Potsdam: Lustgarten

  • ich kann es auch nur wieder gebetsmühlenartig vorbringen: abreissen. und ich glaube kaum, das die stadt potsdam sich diese chance entgehen lassen wird. letztendlich wird rings um das wiederaufgebaute schloß die gute stube der stadt neu geplant, einiges wird wiederaufgebaut, bzw ist bereits fast fertig (schloss)....das mercure ist mir durchaus ein dorn im auge, aber wesentlich schlimmer finde ich die wirklich versifften und offensichtlich wohl bereits geschlossenen gebäude der hochschule schräg gegenüber.

  • ich kann es auch nur wieder gebetsmühlenartig vorbringen: abreissen. und ich glaube kaum, das die stadt potsdam sich diese chance entgehen lassen wird.


    Ich fürchte das wird politisch schwer durchsetzbar sein. 26m€ sind für eine kleine Stadt wie Potsdam kein Pappenstiel.
    Zudem heißt es ja im PNN-Artikel die Verkaufsaktivitäten befänden sich in der Endphase und ein Abschluss werde in den kommenden Monaten erwartet. Mit der Stadt gebe es dagegen keine Verhandlungen.

  • Erstmal muss man den Spaß kaufen. Laut Artikel wären das 6-13 Millionen. Der Abriss kostet nochmal so viel. Sprengen ist dort eben nicht drinn.

  • Auch die Märkische Allgemeine berichtet über den Neubau der Weißen Flotte: Demnach soll der derzeitige Standort aufgegeben werden und nach einem Ersatzstandort gesucht werden.


    http://www.maz-online.de/Regio…/Schwenk-beim-Flotten-Bau


    Das Theater um den Neubau der Weißen Flotte ist ja so etwas wie ein "running gag", der relativ gut die Konzeptionslosigkeit der Potsdamer Stadtverwaltung illustriert. Seit 2005 plant die Weiße Flotte einen Neubau, seitdem hat es unzählige Standortuntersuchungen und Gutachten gegeben, und immer wieder wurde der Neubau an andere Standorte verschoben. Anfangs wurde ein Neubau im Lustgarten favorisiert, nach dem Amtsantritt von Baudezernent Matthias Klipp sollte der Neubau als Anbau an das Mercure-Hotel realisiert werden. 2010 gab es einen entsprechenden Beschluss der Stadtverordnetenversammlung. Dieser wurde im vorigen Jahr wieder gekippt, nun sollte der Neubau wieder im Lustgarten errichtet werden. Dieser Standort wurde im Januar dieses Jahres von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen.


    Nicht bedacht wurde bei dieser Verschiebung allerdings das Büro Dietz-Joppien, das 2001 den jetzigen Lustgarten entworfen hatte und das nun seine Urheberrechte verletzt sah. Das Büro drohte mit einer Klage, mit der Folge, dass nun auch dieser Standort wieder aufgegeben wurde. Nun geht das ganze Theater von vorn los, wobei der im Zeitungsartikel ins Spiel gebrachte Standort am Bahndamm von der Weißen Flotte vehement abgelehnt wird. Daher dürfte alles auf die Lösung Anbau an das Mercure-Hotel hinauslaufen.


    Das ganze Theater ist für Potsdam natürlich hochgradig imageschädigend, weil so der (nicht ganz falsche) Eindruck entsteht, dass Investoren in Potsdam keinerlei Planungssicherheit haben und jede Entscheidung sofort wieder kassiert wird.

  • Ich denke mal, daß über kurz oder lang das Mercure abgerissen wird. Wenn sich Potsdams historische Mitte weiter gut entwickelt, sprich tradionelle Baustrukturen gänzlich durchsetzen, dann wird sich auch ein kluger Investor finden, der ein neues Hotel errichtet, welches sich besser in die Umgebung integriert* und dementsprechend gut vermarktet (Hotel passend zum Potsdamer Stadtschloss). Das betrifft dann sowohl Straßenraster, als auch Gebäudehöhe und am besten auch der Architekturstil (vgl. Patschke).


