Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • Zu Backsteins Bildern: Die goldene Fassade auf der Nordseite ist eine Anspielung auf das alte FH-Gebäude, das für diese zwei Blocks weichen musste und teils eine solche Betonmusterfassade hatte. Da die Ebertstraße deutlich breiter ist als ihre historische Vorgängerin, sind beide Blocks gestaucht und haben kleine Flurgrundstücke, die nicht der historischen Aufteilung entsprechen und somit als moderne 'Fuge' neu interpretiert werden. In diesem Block in Anspielung an den Vorgängerbau, gegenüber im Folgeblock wird sich eine ähnliche moderne Fassade aus dem Neohistorismus abheben.


    Überfüssiges Vollzitat entfernt. Bitte die Richtlinien beachten. Danke.

  • Ich finde die Sterne sehr erheiternd. Erstens haben sie nur eine andeutungsweise Ähnlichkeit zu den Originalen, die ja tatsächlich an einigen Stellen noch präsent sind.


    Zweitens finde ich bemerkenswert, wie sehr sich der Kult um die alte FH auf diese Sterne kapriziert. Dass die sogenannte Moderne ausgerechnet in Gestalt eines Ornaments gefeiert wird, finde ich schon sehr lustig. Die gleichförmige Massigkeit des eigentlichen Gebäudes scheint kaum jemand so sehr zu vermissen wie die Sterne an dessen Fassade.


    Drittens finde ich cool, dass die Kontroverse um die FH dazu geführt wird, dass nun sogar mehr Ornament und Verspieltheit in die Innenstadt gefunden hat. Die neuen Sterne sind viel interessanter als die alten. Auf dem Dach werden auch noch welche montiert.


    Zu berücksichtigen ist, dass der Blick auf dieses Gebäude durch das benachbarte Quartier jedoch weitgehend verbaut wird.


    Im Übrigen halte ich die Bezeichnung "Neohistorismus" auch für Referenzen an die Alt-Moderne für angebracht. Enge Bezüge aufs Bauhaus oder auf die "Ost-Moderne" sind auch eine Form von Historismus.

  • Eröffnung Neubau Synagogenzentrum

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    Die neue Synagoge in Potsdam wurde heute feierlich eröffnet. Das berichten zahlreiche Medien, u. a. der rbb, die Tagesschau und die Süddeutsche, um nur einige zu nennen. Anwesend waren u. a. der Präsident des Zentralrats der Juden Josef Schuster, Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Woidke.


    Fast 20 Jahre haben Planung, Diskussion und Bau gedauert, 17,5 Mio. Euro hat sie gekostet.


    Trotz der leider notwendigen umfangreichen Sicherheitseinrichtungen soll es ein offenes Haus für alle Besucher sein, das sich der Stadt öffne.

  • Quartier am alten Markt, Block III

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    Es gibt weitere Fortschritte zu vermelden. Zum Alten Markt bzw. zur Nikolaikirche hin wurde der Bauzaun entfernt und man kann direkt an den Neubauten entlang Richtung Anna-Flügge-Str. durchgehen. Auch die künftige Erika-Wolf-Straße zwischen Block III und dem künftigen Block IV ist (inoffiziell?) begehbar, allerdings kommt man noch nicht zur Friedrich-Ebert-Straße durch.


    Blick vom Alten Markt:


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    Blick nach Osten, links der Landtag (Stadtschloss):


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    Die Westseite bzw. die provisorisch hergerichtete künftige Straße "Alter Markt":


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    Blick in einen Innenraum des Leitbaus „Klingnersches Haus“:


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    Detailansicht Westseite:


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    Blick aufs Baufeld Block IV und die Rückseite des Bildungsforums:


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    Die Nordseite an der künftigen Erika-Wolf-Straße:


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    Hier wurde wieder ein Gerüst aufgebaut:


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    Blick von der Friedrich-Ebert-Straße Rchtung Alter Markt. Links die Leitbau-Reko "Plögerscher Gasthof":


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  • Interessantes Detail, Ziegel, mit den Sternen und dem neuen Historismus.

