Löwitz-Quartier + erweitertes Areal westlich des Hauptbahnhofes

  • Die Länge und Vielzahl der Bohrpfähle finde ich beeindruckend. Bei den benachbarten Bauten war der Baugrund auch problematisch. Doch hier wird ja ein Haus mit großem Holzanteil gebaut. Ich bin schon etwas erstaunt, dass es dennoch einer derart aufwändigen Gründung bedarf. Wie hat man das einst bei den gründerzeitlichen Häusern nebenan gemacht?


    Es ist übrigens überall der oben eingebundene Entwurf zu sehen. Ich hoffe daher sehr, dass der Rat des Gestaltungsforums unter Leitung von Andreas Garkisch in den Wind geschlagen wurde, sich "von den gründerzeitlichen Anleihen zu befreien", auf ein Schrägdach zu verzichten, die Fassade statt verputzt in Holzoptik auszuführen, das Treppenhaus außenliegend zu planen, "eine klare, einfache Fassade" statt "Sockel, Lochfassade, Walmdach" zu wählen. Dies würde dann zu "zu deutlichen Einsparungen führen". Wozu brauchen wir für solche Ratschläge ein Gestaltungsforum?


    https://static.leipzig.de/file…ericht2024_Webversion.pdf

    (S. 33 im PDF, S. 62 in der Druckversion)

  • Ist es nicht schon etwas ungewöhnlich, dass man erst den Platz baut, ohne zu wissen, wann die Gebäude rundherum entstehen? Bin dennoch auf die Umsetzung gespannt, denn das soll ja eine Sickerfläche (Schwammstadt) werden.

  • Hab ich auch kurz überlegt, dann viel mir ein, dass es zur Gründerzeit ganz ähnlich vonstatten ging. Erstmal die Schmuckplätze und Straßen, dann die Bebauung.

  • Wenn noch nicht für alle Gebäude die Ankermieter gefunden oder noch nicht alle Gebäude genehmigt wurden, durchaus eine Lösung das Gebiet infrastrukturell komplett vorzubereiten oder fertig zu stellen.

  • Radisson-Hotel, zuletzt in #312.


    Das Aufhellen der Fugen der Verklinkerung hat noch viel herausgerissen. Ich schreibe bewusst "Aufhellen", denn die Fugenmasse war dunkel und wurde dann händisch mit hellem Pulver beworfen. Vielleicht macht man das so, ich finde es skurril. Gibt es keine hellen Fugenmassen?


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    (eigene Bilder)


    Die Farbigkeit, Materialität und Struktur gefallen mir. Die Architektur überzeugt mich - mal wieder - nicht. Daran wird auch das Erdgeschoss nichts mehr ändern.


    Die Muster und horizontalen Bänder vermögen die Fassade nicht genug zu gliedern. Das wiegt besonders schwer, da die Fassade enorm breit ist.


    Zum Vergleich ein Hotel des gleichen Architekturbüros in Berlin (2016):


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    Zwei Seitenrisalite gliedern den Baukörper. Größere Fensterformate im ersten Obergeschoss lassen den Sockel weniger gedrungen wirken. Die asymmetrische Anordnung der Fenster bringt allerdings eine unangenehme Unruhe.


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    Die Fassade ist plastisch durchgearbeitet und ändert ihre Wirkung durch Schattenspiele der verschiedenen Tageszeiten.


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    Die Fensterrahmen sind detaillierter, Ornamentplatten (aus Beton) lockern die Gesamtwirkung auf und bieten dem Auge Attraktion.


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    Die Hoffassaden sind anders, jedoch auch hochwertig gestaltet.


    Quelle: Projekte | TCHOBAN VOSS Architekten


    Die Herstellung und Montage der Betonfassade in Berlin kostete damals 500.000 Euro, siehe PDF. Einerseits ist das acht Jahre her, andererseits ist das Berliner Hotel doppelt so groß. Ob es günstiger ist, wochenlang von Hand verklinkern zu lassen, ich weiß es nicht. In Relation zu den Gesamtkosten dürften die Unterschiede bei den Baukosten beider Fassaden Peanuts sein.

  • Im Löwitz Quartier ist die neue Parthebrücke fast fertig:


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    ©555Farang


    Die Nordanbindung des Viertels wird somit nicht rechtzeitig zur Eröffnung des Gymnasiums am 05.08. fertiggestellt, und auch der Baubeginn für die temporäre Verbindung von der Brücke zur Berliner Straße steht noch aus.

