Wilhelmstraße - Plattenbaumoderne vs Neubebauung

  • Hm, ich finde die Proportionen nicht besonders überzeugend. Zwei Etagen Sockelzone und zwei Etagen Staffelgeschosse und dann nur vier "normale" Etagen - irgendwie ist das zu wenig. Vor allem der Sockel wirkt düster und überdimensioniert.

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    Dürfte vom Material her mit dem des Palais Theisings vergleichbar sein. Finde das eigentlich ein recht gelungenen farblichen Kontrast. Und das mit dem zweigeschossigen Sockel haben Patzschke da m.E. auch ganz gut hinbekommen. Normal tun sie sich mit den Geschossproportionen ja etwas schwer.
    Die Aufteilung der Etagen sagt mir ebenfalls zu. Der Block ist ja schon ein ziemlicher Klopper. Mit dieser Aufteilung wird das etwas abgemildert.

  • Ich finde bei den Bauten dieser beiden Architekten hier immer wieder sehr problematisch, dass die eigentliche Belle-Etage in der Höhe viel niedriger erscheint als die restlichen darüber. Das ist einfach ein optischer Fauxpas und widerspricht allen bauästhetischen Regeln. Gerade über einem so krass abgesetzten Sockel sollte man bei der Belle-Etage darüber eher optisch höher als niedriger planen. So siehts halt schlecht proportioniert und plump aus.

  • Camondo
    zunächst müsste geklärt werden, wo sich hier die Belle Etage befindet. Laut Definiton muss die Belle Etage nicht unbedingt im Sockelbereich liegen. (Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Beletage) Wikipedia zeigt das Müncher Palais Gise, bei dem die Belle Etage im 3. Geschoss bzw. im 2. Obergeschoss liegt.


    Camondo, gehe ich recht in der Annahme, daß du im hiesigen Beispiel mit Belle Etage das Sockelgeschoss meinst? Wenn ja: mir ist das auch schon aufgefallen, daß in Berlin das Sockelgeschoss häufig niedriger ist als die Obergeschosse. Das sieht dann ziemlich dämlich aus.

  • Nein, die Belle-Etage ist natürlich nicht im Sockelgeschoss sondern in dem darüber.
    Das Sockelgeschoss umfasst normalerweise das EG und eine halbe Etage darüber. Jetzt fasst man immer EG und eine Volletage zusammen und die darüber die Belle-Etage erscheint optisch gestaucht.

  • durch die steinerne Fassung wirken beide Sockelgeschosse wie ein einziges, großes Sockelgeschoss. Probleme bei den Proportionen bestehen, wie ich finde, eher im Bereich des Daches.

  • Stimme zu, das Problem ist aber eher die Berliner Traufhöhe. Nur eine weitere Etage würde Wunder bewirken.


    Ich kann diese Staffelgeschosse nicht mehr sehen. Es ist doch heute so einfach, den Dachabschluss einigermaßen wohlgeformt aussehen zu lassen.

  • Die Belle-Etage Diskussion ist ein wenig befremdlich da sich in diesem Gebäude doch eher Wohnen im Hochpreisigen Segment einisten wird. Warum sollte man also eine Belle-Etage einplanen. Wir leben nicht mehr im 19.Jahrhundert und entgegen der Durchmischung in dieser Zeit betreibt man heute eher eine Segregation. Dementsprechend ist es doch sinnentleert mit "Bautypologischen" Regeln von vor 100 Jahren solch ein Gebäude zu bewerten.
    Insgesamt kann ich mich der beschreibung des ersten Kommentars anschließen, es sieht aus wie ein Typischer Investoren-plattenbau-, der vorallem im Dachbereich sich nicht entscheiden kann was er will.

  • Ich kann diese Staffelgeschosse nicht mehr sehen. Es ist doch heute so einfach, den Dachabschluss einigermaßen wohlgeformt aussehen zu lassen.


    Die Diskussion zum Dachabschluss habe ich immer nur am Rande mitbekommen. Deswegen die ernstgemeinte Frage, was die Alternative zum Staffelgeschoss darstellt. Denkst du an ein Schrägdach mit Mansardenfenstern? Oder was wären andere Möglichkeiten als die hier gezeigten Staffelgeschosse?

