Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Den Sozialismus in seinem Lauf halten weder Ochs' noch Esel auf !


    Es ist einfach nur zum K...en !


    Am Ende wird 56 bis 59 auch stehenbleiben, weil die Investoren einfach die Faxen dicke haben !



    Jetzt muß der Senat ran und den Vorgang wegen überragender Bedeutung dieses innerstädtischen Quartiers an sich reißen. Für ideologische, bezirkspolitische Mätzchen sollte hier kein Platz sein !

  • Hier tobt mal wieder ein ziemlich absurder Sturm im Wasserglas.
    Zu den Fakten: Die Erhaltungsverordnung ist im breiten Konsens mit den Stimmen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen und Linken beschlossen worden. Über die Erhaltungswürdigkeit dieses Gebietes gab es nie eine Diskussion, weil alle Akteure dafür waren. Daher sind die Unterstellungen ideologischer Motive völlig abwegig, zumal bisher ja auch kein einziges Argument gegen die Erhaltungsverordnung vorgetragen worden ist.
    Auch der Senat ist für die Erhaltung dieses Gebietes und denkt nicht daran, in dieser Frage dem Bezirk Mitte Schwierigkeiten zu machen.
    Ich denke, wir sollten froh sein, dass in Berlin städtebauliche Fragen zunehmend in einem breiten Konsens entschieden werden.

  • Noch zur Ergänzung: Der Ullrich-HIT-Markt Ecke Wilhelmstraße/Mohrenstraße wird gerade mit immensem Aufwand komplett umgestaltet. Das würde sicherlich nicht geschehen, wenn diese "Platte" bald abgerissen würde.


    Ich arbeite hier in der Nähe und finde die Gegend gar nicht sooo schlecht. Die Krux ist nur, dass die Wohnungen privatisiert wurden und danach diese vielen Ferienwohnungen entstanden sind.


    Wenn dieses Ensemble vorsichtig, aber freundlich saniert würde, wäre das schon ein Gewinn.


    Ich persönlich bin - obwohl ursprünglich "Wessi" und in Architekturfragen unpolitisch - gegen einen Abriss.

  • Ach Klarenbach.
    Es ist doch klar, dass die Wilhelmstrasse ein reines Politikum darstellt. Glaubt irgendwer, dass wenn an gleicher Stelle irgendwelche 80 Jahre Sozialwohnungen westdeutsche Prägung (also ähnliche Nichtqualität) dort stehen würde, dass der Widerstand gegen den Abriss so groß wäre?


    Diese Gebäude zeichnet nichts aus, außer symbolisch die DDR zu erhalten, da selbst dies in der Regel nicht mehr ausreicht, muss eben verstärkt das Argument des 'bezahlbaren Wohnraums' in Mitte herangezogen werden, und das Ganze wird als Beweis für den Erhalt der sozialen Gerechtigkeit in Berlin dargestellt, was angesichts der gegenwärtigen massiven Nutzung und Mißbrauch als Ferienwohnungen dieser Gebäude nur als Hohn und Spott gewertet werden kann. Ein Lehrstück über Politik und Spiegelfechterei.


    Das ganze ist einfach nur eine Farce und die Wilhelmstrasse bedient damit sowohl die Linken (die einen imaginären städtebaulichen Beitrag der DDR feiern) als auch den kläglichen Rest, der sich auf die Schulter klopft und den bezahlbaren Wohnraum in der Mitte der Stadt verteidigen kann. Damit ist allen gedient und wird als Feigenblatt herhalten, damit an anderer Stelle umso mehr in Ruhe Neubauten entstehen können, wo der Widerstand weniger symbolisch ist und die Linken nichts verteidigen müssen (es geht Ihnen ja primär nicht um die Menschen und deren Lebensverhältnisse , sondern es wird nur das verbissen verteidigt, was mit der Marke "DDR" zu tun hat)


    Durch Symbolpolitik, und das hier ist nichts anderes - wird niemanden gedient, am wenigsten denjenigen, die wirklich Wohnraum in Berlin suchen, der bezahlbar ist, das gilt für alle im Parlament vertretenen Abgeordneten.

