Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • ^^ Vielen Dank für dieses gute posting, Theseus.


    Die meisten Wohnung kann jeder bei Airbnb etc. mieten. Mit legitimen Wohnraum für sozial benachteiligte hat das primär erstmal leider nichts zu tun. Vielmehr machen sich hier einige schlaue Marktteilnehmer mit diesem untervermieteten Wohnraum illegalerweise die Taschen voll. Ich vermutet auch hier eher die Initiatoren der BI. Denen kommt das Geschäftsmodel abhanden.


    Der Markt wird das richten. Der neue Eigentümer wird nun nochmal sein Angebot nach oben nachbessern müssen... Jeder ist käuflich.

  • ^Das ist eine Ihnen genehme Unterstellung. Die meisten Wohnungen werden professionell, institutionell vermietet. Zum Beispiel in der Kopenhagenerstr. in P-Berg wie auch hier in der Wilhelmstrasse. Der scheiß Markt richtet leider gar nichts. Und nein, ich halte die Plattenbauten nicht zwingend für erhaltenswert.

  • ^... Und nein, ich halte die Plattenbauten nicht zwingend für erhaltenswert.


    ...und ich halte Plattenbauten nicht für zwingend abreißenswert.


    Für mich ist ein Gebäude erst dann abreisenswert, wenn die Bausubstanz nicht mehr gerettet werden kann. Das ist bei den Gebäuden in der Wilhelmstrasse sicherlich nicht der Fall. Warum macht man sich so wenig Kopf hier, wie man aus bestehender Bausubstanz - auch wenn sie in der DDR errichtet wurde - etwas "schönes" oder "lebendiges" machen könnte.


    Der Fehler war doch, dass die WBM die Häuser verkauft hat, statt zu selbst zu entwickel. Dann hätte man auch das ganze Ferienwohnungsgedöns verhindert. Warum sollen hier denn keine Familien, Westberliner, Studenten, alte Ossis und Rentner nebeneinander wohnen?


    Künftig wohnt doch da dann nur die Haute*vo*lee. Städtisches Leben stelle ich mir anders vor.

  • ^Nun, KaBa1, wir liegen da nicht soweit entfernt auseinander. Mir gefallen die historisierenden Platten einfach nicht sonderlich. Sie bieten aber Wohnraum für das von Ihnen angesprochene Klientel. Das ist soweit ok. Und ganz besonders ok finde ich, dass dieser unsägliche Patzschketrumm erstmal verhindert wird.

  • Ich denke, dass man jetzt nach vorn schauen sollte. Und da bietet die rechtliche Lage eine große Chance. Da der Eigentümer seine Pläne nicht realisieren kann, ist er vielleicht bereit, sein Gebäude an die Wohnungsbaugesellschaft Mitte zu verkaufen, die den Block dann zu günstigen Mieten vermieten könnte. Das wäre ein großer Erfolg für die aktuelle Ankaufspolitik der städtischen Wohnungsgesellschaften und ein Beitrag zu einer sozial gemischten Stadt.

  • Ich bin mir nicht sicher ob das für die städtische Wohnungsbaugesellschaft Sinn macht, dieses Gebäude zu kaufen. Der Preis ist bestimmt extrem hoch, und auch wenn Steuergelder für Investitionen herangezogen werden, müssen diese Gesellschaften letztendlich auch kostenddeckend arbeiten und das kann ich mir für dieses Vorhaben dann nur sehr schwer vorstellen. Wenn man diese Wohnungen für Euro 6,50qm bis Euro 10qm vermietet, dürften die Erträge sicherlich nicht den Kaufpreis erwirtschaften, von den Renovierungen und Instandhaltungen, die sowieso fällig würden, mal ganz abgesehen.


    Für diese Kaufsumme ließen sich andernorts - auch in Mitte - bestimmt mehr Wohnungen oder entsprechende Flächen finden.

  • Tagesspiegel und Berliner Zeitung berichten mal wieder über den Stand der Dinge. Wirklich Neues erfährt man jedoch nicht. Die BI Wilhelmstraße kämpft nach wie vor gegen eine Entmietung des Plattenbaublocks. Eine rechtliche Handhabe zur Auflösung der bestehenden Mietverträge gebe es nicht.


    Artikel Berliner Zeitung
    Artikel Tagesspiegel

  • Also wer da nen Scheck über 100.000€ bekommt und trotzdem da wohnen bleibt. Respekt.
    Städtebaulich ist ein Abriss natürlich mehr als wünschenswert. Die Plattenbauten und ihre Anordung in dieser Toplage sind natürlich nicht das, was man sich hier als Idealfall wünscht. Da sie eh zumeist als Ferienwohnungen missbraucht werden, ist ein Abriss bei entsprechenden Alternativen für die Bewohner, die noch wirklich hier wohnen, auch sozialpolitisch zu verkraften.


