Schiersteiner Brücke --> Symbol für falsch verstandene Austerität
Es ist mir unbegreiflich wie dieser Brückenzustand jemals zustande kommen konnte. Es handelt sich um die wichtigste Verbindung zwischen zwei benachbarten Landeshauptstädten in einer der wichtigsten Wirtschaftsregionen Europas. Dennoch hielt man es lange für "akzeptabel" oder "hinnehmbar" diese 1959-1962 erbaute Brücke zerfallen zu lassen. Wer waren eigentlich die zuständigen Ingenieure, die diese Brücke jahrzehntelang als befahrbar "durchgewunken" haben?
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen. Diese für die Lokalwirtschaft immens wichtige Brücke war zwischen dem 10.02. und 12.04. komplett gesperrt mit immensen Beeinträchtigungen für die gesamte Region. Jetzt dürfen dennoch keine LKWs kreuzen und diese blockieren die Rheinbrücken wieder an anderer Stelle. Am besten man führt wieder massenhaft Rheinfähren und Pferdekutschen ein damit die Brücken entlastet werden.
Es scheint als ob dieser Brückenzustand ein passendes Symbol für einen breiteren wirtschaftlichen Trend ist. Hessen und Rheinland-Pfalz sollten ja das Geld eigentlich haben, das Bundesverkehrsministerium sowieso. Es ist scheinbar der voraus eilende Gehorsam gegenüber der "alternativlosen" Austeritätspolitik, wie sie in der Bundesbank und dem IMF propagiert wird. Auf dem Papier klingt es gut die Ausgaben anhand einer "Schuldenbremse" zu limitieren, aber in der Praxis kann man sich nicht zu Wachstum sparen und Strassen/Brücken/Häfen/Schienennetze/Bahnhöfe/Schulen bis über das Haltbarkeitsdatum verfaulen lassen. Die durch die Finanzkrise völlig diskreditierten Rating-Agenturen Standard & Poor's, Fitch und Moody's scheinen ihren Einfluss auf Regierungen nicht verloren zu haben. Wer eine gute Benotung haben will, muss Ausgaben kürzen, so wie Maggie Thatcher und Ronald Reagan immer wollten.
Man hat dieses Mal Glück gehabt, dass die Brücke nicht eingestürzt ist und es keine Fatalitäten gab, sondern "nur" eine gesamte Wirtschaftsregion unter einem Verkehrsinfarkt leidet. Will man es nächstes Mal wirklich auf eine einstürzende Brücke ankommen lassen? Anstatt eine kleinkarierte Ausländermaut einzuführen, sollte Verkehrsminister Dobrindt lieber andere Prioritäten setzen, die genau die Vorzeige-Ballungsräume entlastet wie das aus allen Nähten platzende Rhein-Main Gebiet.