Nbger Zentrum: Sebalder und Lorenzer Altstadt


  • Enderle sollte sagen: Wir nehmen Euch das Pilatushaus ab. Aber nur, wenn wir das Pellerhaus und die Genehmigung zur Rekonstruktion des Vorderhauses ebenfalls bekommen.


    In der Tat der Deal stinkt irgendwie. Die Altstadtfreunde sollten aber vorsichtig sein, sie sind schließlich nicht unendlich reich und haben als Verein ja auch klare Ziele und Verantwortungen den Mitgliedern gegenüber. Das Pilatushaus zu übernehmen (nach Abzug aller Förderungen bleiben sicherlich immernoch 2 - 3 Mio EUR übrig), die Hintere Ledergasse verschlingt wohl auch noch 3 - 4 Mio, und das Projekt Pellerhaus würde wohl nicht gestrichen. Ich wüsste nicht woher man die Finanzen nehmen sollte, selbst wenn man die Sache auf 10 - 20 Jahre streckt.


    Ein Deal, das Pilatushaus zu retten und dafür obendrauf die Pellerhausfassade rekonstruieren zu dürfen ist in meinen Augen zwar reizvoll - sicherlich auch in den Augen von Stadtkämmerer Riedel - aber ich halte das aktuell für zu abenteuerlich.


    Grundsätzlich aber bin ich erschüttert. Das Pilatushaus ist ein Nr.1-Denkmal und das TOP Fotomotiv für das Stadtbild Nürnbergs. Und die Stadt geht gerade (immernoch) die Bewerbung zur Kulturhauptstadt an. Ich frage mich, womit will man denn da eigentlich punkten? Mit einem Plastiknashorn am Egidienberg? Mülltonnenskulpturen am Klarissenplatz oder goldene Kunststoffmadonnen am Kornmarkt? Die besten Seiten der Stadt sollen aber offenbar keine Rolle spielen... das merkwürdigste aber ist die Bemerkung 'die Stadt habe andere Prioritäten'. Wie kann es was wichtigeres geben als die finanziell überschaubare Pflege der besten Stube der Stadt?



    Außerdem, wie geht es dann weiter? Wird die Stadt auch die Altstadtmauer abstoßen weil da zu wenige Wohnungen drin sind? Es kann ja nicht sein dass die Stadt ihre baukulturellen Aufgaben aufgibt und die Altstadtfreunde bittet, diese zu übernehmen. Ich bin überzeugt dass es die Altstadtfreuden deshalb gibt, weil die Stadt große Defizite in ihrer Strategie der Denkmal- und Stadtbildpflege hatte und immernoch hat. Auslöser für die Gründung der Altstadtfreunde war Anfang der 1970'er der Plan eine Altstadtautobahn über den Unschlittplatz zu bauen und den Platz komplett zu asphaltieren. Dieser Geist scheint auch heute noch vorhanden zu sein, und Aufgaben der Denkmalpflege werden nur zu gern auf die Altstadtfreunde outgesourced, vor allem dann wenn man nicht im selben Atemzug auch auf die überflüssige Sanierung des verunglückten Nachkriegspellerhauses verzichtet. Dexter hat es exzellent auf den Punkt gebracht!


    Übrigens, 2016 hatte noch die Stadt, der oberste Denkmalpfleger persönlich, durch das Pilatushaus geführt. Ein Fotobericht in Beitrag Nr. 133 dieses Strangs.

  • Ja, "erschütternd" trifft´s gut, nothor.


    Was die Finanzierbarkeit solcher Großvorhaben durch die Altstadtfreunde betrifft, stelle ich mir seit Jahren folgende Frage (die ich aus Gründen räumlicher Distanz niemals bei einer Mitgliederversammlung klären konnte): Über die Jahrzehnte haben die Altstadtfreunde eine Reihe von Immobilien gekauft und instandgesetzt. Der Wert dieser denkmalpflegerisch sachgerecht und tipptopp restaurierten Gebäude dürfte beträchtlich sein. Wäre es nicht möglich, das eine oder andere sanierte Haus zu veräußern und neue Großprojekte mit den dabei erzielten zusätzlichen Einnahmen (statt nur mit den alljährlichen Kleinspenden) anzugehen? Oder ist man satzungsmäßig gezwungen, den erworbenen Gebäudebestand zu halten?

