Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Schon lustig, dass das Bauprojekt "The Wilhelm" immer wieder mit ähnlichem Tenor die Medien beschäftigt. Gestern hat sich noch einmal der Tagesspiegel unter dem Motto "Wenn das Luxus-Townhouse den Plattenbau schlägt" mit den Bauprojekt beschäftigt und resümiert, dass angesichts der Erhaltungssatzung „The Wilhelm“ wohl ein "teures Unikat" bleiben wird.


    Auch das Projekt am Mahnmal wird in dem oben verlinkten Artikel erwähnt. Dort sei der Bauantrag gestellt, aber seitdem nichts mehr geschehen.

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    Unter Townhouse verstehe allerdings was anderes.


    Über das Palais am Brandenburger Tor wurde übrigens zuletzt Anfang November in der Mopo berichtet. Alle Genehmigungen lägen zwar noch nicht vor, aber man sei mit Bezirk und Senat in Gesprächen. Bis 2018 wolle man den Neubau realisieren.

  • Die Abrissarbeiten in der Wilhelmstraße nähern sich dem Ende entgegen. Die letzten aufgehenden Bauteile stehen noch an der nördlichen Ecke zur Behrenstraße.


  • "The Wilhelm"

    Das Grundstück ist inzwischen komplett beräumt, allerdings ist das Projekt anscheinend durch die hohen Mieterabfindungen (5 Mio Euro) in Schieflage geraten. Das berichtet zumindest der Tagesspiegel. Das gesamte Projekt (mit den angeblich teuersten Wohnungen Berlins) wurde jetzt an die Schweizer SSN-Group veräußert. Die Webseite des Projektes mit dem Patzschke-Entwurf ist momentan nicht mehr erreichbar.

  • The Wilhelm

    Hier mal der aktuelle Stand von der Baumaßnahme Wilhelmstraße 56 - 59.


    Irgendwann vor über 5 Jahren wurde begonnen, das "alte" Wohngebäude leer zu ziehen. Ich hoffe, dass hier bald wieder Leute leben / wohnen.


    Gruß aus Berlin
    kabelschmidt

  • Die Webseite des Projektes mit dem Patzschke-Entwurf ist momentan nicht mehr erreichbar.


    Das Ding findet sich inzwischen auf der Seite der besagten SSN-Group – die Gelegenheit, den bescheuerten Namen "The Wilhelm" loszuwerden, blieb leider ungenutzt. Am Entwurf hat sich nichts geändert, aber die genannte Fertigstellung bis 2019 möchte ich in Frage stellen. Auf der Baustelle scheint sich wenig zu tun, und für den Investor besteht keine Eile: Solange die zu erwartenden Verkaufserlöse jedes Jahr um 10 Prozent steigen, während die Baukosten (fast) gleichbleiben, ist es aus dessen Sicht rationaler, sich Zeit zu lassen.

  • ^ Das sollte man zum Anlaß nehmen alle weiteren Entmietungs- und Abrißobjekte in der Wilhelmstrasse mit sofortiger Wirkung auf Eis zu legen.

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    Sind denn dergleichen weitere geplant / in Umsetzung? Der Senat wollte dem doch einen Riegel vorschieben (wenn wohl auch schwierig bis unmöglich in der Umsetzung).

  • ^^ Schuld hat die links-grün versiffte Regierung oder Frau Lüscher. ;)
    Aber nein, ich kann mich deiner Meinung nur anschließen. Es konnte ja nicht schnell genug gehen. Ich bin mal gespannt, ob der Patzschke Entwurf überhaupt umgesetzt oder ob das Grundstück nicht doch noch verkauft wird.

  • ^ Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Zwischen Wilhelmstraße und Mahnmal gibt es zwei Grundstücke: Auf dem hin zur Wilhelmstraße steht ein Teil des Plattenbau-Ensembles, auf dem zum Mahnmal stehen ungenutzte Behelfsbaracken, in denen bis letztes Jahr Souvenirläden, Cafés, etc. untergebracht waren. Das von Dir verlinkte Projekt soll anstelle der Baracken entstehen, der Plattenbau ist nicht betroffen.


    Ich kenne derzeit keine weiteren, konkreten Neubauvorhaben direkt an der Wilhelmstraße. Noch ist es also nicht zu spät für meinen Kompromisswunsch, östlich der Wilhelmstraße Abriss zu ermöglichen, den westlichen Teil des Ensembles aber zu erhalten. Auch der Bezirk hat sich ja - mit welcher Verbindlichkeit auch immer - gegen weitere Abrisse ausgesprochen, und der Stillstand bei "The Wilhelm" ist keine Reklame für Projekte dieser Art.

  • Palais an den Ministergärten

    Es gibt mal wieder Neuigkeiten zum geplanten Neubau vor dem Holocaust-Mahnmal. Wie der Tagesspiegel berichtet wird das Holzgebäude momentan ausgeräumt und danach abgerissen. Im Anschluss folgen Erkundungsarbeiten. Rest von Luftschutzbunkern werden vermutet.
    Den Bauantrag für ein hochwertigen, klassischen Baukörper, der auch in Jahrzehnten als zeitgemäß gelten könne, wolle man noch im Januar einreichen. Ob der bekannte Patzschke-Entwurf umgesetzt wird ist dem Artikel nicht zu entnehmen.


    Die Neubauplanung findet dagegen bei den Anwohnern des benachbarten Plattenbaus wenig Zuspruch (Hinterhof entsteht, Verschattung, blabla...).

  • Patzschke ist das schon lange nicht mehr. Aber in die Richtung geht der Entwurf schon. Habe leider nur enen Entwurf gesehen.


