Aufteilung und Gestaltung öffentlicher Straßen und Plätze

  • In einem anderen Thread wurde neulich die Verantwortung der Unternehmen bzgl. der Verkehrsprobleme diskutiert, u.a. Dienstwagen vs. alternative Reisevehikel.


    Ich bin gespannt. Wir haben einen recht engen Kontakt zu BMW.


    Die Fahrrad-Leasing Firmen z.B. Company Bike gehen in ihren Musterrechnungen fast alle von 25% Fahrradnutzern nach 3 Jahren aus, unter der Voraussetzung das 100% der Mitarbeiter einen Firmenwagen bekommen könnten, den nur diese sind meist berechtigt ein Rad zu leasen und dann muss man sich je nach Firmenwagen Regelung auch noch ansehen, ob überhaupt noch Geld vom persönlichen Budget übrig ist, oder ob nicht sogar schon zum Auto zugeschossen wird.


    Der Rest bekommt mit Glück durch Entgeltumwandlung an ein Fahrrad und dann muss man schon sehr genau rechnen, ob sich das überhaupt lohnt. Ich halte die Quote für ein Werbeversprechen.


    Zudem wohnen sicherlich nicht alle 45.000 Mitarbeiter in Fahrrad Distanz.

  • Das sind doch mal sehr schöne Pläne mit dem Bächlein, durch die neue Fußgängezone in der Sendlingerstraße.


    https://www.tz.de/muenchen/sta…se-fliessen-10292352.html


    Erinnert an die Freiburger Bächle. Schafft dort in jedem Fall eine kuschelige Kleinstadt-Atmosphäre, die natürlich irgendwie auch zur Münchner Altstadt passen könnte. Dennoch hoffe ich, dass dafür nicht allzu viel Aufwand betrieben wird, denn diese Form der Miniatur-Bäche gehören ja bisher nicht zum traditionellen Bild der Altstadt, und wenn das ganze wie bei Brunnenanalgen ständig kaputt wäre, wäre es eher ärgerlich. Außerdem nimmt es natürlich auch recht viel Platz weg, den man gerade durch das Auflösen der Autostellplätze in der Sendlinger Straße hinzugewonnen hat. Noch erstrebenswerter fände ich die Freilegung der Stadtbäche, was ja auch schon mehrfach in den entsprechenden Threads besprochen wurde.

  • ^


    Was um Himmels Willen sollte denn an dem potentiellen Rinnsal ein "stadtweites Highlight" (Quelle TZ) werden? Millionen Euro an jährlichen Instandhaltungskosten für einen kaum wahrnehmbaren Wasserlauf, der in keiner Weise alltagstauglich ist. Wäre auch nur irgendetwas passiert, wäre die TZ wohl die erste Zeitung, die sich lautstark über diesen "Altstadtstrom" echauffiert hätte.


    Nein, da ist die anvisierte Freilegung des Bachs unter der benachbarten Herzog Wilhelm Straße deutlich wirkungsvoller für die Aufenthaltsqualität - ganz ohne unpraktischen Nebeneffekt auf eine Fußgängerzone und vor allem mit Wasser, das ohnehin an dieser Stelle fließt.


    Und nein, eine Fußgängerzone ist wie im Falle der engen Sendlingerstraße sehr wohl hauptsächlich dafür da, "Kaufwillige von A nach B zu bringen" (Gegenbehauptung TZ). Ich möchte den Autor gerne dabei beobachten, wie er sich durch die Kaufingerstraße quetscht, wenn in der Mitte noch ein Bach fließen würde. Ob er dann auch noch die Existenz eines solchen bejahen würde?


    Dennoch 3,5 Millionen €? Wofür, bitte?


    Ich glaube es muss nicht extra erwähnt werden, dass ein paar hundert Meter Pflastersteine, Abbrucharbeiten, neues Mobiliar und Bäume einiges an Geld verschlingen, die explodierenden Baukosten mit einbezogen.

  • Ich denke auch dass die Kosten absolut vertretbar sind. Allerdings stimme ich meinem Vorredner zu - es dürfte gerne etwas ansprechender gestaltet sein. Mehr grün wäre schön, vielleicht auch ein schickes Beleuchtungskonzept und gegen etwas Kunst hätte ich auch nichts einzuwenden. Aber Schritt für Schritt, die Straße soll zumindest für den Lieferverkehr befahrbar bleiben.

  • Genau das meinte ich. Wir sind doch nicht 1980-1990 stehn gegeblieben, in der die Kaufingerstr. enstanden ist? Oder wann auch immer?