  • Übrigens, die Antwort auf deine Frage kenne ich nicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Objekte der Altstadtfreunde als Sicherheiten hilfreich sind, wenn wieder für ein Projekt ein Kredit aufgenommen werden muss. Allerdings sind die denkmalgeschützten Objekte durchaus speziell und wohl eher nicht so viel wert wie man hineingesteckt hat. Dann wären es ja Renditeobjekte und kein kulturelles Erbe, um das man sich kümmern müsste. Deshalb glaube ich ist maßgeblich, was das jeweilige Grundstück wert ist. Da sehe ich auch den großen Pferdefuß bei dem unanständigen Angebot der Stadt, die nur eine Erbpacht vorschlägt. Da hätten die Altstadtfreunde am Ende garnix.

  • Abriss Maxtormauer 50-52

    Wie im Stadtanzeiger bereits am Dienstag, 29.05. zu lesen war, hat der Abriss an der Maxtormauer bereits begonnen. Damit geht leider ein weiterer, großer Teil der sehr wenigen erhalten gebliebenden historischen Bausbubstanz verloren, die den Krieg und alles danach überstanden hat.




    Das nordöstliche Sebald, das in der Architekturwelt auch oft als "Steppe" bezeichnet wird wegen des damals vorhanden freien Blicks von der Pegnitz unten über Trümmerhaufen und Brachen bis zur rauf zur Maxtormauer, wird auch heute noch als Steppe wahrgenommen. Wer kunsthistorische Kleinodien sucht, die man normalerweise in einer Altstadt suchen würde, muss hier sehr geduldig zwischen einfachen Nachkriegswohnhäusern und postmodernen Ergänzungsbauten vorgehen. Das zweifellos wichtigste davon dürfte die Stadtmauer sein, die die Stadt Nürnberg zuletzt wieder instand setzen ließ, da sie hier doch sehr lückenhaft war. Heute bietet sie wieder ein überzeugendes Gesamtbild mitsamt den rekonstruierten Türmen:



    Sie alle stehen quasi vor der Türe des Neubauprojektes in direkter Nachbarschaft.



    Auf diesem Bild sieht man links angeschnitten mit der Jahreszahl 1928 den nun verschwundenen Bau:



    Auch wenn man der Mauer auf der Altstadtseite weiter folgt, ein komplettes Bild:





    Jetzt dürfte man erwarten dass sich der Neubau sowohl an der mit viel Steuergeld restaurierten Mauer und am Vorgängerbau orientiert, zumindest was die wesentlichen Gestaltungsmerkmale anbelangt. Leider wird es wie befürchtet wohl genau das Gegenteil davon werden:



    Doemges Architekten, Regensburg


    Der Hurra-Redakteur im Stadtanzeiger preist indes an: "Klar ist, der Denkmalschutz wird ein gewichtiges Wort mitsprechen". Das klingt wie ein böser Euphemismus angesichts der Baubeschreibung: Ein langgezogener Riegel mit Betonfassade und Flachdach soll hier entstehen. Was mag der Denkmalschutz in den entscheidenden Gespächsrunden hier wohl gewichtiges gesagt haben? Mag jemand Kekse?

  • Warum ein gut erhaltener Vorkriegsbau in einer derart zerbombten Altstadt wie Nürnberg vom Denkmalschutz nicht als unbedingt erhaltenswert erkannt wird, mag mir mal einer zu erklären versuchen. Dass da in Nürnberg ganz besondere Spezis sitzen, hab ich mittlerweile gelernt, insofern dürfte die Vermutung mit den Keksen nicht so weit hergeholt sein.