    *Die DDR-Bebauung hat sich ja nun grundsätzlich gegen tradionelle Strukturen gestellt (Beispiel in Berlin: Außenministerium am damaligen/heutigen Schinkelplatz). Meiner Meinung nach gibt es zumindest was den städtischen Grundriss her betrifft wieder eine Rückbesinnung. Das muss ja nicht unbedingt auch die Architekturstile selbst betreffen (wie man ja auch in Berlin sehen kann, siehe Aquadom).

  • Gut, Potsdam hat nicht das Geld um das Gebäude selber kaufen und abreißen zu können.


    Das Gebäude ist wohl auch noch so gut in Schuss, dass für die nächsten 10/15 Jahre keine Generalsanierung ansteht, zum Abriss kann man einen Investor auch nicht zwingen.


    Allerdings sollte ein Käufer das Gebäude kaufen wollen und die Fläche neu bebauen wollen - könnte Potsdam dann nicht Flächen/ Gebäude aus eigenem Besitz als Ersatz anbieten, um sozusagen zu "tauschen"?


    Ansonsten sehe ich zwar den momentanen Enthusiasmus derjenigen, die so schnell wie möglich alles wieder "historisch" haben wollen (um es noch mit den eigenen Augen sehen zu können). Und so mancher befürchtet wohl auch, man könnte sich an den Status quo zu sehr gewöhnen...


    Aber wenn man mal realistisch bleibt:


    Bis rund um den Alten Markt alle Projekte verwirklicht sind, werden sicher noch locker 5-10 Jahre ins Land ziehen. Zeit in der Potsdam auch wieder ein wenig Geld ansparen kann - oder noch nen reichen Gönner finden kann. In der selben Zeit wird das jetzige Gebäude auch immer renovierungsbedürftiger...

  • Da sich die Themen Neubau Weisse Flotte und Hotel Mercure nun kreuzen, will ich die aktuelle Meldung zum Weisse-Flotte-Neubau mal hier unterbringen. Laut der heutigen PNN zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab, den Neubau der Weissen Flotte als Anbau an das Mercure-Hotel zu errichten.


    http://www.pnn.de/potsdam/762130/


    Somit dürfte Oberbürgermeister Jakobs nach dem Debakel um die Tourismusabgabe eine zweite grosse Niederlage binnen kurzer Zeit bevorstehen. Ehrlich gesagt, glaube ich kaum, dass er die gesamte reguläre Amtszeit im Amt bleiben wird.

  • Sollte es nicht um den RÜCKBAU des Schandflecks gehen und nicht um dessen Erweiterung... Muss man als außenstehender wohl nicht verstehen.
    Warum kann man eigentlich nicht ein anderes Wassergrundstück nehmen: In der Speicherstadt oder im Kellergeschoß (Promenadengeschoß) des Nachfolgebaus des Palasthotels? Gibt doch viele bessere Möglichkeiten!

  • Ich sehe auch keinen Sinn darin, wenn man an ein Gebäude anbauen will, dass man Mittel- bis Langfristig abreißen lassen möchte. :nono:


    Ich kann auch nicht verstehen, warum man die Weisse Flotte unbedingt und um jeden Preis im Lustgarten ansiedeln will. Es gäbe schließlich genügend Alternativen. So könnte man die Weisse Flotte auch gegenüber des Lustgartens auf der anderen seite der Havel ansiedeln. Der Standort wäre genauso Zentral, da der Hauptbahnhof direkt nebenan liegt.

  • ^der Platz wäre sogar deutlich besser geeignet, da verkehrstechnisch erschlossen. Ein Neubau im Lustgarten verbietet sich eigentlich von selbst.

  • FDP prescht beim Thema Lustgarten vor

    Nach einem Bericht der Märkischen Allgemeinen geht die Potsdamer FDP nun in die Offensive und damit einen Schritt weiter als die Stadtverwaltung. Die Liberalen wollen mit einem Antrag, der bereits im August den Stadtverordneten im Bauausschuss vorgelegt werden soll, die Sanierungsziele im Lustgarten ändern. Im Kern stehe dabei die Forderung nach einer Wiederaufnahme der ursprünglichen Ausrichtung des Lustgartens zum Stadtschloss und zur Stadt.


    http://www.maz-online.de/Lokal…beim-Thema-Lustgarten-vor

  • Interessante Beobachtung bzgl. Mercure Hotel

    Hallo ich war gestern in Potsdam mit meinem italienischen Schwieger-Vater (Italiener der jahrelang in Frankreich gewohnt hat) also kann er schon ein bißchen Vergleichen zu anderen Städten. Nicht nur er auch mir ist aufgefallen wie schön Potsdam ist. Unglaublich.