    Die gesamte Wilhelmstraße bedarf dringend einer Neuordnung. Es wäre auch zu überlegen, wie man die Geschichte dieser Straße viel besser erlebbar machen könnte. Auch da hat man sich bislang vortrefflich drum gedrückt indem man alles im Dornröschenschlaf hat vor sich hin gammeln lassen. Mit der Mall of Berlin wird man nun bald zum Handeln gezwungen werden.


    Wobei ich bei Frau Lüscher und co doch große Zweifel habe, dass da was Positives rauskommt. Aber man sollte in einem ideenwettbewerb mal klären, was man auf lange Perspektive aus diesem Areal inklusive ehemaligem Wilhelmplatz mal machen will.


    Man müsste aber mal Grundsätzlich klären, ob man hier Wohnen, Shoppen, Museen oder einen Park will. Es geht hier eigentlich um ganz wichtige Grundsatzentscheidungen, die man schleunigst mal treffen müsste, bevor ein Grundstück nach dem andren ohne Plan bebaut wird und man am Ende wieder vor vollendeten Tatsachen steht, nur weil man den Mut scheut, sich an dieses doch historisch sehr schwierige Areal ran zu machen.

  • Wenn die Mietverträge tatsächlich "wasserdicht" und auf "Lebenszeit unkündbar" sind, wie es die BI hinausposaunt, dann hat das für mich schon etwas leicht sittenwidriges. Wozu verkauft man die Gebäude dann überhaupt an Privat? Als Eigentümer würde ich mir da verarscht vorkommen.

  • Ich finde es einfach dringlichst an der Zeit, dass man sich über die Grundausrichtung der gesamten nördlichen Wilhelmstraße von der Leipziger bis zu Unter den Linden mal Gedanken macht. Dies umfasst folgende Punkte:


    1. Welche Funktion soll der Stadtraum in Zukunft haben? Strebt man Wohnnutzung an, Hotels, Shopping, Kultur, Büro, politische oder anderweitige Repräsentanz?


    2. Soll das Gebiet ein Areal für Touristen oder Einheimische werden, will man Publikumsverkehr oder nicht?


    3. Soll der Bereich verkehrberuhigt werden oder inwieweit soll Verkehr hier zugelassen werden?


    4. Wie kann man mit der besonderen Geschichte dieses Ortes umgehen, wie kann sie sichtbar gemacht werden und trotzdem produktiv genutzt werden?


    5. Soll der Wilhelmplatz auf lange Strecke zurückkehren oder soll er bebaut werden?


    6. Wie sollen mögliche Bauten in diesem Gebiet aussehen? Will man das ganz den Investoren überlassen oder gibt es z.B. die Möglichkeit, in neuer Art und Weise an die Palaisstruktur dieser Straße zu erinnern oder will man vielleicht genau das Gegenteil?


    Leider ist zumindest mir nicht bekannt, ob es hier in irgendeiner Art und Weise eine Vision für dieses Areal gibt. Ich habe den Verdacht, dass man sich bei der Historie des Areals lieber wegduckt und es still und heimlich geschehen lässt. Ich fände das sehr sehr schade. Es ist sowohl von der Lage als auch von der Historie ein Areal was mehr Fantasie verdient hat und mehr Vision als es still und heimlich mit Luxuswohnungen zukleistern zu lassen.

  • Bis jetzt geht's doch nur erst mal um den Patzschke-Trumm. Aber ansonsten gebe ich dir recht. Es bräuchte eine Art Planwerk Wilhelmstraße. Ich würde mir eine Veredelung wünschen, sowohl mit politischen Gebäuden, also Bundesregierung, als auch mit repräsentativen Wohnbauten wie dem Patzschke am Holocaust-Mahnmal.


    Das wäre auch Image-mäßig sehr wichtig. Das Mahnmal ist nun auch mal ein wichtiger Repräsentationsort des heutigen Deutschland. Da muß das Umfeld gut und würdig aussehen. Die Bretterbude ist da nicht so der Hit, auch die Edelplatten sehen nicht so doll aus, obwohl sie für mich noch ein gutes Stück Kalten Krieg, Mauerstreifen und Ostberlin repräsentieren. Der Patzschke-Bau am Mahnmal würde wirklich ein tolles Ausrufezeichen sein und die Gegend veredeln.


    Zur Sicherheit :) : Zuletzt war von dem Areal direkt am Mahnmal die Rede. Davor vom Patzschke-Trumm auf der Ostseite der Wilhelmstraße.


    Kurzum: Die Straße sollte wieder so edel werden wie zu Kaisers Zeiten, aber an die heutige Zeit angepaßt.


