Markgrafenkarree [realisiert]

  • Das in der Schützenstraße errichtete Gebäude, welches den Platz zwischen den zwei hier noch verbliebenen Bestandsgebäuden einnimmt, hat seine Hüllen fallen lassen.





    Die Architektur gefällt mir. Vielleicht ist sie für diese zentrale Lage aber etwas zu zurückhaltend (jeweils drei Querstraßen vom Gendarmenmarkt sowie vom Checkpoint Charlie entfernt).
    Die anderen Bauabschnitte werden dagegen etwas aufwändiger gestaltet.


    Hier noch ein Blick auf die Südseite der Ecke Schützenstraße/Jerusalemer Straße:



  • ^ Bin heute auch hier vorbeigekommen und sehe gerade, dass RianMa schon das abgerüstete Gebäude an der Südwestecke des BV gezeigt hat. Da spare ich mir das Einstellen meiner fast identischen Fotos. :)


    Etwas enttäuscht bin ich ja schon. Mal wieder ein eigentlich ambitioniertes BV, dass grau gestrichen wurde. Mir ist unverständlich, dass dieser "Farbton" so beliebt ist...

  • ^
    Ja, schade, beim Fassadenmaterial scheint man auch arg gespart zu haben. Wenigstens der Sockel könnte mit Naturstein oder Klinker etwas aufgehübscht werden.
    Bei den Minibalkonen scheinen die Wohnungen nicht sehr groß auszufallen. Gerade den mittleren Balkonen hätte ein Wegfall der Trennwand gut getan und würde für ein bisschen mehr Großzügigkeit sorgen.
    Generell sieht mir der Bau mit seinen überdimensionierten Erker/Balkon-Abschnitten sehr schwerfällig aus. 3 oder 4 kleinteiligere Abschnitte würden mir eher zusagen.

  • Langsam geht es auch an anderer Stelle bei der Fassadengestaltung voran, und zwar an der Nordwestecke (Krausen-/ Ecke Markgrafenstraße). Hier werden die ersten Mosaiken geklebt:





    Hier mal eine Stelle ohne "Gerüstvorhang":


  • Einige Fotos vom letzten Samstag von mir:



    Wohnhaus in der Markgrafenstraße, teils ausgerüstet:






    Die Ecke zur Schützenstraße mit dem Jugendclub:



    Hier hätte man bei etwas gutem Willen sicher eine Lösung finden können, diesen Schandfleck zu ersetzen und diesen Treff zu integrieren.



    Wohnhaus in der Schützenstraße:






    Kleinmosaik im Sockelbereich:


  • Na der Jugengklub wird sicher nicht ewig so stehen, dass schreit ja nach Abriss auch wenn ich hoffe dass es dann Ersatz gibt. Ansonsten finde ich das Mosaikmuster am Wohnhaus Markgrafenstraße irgendwie erfrischend, wenn auch nicht neu und doch für mich mal eine wohltuende Abwechslung.

  • Inzwischen wurde ein weiterer Teil des Komplexes an der Krausenstraße von den Gerüsten befreit. Dank der verklinkerten horizontalen Gliederung sieht es weniger trist aus als die grauen Dinger an der Schützenstraße:







    Eindrücke von den hofseitigen Fassaden:





  • Danke für die vielen Impressionen.


    Der Block von Müller Reimann gefällt mir. Geht in Richtung Neue Sachlichkeit. Weißer Putz und roter Klinker machen sich farbtechnisch zusammen immer ganz gut und sorgen für angenehme Kontraste. Auch die Aufgliederung des langen Baukörpers mit Risaliten erscheint mir gelungen.


    Anders der Neubau rechts. Das mit den Mosaiken ist zwar ganz nett, aber in der Farbe wirkt das doch recht kalt und klinisch.
    Unklar ist mir auch, warum man nicht einen besseren Gebäudeübergang geplant hat. Stattdessen gibt es nun diese Bruchstelle in Brandwandoptik.


    Noch viel grausiger ist der Blick in den Innenhof. Keine Farbkontraste, langweilige Fassadengestaltung und billig wirkende Materialien. Das sieht schon fast nach Sozialbau aus.