    Dass Rolf Hochhut nicht mehr durch den Pariser Platz auf die Mauer und den Reichstag und andere Mieter (oder sind das die Platten, bei denen noch zu Modrow-Zeiten Staatsbesitz an die Funktionäre ausverkauft wurde?) den Sonnenuntergang hinter dem Tiergarten nicht mehr aus dem Bad sehen können ist die übliche Veränderungsjammerei. Selbst der tagesspiegel ist sich nicht zu schade, diese Früher-war-alles-besser-Rhetotik wiederzugeben. Schwacher Journalismus.

  • ^Selbstverständlich soll Hochhuth jubeln, wenn ihm ein Bau vor die Nase gesetzt wird. Das würde Konstantin auch nicht anders machen. Is klar. Ansonsten finde ich nicht, dass er übermäßig jammert. Er erkennt und akzeptiert die Veränderung.

  • ^ Eben, Hochhuth hat nicht gejammert, sondern nur festgestellt, dass man 1990 von seiner Wohnung aus noch den Reichstag sehen konnte. Darf er das nicht? Und wenn Konstantin auch den Rest des Artikels gelesen hätte, dann wüsste er, dass nach 1990 Angela Merkel und die Treuhandchefin (!) Birgit Breuel zu den Bewohnern des Hauses zählten. Dass also der implizierte Vorwurf, hier lebten alte SED-Funktionäre, die sich an Staatsbesitz bereichert hätten, auch wieder nix als eine Unterstellung ist.


    Allerdings teile ich mit Konstantin den Ärger über den pseudo-kritischen Duktus des Artikels. Die vermeintlichen (und im Text kaum belegten) "Sorgen" der Anwohner dienen nur dazu, mit wenig Aufwand viel Drama zu machen. Gerade der Hochhuth-Teil über "den Lauf der Dinge" und dass man mit 87 bleibe, wo man sei, ist übel verkitscht. Lisa Simpson sprach mal über "Journalismus, der das Herz berührt und den Verstand vernebelt." Sowas ist das.

  • Es ist wirklich an der Zeit, dass hier etwas passiert. Das ganze Areal ist einer Bundeshauptstadt völlig unwürdig. Man hat das Gefühl, dort ist seit dem Mauerfall, mit Ausnahme des Mahnmals, nichts mehr gemacht worden, alles ist dreckig und versifft.
    Zum Glück sind diese Holzbuden und einer der Plattenbauten mittlerweile weg. Sollten hier nun auch endlich mal mit zwei Bauten tatsächlich begonnen und nicht immer nur angekündigt werden, würde dies zusammen mit der Passage am Leipziger Platz von den Rändern her eine Drucksituation schaffen, die sich auch auf das Kerngebiet an der Wilhelmstraße auswirkt.
    Ich finde es schon extrem peinlich, dass man in Deutshcland wieder aus Angst vor der Auseinandersetzung mit der Geschichte den Kopf einzieht und gar nichts tut. Ja, das Areal um Wilhelmstraße und Vossstraße ist sehr schwierig, aber ich denke, nach 70 Jahren müsste man dort eine andere Form des Umgangs finden als einfach nichts zu tun. Die Wilhelmstraße war mal die bedeutendste Straße Deutschlands, von dieser ist aber heute nichts mehr zu sehen.
    Es ist zu einem Hinterhof geworden und das direkt am Pariser Platz. Wie man sich seitens der Stadt dieser Verantwortung seit Jahren entzieht, ist peinlich. Jeder weiß, dass in den Plattenbauten kaum noch echte Berliner wohnen, sondern diese Wohnungen als billige Touristenbleiben im Netz verkloppt werden. Für die echten Bewohner würde sich sicherlich eine sozialvertägliche Lösung finden, aber dafür müsste der Senat mal ein Konzept entwicklen, wie man mit dem historischen Erbe des Areals umgeht.
    Wenn man bedenkt, dass die Aufarbeitung des Reichkanzlei-Areals sich aktuell auf ein Peking-Ente-Restaurant beschränkt, ist das eine intellektuelle Bankrotterklärung.

  • Jeder weiß, dass in den Plattenbauten kaum noch echte Berliner wohnen, sondern diese Wohnungen als billige Touristenbleiben im Netz verkloppt werden. Für die echten Bewohner würde sich sicherlich eine sozialvertägliche Lösung finden ...


    Auch wenn es für Außenstehende nicht erkennbar ist: das Areal zwischen Potsdamer Platz, Brandenburger Tor und Friedrichstraße hat neben der Touristik- und neben der Politik-Parallelgesellschaft ein funktionierendes Leben der Anwohner mit Kindergärten, Grundschule, Kirchgemeinde, Annahme für Reinigung usw. Es ist keine sozialverträgliche Lösung nötig.
    Ich gebe Dir Recht, das Vermieten von Wohnraum an Billigtouristen in Konkurrenz zur Hotellerie ist ein Problem.


    Eventuell bin ich ein Exot hier im Forum, aber ich habe folgende Vorstellung von Architektur: wenn es die Möglichkeit/Notwendigkeit zum Bau gibt (Brache, Baufälligkeit, neu ausgewiesene Bauflächen...) dann plant ein Architekt einen Neubau und beachtet dabei die Wünsche des Bauherrn, neueste architektonische Erkenntnisse/Trends und stadtplanerische Vorgaben der Kommune.
    Das Abreißen von funktionierenden, intakten Gebäuden, um diese durch derzeit als gut empfundene Architektur zu ersetzen ist für mich reiner Selbstzweck und erinnert mich an 1960er/1970er Jahre.


    kabelschmidt