    Statt 5 Sitzbänken mit grün, lieber 15-20. Statt den üblichen, langweiligen Lampen, lieber das LED Konnzept von Freiham, etc.!


    Aber in München darf nichts von der Norm abweichen. Vor allem nicht die immensen Kosten :). Hauptsache den Gasteig für Unsummen renovieren und den pott häßlichen Sargdeckel bauen.

  • Maßnahmen der Grünen zur autoreduzierten Altstadt

    Im Sattlerplatz Thread schon verlinkt, hier noch der entsprechende Beitrag der SZ dazu.


    • Im August soll die Altstadt probeweise für den MIV (mit Ausnahmen natürlich) gesperrt werden.
    • Reduktion oberirdische Parkplätze in der Altstadt von 2.200 auf 1.100 bis Ende 2020
    • Allg. Tempolimit 30 km/h
    • In der Frauenstraße auch 20 km/h
    • Neuordnung der Verkehrsflächen vor dem Isartor und Dt. Museum
    • Fußgängerzone Tal schon vor 2026
    • Neue Stellflächen für Reisebusse am Odeonsplatz, Maximiliansplatz oder der Ludwigsstraße


    https://www.sueddeutsche.de/mu…muenchen-madrid-1.4382442


    Der letzte Vorschlag ist absurd. Nichts wäre eine größere ästhetische Verunstaltung als vor dem Odeonsplatz Reisebuskolonnen zuzulassen.

  • Umgestaltung Siegestor

    Am 08. April starten nun die umfangreichen Umbauarbeiten rund um das Siegestor.


    Geplant sind für 5,8 Millionen Euro:


    - Westseite zwischen Adalbert- und Akademiestraße / Ostseite zwischen Einmündung Professor-Huber-Platz und Schackstraße: Rückbau der zweireihigen Parkplatzbereiche
    - Nördlich des Tores: Rückbau der Abbiegespuren
    - Engere Führung der Fahrspuren um das Denkmal herum


    --> So entstehen in Summe bis zu 18 Meter breite Fußgängerbereiche und 3 Meter breite Radwege


    - 32 neue Pappeln als Verlängerung des Allee-Boulevards von der Leopold- in die Ludwigstraße bis knapp vor die Schalenbrunnen vor der Universität


    - Die Pappeln werden mit je 24 Quadratmeter großen Pflanzflächen als Einfassung umgeben und vollflächig mit Rosen bepflanzt


    - An fünf Stellen werden unter den Bäumen runde Bankmöbel aufgestellt


    https://www.sueddeutsche.de/mu…or-umgestaltung-1.4386982

  • Das Planungsreferat legt ein neues Konzept für die Aufteilung des Straßenraums innerhalb des Altstadtrings vor.


    Neben der Aufwertung einiger Plätze und der Ausweitung der Fußgängerzonen soll fast überall das überirdische Parken eingeschränkt werden.



    https://www.tz.de/muenchen/sta…ter-wachsen-12177978.html



    Erfahrungsgemäß wird sich die Umsetzung noch ewig hinziehen, ich hoffe jedoch auf baldige Umsetzung! Zumindest teilweise..

  • Hui, also in diesem Beitrag steckt ziemlich viel drin und vieles davon wurde in den letzten Jahren schon hier im Forum besprochen:


    - komplett autofreie Altstadt: halte ich für überfällig, die Frage, die sich mir allerdings zunehmend stellt ist, ob autofrei wie in vielen Fällen dann auch gleich radlfrei bedeutet. Im Idealfall sollte man stattdessen für den Radlverkehr durch die Altstadt eine Ost-West-Verbindung (z.B. zwischen Lenbachplatz und Isartor) und eine Nord-Süd-Verbindung (z.B. zwischen Odeonsplatz und Sendlinger Tor) ausarbeiten - das wäre ein komplexes und sehr ehrgeiziges Projekt und würde auch Einschränkungen für Fußgänger bedeuten.


    - weitere "Verengung" der Frauenstraße und Ausbau für Radler und Fußgänger, Umbau der Sonnenstraße zum Boulevard: das käme der endgültigen Aufgabe des Konzepts des Altstadtrings als Durchgangs-Schnellstraße für Autos gleich, was vermutlich der wichtigste Baustein zur Verringerung des Autoverkehrs in der gesamten Innenstadt wäre. Da fragt man sich nur, warum demnächst noch mit viel Aufwand der Altstadtring-Tunnel saniert wird? :nono: Als Folge könnten dann auch endlich die historischen Stadtplätze entlang des Rings wiedergewonnen werden (Sendlinger Tor Platz, Isartorplatz, Karlsplatz). Außerdem könnte man dann durchgehende breite Radwege entlang des Altstadtrings anlegen. Denkbar wäre auch eine Ringtram auf dem Altstadtring.