  • Lorenzer Straße 23

    Tja, der Investorendruck in Nürnberg auf die Immobilienbranche ist enorm, und unsere Stadtpolitik gibt dem nur zu gerne nach. Offenbar steckt ihnen seit den 1990'ern - und einige sind seit damals noch immer im Amt - der Spiegel-Artikel "Nürnberg, langweiligste Großstadt Deutschlands" in den Knochen. Nur so kann es ich mir erklären, dass derzeit immer wieder historische Substanz weggeräumt wird, die anderswo denkmalwürdig wäre. Der Maßstab ist offenbar die Prognose über einen überregionalen Aufschrei, z.B. wenn es etwas Mittelalterliches träfe.


    In der Lorenzer Straße 23 (zuletzt hier) tut sich etwas, es wurden zwischenzeitlich denkmalgerechte Fenster eingesetzt. Bald dürfte die Fassade neu gestaltet werden:



    Das ist auch was ich meine, dieses Haus geht im Kern auf das 15. Jahrhundert zurück. Solche Gebäude werden i.d.R. nicht angetastet. Gottseidank. Aber man sieht auch dass es nicht darum geht ob etwas entscheidend für das historische Stadtbild ist, sondern wie alt die verbauten Materialien sind.

  • Zwei kleine Beobachtungen aus der Altstadt

    Bereits letztes Jahr wurde das Rückgebäude des zentral gelegenen Hotel Viktoria am Klarissenplatz renoviert und dabei aufgestockt. Man hat durch die Erweiterung weitere Zimmer im Dachgeschoss eingerichtet und einen (weiteren?) Fahrstuhl eingebaut Äußerlich ist davon nur wenig zu sehen, am besten ist es am höheren Treppenhausturm abzulesen. Hier ein Bild vor der Renovierung.



    Außerdem scheint sich die Sanierung der 2014 abgebrannten gotischen Marthakirche in der Königstraße dem Ende zu nähern. Von der Straße aus zu sehen ist ein neues Maßwerkfenster in der Westfassade, das eindeutig moderne Handschrift trägt:



    Finde ich jetzt zwar nicht so toll dass man bei der Rekonstruktion so wenig Wert auf das ursprüngliche Erscheinungsbild der Kirche legt, aber das mag man wohl auch mit der immernoch lebendigen Kirchengemeinde erklären, und die Altstadt hat auch noch einige weitere, bedeutendere gotische Kirchenbauten zu bieten. Mal sehen wann man den Kirchenbau, der vom Architekt und Professor Florian Nagler saniert und neugestaltet wird, mal in Augenschein nehmen kann.
    Wenn man sich aber vor Augen führt dass der Bau quasi völlig zerstört dastand und seine Renovierung 10 Millionen kostet ist das eine gute Nachricht:


    http://www.nordbayern.de/regio…a-dauert-langer-1.7380336
    http://www.nordbayern.de/regio…nahme-ist-gross-1.3692796

  • Ich bin an den beiden kleinen Kirchen zu Beginn der Königstraße, St. Martha und St. Klara, Zeit meines Lebens mehr oder weniger achtlos vorbeigelaufen, war in keiner der beiden je drin. Trotzdem gehören sie beide auch für mich ganz essentiell zum Wesen der Altstadt. Insofern sehr schön, dass die Marthakirche nun bald wieder vollständig saniert sein wird.


    Dass - siehe Fenster - offenbar nicht 1:1 rekonstrukiert wird, sondern sozusagen die Narbe des Brandes sichtbar bleibt, halte ich für akzeptabel. So bildet sich eine "organische" Baugeschichte ab. Anders sehe ich das etwa bei Projekten/Visionen wie der Vorderfassade des Pellerhauses. Bei deren Rekonstruktion würde es explizit darum gehen, eine Wirkung wiederherzustellen, die schon zum Zeitpunkt der Erbauung dezidiert darauf abgezielt hat (entgegen den eigentlichen Nürnberger Bautraditionen), äußerlich Eindruck zu machen, durchaus ein wenig zu protzen und "zu zeigen, was geht". Aber dies nur als Exkurs am Rande.


    P.S. Mal wieder danke, nothor, für die Vermittlung dieser Eindrücke auch für die Nürnberger Gemeinde in der Diaspora. ;)

  • Ja, immerhin wurde ja die Giebellaterne wieder rekonstruiert und auch der kupferne Stern wieder montiert. Soweit ich es damals mitbekommen habe ist der Stern ein Geschenk aus Ungarn gewesen? Ich denke der "Schock" wird ers im Innern kommen, wo das Deckengewölbe nun durch eine flache Holzdecke ersetzt worden ist. Aber das will ich mir mal mit eigenen Augen ansehen.