    Ich habe mich schon oft gefragt ob nicht einfach jede Generation die selbe Nostalgie ereilt und scheinbar ist das so.

    Die heutigen ü60+ BDA Architekten in den ganzen Jurys und Chefbüros der deutschen Architektenschaft waren halt Teenager als die 60er und 70er Architektur überall in Ost und West viele Gebäude ersetzte die den Krieg noch überstanden hatten.


    Sie haben das als eine klare Kategorisierung Alt vs. Modern erlebt, sind so sozialisiert und wie wir in unserer Jugend sozialisiert wurden, das prägt uns in der Regel lebenslang. Insbesondere bezüglich Kulturtechniken und Geschmäckern.


    Die entsprechenden Architekten werden auch noch als Hundertjährige in wenigen Jahrzehnten die "klaren Formen" und "rhythmische Gliederung" loben. Vielleicht gibt's dann sogar Spendenkampagnen für Reko-Projekte.


    Ich habe mich schon dabei ertappt sowas zu denken als in Berlin diskutiert wurde ein eh schon kleines Hochhausprojekt weiter zu kürzen weil es die Sichtachsen auf den Fernsehturm von ein paar Straßenecken aus stören könnte. So hat man auch schon oft diskutiert als es um historische Kirchtürme ging.


    Ja, die Architektur des 20. Jahrhunderts ist langsam historisch. Auch wenn's für viele schwer ist zu akzeptieren. Sei es zu akzeptieren inzwischen einfach selbst alt zu sein oder zu akzeptieren, dass auch diese Architektur nicht einfach ausgelöscht werden darf, sondern erhalten werden muss. Nicht jede Hütte, aber mehr als wir manches mal zugestehen. Nein, speziell um die FH ist es nicht schade, dass ihre Architektur in der Neubebauung aufgenommen wurde ist hingegen wichtig und richtig.


    Ich würde mir wünschen, dass es davon mehr in Potsdam geben würde. Weiterbauen und dabei das Kulturerbe nicht vergessen. Preußen und DDR gleichermaßen.

  • Langsam scheint dieses wirklich umfangreiche Projekt sich der Fertigstellung zu nähern, und ich finde es immer wieder beachtlich wie "schwer" es doch ist diese vollkommeneren Neubauten von historischem Bestand zu unterscheiden. Äußerlich natürlich nur. Der Blick ins innere klärt den Unterschied selbstverständlich auf. Dieser Einblick wird aber sehr vielen in den meisten Fällen (auch zukünftig) verwehrt bleiben. Grundsätzlich ist mir dieser Anblick jedenfalls weitaus lieber, als der Blick auf so viele mEn seelenlose Gebäude die in so vielen Städten sowohl als Büro als auch als Wohngebäude errichtet werden. Beispiele dafür gibt es in diesem und in anderen Foren mehr als genug. Aber, und das ist für mich der Tropfen der die Aussicht / den Anblick etwas trübt, ich glaube nicht das dieses Gegend sehr lebendig sein wird. Außer Touristen die Fotos machen, Stadtführern die Gruppen hindurchführen und Landtagsmitarbeiter die dort vorbei gehen, wird dort eher wenig Leben sein. Keine Geschäfte, keine Gastronomie, keine Alltagsgründe dort zu verweilen. Ich weiss, diese Einschätzung wird sicher stark kritisiert. Warum auch nicht. Am Ende wird man wohl erst die Zeit zeigen, ob die Befürchtungen sich bestätigen oder nicht. Und wer weiss, vielleicht wird man in 20, 30 oder 40. Jahren alles wieder durch Funktionsbauten ersetzen. who knows.

  • Die Bauten haben doch Funktionen.