    Ich glaube, die Dinge regeln sich langfristig sowieso von selbst. Solche Orte geben gewissermaßen auch die Nutzung und Bebauung vor. Es dauert nur halt seine Zeit angesichts der Bebauung aus Teilungszeiten. Man kann sich wie so häufig in Berlin keine homogene und konsistene Situation herbeizaubern, wie es sie zu Vorkriegszeiten einmal gegeben hat.

  • @Echter_Berliner


    Es wird wieder alles ein wenig durcheinander geworfen. Der „Patzschke-Bau“ flankiert doch garnicht mit einer Seite das Holocaust-Mahnmal. Wie Du selbst schreibst ist er für die Ost-Seite der Wilhelmstraße angedacht. Also steht genau davor auf der Westseite der Wilhelmstraße noch ein Plattenbau, nämlich genau der mit langer Seite zum Mahnmahl. Für diesen wiederum gibt es Neubauvorschläge von Christof Langhoff. die hier auch schon vorgestellt wurden.
    Ich gebe dir Recht, dass in Anbetracht der Historie der Straße nähmlich als eigentliche Straße der Macht, im Gegensatz zu den Linden, diese mehr als stiefmütterlich behandelt wurde und dringend ein allumfassendes Konzept benötigt. Ich habe hier mal geschrieben, dass für mich, keine andere Straße Berlins so sehr die Geschichte und radikalen Brüche der Stadt und des ganzen Landes ablesbar und direkt erlebbar werden lässt.
    So würde ich es begrüßen wenn besonders dem Aspekt als “Straße der Macht“ für nahezu 5 politische Systeme über die Zeitläufte hinweg, mehr Inhalt unterfüttert würde. Was einer einheitlichen Neugestaltung leider widerspräche.

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  • Es hat schon alles seine Richtigkeit, Camondo. In dieser Art und Weise müßte man viel öfter zwischen Schloß und Brandenburger Tor bauen. Dann erst würden auch prononcierte moderne Bauten richtig gut rüberkommen und einen Berliner Esprit entfalten.



    (C) Patzschke & Partner Architekten GbR

  • ^ Den Entwurf kannte ich ja noch garnicht. Das wäre dann direkt am Holocaust-Mahnmahl anstelle des Langhoff-Projektes und westliche Wilhelmstraßenseite. Das wären dann mit dem Patzschke-Hotel-Projekt genau gegenüber (östliche Wilhelmstrßenseite) zwei Patzschkes in unmittbarer Gegenüberstellung und dem Adlon ein Stück weiter nördlich, 3.
    Ich frage mich nur, und das habe ich mich auch beim Langhoff-Projekt gefragt, wem man die Aussicht auf das Stelenfeld antun will? Rein ästhetisch betrachtet, aber das verbietet sich bei der inhaltsschwere des Holocaust-Mahnmals nunmal, es nur rein aus ästhetischem Blickwinkel zu betrachten Und es soll ja wohl Hotel-und/oder Wohnnutzung sein. Gerade beim Betrachten mit Google Earth stach mir noch dieser völlig deplazierte Sportplatz direkt südlich des Holocaust-Mahnmals ins Auge. Es ist wiklich schon ein krude Mischung die sich hier versammelt hat.

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  • So würde ich es begrüßen wenn besonders dem Aspekt als “Straße der Macht“ für nahezu 5 politische Systeme über die Zeitläufte hinweg, mehr Inhalt unterfüttert würde. Was einer einheitlichen Neugestaltung leider widerspräche.


    Ich hätte nichts dagegen, wenn die Wilhelmstrasse eine inhaltliche Unterfütterung als "Straße der Macht" erhält. Aber wie soll so etwas konkret aussehen? Welche politischen Institutionen möchtest du in der Wilhelmstrasse ansiedeln? Aus meiner Sicht kommen Bundesministerien für die Wilhelmstr. nicht in Frage. Die heutigen Bundesministerien haben einen so gewaltigen Platzbedarf, daß für diese eine Ansiedelung an der Wilhelmtrasse schlichtweg nicht in Betracht kommt. Beispiel: BMBF-Neubau oder Neubau Innenministerium. Von solchen riesigen Gebäudekomplexen könnte man ein oder zwei in die Wilhelmstrasse packen und dann ist die Wilhelmstrasse dicht. Das macht es vielmehr Sinn, Bundesministerien in den Spreebogen zu setzen. Das ist nämlich genug Platz.


    Welche Institutionen würden in der Wilhelmstr. Sinn machen? Botschaften? Stiftungen oder Lobbyverbände? Sitz des Bundespräsidenten? (der sitzt schon in Bellevue). Irgendwelche Museen zur dt. Geschichte? Oder der x-te Gedenkort, an dem die NS-Zeit dokumentiert wird?