    Übrigens, die Klarakirche ist ein echtes Kleinod, die sollte man sich wirklich mal angesehen haben. Selbst wenn sie auch mal abgebrannt sein sollte wurde sie stets so wiederhergerichtet, dass sie heute authentisch wirkt.

  • Kleine Verbesserung an Hauptmarkt 7


    Umbau Sparkasse Theatergasse


    Neubau in der Johannesgasse


    Ausbau Dachgeschoss Luitpoldstraße / Vordere Sterngasse


    Fassadenumgestaltung Parkhaus Hauptmarkt
    In der letzten Sitzung des Baukunstbeirats wurden dazu offenbar Pläne erläutert. Spannend! In direkter Nachbarschaft entstehen ja gerade mit dem Augustinerhof und der IHK zwei wichtige Großprojekte, eine Verbesserung der Parkhausfassade könnte da zusätzlichen Auftrieb bei der Aufwertung der prominenten Ecke bringen...


    d.

    2 Mal editiert, zuletzt von Dexter ()

  • Weitere, kleine Updates aus der Lorenzer Altstadt

    Die Vordere Ledergasse 8, hier zuletzt gezeigt, ist nun endlich abgerüstet.



    Im Vergleich zu Vorher ein Riesenschritt nach Vorne, aber irgendwie hab ich trotzdem das Gefühl dass nur 80 % herausgeholt wurden. Aber womöglich möchte man die Erdgeschossgestaltung einem künftigten Gewerbemieter überlassen? Ich hoffe mal, das noch historisch passende Türen hineinkommen. Immerhin, das Chörlein hat man aufgefrischt. Da die dünnwandige Holzkonstruktion nicht den gewünschten Komfort hinsichtlich Lärmschutz und besonders im Winter bei Zugluft erfüllt wurde praktischerweise innen eine Flügeltüre/Balkontüre vorgesetzt. Die alten Buntglasfenster dürften noch in der Werkstatt sein:



    Ich würd mal meinen dass das eine gute Adresse wäre für Ferienwohnungen a là Airbnb etc.


    Ein paar Meter weiter ist ein recht skuril verformtes Fachwerkhaus neu verputzt worden. In der schmalen Hutergasse, die für Fußgänger die Hinterere Ledergasse und Adlerstraße miteinander verbindet, befindet sich das Eckhaus Hutergasse 6. Das Haus stammt lt. Denkmalliste aus dem 17. Jahrhundert, wurde 1831 in die heutige Gestalt umgebaut und ist als Einzeldenkmal eingetragen. Leider hat die jüngste Renovierung für das Stadtbild gestalterisch nichts herausgeholt. Fenster, Verputz, alles wie gehabt:



    Wenigstens ein paar farbig abgesetzte Fensterfaschen wären toll gewesen, kostet wenig, bewirkt aber viel.

  • Umbau Hans-Sachs-Platz



    Der Stadtrat beschäftigt sich am 19.07. mit den Plänen zum Umbau des Hans-Sachs-Platz. Ziel ist es im Grunde, den Platz durch Entfernung von Parkplätzen, Pflanztrögen und Fahrbahnabtrennungen zu entrümpeln.


    https://online-service2.nuernb…daItem&agendaItemId=69091


    Das Evangelische Siedlungswerk, dem einen ganze Reihe von platzumstehenden Gebäuden gehört, wird diese sanieren und möchte sich auch an der Verbesserung des öffentlichen Raums beteiligen.


    https://www.mittelbayerische.d…atz-21503-art1627348.html


    Sehr löblich wie ich finde, den tatsächlich profitieren am Ende alle davon. Das ESW durch attraktivere Nutzungskonzepte und gute Vermarktung der Flächen, die Stadt durch privat mitfinanzierte Verbesserungen der ihr obliegenden Infrastruktur und der Bürger durch mehr Aufenthaltsqualität.


    d.