  • Richtig. Das ist doch ein kommunalpolitisches Politikum.


    Ich frage mich, wie die Stadt bzw. hier das Bezirksamt dies schaffen will, ohne nicht gleichzeitig vertragsbrüchig zu werden. Der Investor agiert in einem bestehenden Rechts- und Vertragsrahmen und wird daher gegen diese Entscheidung vor Gericht klagen. Ein langwieriger Rechtstreit steht dann im Raum. Im Ergebnis hätten wir dann eine über Jahre verwahrloste Immobilien aufgrund des schwebenden Verfahrens und am Ende eine nicht mehr sanierungsfähige Bausubstanz sowie Schadensersatzansprüche gegen das Bezirksamt Mitte in Millionenhöhe. Schlechte Lösung.


    Spart dann das Bezirksamt Mitte bei den Kindergärten oder Kitas um einem millionenschweren Investor die Schadensersatzansprüche zu zahlen..? Das wäre dann das nächste Politikum.

  • Ich glaube, und hatte dies bereits zuvor erwähnt, dass neben der aktuell sehr schwierigen Verhältnisse in mehreren Städten mit Potsdam als traurigem Höhepunkt, sich die Stadt bzw der Bezirk vor wegweisenden Entscheidungen drücken will.


    Man müsste dann nämlich die Frage beantworten was mit Grundstücken passieren soll auf denen einst Reichspräsidentenpalais und Reichskanzlei standen. Bei einer derart aufgeladenen Stimmung die man ja aktuell exemplarisch in Potsdam beobachten kann will man dieses heiße Eisen einfach nicht anpacken.


    Denn die Frage ist ja auch schwierig zu beantworten. Was macht man mit dem Areal? Park? Shoppingtempel? Museum? Wohnungen?


    Es gibt für das gesamte Areal keinerlei städtebauliche Vision. Wer das politische Geschäft und die internen Abläufe etwas kennt weiß dass man sich als Politiker nicht gern die Finger an einem Thema verbrennt bei dem es nix zu gewinnen sondern nur zu verlieren gibt. Hinzu kommt noch, dass man sich dann auch noch mit dem Vorwurf der Gentrifizierung auseinander setzen müsste. Dieser zieht zwar nur bedingt weil ein Großteil der Wohnungen ja nur noch Ferienwohnungen sind. Aber öffentlich würde es trotzdem einen riesigen Aufschrei geben.


    Also tut der kluge Politiker was ihm am meisten nützt in der Situation und zwar erst mal nichts.


    Für den Standort finde ich das allerdings sehr bedauerlich. Es bestünde die Möglichkeit eine der zentralen Straßen in Mitte neu zu gestalten. Und ja. Man müsste sich sehr herausfordernden Fragen stellen. Bürger, Politiker, Architekten. Im aktuellen sich immer stärker polarisierenden Gesellschaftgefüge sehe ich aber nicht wie man hier zu einem großen Wurf kommen könnte. Und so ist ein Moratorium von 20 Jahre vielleicht nicht die schlechteste Lösung.

  • Warum Politikum? Natürlich man kann die Wilhelmstraße hässlich oder geringwertig finde, die Geschmäcker sind halt verschieden. Ich selbst finde sie gar nicht so schlecht. Sie hat auch objektiv betrachtet einige Besonderheiten, die so mehr oder weniger einmalig sind und daher durchaus einen Erhalt rechtfertigen.


    Da ist die einheitliche Gestaltung eines ganzen Straßenzuges. Es ist ein gutes Beispiel, das auch serielle Gebäude bzw. Plattenbauten einen höhere Gestaltungsqualität aufweisen und historisierende bzw. typische Elemente klassischer Berliner Mietshäuser zeigen. Außerdem gefällt mir vom Prinzip her der breite Grün- und "Promenaden"streifen auf der Westseite der Straße, der leider größtenteils als Parkplatz missbraucht wird.