  • Staffelgeschosse hin, Staffelgeschosse her; wer angesichts dieses wohl vor der Realisierung stehenden Entwurfes dem Ostberliner Stadtrand-Platteneinerlei - aus welchen Gründen auch immer - noch nachtrauert, will nicht erkennen, welches große Potential sich hier in Kürze HOFFENTLICH DURCH WEGNAHME ALL DIESER GEBÄUDE in der Wilhelm- und Nachbarstraßen für die Berliner Innenstadt ergibt.

  • Die Belle-Etage Diskussion ist ein wenig befremdlich .....


    Die Diskussion ist überhaupt nicht befremdlich, da sie zu erklären versucht warum die Proportionen bei einer Vielzahl dieser Bauten so beschissen aussehen. Wenn du dich am französisch störst, ist das ein anderes Ding ;)
    Ich kenne nunmal nur diesen Ausdruck für diese Etage.

  • Das Sockelgeschoss umfasst normalerweise das EG und eine halbe Etage darüber. Jetzt fasst man immer EG und eine Volletage zusammen und die darüber die Belle-Etage erscheint optisch gestaucht.


    Camondo, ich hab's noch nicht ganz verstanden.


    Normalerweise EG und eine halbe Etage darüber. Jetzt EG und eine Volletage.


    EG und eine Volletage müsste doch eigentlich sogar besser aussehen als EG und eine halbe Etage. Vielleicht bin ich bisher als Blinder durch die Stadt gelaufen, aber ich kann mir das gar nicht vorstellen, wie so ne halbe Etage aussehen soll. Hast du vielleicht ein Bild, wie man sich eine solche halbe Etage vorzustellen hat?

  • Ich versteh's auch nicht so richtig und sehe es wie Whywolf_Larry. Wir leben im 21. Jahrhundert mit Fahrstuhl etc. Da kann dann selbst die Dachgeschoss Maisonette mit Klimaanlage, Pool und Dachgarten die Beletage sein.

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    Bingo! Das Gleiche wollte ich die ganze Zeit schon sagen. :)


    Bei mir weckt es auch spontan Assoziationen ans Westin Grand und noch mehr an das Hilton am Gendarmenmarkt (früher: Dom Hotel, Berlin). Das Westin Grand ist mein Lieblingsgebäude in der Friedrichstrasse. Diese beiden Luxus-Platten, die früher von Interhotel betrieben wurden, gehören für mich bis heute zu den besten Gebäuden der gesamten Friedrichstadt.


    wenn also Ähnlichkeit zum Hilton am Gendarmenmarkt besteht, dann heißt das → unbedingt bauen!


    Bild: Architektur-Fan. Sorry wegen schlechter Bildqualität.

  • Im Wikiartikel steht auch, dass gründerzeitliche, repräsentative Mietshäuser eine Beletage im 1.OG hatten. Da sich die Patzschis ja an diesem Baustil orientieren, wäre es ja eigentlich nur konsequent, dies auch hier erkennbar zu machen.


    Das hat doch nichts mit der Erreichbarkeit zu tun, sondern vor allem dem Lichteinfall, der ja weiter unten geringer ist als weiter oben. Und hier sieht man ja, dass die Fensterhöhe der ersten Wohnetage am geringsten von allen ist. Hinzu kommt noch der Balkon der darüber liegenden Wohnung. Es hat eher etwas von einem Mezzanin, das klassischerweise (wenn vielleicht auch nicht immer) unterm Dach liegt.


    Und gerade wenn man im Hochpreissegment baut, sollte man eine Beletage oder zumindest gleich hohe Fenster für alle anbieten, statt eine Maletage einzufügen. Aber jut, die beiden sind ja bekanntlich nicht die meisten, was Proportionen angeht, insofern...Und wer weiß, ob es auch wirklich so kommt.

  • In Berlin ist es eher die 2.Etage die man als Belle-Etage bezeichnen kann. Die Mal-Etage wie Ben schreibt ist die Erste und die ist meist für Magazinräume über dem hohen EG vorgesehen gewesen.


    Hier ein Beispiel für ein Zwischengeschoss in der ersten Etage:


    http://194.1.207.229/giata_der…pgs/p_z/s48314_screen.jpg


    hier ein gutes für eine Belle-Etage in der zweiten Etage:


    http://images.rapgenius.com/9f…4da1b151525.675x599x1.jpg


    Ich verstehe Batos Einwurf auch nicht was er mit dem Fahrstuhl meint. Belle-Etage ist ein feststehender Begriff für regional unterschiedlich, entweder die erste oder die zweite Etage die durch besonders hohe Räume und Dekor die repräsemtativste im Vorderhaus ist.