  • Restaurierung Gerberhaus Hintere Ledergasse 43


    Die Restaurierungsarbeiten der Altstadtfreunde Nürnberg in der Hinteren Ledergasse 43 kommen voran. Zwischen den Bauplanen kann man durchaus einen Blick erhaschen auf die Maurerarbeiten an den Fensterstürzen und die Zimmermannsarbeiten an den Holzbalkendecken:





    zwischenzeitlich haben dei Altstadtfreunde in ihrem aktuellem Newsletter darüber berichtet, dass der Dachstuhl nun aufgerichtet worden ist. Auf meinen Fotos von vor einigen Wochen war davon noch nichts zu sehen. Die nächste gelegenheit die Fortschritte an der Rekonstruktion in Augenschein zu nehmen wird am Tag des offenen Denkmals sein, der am 9. September stattfinden wird.

  • Sanierung Lorenzer Straße 23


    In der Lorenzer Straße 23 (zuletzt hier) tut sich etwas, es wurden zwischenzeitlich denkmalgerechte Fenster eingesetzt. Bald dürfte die Fassade neu gestaltet werden:




    Zwischenzeitlich ist die Hausfassade fertig verputzt worden. Aber ich nehme an dass die Farbe noch fehlt. Außerdem sind wieder passende Ladenfenster und -Türen aus grün gestrichenem Holz eingebaut worden, und haben die unpassenden Alufenster ersetzt:



    Die neu gestaltete Ladenzeile wertet die Lorenzer Straße doch sichtbar auf, die mit Aufkleberresten verunstalteten Metallfenster haben das ganze doch ziemlich grattlermäßig aussehen lassen. Sehr schön!

  • Zwei Artikel zur Sanierung des Anwesen Burgstraße 6, in dem die Erlanger Firma Sontowski & Partner bis 2020 14 Wohnungen schafft. Das Gebäude war im Mittelalter bekanntlich Teil des Dominikanerklosters und wurde im Rahmen des Umbaus auch von der Stadtarchäologie untersucht.


    Im Rahmen der Sanierung wurde das Gebäude komplett entkernt. (Interessant, dass das der Denkmalschutz so einfach genehmigt. Ob das einer Privatperson so einfach erlaubt würde? )


    http://www.nordbayern.de/regio…neuen-wohnungen-1.8000657


    https://www.sontowski.de/2018/…erung-dominikanerkloster/

  • Darüber hatte ich mich auch mal mit der Stadtheimatpflegerin unterhalten. Angeblich war innen wohl keine historische und erhaltenwerte Substanz vorhanden, also keine wertvollen Türen, Decken, Putze oder Böden. Kann ich zwar nicht so recht glauben, aber grundsätzlich stimmt das schon, Gesetze, insbesondere der Denkmalschutz, gelten nur solange nicht handfeste wirtschaftliche Interessen dagegen stehen. Und sowohl die Kirchengemeide, die verkaufen möchte, als auch P&P sind halt nicht irgendwer. Aber naja, mehr als mutmaßen kann ich nicht, ich war da auch nie drin. Immerhin bleibt das Haus erhalten, ebenso der Garten. Hätte auch schief gehen und ein Hotel hinein kommen können. Man stelle sich das nur vor, der Garten wird zu einem Parkplatz und das Dach wird zweistöckig ausgebaut um weitere Zimmer unterzubringen. Was für ein ästhetischer Alptraum.

  • Sanieurng und Rekonstruktion Hintere Ledergasse 43


    Die nächste Gelegenheit die Fortschritte an der Rekonstruktion in Augenschein zu nehmen wird am Tag des offenen Denkmals sein, der am 9. September stattfinden wird.


    Und es war volles Haus am 9. September, ich war auch da und habe einiges an Fotos aus dem Innern mitgebracht. Seit dem ich das letzte mal drin war hat sich sehr viel verändert, ist ja auch nun 6 Jahre her.


