Im Gegensatz zu vorstädtischer Bebauung sind in den Bauten der Wilhelmstraße im EG viele Gewerbeflächen vorhanden. Das kann man von vielen anderen Plattenbauten wie aktuellen Neubauten in der Innenstadt nicht behaupten.
Der breite Parkstreifen vor der Häuserzeile scheint mir wie geschaffen für einen echten breiten Radweg nach niederländischem Vorbild.
Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung
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Abriss?
Für die Abrissfreunde dürfte es gute Nachrichten zu sein:
Eine der Platten in der Wilhelmstraße 50 (das ist die L-förmige Verbindung hinter dem Ullrich zwische der eigentlichen Wilhelmstraße und der Mohrenstraße) scheint abgerissen zu werden. Eine Baustelle wurde eingerichtet und im Dachgeschoss sind schon Gebäudeteile entfernt worden:
Und auch am Block Wilhelmstraße 57-59 (nördlich der Ecke Französische Straße) wird ein Bauzaun aufgestellt und eine Baustelle eingerichtet. Ob es dem Block nun tatsächlich an den Kragen geht? Bilder:
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@W50
Ich wage mal zu sagen "hoffentlich". Vielleicht wird sie ja auch nur gepimpt und bekommt ein Staffelgeschoss. Fragt sich natürlich, was kommt dann. Ich fände es- Überraschung - nicht schlecht, wenn die Lücke geschlossen würde. Das Ministerium kann sicher ein paar m² gebrauchen. Aber ich glaube dort mal "Feuerwehrzufahrt" gesehen zu haben. Ist grundsätzlich vielleicht kein Hindernis, aber bedarf sicher wieder viel Aufwand bei der Planung eines Neubaus. -
Da wird doch das Ministerium erweitert, und ja, scheint als würde der Bau dafür abgerissen. Allerdings wird der Neubau nicht viel spannender: http://www.competitionline.com/de/ergebnisse/127226
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Stimmt, ich erinnere mich dunkel. Habe es wahrscheinlich aufgrund der Einfallslosigkeit des Neubaus vergessen...Und die Lücke wird auch nicht geschlossen...Schade :(.
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Auf Backsteins Bildern erkenne ich gleich zwei Einzelgebäude aus der DDR-Zeit, die ich, wenn auch nicht schön, doch durchaus interessant und erhaltenswert finde, nämlich im 2. Bild links und im 3. Bild rechts. Wenn man dazu noch einen der postmodernen Blöcke erhält, hat man doch einen perfekten Überblick über die Vielfalt DDR-Architektur in dieser Ecke. Um zu verdeutlichen, wie die Wirkung des gesamten Plattenbau-Ensembles einmal war und über die Hintergründe zu informieren genügt das Aufstellen einer Info-Tafel, dafür bedarf es nicht der Konservierung großräumiger Tristesse und Banalität im Zentrum. Angesichts der Tatsache, wie selten der Ensembleschutz als Instrument tatsächlich angewand wird, finde ich den Gedanken in diesem Fall, offen gestanden, geradezu bizarr. Ich finde überhaupt, dass, unabhängig von der Architektur, solche Viertel mit lauter nahezu identischen Gebäuden nichts in der Innenstadt zu suchen haben. Sowas findet man in Vorstädten/Schlafstädten. Innenstädte sind hingegen durch Vielfalt geprägt, nur so funktionieren sie. Ist ja auch logisch: Innenstädte sind relativ klein, dafür ballt sich hier alles: Menschen, Verkehr, Gebäude, unterschiedliche Architektur. Vorstädte bieten Platz, um Fassaden in die Länge zu ziehen oder zu wiederholen. Selbst wenn es sich hier um lauter identische Gebäude mit repräsentativer klassischer Architektur handelte, käme mir das an dieser Stelle merkwürdig und unpassend vor.
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.... Innenstädte sind hingegen durch Vielfalt geprägt, nur so funktionieren sie. Selbst wenn es sich um lauter identische Gebäude mit repräsentativer klassischer Architektur handelte, käme mir das an dieser Stelle merkwürdig und unpassend vor.
Das ist doch gerade das vertrakte und die Herausforderung vor der gerade Stadtplanung und Architektur in Berlin steht. Den Eindruck von Vielfalt hat man nur bei über Dekaden wenn nicht Jahrhunderten hinweg gewachsenen Strukturen. Die dann auch in Höhe und Stil erheblich variieren. Wir allerdings haben eine Traufhöhe und eine Gestaltungssatzung, und wenn die nicht zum Tragen kommen legen sich Bauherren und Architekten selbst diese Fesseln an, wie Neoklassizistische Stilelemente allüberall oder Rasterfassaden hier und dort.
