Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Ich fänds cool, wenn man das Hotel Kaiserhof als historischen Leitbau wieder herstellen würde. Ich weiß, daß das nicht sehr realistisch ist, da das dafür benötigte Grundstück heute die Botschaft Nordkoreas beheimatet. Ziemlich unrealistisch, daß die Nordkoreaner sich auf einen Grundstückswechsel einlassen. Zumal man dann immer noch einen Investor bräuchte, der das Hotel bauen und betreiben möchte. Fazit: Die Idee ist leider illusorisch, aber man darf ja mal Wünsche äußern. :)


    Ich plädiere für eine Kombination aus historischen Leitbauten und zeitgenössischer Architektur. Einzelne Gebäude (wie den Kaiserhof) könnte man rekonstruieren. Dazwischen setzt man dann hochwertige zeitgenössische Architektur.

  • Die Idee ist leider illusorisch, aber man darf ja mal Wünsche äußern. :)


    Du könntest einiges für deine Vision tun. Alles, was einer Wiedervereinigung von Nord- und Südkorea entgegenkommt, erhöht die Chancen für's Hotel Kaiserhof. :)


    Ich kenne mich mit dem Wilhelmplatz leider nur wenig aus. Mir ist nicht ganz klar, inwieweit da der alte Grundriß wiederherstellbar ist. Ansonsten würde ich das natürlich auch sehr begrüßen.


    Es sollte wohl alles ein Mix aus Wohnen und Regieren sein. Andere Sachen wie Gastronomie und historisch-museale Dinge schließt das ja nicht aus.

  • Einer Rekonstruktion des Wilhelmplatz stehen mindestens zwei Bauten entgegen, die Nordkoreanische und die Tschechische Botschaft. Einer Botschaft ein passendes Tauschobjekt anzubieten ist ein diplomatischer Akt, der bereits in Berlin Tradition hat. Zuletzt nach der Wiedervereinigung reihenweise praktiziert, und finanziert vom Bund.
    Ein Abbruch des Nordkoreanischen Botschaftsgebäudes wäre ein Gewinn für die Stadt. Über den architektonischen Wert der Tschechischen Botschaft gehen die Meinungen bereits heute sehr weit auseinander. Ein Abbruchsvorhaben würde heftigst diskutiert werden.
    Zu Rekonstruktionen der Reichskanzlei: das Palais Radziwill mit Bismarck als Repräsentant fände einen Konsenz. Hitlers Machtzentrale würde nicht mal Speer so wieder errichten, nicht mal ansatzweise. Düster, abweisend und bauökonomisch gesehen eine Fehlplanung.
    Also bleibt die restliche Wilhelmstraße, und da gibt es ja bereits richtungsweisende Ideen.
    Schön wäre nur, wenn auch für finanzschwächere Bewohner noch Raum bliebe.
    Holocaustdenkmal hin oder her. Hier war nie eine Begräbnisstätte, nie ein Gebetshaus, nur die Ministergärten und die Goebbelsche Stadtvilla. Also ist hier prinzipiell keine Totenruhe einzuhalten, und der Würde des Mahnmals stehen die geplanten Bauten keinesfalls entgegen.

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  • Langhof hat seine Seite aktualisiert und ich glaube seinen Entwurf hatten wir hier auch noch nicht:


    http://abload.de/img/cora1-1024x683g4qlr.png


    Auch vom international tätigen Architektenbüro Chapman Taylor gibt es einen Entwurf für das Grundstück am Mahnmal:




    © Chapman Taylor 2015


    Im Blockrand als Einzelbau mit geringer Breite in Ordnung, aber in diesen Dimensionen für die Ecke wie auch der Langhof-Entwurf einfach unpassend.

  • Das find ich aber nett von dem Büro, daß sie gesunden Menschen visuell aufzeigen, wie sich für Menschen mit fortgeschrittener Netzhautdegeneration gerade Linien darstellen.

