert und auch nachvollziehbar als das was es ist ist, sozialistischer Städtebau. Wenn man das so schützen möchte soll man das auch so bezeichnen und nicht wie jetzt schon immer mehr wichtige Teile herausbrechen, abreißen und somit das Ensemble und auch das was man zeigen und erklären will, zerstören, Sozialistischer Städtebau ist nunmal Ensemblerelevant. Es sind nunmal meist Großstrukturen, wenn man das nicht erkennt, kann man es auch nicht schützen und das erklären wird obsolet, weil nicht mehr nachvollziehbar. Es ist Städtebau und nicht Architektur! Ich wäre sofort dabei die alte Wilhelmstrasse, die ja mal die 'Straße der Macht' war, dem von mir immer wieder gern empfohlenen Buch von Laurenz Demps, zufolge, in irgendeiner historisch nachvollziehbaren Weise wiederaufleben zu lassen, aber das bleibt wohl ein frommer Wunsch. Man kann nicht eine Vielzahl von barocken Dreiflügel Palais wiederherstellen, wenn nichts mehr da ist.

    Man muss es aber auch nicht so machen wie es jetzt dieser ' The Wilhelm' oder wie auch immer diese Kiste sich nennt, vorgibt etwas aufzugreifen, was es so nie gab.

    Wie so oft ist es die Stadt selbst, die einen Weg finden und vorgeben soll und muss, wie sie mit solchen Herausforderung, architektonisch/ gestalterisch umgehen will. Ein Konzept, bitte!

    Einmal editiert, zuletzt von Camondo ()

  • ^Na ja, wenn man das Ensemble abreissen und die alte Wilhelmstr. (Wie alt darf es denn sein?) rekonstruieren will, dann bitte aber auch die neue Reichskanzlei, auf dessen Boden die Häuser teils stehen, wiederaufbauen. Ich weiß, so mancher bekommt bei dem Gedanken feuchte Träume.

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    Durchaus möglich, dass manch Ewiggestriger bei dem Gedanken feuchte Träume bekommt. So wie manch Ewiggestrige eben feuchte Träume bekommen, wenn das sozialistische Antlitz auf immer und ewig erhalten bleibt.


    Aber vielleicht können wir diese boshaften Unterstellungen hier einfach beiseite lassen. Mir persönlich gefällt einfach eine durchgehende, dichte (Blockrand)Bebauung in Innenstadtlagen persönlich besser, als eine platzverschwendende Bebauung- auch aus Gründen der Nachhaltigkeit, da schon bestehende Infrastruktur genutzt werden kann. Eine Rekonstruktion zerstörter Gebäude beinhaltet das aber nicht zwingend.


  • Wieso geht es eigentlich immer gleich um das Thema billiges Wohnen, sobald es um die Wilhelmstrasse geht.

    ^^ ???

    Weil es nur darum geht:


    Bezirksstadtrat Ephraim Gothe: „Der Bezirk Mitte von Berlin begrüßt die Entscheidung außerordentlich! Sie bedeutet den Erhalt strukturell preiswerten Wohnraums und mehr Sicherheit für Mieterinnen und Mieter.“


    Die Erhaltungsverordnung wird hier missbraucht, um ganz offen Klientelpolitik zu betreiben. Dabei hat die Verordnung überhaupt nicht den Zweck bezahlbaren Wohnraum zu erhalten.

  • << Dabei wäre zumindest auf der Westseite eine lockere Bebauung und nicht ein Blockrand, die historische Vorgabe. Denn hier standen die barocken Dreiflügel Palais, dahinter die Ministergärten. Die Platten greifen diese Struktur in ihrer Kubatur übrigens auf. Es handelt sich also keineswegs um 'platzverschwendende Architektur'.


    < Ich, denke nicht zu allererst an billiges Wohnen, wenn ich an die Wilhelmstraße denke.

  • Typisch Berlin ist für mich, dass sich alles um Erhalt vs. Abriss der Plattenbauten dreht, während gegenüber dem Finanzministerium eine städtebauliche Ödnis sondergleichen an der Wilhelmstraße besteht. Vorhalteflächen für weitere Regierungsbauten in fernen Jahrzehnten.

  • Statt Symbolpolitik in der Wilhelmstraße zu machen, sollte sich der Berliner Senat eher einmal darum kümmern, attraktive und gut angebundene Neubauquartiere in den Außenbezirken zu bauen, um Druck vom Kessel zu nehmen. Der Mehrheit der Berliner*innen ist nicht damit geholfen, wenn der Senat einer kleinen Minderheit mit großem Aufwand das Wohnen in der Wilhelmstraße oder dergleichen zu 8€ den Quadratmeter ermöglicht.

    Es werden nicht alle Menschen 100 Meter fußläufig vom Brandenburger Tor entfernt wohnen können und das muss auch gar nicht sein.