  • Also mir gefällt der Teil mit den hellen Mosaiken ganz gut, sogar besser als der von Müller-Reimann. Einerseits gefallen mir die Mosaike, sie sind mal was anderes, im Gegensatz zu dem roten Klinker. Hinzu kommt noch die geschwungene Fassade. Der Ecke von Forster dürfte aber mit Abstand am Besten werden, wenn sie nur annähernd so hochwertig wird, wie die Visualisierung vermuten lässt. Der Innenhof ist hingegen in der Tat gruselig.

  • Ich finde den türkisen Klinkerbau auch sehr gelungen, hat was retromäßiges finde ich, so 50 Jahre. Sieht live finde ich auch noch besser aus als auf den Fotos.
    Insgesamt ist das Ganze besser als erwartet, es passt ganz gut in die Gegend, allerdings hat Bato recht was er über den Innenbereich schreibt.

  • Architektur

    Leider ist mir nicht klar, warum wir solche Architektur akzeptieren sollten. Wir sollten uns damit nicht zufrieden geben und mir geht es dabei nicht um die latente Meckerei, die wir als Berliner oft an den Tag legen, sondern um die grundsätzliche Frage, wie wir uns unsere Stadt vorstellen. Natürlich gibt es hier unterschiedliche Auffassungen und Meinungen und darüber muss man diskutieren.


    Der Standort liegt im Zentrum Berlins, es ist kein Lückenschluss, sondern eine der wenigen noch großen freien Flächen im Umfeld der 1A Lage der Friedrichstraße gewesen. In direkter Nachbarschaft zu den Wohnhochhäusern der Leipziger Straße. Ich möchte Euch fragen wie wir uns die weitere Entwicklung unserer Hauptstadt Berlin vorstellen, wenn wir in solchen Innenstadtlagen Bauten zulassen, wo wir uns darüber freuen müssen, dass der "rote Klinker ganz gut zum weißen Putz" passt. Oder "Mosaikfliesen" gut zur Gegend passen. Dazu brauchen wir weder Architekten noch Architektur, wenn Zweckmäßigkeit und Verordnungen sämtliche Vorgaben liefern.


    Als Berliner bin ich darüber wirklich sehr enttäuscht.

  • ^ Ich könnte mir hier weiß Gott auch was Besseres vorstellen: Höher, kleinteiliger, urbaner, hochwertiger, mit Erdgeschossnutzung... Diese Neubauten hätte ich normalerweise viel weiter außerhalb des Stadtkerns verortet. Andererseits muss man halt nehmen was kommt und was Investoren bereit sind zu bauen. Berlin ist wirtschaftlich noch nicht zu vergleichen mit anderen Hauptstädten. Gestalterisch finde ich die Fassaden jedenfalls nicht schlecht, es werden auch so innenstadtnah wesentlich schlimmere Dinge gebaut (z.B. Hotels).

  • ^ Ich weiß nicht, ob man das immer nur auf die wirtschaftliche Schwäche Berlins schieben kann. Gerade aus dem wirtschaftlich kraftstrotzenden München lese ich immer wieder, dass dort noch langweiler gebaut wird und dortige Foristen oft neidisch nach Berlin schauen.

  • ^ Ja klar, das stimmt. Es geht mir ja in diesem Fall mehr um die Lage. Die Architektur fände ich für sich genommen, wie gesagt, nicht schlecht, würde sie bspw. in Tempelhof stehen. Hier wären kleinteiligere Fassaden, hochwertigere Materialien und Nutzungsmischung angebracht.

  • Es genügt eben im innerstädtischen Kontext nicht, Baublöcke zu schließen. Ein urbanes Bauen setzt zum ersten Parzellenbauweise voraus, und sei es eine vorgetäuschte, wie das beim Berliner Wiederaufbau seit 25 Jahren oft genug praktiziert wurde. Es bedeutet zweitens eine Fassadenarchitektur, die sich ausdrucksvoll der Öffentlichkeit präsentiert, durch die sich Hauseigentümer wie Bewohnerschaft gegenüber dem öffentlichen Raum darstellen, durch die sie Identifikation und Beheimatung erfahren; und wenn es sich wie hier und da in der Berliner Friedrichstadt um einen langen Büroriegel handelt, sollten Bauherr und Architekt dennoch den Anspruch verfolgen, eine bürgerstädtische Formenmischung zu erzielen, nach dem Ideal der Einheit in der Mannigfaltigkeit. Es geht schließlich um die Zukunftshaltigkeit dieses wiederaufgebauten Berlin, und da müssen Qualitätsansprüche angestrebt werden, die sich an den besten Beispielen der historischen Stadt ausrichten.