  • Hat da jemand den zerknüllten Entwurf wieder aus dem Papierkorb gekramt und sich gedacht: Wenn wir's so umsetzen hat's wenigstens Effekt? ;)


    Mit den Trennlinien zwischen den einzelnen Elementen schaut das dann aus wie "The Future of Plattenbau".

  • Ich muss sagen, ich finde den Entwurf ziemlich spannend. Die Fassade könnte sehr interessante Licht-/Schattenspiele hervorbringen. Nur ist er an dieser Stelle leider völlig deplaziert. Es wird Zeit, dass diese Tourinepp-Baracken wegkommen, die dort gerade stehen; aber sie müssen durch etwas ruhiges ersetzt werden, dass das Mahnmal nicht konterkariert: Blockrand, Traufhöhe, schlichte, elegante Fassaden, fertig.

  • In meinen Augen ziemlich effekthascherische, pubertäre Firlefanzarchitektur.


    Mag am richtigen Standort funktionieren, an dieser Stelle aber einfach nicht das Richtige, da braucht es etwas Ernsthaftes, Beständiges.

  • Ich bin nicht der Meinung, dass die Architektur dort eine Art von Ensemble-Wirkung mit dem Mahnmal aufbauen muss. Das ist Stadt, nicht Mahnmal, dort kann im Grunde alles gebaut werden innerhalb des vom Architektenkind aufgezeigten Rahmens Blockrand und Traufhöhe. Schlichte Fassaden aber, nein, warum denn?
    Mir persönlich gefällt der Entwurf von Chapman ganz gut; er erinnert mich ein wenig an die expressionistische Phase von Max Taut Anfang der 1920er Jahre und seine gefalteten Betonflächen. Der Fehler liegt in meinen Augen woanders: Wäre die Baufläche in kleinere Parzellen geteilt und an unterschiedliche Investoren verkauft worden, wäre automatisch eine Kleinteiligkeit und Vielfalt entstanden, und die Architektur müsste nicht mit gestalterischer Lautstärke über die große Dimension hinwegzutäuschen versuchen.

  • @ Camondo:


    Wenn ich das richtig sehe, stehen die Platten auf Deinem Foto aber nicht am Ort des geplanten Neubaus, sondern dahinter. Sie würden also für den Neubau nicht abgerissen werden, sondern nur verdeckt. Verschwinden würde lediglich dieser niedrige Behelfsbau, der derzeit zwischen den Platten und dem Mahnmal steht.

  • Neubau am Mahnmal

    Heute schreibt die BILD-Zeitung, dass das Grundstück mit dem Imbissbuden am Mahnmal verkauft worden ist an "zwei Familien, die dort langfristig investieren wollen. Sie planen Mietwohnungen und im Erdgeschoss gehobene Geschäfte."
    Kaufpreis soll 75 Mio betragen haben (ganz schön viel für 2 Familien :lach:)

  • Einem Bericht der rbb-Abendschau von heute zufolge steht nun der Abriß in der Wilhelmstraße 56 - 59 unmittelbar bevor.


    Der in diesem Zusammenhang allerdings gezeigte Entwurf für den Neubau hat mit dem hier bereits diskutierten "Patzschke" wenig zu tun.


    Weiß jemand mehr ?

  • Der in diesem Zusammenhang allerdings gezeigte Entwurf für den Neubau hat mit dem hier bereits diskutierten "Patzschke" wenig zu tun.


    Die haben halt irgendwas was irgendwo in deren Archiven schlummerte halt gezeigt mit dem Kommentar "So in etwa wird es aussehen".
    Das natürlich kein aufwendig recherchierter aktueller Stand (gibt es einen solchen überhaupt?) gezeigt wird ist doch klar.

  • Der Entwurf sieht doch immer noch nach Patzschke aus


    Ich finde, das hat jetzt eher was von Nöfer. Wegen der Lichtkosmetik natürlich schwer zu beurteilen, aber m.E. um einiges erträglicher als der von Patzschke entworfene Oligarchen-Stalinismus, der da vorher hinsollte.