    Alles in jedem Fall sehr interessant und wichtig für die Verkehrsentwicklung in der gesamten Stadt :daumen:

  • ^ Hoffe auch, dass nicht einfach eine Fußgängerzone ala Kaufingerstraße kommt sonden nur eine autofreie Zone. Radler würden auch zum Teil das Problem beheben, dass die Fußgängerzonen zusehends entwohnt werden.


    Eine leichte Querung der Altstadt von Ost nach West wird es trotzdem weiterhin brauchen, wenn man die Blumen- und Frauenstraße in ihrer Kapazität verringert, wird sich sicherlich einiges an Verkehr auf den Ringtunnel verlagern.
    Wenn man dann noch die Zweibrückenstraße/Ludwigsbrücke zweispurig macht, würde man auch den Thomas-Wimmer-Ring nicht mehr in kompletter Kapazität brauchen. Wird sicher alles zu mehr Stau vorübergehend führen, aber letztlich werden sich die Menschen anpassen. Der Verkehr wächst und fällt immer mit der Straßenkapazität.

  • Eine leichte Querung der Altstadt von Ost nach West wird es trotzdem weiterhin brauchen.


    Die gilt absolut für Taxis und den professionellen Berufsverkehr (Handwerker, Lieferverkehr und Einsatzfahrzeuge...), nicht aber für privaten Auto-Individualverkehr. Ob für erstere Gruppe ein ganzer Tunnel nötig ist, dessen Zufahrtsrampen zudem das Kunstareal und das Univiertel auf schmerzliche Weise von der Altstadt abschneiden, bezweifle ich.

  • Zitat Iconic:
    komplett autofreie Altstadt: halte ich für überfällig, die Frage, die sich mir allerdings zunehmend stellt ist, ob autofrei wie in vielen Fällen dann auch gleich radlfrei bedeutet.


    Diese Frage stellt sich für mich nicht, da eine "komplett autofreie Altstadt" niemals umgesetzt wird. Irgendwie müssen die Anwohner schon noch zu ihren Wohnungen gelangen. Dies wird sicher nicht auf Fußgängerzonen geschehen. Auch für Radler wird dann noch Platz bleiben, zumal es schon heute Bereiche in der Altstadt gibt, die nur zugleich für Radler und Fußgänger reserviert sind. Ein reiner Fußgängerbereich macht dagegen in vielen Straßen der Altstadt keinen Sinn, der Platz wäre ungenügend genutzt. Immerhin die SZ hat neulich den Begriff "autoarm" eingeführt - diesen sollten wir in einem Architektur- und Städtebauforum am besten übernehmen, da er der einzig zutreffende ist.


    Da fragt man sich nur, warum demnächst noch mit viel Aufwand der Altstadtring-Tunnel saniert wird?


    Auch diese Frage stelle ich mir nicht. Der Tunnel ist baufällig und entspricht nicht mehr den aktuellen Sicherheitsvorschriften, weshalb er aktuell saniert wird. Auf eine am Sankt Nimmerleinstag möglicherweise umgesetzte Abkehr vom Altstadtringkonzept zu warten, würde lediglich dazu führen, dass der Tunnel zeitnah nicht mehr befahren werden dürfte - mit allen offensichtlichen Konsequenzen.
    Daher stellt sich mir dagegen die Frage, warum es Sinn machen sollte, den Tunnel zu schließen? Dieser stellt immerhin eine der wichtigsten Ost-West Verbindungen dar, deren Sperrung nur zu einem Ausweichen des MIV in die umliegenden Viertel führen würde. Schließlich ist es eine Utopie zu glauben, der MIV löst sich komplett in Luft auf, nur weil der ÖPNV / die Radinfrastruktur ausgebaut werden. Sinn macht sicher eine Spurreduzierung, die z.T. auch umgesetzt wird. In diesem Zusammenhang sollte auch die Ludwigsstraße zurückgebaut werden.