    Besonders deutlich wurde das an der in einer Wand vorgefundenen Granitsäule, bei der man sich schon damals keinen Reim drauf machen konnte woher die stammt. Das wird sicherlich eine Spolie sein, die hier wiederverwendet worden ist, aber woher kommt sie ursprünglich? 2012 jedenfalls war sie noch komplett mit Wänden angeschlossen und teilweise verkleidet gewesen. Jetzt steht die Säule frei und tragend im Raum:




    Überall im Gebäude waren die umfangreichen Arbeiten sichtbar, die bereits vorgenommen wurden, z.B. an den Balken, bei denen die Köpfe ausgetauscht oder angelascht wurden, oder diverse historische Wand- und Deckenputze mit alten Malerien, die gesichert und mit Kalkmörtel neu beigeputzt worden sind:






    Dabei sind zahlreiche Malerein auch an den Balken entdeckt worden, die wie Zeitschichten freigelegt eine Reise vergangene Epochen des Innendesigns erlauben:




    Rauf über das Treppenhaus:



    Auch in dem deutlich helleren oberen Stockwerken, die jedoch ohne historische Bohlendecke auskommen. Hier wird die Decke wohl verputzt oder beplankt werden. Diese Stockwerke sind erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Wohnzwecken gewidmet und entsprechend umgebaut worden:





    Interessant ist das verirrte Fenster hinten an der Bandwand zum Saturnparkhaus:



    Wird es aus denkmalpflerischer Sicht sehr wahrscheinlich drin bleiben und künftigen Bewohnern möglicherweise als schickes, beleuchtetes Wandregal dienen, war es früher das Fenster zu einer Hofdurchfahrt. Erst in den 1990'er (wenn ich richtig zugehört habe) hatte der damalige Hauseigentümer im Bemühen, Geld ranzuschaffen für die dringend notwendige Hausrenovierung diesen Teil des Grundstücks an Satuern/Wöhrl verkauft damit die dort Fluchtwege und das Parkhaus bauen konnten. Das Fenster wurde nie ausgebaut und zugemauert. Muss also finanziell echt schlecht ausgesehen haben sein damals.


    Völlig neu wird das Dach. Bisher ist nur ein flaches Nachkriegsnottdach gewesen, aber die Altstadtfreunde haben nun endlich wieder einen echten dachstuhl aufgesetzt, der sogar ein großes Zwerchhaus bekommt. Hier kommen Wohnungen rein und die haben dadurch einen Austritt an die Frische Luft mit einem tollen Blick über die Dachlandschaft der Altstadt.




    Aber es bleibt noch viel zu tun, sehr viel. Es fehlen noch Decken, Wände, sämtliche Installationen, Fenster und Türen:




    Die Hofseitigen Galerien sind indes schon fertig gezimmert, allerdings fast nicht zu erkennen hinter dem Baugerüst. Hier kann man sie auskragend über dem Erdgeschoss sehen, nagelneues Holz:



    Man merkt es der Baustelle an jeder Ecke an, die Altstadtfreunde gehen mal wieder mit unendlicher Liebe zum Detail und Akribie an die Aufgabe heran, und übertreffen sicherlich wieder die kühnsten Träume jeder Denkmalschutzbehörde was den Erhalt aller historischen Elemente angeht, die man vorfindet. Für die Wohnungen gibt es bereits eine volle Warteliste, sie werden einst vermietet, zwei je Etage, eine große und eine kleine, und ihre Bewohner dürfen sich über eine sensationell zentrale Lage in einer ruhigen Straße freuen, in einem Haus was es so kein zweites mal geben dürfte. Beeindruckend!

  • Die „nun“ schreiben über den Wandel des klassischen Einzelhandels und anstehende Projekte in Nürnbergs Fußgängerzone.


    http://www.nordbayern.de/regio…r-breiten-gasse-1.8117286


    1. das neue Altstadt-Karree anstelle des alten City-Points. Hiermit hat sich übrigens auch der Stadtplanungsauschuss beschäftigt. Die Entwürfe der Architekten werden in der online verfügbaren Unterlage gezeigt. Dort heißt es auch, dass der Investor in den kommenden Wochen den finalen Entwurf auswählen wird:
    https://online-service2.nuernb…/si0056.asp?__ksinr=14796


    2. der Neubau anstelle des ehemaligen Schuhhaus Leiser an der Ecke Breite Gasse und Färberstrasse


    3. der Neubau anstelle des alten Wöhrl-Sportkaufhauses. Hier wird der Bestand wohl schon ab Januar abgerissen. Einen Ankermieter habe man allerdings noch nicht.