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^ Die Traufhöhe und die strengen Vorgaben sehe ich auch kritisch. Wenn man allerdings gar keine Vorgaben macht, endet man ggf. auch mit sowas wie dem 1. BA auf dem Friedrichswerder.
Den Eindruck von Vielfalt hat man nur bei über Dekaden wenn nicht Jahrhunderten hinweg gewachsenen Strukturen.
Das werte ich mal als ein Plädoyer für die Auflockerung der Bebauung an der Wilhelmstraße durch Neubauten aus dieser Dekade.
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^ Nicht ohne weiteres. Ein bestehendes Ensemble aufzulockern wie du es nennst, indem man abreisst und anderere Gebäude einfügt, kann auch ganz schön in die Hose gehen. Ich weiss mir keinen Rat, erst recht nicht für das Eck-Grundstück der ehemaligen Reichskanzlei, Vossstrasse./Wilhelmstrasse.
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^ Ah, ok. Kontraste, ja bitte, aber nur im Gründerzeitviertel
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^ Ah, ok. Kontraste, ja bitte, aber nur im Gründerzeitviertel
Der Kontrast zwischen Historismus also Grüderzeitstil und moderner Architektur (wie auch immer lasse ich mal dahingestellt) kann durchaus sehr reizvoll sein. Eben durch die völlig unterschiedliche Formensprache, Propotionen, Materialität etc. Gründerzeitbauten verfügen meist über viele runde Formen, sei es plastischer Schmuck oder auch Fenster. Dies wirkt natürlich, manchmal wird es sogar in seiner Wirkung noch befördert wenn es mit moderner Architektur kontrastiert. Plattenbauten jedoch mit ”moderner Architektur” zu mischen sieht meistens nicht sehr gut aus, eben weil der Kontrast nicht groß genug ist. Eckiges versucht mit Eckigem zu konkurieren.. wenn du verstehst was ich meine. Meist bleibt nur ein qualitativer Kontrast der die Platte noch schlechter aussehen lässt. Und ein verwaschenes unbefriedigendes Ergebnis.
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Der Kontrast zwischen Historismus also Grüderzeitstil und moderner Architektur (wie auch immer lasse ich mal dahingestellt) kann durchaus sehr reizvoll sein.
Sehe ich ganz genau so.
Meist bleibt nur ein qualitativer Kontrast der die Platte noch schlechter aussehen lässt.
Ich verstehe was du meinst, aber es gibt (gab) ja auch anspruchsvolle Platten, bei denen das m.E. nicht zutrifft. Der direkte Vergleich wirkt doch augenöffnend, wenn schon sonst nichts. Gleicher Stil übrigens.
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Leider ist es doch so dass viele moderne Bauten durchaus als einmaliger Kontrast funktionieren. In der Fläche aber scheitert die Architektursprache dann aber oft weil die Moderne in weiten Teilen große Schwierigkeiten hat ensemblefähig zu sein. Und zwar aus sich heraus.
Und das unterscheidet meiner Meinung nach die Moderne von allen anderen vorherigen Architekturrichtungen. Bis zum Historismus war man sowohl als individuelles Gebäude stark als auch im Kontext zu seinen Nachbarn.Meiner Meinung nach geht der Moderne dies oft ab und daher rührt ihr Problem auch bei vielen Menschen. Die Moderne kann durchaus exzellente Solitäre und Kontraste in bestehenden Ensembles. Ohne die historischen Partner wird es dann aber oft schwer weil es der Moderne ab einem bestimmten quantitativen Grad häufig nur noch sehr unzureichend gelingt Urbanität herzustellen.
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Was einige hier an Phantasie entwickeln, um diesen schäbigen wie häßlichen Hinterlassenschaften aus volkseigener Produktion etwas Positives abgewinnen zu können, übertrifft alle Befürchtungen.
Wo andere Länder in einem Vierteljahrhundert ganze Städte aus dem Boden stampfen, sind sich in dieser famosen Hauptstadt die Verantwortlichen im Senat und im Bezirk im Verein mit den immer wieder gleichen Verdächtigen in Kreisen der schreibenden Zunft sowie offenbar gedungenen Architekturkritikern nicht zu schade, ein ganzes, aus mehreren Straßenzügen bestehendes Quartier in bester Innenstadtlage quasi unter Quarantäne zu stellen und so von gedeihlicher Entwicklung auszuschließen.
Aber hätte Berlin allen Ernstes auch wirklich etwas Besseres verdient ?