    Es geht letztlich um ein Bauen, das öffentliche Räume ausbildet, das nicht Baukörper konturiert. Aber ich weiß, dass ein solches Prinzip den heutigen Architekten noch immer gegen den Strich geht. Sie wollen am liebsten immerzu Solitäre bauen, selbst im innerstädtischen Kontext, wollen Baukörper modellieren, durch Risalite, Höhenstaffelungen, Rücksprünge und dergleichen, und wundern sich dann, dass die so wiedererstehenden Innenstadtquartiere nicht angenommen werden, sondern trist und menschenleer bleiben. Die angestrebte Belebung der Erdgeschosszone alleine schafft eben noch keine urbane Attraktivität.

  • Aber ich weiß, dass ein solches Prinzip den heutigen Architekten noch immer gegen den Strich geht. Sie wollen am liebsten immerzu Solitäre bauen


    Ja oder Bauherren wollen nicht für wechselnde Materialien und mehr Bauzeit bezahlen. Dieses stumpfe abblättern über Architekten, denkste die wissen nicht was gut aussieht? Letztendlich sind es nunmal Dienstleister. Stimmann z.b. wollte immer kleinparzellige Blöcke aber die Investoren haben nicht mitgespielt und so musste er durchwinken und hatte dafür eine vermeintlich höhere Gestaltungsqualität einfordern können. Also der umkehrschluss ist wenn der Markt Jahrzehntelang nunmal Großbauten verlangt warum soll man dann auch jungen Architekten was anderes beibringen?
    Hört doch einfach mal auf mit diesen stumpfen Opi-Platitüten.

  • ... mit dem Gebotenem kann ich gut leben. Das Mosaikhaus gefällt mir am besten, aber auch das Klinker / Weißputzhaus finde ich gelungen, besonders die horizontale Gliederung und die Gleichmässigkeit der Fesnter gefallen mir. Danke an Backstein für die vielen Fotoupdates.


    Der Standort liegt im Zentrum Berlins, es ist kein Lückenschluss, sondern eine der wenigen noch großen freien Flächen im Umfeld der 1A Lage der Friedrichstraße gewesen.


    Ja der Standort liegt im Zentrum, aber es ist keine besonders hervorzuhebende Lage. Südlich der Leipziger Straße eingerahmt durch die sog. "Springer Gardine" (Hochhäuser an der Leipziger ) und die Kreuzberger Sozialbauten im Süden, dazwischen noch ein paar Altbauten. Auch die Friedrichsstraße stellt in diesem Bereich keine 1A Lage dar.


    Solche zentrumnnahen und dennoch nur ein geschränkt attraktive Lagen findet man überall in Großstädten. Oftmals sind solche Lagen nur ein Fußbreit von den Hauptsehenswürdigkeiten / 1a Geschäfts / Einkaufslagen entfernt.

  • Die hofseitigen Fassaden passen "perfekt" zu den Hochhaus-Plattenbauten dahinter. Hier ist kein qualitativer Unterschied zu erkennen.
    Die neuen Gebäude könnten auch aus tiefsten DDR-Zeiten stammen.
    Für diese Lage ist das traurig.

  • ^ Na so schlimm find ich die Hochhäuser dann doch nicht...


    Kleist: Eine Lage ist immer auch das, was man aus ihr macht. Wenn man immer nur das Vorhandene weiterbaut, ändert sich auch nichts. Die Frage wäre, ob man hier durch entsprechende Neubauten eine Nachfrage z.B. nach Geschäften und gehobenerem Wohnen schaffen könnte. Gerade wenn man so einen großen Block entwickeln kann, hat man doch viele Möglichkeiten ein attraktives Umfeld zu entwickeln und ist nicht allzu sehr durch vorhandene Strukturen eingeschränkt.