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    1. Welcher "große Aufwand"? Bestehende Wohnungen zu erhalten, ist – verglichen mit Abriss und Neubau – ein sehr geringer Aufwand.

    2. Die Erhaltungsverordnung hat ursprünglich nicht der Senat erlassen, sondern die BVV Mitte – meines Wissens mit den Stimmen der CDU.

    3. "Nicht alle" können 100 Meter vom Brandenburger Tor entfernt wohnen, aber dass dort Normalbürger wohnen, garantiert ein lebendiges Quartier anstelle eines reinen Touristenghettos.

  • Bestehende Wohnungen in absoluter City-Lage für "Jedermann" erhalten wollen, hilft 99% der Berliner*innen nicht, die eine Wohnung suchen. Energie wird daran vertan, in diversen Formen, ob Verordnungen, ob Verhandlungen, ob Pressearbeit. Teilweise kaufen Bezirke und die Stadt absolute Schrottimmobilien auf.


    "Touristenghettos", was auch immer das sein soll. Innenstädte haben nun einmal unter anderem auch einen gewissen repräsentativen Charakter. Es ist ein Ort, der allein schon geografisch gesehen in zentraler Lage liegt und daher organisatorische, kulturelle, kommerzielle, etc. Einrichtungen anzieht, logistisch logisch.

  • Bestehende Wohnungen in absoluter City-Lage für "Jedermann" erhalten wollen, hilft 99% der Berliner*innen nicht, die eine Wohnung suchen.

    Aha, aber Wohnungen für Jedermann abreißen zu lassen und durch solche zu erstzen, die für 95 Prozent der Berliner unbezahlbar sind, das würde 99 Prozent der Berliner helfen? Sorry, aber das ergibt keinen Sinn. Es hilft auch keinem (außer mir), dass meine Wohnung nicht abgerissen wird. Ist das ein Argument für ihren Abriss?


    Du findest die Platten hässlich und willst sie weghaben. Schreib' das doch einfach, ist doch legitim – aber behaupte nicht, es hätte irgendeinen einen Nutzen für die Allgemeinheit. Dass der Wohnungsbau in Berlin nicht zu Potte kommt, hat eine Menge Gründe. Überlastung der Verwaltung durch Nicht-Abriss der Wilhelmstraße ist keiner davon.

  • "Touristenghettos", was auch immer das sein soll...

    Das ist ziemlich einfach nachzuvollziehen, z.B. eine AirBnB Ferienwohnung in der Lissaboner Altstadt mieten und es wird schnell klar, was ein "Touristenghetto" ist.

  • 1. Welcher "große Aufwand"? Bestehende Wohnungen zu erhalten, ist – verglichen mit Abriss und Neubau – ein sehr geringer Aufwand.

    Irgendwie merkwürdig, dass dieses Argument immer nur bei DDR-Platten aus dem Hut gezaubert wird. Warum wird dieses Argument nie bei renovierungsbedürftigen Altbauten genannt? :/

  • ^Und wieviel Altbauten werden denn nicht renoviert und stattdessen abgerissen? Und wer plädiert denn für ein bedingungsloses Abreissen von Altbauten? - Ich gehe mal davon aus, dass Sie nicht Bauten aus den 50er und 60er Jahren meinen.

  • Und wieviel Altbauten werden denn nicht renoviert und stattdessen abgerissen?

    Natürlich werden in der Wilhelmstraße heute keine Altbauten mehr abgerissen. Das ist gar nicht mehr möglich, weil diese Altbauten bereits in früheren Jahren abgerissen worden sind.


    Merke: Wo bereits Altbestand abgerissen worden ist, kann kein Altbestand mehr abgerissen werden. Das ist eine Binsenwahrheit!


    Ärgerlich wird es allerdings dann, wenn - ganz unschuldig - die Frage gestellt wird, wieviele Altbauten noch abgerissen werden. Ist diese Frage ernst gemeint? Soll ich eine Liste mit allen Altbauten erstellen, die nach 1945 deutschlandweit abgerissen wurden? Diese Liste würde vermutlich Zehntausende von Gebäude umfassen. Lieber DerBe, bist du zufrieden, wenn ich hier eine Liste mit 40.000 oder 50.000 abgerissenen Altbauten einstelle?

  • ... Soll ich eine Liste mit allen Altbauten erstellen, die nach 1945 deutschlandweit abgerissen wurden? Diese Liste würde vermutlich Zehntausenden von Gebäude umfassen. Lieber DerBe, bist du zufrieden, wenn ich eine Liste mit 40.000 oder 50.000 Altbauten hier einstelle?

    ... Ja Bitte! Fang' am besten sogleich damit an. Das interessiert mich auch.