    Und jetzt kommst, als wir am neuen Stadtschloss (wunderschön) Live viel besser als hier auf allen Fotos (nichts gegen die Fotos), vorbeifuhren ist im sofort aufgefallen wie hässlich dieses Hochhaus an der Stelle ist. Er meinte das Mercure!


    Aber eklatant wie sehr an dieser so schönen Stelle das Mercure ein echter Fremdkörper ist. MIr ist bei allen Befindlichkeiten (Ostalgie?) schleierhaft wie man das "schön" finden kann.


    Aber ehrlich gesagt haben die meisten "Ost-Deutschen" auch kein Gefühl für diese Art der Kultur und Lebensqualität (Architektur als Lebensqualität) - das hat man ja vielen noch Lebenden "abtrainiert" - es musste ja alles dem sozialistischen Planzielen unterworfen werden.


    Im Westen war das aus anderen Gründen leider gar nicht so viel anders, so viel darf man dann auch sagen.


    Aber Potsdam,eine echte Perle.

  • Hm, denke mal, dass Schönheit weniger als Argument für einen Erhalt anzusehen ist, als einfach Trotz. Ebenso wie als Gegenargument für die Schlossreko. Aber schön, dass es deinem Schwiegervater sonst gefallen hat ;). Hatte neulich auch Besuch (NYCer, der in Madrid gelebt hat und jetzt in Israel) und der fand das Schloss immer noch super, auch als ich ihm gesagt habe, dass es nicht "echt" ist. Vom Rest der Stadt ganz zu schweigen.

  • Aber eklatant wie sehr an dieser so schönen Stelle das Mercure ein echter Fremdkörper ist. MIr ist bei allen Befindlichkeiten (Ostalgie?) schleierhaft wie man das "schön" finden kann.


    Finden das denn so viele schön? Kann ich mir ehrlich gesagt kaum vorstellen. Es hängt eben wie bei so vielen Sachen am lieben Geld.
    Die eine Seite zuvor erwähnten 26m€ sind für eine kleine Stadt wie Potsdam die jeden Euro zweimal umdrehen muss nicht gerade wenig (auch wenn man mit dem Abriss der Stadtlandschaft über lange Sicht etwas Gutes tut).

  • Wie wäre es mit einer Spendenbox für den Abriss des Mercure? Sowas wie: "Ihnen gefällt der Blick auf das Schloss? Drehen sie sich bitte mal um und was sagen Sie jetzt? Gefällt Ihnen nicht? Uns auch nicht, spenden Sie für den Abriss dieses Gebäudes und helfen Sie uns dem Schloss eine würdige Umgebung zu schaffen." ;)

  • ... Aber ehrlich gesagt haben die meisten "Ost-Deutschen" auch kein Gefühl für diese Art der Kultur und Lebensqualität (Architektur als Lebensqualität) - das hat man ja vielen noch Lebenden "abtrainiert" - es musste ja alles dem sozialistischen Planzielen unterworfen werden. ...


    Schon ziemlich starker Tobak: Ossis stehen also auf hässliche Plattengegenden. Wessis sind dagegen geschmackssicher. ;)
    Immerhin sagst du selbst, dass es im Westen gar nicht so anders war. Stimmt: Man sich doch mal kritisch manche eingentlich gut erhaltene westdeutsche Kleinstadt an... was da so in den 70er/80er Jahren verbrochen wurde ...


    Mal abgesehen davon nochmals: Das Mercure ist zwar keine Schönheit, stört aber auch nicht so sehr wie immer getan wird. Ich denke, in 15, 20 Jahren wird das Gebäude auch weg sein. Aber ein Weilchen wird man mit ihm noch leben müssen (und können).


    Übrigens gibt es selbst im westlich-kapitalistischen Paris viel hässlichere Hochhäuser, nämlich den Tour Montparnasse. Wurde wahrscheinlich vorausschauend für ostdeutsche Touristen gebaut... :D Und auch in Italien ist wirklich nicht alles Gold, was glänzt ...

