Odysseus
Du findest also, dass uns russische und arabische Investoren durch ihren Geschmack zwingen sollten, nun sagen wir, so zu bauen, wie sie es wollen, so rein ästhetisch.
Keine Sorge, Camondo, das meint er nicht. Er freut sich einfach nur, daß unsere modernistische Verblendung zunehmend von außen korrigiert wird. Die Zuständigen im Inland sind wohl noch etwas in einem elitären Geisteszustand gefangen und wollen nicht sehen, was dem normalen Mann auf der Straße gefällt und was eine Großstadt wie Berlin erst attraktiv macht.
Noch besser wäre es sicherlich, wenn auch im Inland hier ein Umdenken stattfinden würde und Leute wie Patzschkes nicht angefeindet würden für den Segen, den sie bringen, oder wenn manche Foristen nicht ständig keifen, ausflippen und die beleidigte Leber spielen würden, weil sie in ihrem totalitären modernistischen Weltbild gefangen sind.
Und zur Beruhigung: Wenn die beiden Patzschke-Projekte in dieser Gegend realisiert würden, wäre das auch für mich genug des Historismus. Denn dann hätten wir mit dem Adlon gleich drei solche starken Manifestationen in der Ecke. Das reicht und ist im übrigen die Bedingung dafür, daß wirklich kreative moderne Architektur erst wirken kann.
Das Problem ist halt, daß diese natürliche evolutionäre Organik in Berlin durch die Kriegs- und Nachkriegszerstörungen fehlt. Lernt man das nicht in einem Architekturstudium?
Nun denn, die meisten können mit einem modernistischen Ghetto wenig anfangen. Sie brauchen ernsthafte, würdevolle und seriöse Architektur. Dann kann man ruhig auch mal ein bißchen herumexperimentieren. Die Stadt ist eben kein geschichtsloses Phantasialand.