P.S.: Eines hat auf diesen Bildern dann doch beeindruckt : Im Quartier ist an einem Laternenmast ein provisorisches Schild mit der Aufschrift "Zur Fanmeile" zu bewundern. Gut, daß so etwas eben doch nicht vergessen wird.
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Es ist mir ein Rätsel wie man über noch nicht mal 30 Jahre alte Gebäude ein solche hasserfülltes Urteil sprechen kann. Was ist an dem was stattdessen gebaut wird soviel besser?
Wenn eine Stadt "in einem Vierteljahrhundert" aus dem Boden gestampft wird kann die Qualität nicht besonders gut sein.
Ist eine "gedeihliche Entwickung" ein Viertel aus Luxuswohnungen und Hotels? Sowas kann man woanders in der der Welt besichtigen. Das ist dann das Ende der Stadtentwicklung. Gute Nacht! -
@ Tower
Zu Deinem Plattenbeispiel. Ich weiss, meine Lieblingsplatte. Iich habe mich hier im Forum sehr zerknirscht über die Verschandelung jetzt, gezeigt. Deswegen ja auch mein Vorschlag für das ganze Ensemble einer denkmalgerechten, ästehtischen und zugleich klimagerechten Sanierung des Bestandes. Eine Herausforderung. -
... denkmalgerechten, ästehtischen und zugleich klimagerechten Sanierung des Bestandes....
Sanierung und Aufhübschung ja, aber ich wüsste nicht, was hier ein Baudenkmal sein sollte. Es ist bloß 0815-Baumasse wie so viele andere Objekte im Osten und im Westen.
Zum Trost ein Vergleich mit Rotterdam (erstes Foto), wo zweigeschossige Verkaufspavillons mit Plattenbau-Zeilen auf "Innenstadt" machen - hier wirkt die Straßenblockrand-Struktur mit EG-Läden wesentlich urbaner. Ähnliche Verkaufsbuden in Breslau zeigt Google nicht mehr, stattdessen die Errichtung der Folgehäuser - die im fertigen Zustand nicht anders wirken als es hier bloß mit etwas Putz und Farben möglich wäre.
Dass es in den EG-Läden 'kasachische Reisebüros oder son Zeugs' gibt - nicht jede Straße kann nobel sein, selbst in der Innenstadt. Die südliche Friedrichstraße ist kaum besser und die westlichen Plattenbauten dort finde ich sogar schlimmer als diese hier. -
Es geht mir lediglich um einen positiveren Charme. Das muss nicht zwangsläufig luxuriös oder nobel bedeuten. Die Ladeneinheiten in den Häusern machen nun mal einen sehr verstaubten Eindruck. Eine Chanel-Filiale würde daran auch nichts ändern. Dass es anderswo genau so uncharmant ist, ist kein Argument dafür, es so zu belassen. Wieder anderswo ist es nämlich besser, im Osten wie in Westen.
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Die südliche Friedrichstraße ist kaum besser und die westlichen Plattenbauten dort finde ich sogar schlimmer als diese hier.
Das ist die Bebauung um den Mehringplatz. Die besteht zwar nicht aus Platten, ist aber trotzdem ein gutes Beispiel: Der Hang zu raumsprengenden Monsterstrukturen war in den späten 60er-, frühen 70er-Jahren keine ideologische Marotte der DDR, sondern in Ost wie West das städtebauliche Mittel der Wahl. Was im Osten der Leninplatz war, fand sich im Westen am Mehringplatz oder, ein paar U-Bahnstationen weiter, am Kottbusser Tor wieder – und ich muss zugeben, dass ich alle drei Plätze zwar scheußlich, in ihrer Scheußlichkeit aber auch ziemlich grandios finde...
Im Zuge der 750-Jahr-Feier 1987 wird in Ost und West völlig anders gebaut als 15 oder 20 Jahre zuvor, nämlich an den städtischen Dimensionen der Vorkriegszeit orientiert. In den 80ern wird der Unterschied zwischen beiden Stadthälften aber deutlicher sichtbar, denn der Osten klammert sich krampfhaft an die Plattenbauweise, die sich im Westen nie richtig durchgesetzt hat. Das wird auch ideologisch begründet gewesen sein, tatsächlich war es aber vor allem dem Niedergang der Ost-Ökonomie geschuldet – es gab schlicht keine Mittel mehr, um flexibel zu sein. Deshalb war man selbst bei Prestigebauten auf die fabrikmäßige Plattenproduktion angewiesen, die für solche Zwecke lediglich aufwändiger gestaltete Platten in speziellen Kleinserien fertigte.
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