    Am Ende wird es auf den Bau von Wohnungen im gehobenen Segment herauslaufen. An der Wilhelmstrasse wird letztendlich das gleiche Szenario ablaufen wie am Schinkelplatz. Exklusive innerstädtische Lage und damit Wohnraum für reiche Menschen. Dafür gibt es eine Nachfrage.

  • @ Echter Berliner: Dieser Patzschke-Entwurf gefällt - mir - deutlich beser als die Langhoff-Variante.


    In welchem Stadium befindet sich das Projekt derzeit überhaupt ?

  • Ja, der Patzschke ist viel besser für diesen Ort. Der Langhof sieht auch nicht schlecht aus an sich, ist insgesamt aber zu aufgeladen und ein bißchen kitschig.


    Leider ist der Patzschke wohl nur ein Vorfühlen, ähnlich dem Langhof am Hardenbergplatz. :)


    Ich wäre überglücklich, wenn der realisiert würde. Übrigens finde ich den Ausblick Holocaustmahnmal sehr majestätisch. Hinzu kommen der Tiergarten, die Ministergärten und die ansehnliche Rückseite des Pariser Platzes. Können sich ja reiche Juden ein paar Wohnungen kaufen. :)


    Zur Wilhelmstraße: Es stehen dort ja bereits Ministerien, ich glaube sogar drei an der Zahl. Dann zwei Botschaften. Man könnte dort ruhig noch ein paar Abteilungen von Ministerien unterbringen. Es muß ja nicht gleich ein ganzes Ressort dahin. Die Straße hat durchaus Potential. Ich denke auch an gehobenes Wohnen, ein bißchen Politik, plus Historie.


    Wir haben ja schon die Mauer da, die Topographie des Terrors. Fehlen nur noch der Führerbunker und die Neue Reichskanzlei. :) Da könnte man später mal etwas draus machen. Zum Beispiel eine Teilrekonstruktion über die Strecke der Voßstraße, die noch frei ist bzw. wird, wenn die Platten mal wegkommen. In 20 Jahren wird man da auch lockerer sein. Eine Teilrekonstruktion hätte auch den Vorteil, daß der Komplex nicht so symbolisch aufgeladen wäre, sondern bereits von Beginn an gebrochen. Da ist viel möglich, was man aus der Wilhelmstraße machen kann.

  • ^Mir bist Du hier schon ein wenig zu locker, um nicht zu sagen: Geschmacklos.


    EDIT: Da ich per roter Karte dazu aufgefordert wurde, eine Begründung zu liefern, bitte sehr: Wer dazu anregt, dass Wohnungen in Sichtnähe des Holocaust-Mahnmals doch von "reichen Juden" gekauft werden sollten, zeigt mindestens das Fehlen von Geschmack und Menschlichkeit. Hast Du Dir mal überlegt, was Du da vorschlägst? Dass man sich doch bitte dort Wohnungen kaufen sollte, wo an den grausamen Tod der Eltern/Großeltern/Verwandten/Freunden erinnert wird? Damit man das Andenken an diese Unmenschlichkeit (die einen als Juden wohl wahrscheinlicher als nicht persönlich betrifft) bitte stets vor Augen hat? Und von wem wirds empfohlen? Von einem "Echten Berliner", der im gleichen Atemzug vom Führerbunker schwadroniert.


    So redet normalerweise nur einer daher, der auch die Judenvernichtung für ein "Lügensystem" hält, um mal auf Deine blödsinnige Signatur einzugehen. So, genug gemotzt. Das nächste Mal denk halt nach, bevor Du was schreibst. Wenn Du das kannst.

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  • Ich denke, man sollte zunächst einmal herausarbeiten, was man an der Stelle eigentlich will. Will man eher ein touristisches, ein kulturelles, ein administratives oder ein auf Wohnen ausgelegtes Nutzungskonzept.


    Auch müsste man klären, ob der Wilhelmplatz als Platzanlage zurückkehren soll oder nicht, weil dann für die Ecksituationen andere Lösungen gefunden werden müssten.


    Diese beiden Fragen müssten meiner Meinung nach als erstes geklärt werden. Anschließend kann man sich dann über die Architektur Gedanken machen.


    Ich fände es nicht schlecht, wenn man die ehemalige Palaisarchitektur, vielleicht modern interpretiert, zumindest an einer ausgewählten Stelle wiederfinden würde. Die jetzt gezeigten Bauten z.B. von Patzschke sind durchaus begrüßendwert, die ganze Straße jetzt damit zuzupflastern wäre aber zumindest meiner Meinung nach auch nicht der richtige Umgang mit dem Ort. Da gibt es durchaus kreativere Möglichkeiten jenseits des dreihundersten NS-Dokumentationszentrums.