  • Seit die Gerüste abgebaut werden, frage ich mich:


    Warum sind manche Gesimse mit Blechen verkleidet und andere nicht? Warum wurde die Verblechung, dort, wo sie erfolgte, nicht durchgezogen (auf dem unteren Bild endet sie plötzlich an den zwei rechts befindlichen Fassadenachsen)?


    Warum wurden manche Abschnitte nicht komplett gefliest? Im Foto sieht man die hellen Streifen in den Feldern über dem Sockelbereich. Auch die noch unverputzte Säule in der Bildmitte fällt auf.


    Ich bin gespannt, ob das per Hebebühne oder anderweitig nachgearbeitet wird.


    Insgesamt ist die Fassade natürlich toll. Es gibt keine Ausreden, wir wollen mehr davon sehen! ;)

  • Gefällt mir sehr sehr gut. Vor allem diese kleinen Fliesen und überhaupt das farbliche Zusammenspiel von Fassade, Fliesen und Fenster und auch die Fassadeneinteilung - einfach wohltuend für´s Auge. Auch hat man es hier einmal geschafft, das Regenfallrohr in einer Flucht zu "verstecken". Bitte mehr davon in dieser Stadt!

  • Schuleröffnung


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    Mit der gestrigen Eröffnung des Gymnasiums Hauptbahnhof-Westseite zieht Leben ein in das Löwitz Quartier - hier einige Bilder vor dem Start des Trubels:


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    In Paunsdorf oder Grünau hätte sich die Schule sicher gut eingefügt - an dieser prominenten Stelle bleibt sie aber eine unfassbare Bausünde, die hoffentlich bald hinter Straßenbäumen und inmitten anspruchsvollerer Nachbarbebauung verschwindet:


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    ©555Farang

  • Schönheit und Ästhetik haben hier wirklich einen Tiefpunkt erreicht. Man erspare mir bitte Rechtfertigungsversuche, die sowas als irgendwie akzeptabe finden. Technisch und handwerklich vielleicht noch, aber architektonisch und ästhetisch zieht man in solchen Kisten die Untertanen und Schläger von morgen heran. Aus der Architektur spricht keine Wertschätzung, sondern nur ein großes "Du bist ein Niemand."

  • ^ Architektur, die Untertanen und Schläger von morgen heranzieht? Das ist so ziemlich der hängengebliebenste Stuss, den ich hier seit langem gelesen habe. Abgesehen davon: wenn man Architektur schon solche magischen Kräfte zurechnet, sollte man vielleicht gleich auch Schlüsse aus der Korrelation von Bildungsanstalten in klassischer Architektur und der Anzahl von Untertanen und Schlägern in den ersten 4 Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts ziehen.


    Architektonisch ist das natürlich nix und bis auf die Verklinkerung doch ein bisschen sehr nah an DDR-Typenbauten, aber was jetzt nun auch an den Außenanlagen auf dem Schulhof mit zahlreichen Sportmöglichkeiten (Fußball, Basketball, Laufen, Tischtennis, Bouldern, Freelethics so auf den ersten Blick), Begrünung, Pflasterung bei gleichzeitiger Gewährleistung von Barrierefreiheit so besonders gruselig und an der JVA-Tegel besser sein soll (außer man meint, auf Blau schneller rennen zu können als auf Grün), erschließt sich mir jetzt auch nicht so ganz.

  • Schönheit und Ästhetik haben hier wirklich einen Tiefpunkt erreicht. Man erspare mir bitte Rechtfertigungsversuche, die sowas als irgendwie akzeptabe finden. Technisch und handwerklich vielleicht noch, aber architektonisch und ästhetisch zieht man in solchen Kisten die Untertanen und Schläger von morgen heran. Aus der Architektur spricht keine Wertschätzung, sondern nur ein großes "Du bist ein Niemand."

    Nur weil das Gebäude äußerlich schmucklos und klar und vielleicht etwas gedrungen daherkommt, lässt sich durch dei Fotos weder die Architektur bewerten (eine Schule wird ja insb. von innen genutz - die Art der Räume und Innenraumgestaltung sind also relevant), noch etwas über die Wirkung auf die Menschen aussagen, da diese stark vom Leben in der Schule und mithin vom Zusammenwirken von Schlulleitung und Lehrerinnen / Lehrern sowie den Kinder und Jugendlichen auf der anderen Seite. Ich kann mich an sehr lebendiges Schulleben in einem völlig heruntergekommenen Gründerzeitbau erinnern und das lag nicht am schicken Treppengeländer oder den gründerzeitlichen Toiletten ...