    Man hat lediglich in Potsdam die Gelegenheit genutzt Brachen und marode Gebäude in einem großen Umgriff wieder im für Potsdam passenden Maßstab auf kleinen Parzellen zu gestalten. Diese kleinen Parzellen werden sich in Zukunft auch wieder unabhängig voneinander weiterentwickeln, aber die kleinteiligere Gestaltung wird qua Grundbuch bleiben.


    Und vielleicht liegt das an meiner Generation (ich trauere zB auch keinen geschlossenen Kaufhäusern hinterher) aber ich fand es immer befremdlich von Kommerz als "lebendige Innenstadt" zu sprechen.


    Wenn dort Menschen in unterschiedlicher Weise ihren Alltag verbringen ist ein Zentrum wirklich lebendig. Es muss nicht alles immer was mit Shopping und Event und Gastronomie zu tun haben. Diese kommerziellen "lebendigen" Innenstadtlagen in typischen westdeutschen Städten, wo sich bis Geschäftsschluss alle drängen und danach ist Friedhofsruhe und leere Fenster, das finde ich beispielsweise richtig furchtbar und for the life of me kann ich die Boomer nicht verstehen die das immer versuchen auch noch künstlich weiter aufrecht zu erhalten indem zB alte Kaufhäuser mit Staatsknete "gerettet" werden, für deren Neubau in zentraler Lage in Westdeutschland ganz genauso wie in der DDR urbane Alltagsviertel ausradiert wurden, wo sie noch den Bombenkrieg überlebt hatten um diese durch repräsentative Betonungetüme zu ersetzen.


    Was man repräsentativ fand hat sich lediglich systemideologisch unterschieden (Investorenarchitektur im Westen, Staatsarchitektur im Osten). Ganz unabhängig von der einzelnen Architektur wurde Potsdams Zentrum hier einfach geheilt und der Schluckauf des 20. Jahrhundert überwunden, ein großer Sprung zurück zum über Jahrhunderte gewachsenen Maßstab und Nutzungsmix. Und das endet jetzt nicht hier mit Abschluss der Bauarbeiten, das ist erst der Anfang. Die Straßenzüge werden Patina entwickeln, Nutzung, zukünftige Umbauten, ... der Faden, der in der Nachkriegszeit durchschnitten wurde, wird sozusagen wieder aufgenommen.


    Man kann auch westdeutschen Städten nur soviel Mut wünschen.

  • ... Ich habe kein Plädoyer für große Kaufhäuser gehalten oder eine Hohelied auf den Konsum gesungen. Wie belebt es dort schlussendlich sein wird, wird sich zeigen. Das habe ich versucht mit dem Satz "Am Ende wird wohl erst die Zeit zeigen, ob die Befürchtungen sich bestätigen oder nicht." auszudrücken.

    Wie Sie schreiben: "Wenn dort Menschen in unterschiedlicher Weise ihren Alltag verbringen ist ein Zentrum wirklich lebendig." - Absolut. Ich stimme zu. Und man kann nur hoffen das das dort eintrifft. Ich habe da "noch" Zweifel und verwiese auf den obigen Satz. Aber, man wird sehen.


    Mit "Funktionsbauten" meinte ich Gebäude wie sie dort vorher standen. Das war (wahrscheinlich) missverständlich von mir formuliert. Ein Unschärfe die bedauere und hoffentlich ausräumen konnte. Es ging mir vor allem um die Art von Gebäuden wie sie dort vorher standen. Wenn ich das richtig erinnere war dort ab 1992 ein Campus der Fachhochschule Potsdam und vorher einige Jahrzehnte lang ein Institut für Lehrerbildung. Also die Formulierung Funktionsbauten bezog sich darauf.


    Wie Sie von meinem Beitrag auf Kaufhäuser kommen erschließt sich mir nicht. Ich habe Geschäfte und Gastronomie als Bespiel angeführt. Etwas das auch in Visualisierungen genutzt wird um "lebendige" Innenstadtlagen zu bebildern. Geschäfte und Gastronomie sind auch für Innenstädte nichts ungewöhnliches. Die Worte "Geschäfte" und "Gastronomie" als Beispiele bedeuten nicht das ich mir Kaufhäuser oder ähnliches dort wünsche. Wenn dem so wäre hätte ich es so formuliert.