    Um das letzte Projekt war es ja recht still geworden. Umso besser das da am Ludwigsplatz nun etwas hochwertiges entsteht. Wer kennt die finalen Pläne?


    d.

  • Neubau Johannesgasse

    Das ging fix! Rohbau fast schon fertig:





    Bilder von mir, andernfalls ist Urheberschaft angegeben.

  • Sanierung: Sebalder Pfarrhaus


    Einen Beitrag noch vom Tag des offenen Denkmals hätte ich noch. Auch das Sebalder Pfarrhaus war für eine Baustellenbesichtigung offen, und es war nicht weniger interessant als die Hintere Ledergasse 43 der Altstadtfreunde. Zumal es sich hier auch um ein Postkartenmotiv entlang der Vorzeigeroute in der Altstadt handelt, das man oft sieht aber quasi nie reinkann. Schonmal gleich garnicht in die Pfarrerswohnung im ersten Obergeschoss.


    Im Innenhof war ein kleiner Biergarten aufgebaut, an sonsten aber unspetakulär, denn hier konnte man das eine oder ander mal schonmal hinein schauen.



    Im Erdgeschoss ist allerdings der Eingriff schon sehr deutlich zu sehen, und wirkt wenig sensibel oder denkmalgerecht. Nagelneue Backsteine, Stahlträger und eine gegossene Stahlbetondecke zum Keller sehen nicht nach einem 500 Jahre alten Haus aus, dessen Geschichte und Grundmauern sogar noch weiter zurück reichen.



    Spannender wurde es dann im Obergeschoss, der erste Raum wartete gleich mit einer partiell freigelegten und bemalten Bohlendecke auf:



    Leider werden aufgrund der beabsichtigten Nutzung diese Malereien wieder unter einer Gipskartondecke verschwinden. Wie es hieß, um sie künftigen Generationen zu erhalten. Nunja, wenn man die wertvollen Teile eines Baus verschwinden lässt muss man sich nicht wundern, wenn künftige Generationen leichtherzig einen Abriss beschließen. Aber vielleicht sehe ich das zu schwarzmalerisch. Bemalte Wände und Decken gab es im ersten Obergeschoss aber zahlreich zu sehen, wie hier am Süderker zum Hof:




    Etwas besonders ist ein sehr alter und handwerkerlich höchst aufwändig hergestellter Ziegelterrazzofußboden. Terrazzo kennt ja der eine oder andere aus einem Treppenhaus, oft mehrfarbig und mit Mosaiken verziert. Aber im Mittelalter ist das wahrlich ein Statussymbol gewesen, dass sich kaum jemand leisten konnte. Waren schon massiv gemauerte Häuser ein Zeichen für einen "steinreichen" Eigentümer, muss ein Fußboden aus zerkleinerten Ziegeln mit einer Trasskalkwasweißich-mischung gebunden, geschliffen und poliert, schon viel Eindruck gemacht haben. Hat wohl auch ca. 200 Jahre gehalten, bis die Schäden einen neuen Dielenfußboden darüber nötig gemacht haben. Auf dem Foto erkennt man gut bis zu welcher Höhe letztlich die Bodenaufbauten angeschwollen waren, weil einfach immer mehr Fußboden auflegt wurde um den absackenden Boden auszugleichen:



    Mein persönlicher "Point of Interest" war das Pfarrers-Wohnzimmer, an dem sich das berühmte "Sebalder Chörlein" befindet:




    Leider hatte man sich bei der Führung hier nicht lange aufgehalten, die Einbauten waren einfach zu neu. Nicht mittelalterlich, lediglich "Gründerzeit" und "Phantasie"... Naja, auf dem Foto kann man immerhin gut die im gesamten Haus aufwändig abgefrästen Gipsputze erkennen, die einst über den Kalkputz geschmiert wurden. Gipsputze sind heute ja Standard (Goldband, Rotband usw.), aber sie haben eben nicht die Haltbarkeit und raumklimatischen Vorteile eines Kalkputzes, der im Denkmal stets mit in das Konservierungskonzept einbezogen wird. Wer auf Kalkputz Gipsputz draufputzt zerstört damit letztlich den Untergrund, denn es kommt zu chemischen Reaktionen, die dem Kalkputz Bindemittel entziehen und ihn mürbe und bröselig werden lassen. Also runter damit. Vorbei an weiteren Räumen mit unterschiedlichsten Sanierungsstufen wurde dann in einen weiteren spekakulären Raum geführt.