  • Die sicherlich überzogene und wohl nicht ganz ernst gemeinte These, dass die Schüler dieses Gymnasiums vermehrt zu Schlägern würden, teile ich auch nicht. Aber die Reaktion darauf, DaseBLN ist genauso überzogen. Dass Architektur Wirkung auf Geist und Seele hat, sollte bekannt sein, ein eigener Zweig der Psychologie beschäftigt sich damit. Und ja, die Schulanstalten des industrialisierten 19. Jahrhunderts sahen den Gefängnissen dieser Zeit auch oftmals verblüffend ähnlich und sind Ausdruck des damaligen Bildungsverständnisses. Ich würde mir wünschen, dass man sich in Fragen der Bildung ebenso vom 20. Jahrhundert löst wie in Fragen der Architektur. Beides ist ziemlich "hängengeblieben", um bei deiner Wortwahl zu leihen.


    Ich habe nicht ganz eindeutig formuliert: Die Außen- und Innenwirkung des Gebäudes finde ich bei der verlinkten JVA freundlicher.


    Die Außenanlagen sind beim Gefängnis ja nur am Rande abgebildet, die habe ich also nicht verglichen.


    Ich kann gern begründen, warum mir die Außenanlagen der Schule nicht zusagen. Dass Zäune nötig sind, damit keine Bälle am falschen Ort landen, nun gut. Aber hier dominieren die Doppelstabmattenzäune das Ambiente und das teilweise in zwei Reihen hintereinander. Die äußerst kargen, sehr hohen Stableuchten und die wenigen kalten Farben der Sportanlagen verstärken das Gefängnis-Feeling. Ich sehe auch kaum Baumpflanzungen und die wenigen Baume sind sehr jung, günstig halt. Gemütliche Verweilmöglichkeiten? Fehlanzeige, nur einige wenige Bänke in Reihe.


    Die LVZ hat heute in ihrem Newsletter die Kosten diverser Schulbauten aufgelistet. Die hässlichste Schule ist mit Abstand die teuerste. Kann das jemand begreifen?


    • Schulzentrum Grünau mit Gymnasium, Oberschule, Förderzentrum: Gesamtkosten: 57.080.550 Euro
    • Johanna-Moosdorf-Schule: Gesamtkosten: 63.846.000 Euro
    • Schule am Hauptbahnhof (Gymnasium im Löwitz-Quartier): Rund 76 Millionen Euro.
    • Quartiersschule an der Ihmelsstraße (Gymnasium in Volkmarsdorf): Gesamtkosten: 25.770.100 Euro
    • Oberschule Hainbuchenstraße in Paunsdorf: Gesamtkosten: 18.847.300 Euro.
  • Möglicherweise sind die hohen Baukosten durch den anspruchsvollen Untergrund zu erklären. Der Bau steht ja in etwa auf der Fläche des alten Partheflussbettes - kommt das hin?

  • Laterne Interessanter Gedanke. Ich hatte auch schon den Verdacht, dass vielleicht deshalb so sparsam Bäume gepflanzt wurden, weil mit dem Untergrund was nicht stimmt.


    Aber hier und hier sah es für mich nach ganz normalen Tiefbauarbeiten aus, anders als auf der anderen Flussseite, wo aufwändige Bodenverdichtungen und Pfahlgründungen durchgeführt wurden. Beim Gymnasium ging es entsprechend auch deutlich schneller voran.


    Bei Generalunternehmer Otto Wulff und der Löwitz-Website kann man nachlesen: "Der Bau ist für Leipzig eine Premiere: Erstmals realisiert die Stadt einen Schul-Neubau im Investorenmodell. Bedeutet: Die Stadt bekommt von uns ein komplett schlüsselfertiges Gymnasium übergeben. Sogar Tische und Stühle sind im Kaufpreis inbegriffen."


    Tische und Stühle können doch keine 12 Millionen Euro* ausmachen und auch nicht die Einrichtung der Laborräume, oder? Bis jetzt sieht es für mich nicht nach einer guten Visitenkarte für dieses Modell aus.


    *im Vergleich zur Schule an der Prager Straße


    Ich weiß, es hätte nicht zum B-Plan gepasst, aber coole Schulgebäude (auch von Otto Wulff für Kirchwerder) können zum Beispiel so aussehen:

    Neubau Stadtteilschule Kirchwerder (hamburg.de)