  • Autofreie Altstadt

    Dazu gibt es nun eine Reihe von Maßnahmen:


    - Höhere Parkgebühren auf der Straße >> Autos sollen aus dem Straßenraum verschwinden und in den Parkgaragen abgestellt werden
    - Radwege auf dem kompletten Altstadtring (>>längst überfällig, warum nicht schon lange realisiert? :confused:)
    - Stadtbäche sollen evtl. freigelegt werden
    - Zufahrt ins Tal und in die Dienerstraße nur für Anwohner
    - Temporärer Fußgängerbereich in der Westenriederstraße
    - Im Falle seiner Wiederwahl will Reiter ein Verkehrsreferat schaffen, damit entsprechende Vorhaben dann schneller umgesetzt werden können


    https://www.sueddeutsche.de/mu…iter-spd-gruene-1.4454681

  • In Japan ist in den Städten schon aus Platzmangel üblich, dass es keine öffentlichen Parkplätze an der Strasse gibt. Das wünsche ich mir für die Münchner Stadtzentrumsstadtteile langfristig auch.

  • Unfassbar, dass um jede poplige Busspur dermaßen viel herum diskutiert wird.


    Das ist nun aber wirklich nichts Neues. Solange die CSU im Rathaus sitzt, gibt es Widerstand, wenn dem Autofahrer etwas weggenommen werden soll (grundsätzlich ist das auch nicht verkehrt, nicht jede Antiauto-Maßnahme ist sinnvoll).


    Allerdings macht es auch keinen Sinn einfach blind Busspuren einzurichten. Das Resultat sieht jeder am X1 in Stuttgart.
    Vielmehr bräuchte es ein stadtweites Gesamtkonzept für Busspuren, denn wenn ich mir die endlosen Planungszeiten von U-Bahnen und mittlerweile auch Trambahnen (fehlende Fahrzeuge!) ansehe, ist der Bus wohl die letzte ernsthafte Möglichkeit in den nächsten 10 Jahren die ÖPNV-Kapazitäten zu erhöhen (Stamm-2 mal ausgenommen)


    In diesem Zusammenhang ist ein eigenes Verkehrsreferat eine sehr sinnvolle Idee. Fraglich ist nur, warum Reiter nicht längst eines einrichten lassen hat? Warum bis zu seiner potentiellen Wiederwahl warten? Schließlich schafft sich so ein Referat nicht von heute auf morgen...

  • In Japan ist in den Städten schon aus Platzmangel üblich, dass es keine öffentlichen Parkplätze an der Strasse gibt. Das wünsche ich mir für die Münchner Stadtzentrumsstadtteile langfristig auch.


    Kommt auf die Stadt bzw. Präfektur an.


    Wenn wir auf Tokyo schauen und uns da auf die wirklich innnerstädtischen Lagen konzentrieren, ja tagsüber wird kaum auf der Straße geparkt, Abends ist es dann lockerer aber es gibt auch wenigstens alle 100m ein Parkhaus und falls nicht bieten große Kaufhäuser etc. einen Valet Parking Service an.


    Zudem ist es auch verboten Fahrräder abzustellen, die dürfen ebenso im Parkhaus gegen Gebühr abgestellt werden (ca. 6€ pro Tag). Es laufen auch regelmäßig Ordnungshüter durch die Straßen die die Fahrräder dann entweder auf kostenpflichtige Parkplätze umstellen (Felgenschloss das gegen Gebühr geöffnet wird) oder die Räder werden gleich verladen und zu einer Verwahrstelle gebracht. Es ist auch üblich außerhalb der Zentren an Bahnhöfen sein Fahrrad gegen Parkgebühr abzustellen meist ca. 1-3€ pro Tag.
    Als ich in Fukuoka gewohnt habe wurde um die 2 großen Stadtzentren herum quasi 24/7 patroliert um Fahrrad-Parksünder dingfest zu machen.

  • Das Thema Fahrradstellplätze bzw. wo diese ihren Platz im Straßenraum haben sollen und wo nicht wird sicherlich in den nächsten Jahren auch bei uns ein Thema werden. In Amsterdam gibt es schon seit den 1970er Jahren in regelmäßigen Abständen entlang der Straßen verteilt öffentliche Radlstellplätze, hier von oben sieht man das ganz gut: https://goo.gl/maps/i3RoqwXN2yQSzi72A (ob das gesetzlich so vorgeschrieben ist, weiß ich nicht, ich kann es mir aber gut vorstellen) - allerdings kostenlos, denn man will nach wie vor bewusst radlfreundlich sein (außerdem ist der Platzverbrauch verglichen mit einem Pkw verschwindend gering). Parkgebühren bezahlt man nur in den bewachten Parkplätzen, z.B. in den Bahnhöfen. Wichtig wird auch für München sein, dass Abstellmöglichkeiten in regelmäßigen Abständen vorhanden sind, gleichzeitig aber der öffentliche Raum weder ästhetisch beeinträchtigst wird noch, dass Fußgänger behindert werden.