    Einmal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: TF

  • Wenn man unsere gemeinsame Republik (meine Güte, der Mauerfall ist bald eine Generation her) mit offenen Augen bereist kann man schon einen gewissen regionalen Unterschied bezüglich "harmonisches Stadtbild" und so weiter feststellen. Aber zwischen Nord und Süd, nicht zwischen Ost und West. Auch in den ehemaligen "Neuen Ländern" wie Thüringen und Sachsen gibt es viele städtische und dörfliche Kleinode.


    Potsdam ist der "real-existierende" Beweis dafür, dass im Nordosten Deutschlands eigentlich Stadtbilder und Baukunst höchster Güte tief verwurzelt sind. Die Mangeljahre der Planwirtschaft und der Krieg haben da sicher tiefe "Furchen" hinterlassen. Ich sehe die Rekonstruktionsbemühungen in Potsdam aber gerade hier nicht als eine Art Nostalgie oder gar "Restauration" etc. sondern als ein Versuch diese Furchen, die man evtl. auch aufgrund der sowjetischen Besatzung und deren oktroyierten Vorstellungen als "aufgezwungen" empfunden hat, zu heilen. Wieder an die jahrhundertelange Stadtentwicklung anzuknüpfen.


    Das sollte man sicherlich nicht ebenso kompromisslos machen, wie es die sozialistischen Stadtplaner mit dem baulichen Erbe von Jahrhunderten teilweise machten. Das hätte schon etwas leicht "revanchistisches". Aber wenn ein Gebäude ohnehin marode und am Ende der "wirtschaftlichen Nutzungsdauer" angekommen ist, sich die Potsdamer demokratisch auf die Rekonstruktion ihres prächtigen historischen Stadtbilds verständigt haben, dann kann ich das nur begrüßen und Potsdam dazu beglückwünschen. Berlin wäre ohne "die Schöne" Nachbarin, die Stadt Potsdam, nur halb so glanzvoll. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich es lieber gesehen hätte, dass man die Bundesgelder für die halbherzige Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses lieber nach Potsdam umleitet, u.a. um an dieser Stelle das von Krieg und sozialistischer Stadtplanung zerstörte Stadtbild wieder zu kitten. Potsdam ist ein Gesamtkunstwerk und solch ein Kunstwerk gehört gepflegt und restauriert, nicht mit "moderner Architektur" verunstaltet, nur weil jede Generation meint ihren Geltungsdrang flächendeckend ausleben zu müssen. Es käme ja auch keiner auf die Idee die alten Meisterwerke im Louvre mit Kubismus oder Expressionismus "aufzupeppen", zu "modernisieren". Die Mona Lisa mit sechs Augen oder was weiss ich. Genauso bizzar, genau solche Fremdkörper, waren für mich immer die Bauten aus der DDR Zeit in Potsdam.

  • Absolut...

    ...volle Zustimmung und schön beschrieben. Mein Beitrag hatte ich in der Tat genauso gemeint, wie Du es schreibst. Ich habe das Gefühl das einiges was wiederaufgebaut wird, was objektiv als "Baukunst" bezeichnet werden kann von vielen sofort wieder in den "rationalen" Nutzenbezug gebracht wird. Das finde ich nicht falsch - aber es wird doch auch der einmaligen Chance nicht gerecht Städte mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen die dabei auch noch vermitteln woher wir kommen und wer wir sind!!


    Es geht doch darum das wir uns ab und zu erinnern - das wir ein Volk mit einer großen Kultur sind - das Land der Dichter und Denker - ja und das drückt sich eben durchaus in solchen "Baukunstwerken" aus. Es drück ein Lebensgefühl aus.

  • Wie PNN und MAZ berichten, sei die Potsdamer Stadtspitze entschlossen, das Mercure auch gegen Widerstände in der Stadtpolitik zu kaufen und abreißen zu lassen. Man erwarte als Kaufpreis einen einstelligen Millionenbetrag. Ein Direkterwerb scheiterte derweil da das Hotel nicht einzeln sondern nur im Portfolio mit anderen Hotels verkauft werde.


    Artikel PNN
    Artikel MAZ