    Natürlich ist das Ensemble in die Jahre gekommen und wurde zuletzt auch wenig gepflegt. Würde man hier Hand anlegen (hier und da Fassaden reinigen und evt. neu streichen, vor allem aber den "Promenadenstreifen" aufwerten (Parkplätze reduzieren oder am besten ganz aufheben, evt. neu pflastern, die Grünanlegen aufwerten, die Schrottteile (kaputte Schrankenfragmente und Laternen/Werbeschilder) entfernen oder erneuern usw., wäre dieser Abschnitt der Wilhelmstraße aus meiner Sicht ein durchaus attraktives Stück Berlin und gleichzeitig natürlich ein Stück DDR-Geschichte.


    Der Abriss einzelner Gebäude hat den Nachteil, dass die geschlossene Ensemblewirkung verloren geht. Vielleicht ist es ja das, was man will, um dann auch leichter allmählich die gesamte Bebauung abzureißen. Fände ich persönlich schade. Und der letzte Satz aus KaBa1' Beitrag gilt übrigens auch für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von Backstein ()

  • Politikum aus dem Grund, weil es bestehende Verträge mit dem Investor gibt. Die Politik suggeriert, als hätte sie Einfluss oder würde sogar den Prozess steuern. Das ist falsch. Die Tinte unter den Verträgen ist doch bereits getrocknet. Das Bezirksamt kann doch jetzt nicht einseitig vertragsbrüchig werden (aus welchem Grund auch immer). Vor Gericht hat das keine Chance.

  • @ Backstein


    Das ist ja mal ein ganz und gar zu begrüßender Beitrag von dir. :)
    Ich finde sogar, dass die Grundrisse der Platten eine Reminiszenz an die frühere zum teil dreiflügelige Bebauung darstellen, dadurch dass sie diese auf der westlichen Seite aufnehmen. Wie schon geschrieben, solange nicht eine wirklich überzeugende Idee insbesondere für die Grundstücke des ehemaligen Reichspräsidenten Palais und der ehemaligen Reichskanzlei gefunden sind, kann mann mit einer hochwertigen Grunderneuerung der Bestandsbebauung durchaus gut leben.

  • Das Problem mit den Sanierungen von Plattenbauten ist doch aber, daß nach der Sanierung von den Besonderheiten der aktuellen Bauten nix übrig bleiben wird. Das zeigen doch die jüngsten Sanierungen exemplarisch.


    Daher bin ich skeptisch. Nicht nur dass ich persönlich den aktuellen Zustand einfach furchtbar und unwürdig finde. Und ja ich gebe zu ich kann mit Plattenbauten nix anfangen. Was aber noch schlimmer als DDR Platten ist ist die DDR Platte verpackt in meterdicke Dämmpappe. Ich hoffe jedenfalls dass den Bauten in der Wilhelmstraße zumindest dieses Schicksal erspart bleibt.

  • ^ Vielleicht ein gutes Objekt um Abseits vom vorherrschenden Dämmwahn mal nach anderen Möglichkeiten ausschauzuhalten. Eine Chance für den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland im Herzen der Hauptsatdt innovativste und Denkmalschutzkompatible Lösungen zum Besten zu bringen.

  • Das Problem mit den Sanierungen von Plattenbauten ist doch aber, daß nach der Sanierung von den Besonderheiten der aktuellen Bauten nix übrig bleiben wird. ...


    Das kann so sein und ist leider gerade bei gestalterisch besseren Plattenbauten in der Innenstadt auch häufig passiert.


    Bei "simplen" Plattenbauten hingegen gibt es aber auch sehr viele Beispiele, wo durch Sanierung und Fassadenneugestaltung eine auch optisch deutliche Verbesserung erzielt worden ist.


    Das Problem ist meist die Dämmung, wenn diese einfach drübergepappt wird ohne Rücksicht auf (ästhetische) Verluste. Diesen Fehler darf man bei den Wilhelmstraßen-Platten keinesfalls machen!

  • http://www.deutsches-architekt…hread.php?t=11072&page=14


    Um nochmal kurz eine andere und von der Qualität der Platte vergleichbare Sanierung anzuführen.


    Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie Anhänger der DDR Architektur sich ernsthaft wünschen können dass hier saniert wird. So wird die Wilhelmstraße dann nämlich aussehen. Ohne Dämmung wird heute keiner mehr sanieren und vermutlich auch gar nicht dürfen.


    Folglich kommt entweder sowas. Was man dann auch wieder teuer verkaufen kann. Oder man lässt es so lange verfallen bis man abreißen darf. Wenn man bedenkt wieviel Kohle der Investor des nördlichen Riegels den Mietern gezahlt hat damit sie ausziehen der weiß wie lukrativ die Grundstücke hier sind. Letztlich werden es entweder totsanierte Plattenluxuswohnungen werden oder Neubau Luxuswohnungen.


    Oder man bekommt den Hintern hoch und überlegt mal was man sonst aus dem Areal machen kann bevor die Spekulanten sich Stück für Stück des Areals krallen.

  • ^ Im Artikel, der Ausgangspunkt der Diskussion ist, ist doch davon die Rede, dass verhindert werden soll, dass es zu wesentlichen, verändernden Eingriffen kommen soll. Ich würde mal davon ausgehen, dass eben diese "stadthistorische Bedeutung", über die sich hier so aufgeregt wurde, genau eine solche Kaputtsanierung verhindern soll und kann. Gedämmt und mit Sonnenblümchen bemalt macht ein Erhalt natürlich keinen Sinn, aber wenn es gelingt, die zu erhaltenen Blöcke behutsam zu sanieren, fände ich einen Erhalt auch sehr positiv.

  • Ach. Das ist doch wieder so eine völlig dehnbare Formulierung. Was sind wesentliche Eingriffe. Das kann von man verändert gar nix bis das die grobe Gliederung erhalten werden soll alles heißen. Vermutlich meint es faktisch dass man nicht abreißen darf. Mehr nicht. Und wie will man das dämmen verbieten? Wenn man die Förderkredite will kommt man gar nicht drumherumrum den Bau vollständig einzupacken.


    Ich bin ehrlich gesagt auch etwas enttäuscht dass man sich in einem Architekturforum damit zufrieden gibt einfach zu sagen wir machen nix.


    Man kann ja sagen dass man den aktuellen Zustand gut findet. Aber dass man nicht mal hier die Motivation entsteht zumindest mal weitere mögliche Entwicklungslinien zu diskutieren zeigt wie schwierig dieses Areal ist. Ich finde das schade. Denn es gibt meiner Meinung nach kaum spannendere Ecken in Mitte die noch bebaut werden könnten. Dass auch aus einem Forum dass sich damit ja eigentlich beschäftigen könnte so wenig Kreativität kommt ist schon enttäuschend.

  • .....Dass auch aus einem Forum dass sich damit ja eigentlich beschäftigen könnte so wenig Kreativität kommt ist schon enttäuschend.


    Auf 28 Seiten findest du hier genügend Inspiration wie ich denke, sensibles, holzhammerartiges, bedenkenswertes, optimistisches, konfrontatives, polarisierendes....
    Meine Einstellung hat sich seit 27.06.12, 10:09 geändert, wie ich gerade beim durchlesen festellen musste. So ist das doch ein erfreuliches Ergebnis.
    Wandel durch Erkenntniszuwachs. :daumen:

  • #408:
    PGS:
    Vertragsbrüchig wird hier niemand, da die Gebäude 56 bis 59 abgerissen werden dürfen. Es geht darum weitere Abrisse zu verhindern.

  • Es ist völlig unwichtig, von wem diese bereichernden Gebäudezeilen mit dem Charakter eine Stadtrandbebauung errichtet wurden.


    In diese beste Innenstadtlage gehört eine Bebauung mit vielseitigem Nutzungsmix und Ladenlokalen im Erdgeschoss unter Einhaltung der alten Fluchtlinien, so wie es beim Projekt Haus-Nr. 56 bis 59 vorgesehen ist und hoffentlich nun auch realisiert wird.


    Aber Berlin wäre halt nicht Berlin, wenn es nicht so beibehalten würde, wie es offensichtlich ausreichend vielen gefällt.


    Alles wird, pardon - bleibt gut !