  • Ärgerlich sind allenfalls ihre schrägen Vergleiche. Es geht um das Heute und das Jetzt. Und da fordert niemand einen Ensembleabriss von irgendwelchen Altbauten.

  • Es geht um das Heute und das Jetzt. Und da fordert niemand einen Ensembleabriss von irgendwelchen Altbauten.

    Diese Formulierung ist bereits viel besser. Keine provozierende Frage, sondern ein Aussagesatz. Gut!


    Ausgangspunkt der Diskussion war das Argument, dass man den DDR-Bestand erhalten soll, weil der Aufwand einer Sanierung geringer ist als bei Abriss & Neubau. Dieses Argument läuft aber ins Leere. Nach diesem Argument dürfte man auch keinen Badeurlaub in Kroatien machen. Weil der Aufwand einer langen Autofahrt oder einer Flugreise zu den Touristenzielen am Mittelmeer viel größer ist, als wenn man im Urlaub einfach zuhause bleibt. Klar, der Urlaub zuhause in Balkonien ist betriebswirtschaftlich als auch volkswirtschaftlich sinnvoller. Und trotzdem fahren die Leute an die italienische oder kroatische Adria! Und man kann es den Leuten nicht verbieten, weil wir in einem freien Land leben.


    Mein Vorschlag:

    Wer die DDR-Platten gerne erhalten möchte, soll es doch bitte ganz offen auch so formulieren. Das wäre wenigstens ehrlich! Stattdessen werden irgendwelche Alibi-Argumente vorgeschoben ("Aufwand eines Neubaus ist zu hoch"). Ob der Auwand eines Neubaus zu hoch ist, sollte man doch besser dem Bauherren überlassen. Man kann getrost davon ausgehen, dass ein bauwilliger Bauherr vor Baubeginn eine Kosten-Kalkulation durchführt. Und wäre diese Kalkulation negativ, würde der Bauherr von ganz alleine auf einen Nebau verzichten.

  • Wer die DDR-Platten gerne erhalten möchte, soll es doch bitte ganz offen auch so formulieren. Das wäre wenigstens ehrlich! Stattdessen werden irgendwelche Alibi-Argumente vorgeschoben ("Aufwand eines Neubaus ist zu hoch").

    Sorry, das ist billig. Nicht ich hatte mit Aufwand argumentiert, sondern ich habe das umgekehrte Aufwand-Argument zurückgewiesen. Dass und warum ich die Platten gerne erhalten hätte, ist kein Geheimnis. Ich habe es hier mehrfach argumentiert. Am ausführlichsten und inkl. Kompromissvorschlag hier.

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    Das Beste wäre, wenn wir zukünftig darauf verzichten, über das Aufwandsargument zu diskutieren. ( Architektenkind, das meine ich nicht auf dich bezogen, sondern ganz grundsätzlich)


    Lassen wir doch einfach den Bauherren entscheiden! Der Bauherr wird selbst am besten wissen, ob er den "zu hohen Aufwand" bezahlen möchte oder nicht.

  • Aha, aber Wohnungen für Jedermann abreißen zu lassen und durch solche zu erstzen, die für 95 Prozent der Berliner unbezahlbar sind, das würde 99 Prozent der Berliner helfen? Sorry, aber das ergibt keinen Sinn. Es hilft auch keinem (außer mir), dass meine Wohnung nicht abgerissen wird. Ist das ein Argument für ihren Abriss?


    Du findest die Platten hässlich und willst sie weghaben. Schreib' das doch einfach, ist doch legitim – aber behaupte nicht, es hätte irgendeinen einen Nutzen für die Allgemeinheit. Dass der Wohnungsbau in Berlin nicht zu Potte kommt, hat eine Menge Gründe. Überlastung der Verwaltung durch Nicht-Abriss der Wilhelmstraße ist keiner davon.


    Wo habe ich den Abriss gefordert? Lauter Unterstellungen.

    Ich finde die Platten in Ordnung, aber auch nicht absolut schutzwürdig. Die Tschechische Botschaft finde ich z.B. ein genialer Zeuge seiner Zeit und diese würde ich umbedingt erhalten wollen.

    Beim Schultheiss-Quartier wurde ein Altbau (Wohnraum) für das Shopping-Center abgerissen, in Charlottenburg für ein Bordell und viele Altbauten/Wohnraum mehr in Berlin. Da schreit hier kaum einer auf.


    In der Wilhelmstraße dagegen erhitzen sich die Gemüter. Ich fahre dort täglich vorbei und sehe oft Touristen und Geschäftsleute aus den Wohnungen ein und ausgehen.


    Ich fordere keinen Abriss, aber ich halte die Diskussion für teilweise scheinheilig, da an anderen Orten in der Stadt völlig sang und klanglos Wohnbauten abgerissen werden und der Neubau oder auch Erhalt von Altbauten im Vergleich vernachlässigt wird.