    Im nordöstlichen Saal gegenüber des Schürstabhauses gab es dann eine der ältesten Holzkassettendecken der Stadt zu sehen, die ebenfalls den Repräsentationswillen nach Außen sichtbar machen sollte. Durch die erleuchteten Fenster sollten all jene, die vom Tiergärtnertor herunter kamen die aufwändige Holzdecke sehen und staunen.



    Dabei ist das besondere garnicht mal die heutige Gestalt, die ich sogar schon als schlicht bezeichnen würde. Immerhin haben wir vorhin aufwändig bemalte Deckenbalken gesehen. Möglicherweise schlummert hier unter der dunkelbraunen Farbe noch manche Überraschung.



    Das Bemerkenswerte ist jedoch die freitragende Konstruktion der trapezförmigen Zimmerdecke, die zudem auch etwas höher liegt als die anderen Zimmerdecken im diesem Stockwerk. Hierzu wusste der Rundgangsleiter zu berichtet, dass der damalige Bauherr vor etwa 500 Jahren massiv in den Dachstuhl eingreifen ließ. Das Gebälk wurde herausgesägt und eine kranartige Konstruktion errichtet, die die Decke von oben hängend an Balkendreiecken befestigt, wodurch sie freischwebend ist. Im raum hatte man auch den Eindruck dass die decke nicht fest mit den Wänden verbunden ist, da man an Spalten vorbei in den Dachstuhl schauen konnte.



    An der Westwand des Raumes wurde auf insgesamt 5 oder sieben Türöffnungen hingewiesen, die in unterschiedlichen Epochen bestanden und ebenso zugemauert wurden. Soviel konnte ich jedoch nicht erkennen. Eine davon ganz außen führt noch heute, allerdings zugemauert, in ein enges winziges Treppenhaus, durch das man ins Erdgeschoss und zum Weinkeller gelangen konnte.



    Und weiterhin konnte man in diesem Raum Wandbelanungen erkennen, die freigelegt werden konnten. Leider ist der Putz aufgehackt worden, um drüber zu putzen und damit sind die malereien dauerhaft schwer beschädigt. Allerdings dürfte das für einen Restaurator auch kein unlösbares Problem sein.




    Der Rundgangsleiter wies jedoch immer wieder darauf hin, dass man bei der Sanierung dieses außergewöhnlichen und bedeutenden Denkmals dennoch die künftige Nutzung durch die Pfarrgemeinde im Blick habe, und sich die Kosten in Grenzen halten müssten. Deshalb werde das ein oder andere historische Detail wieder konservatorisch zugedeckt, da die Freilegung und der Schutz vor Zerstörung zu aufwändig und teuer sei. Man wolle gar nicht alles finden.




    Dies macht dann irgendwie auch den Unterschied aus zum zeitgleich präsentierten Projekt der Altstadtfreunde in der Hinteren Ledergasse. Dort wird fehlendes Geld durch den Enthusiasmus und das Engagement der ehrenamtlichen Bauhelfer ausgeglichen, die eben die eine oder andere Leistung aus Neugier und als Ehrensache erbringen. So kann man durchaus auch in Extraschichten noch das letzte Detail erforschen.




    Bei diesem Projekt im Sebalder Pfarrhof geht man dann schon nüchterner, mit dem Taschenrechner an die Sache. Man hat gemerkt, dass hier die Kompetenzen zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber hinreichend ausdiskutiert sind und man eben auf das eine oder andere verzichtet. Schade eigentlich. Trotzdem war es toll mal diese Einblicke erhalten zu haben!