Enderle sollte sagen: Wir nehmen Euch das Pilatushaus ab. Aber nur, wenn wir das Pellerhaus und die Genehmigung zur Rekonstruktion des Vorderhauses ebenfalls bekommen.
In der Tat der Deal stinkt irgendwie. Die Altstadtfreunde sollten aber vorsichtig sein, sie sind schließlich nicht unendlich reich und haben als Verein ja auch klare Ziele und Verantwortungen den Mitgliedern gegenüber. Das Pilatushaus zu übernehmen (nach Abzug aller Förderungen bleiben sicherlich immernoch 2 - 3 Mio EUR übrig), die Hintere Ledergasse verschlingt wohl auch noch 3 - 4 Mio, und das Projekt Pellerhaus würde wohl nicht gestrichen. Ich wüsste nicht woher man die Finanzen nehmen sollte, selbst wenn man die Sache auf 10 - 20 Jahre streckt.
Ein Deal, das Pilatushaus zu retten und dafür obendrauf die Pellerhausfassade rekonstruieren zu dürfen ist in meinen Augen zwar reizvoll - sicherlich auch in den Augen von Stadtkämmerer Riedel - aber ich halte das aktuell für zu abenteuerlich.
Grundsätzlich aber bin ich erschüttert. Das Pilatushaus ist ein Nr.1-Denkmal und das TOP Fotomotiv für das Stadtbild Nürnbergs. Und die Stadt geht gerade (immernoch) die Bewerbung zur Kulturhauptstadt an. Ich frage mich, womit will man denn da eigentlich punkten? Mit einem Plastiknashorn am Egidienberg? Mülltonnenskulpturen am Klarissenplatz oder goldene Kunststoffmadonnen am Kornmarkt? Die besten Seiten der Stadt sollen aber offenbar keine Rolle spielen... das merkwürdigste aber ist die Bemerkung 'die Stadt habe andere Prioritäten'. Wie kann es was wichtigeres geben als die finanziell überschaubare Pflege der besten Stube der Stadt?
Außerdem, wie geht es dann weiter? Wird die Stadt auch die Altstadtmauer abstoßen weil da zu wenige Wohnungen drin sind? Es kann ja nicht sein dass die Stadt ihre baukulturellen Aufgaben aufgibt und die Altstadtfreunde bittet, diese zu übernehmen. Ich bin überzeugt dass es die Altstadtfreuden deshalb gibt, weil die Stadt große Defizite in ihrer Strategie der Denkmal- und Stadtbildpflege hatte und immernoch hat. Auslöser für die Gründung der Altstadtfreunde war Anfang der 1970'er der Plan eine Altstadtautobahn über den Unschlittplatz zu bauen und den Platz komplett zu asphaltieren. Dieser Geist scheint auch heute noch vorhanden zu sein, und Aufgaben der Denkmalpflege werden nur zu gern auf die Altstadtfreunde outgesourced, vor allem dann wenn man nicht im selben Atemzug auch auf die überflüssige Sanierung des verunglückten Nachkriegspellerhauses verzichtet. Dexter hat es exzellent auf den Punkt gebracht!
Übrigens, 2016 hatte noch die Stadt, der oberste Denkmalpfleger persönlich, durch das Pilatushaus geführt. Ein Fotobericht in Beitrag Nr. 133 dieses Strangs.