    Im übrigen sind Gebäude mit Nutzungen wie sie dort seit den 50gern und dann ab den 90gern stattfanden, damals wie heute (auch in der damaligen BRD) eben so "Staatsarchitektur". Nicht das ich mich berufen fühle da etwas zu verteidigen. Mitnichten. Nur um deutlich zu machen das das kein Alleinstellungsmerkmal der DDR war.


    Das ist nicht politisch oder systemideologisch, sondern einfach nur einer Meinung.

  • ich glaube nicht das dieses Gegend sehr lebendig sein wird. Außer Touristen die Fotos machen, Stadtführern die Gruppen hindurchführen und Landtagsmitarbeiter die dort vorbei gehen, wird dort eher wenig Leben sein.

    Abgesehen davon, dass die von dir geschilderten Szenen schon nach ziemlich viel Lebendigkeit klingen, ist ein Nutzungsmix Teil des Konzeptes. In den neu gebauten Blöcken befinden sich vorrangig Wohnungen. Viele davon werden von Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaften gehalten, welche an ihre Mitglieder vermieten (also keine selten genutzten Zweit- oder Ferienwohnungen). Auf den Fotos sind die Ladenzeilen für Geschäfte und Gastronomie gut zu erkennen, wie ich meine. Im Klingnerschen Haus wird zum Beispiel ein in Potsdam bereits erfolgreicher Gastwirt ein Restaurant eröffnen.


    Dein Kommentar war ja durchaus differenziert und dich persönlich möchte ich gar nicht angreifen, aber ich habe schon den Eindruck, dass sich in den Köpfen eine Menge unwahre Stereotype eingeprägt haben, die zuverlässig zur Sprache kommen, wenn es um Rekonstruktionen geht. Wäre hier das gleiche gebaut worden, jedoch im Stil der Moderne, würde niemand über die zu erwartenden Touristen klagen. Stattdessen würde im Forum über den tollen Nutzungsmix mit den lebendigen Erdgeschosszonen und dem hohen Anteil an preisgedämpften Wohnungen gejubelt werden. Doch wenn hochwertige Fassaden mit rekonstruierten Leitfassaden entstehen, werden einige misstrauisch: da muss doch was faul sein, das kann doch am Ende nicht so gut sein, wie es aussieht.


    Die genannten Einwände hätten sich allein schon mit Blick auf die zuvor geposteten Fotos entkräften lassen. Aber selbst ein schon seit Jahren etabliertes Beispiel, der absolut lebendige, geliebte und nutzungsgemischte Dresdner Neumarkt wird mit den gleichen Stereotypen belegt. Da kann man noch so viele Belege, Beispiele und Argumente bringen, viele Menschen lassen einfach sehr ungern von ihren einmal gefassten Urteilen ab. (Dich nehme ich hiervon aus, markoma1, dein Kommentar dient mir nur als Anlass zum Gegenkommentar).


    Die Debatte zum ähnlich gelagerten Dresdner Beispiel, das Potsdam ja um einige Jahre voraus ist, wurde kürzlich ab hier geführt.

  • Weiß jemand warum das 8eck eingerüstet wurde?


    Hat man sich das mit dem merkwürdigen Fassaden-Modell, Marke Nachkriegsschlichtung mit 50er Jahre Ritzdekor nun anders überlegt und gibt der Rekonstruierten Struktur nun doch noch das passende Barockgesicht?

  • Das bezweifle ich. Aber da die Fassade nach dem Abrüsten etliche schlecht verputzte Stellen und Farbflecken hatte, vermute ich, man streicht noch mal nach. Meine Hoffnung läge eher in einer etwas wärmeren Farbe als dem bisherigen variantenreichen Aschgrau, Mausgrau, Staubgrau, Steingrau...

  • Der finale Strukturputz, man sieht ihn hier, war doch noch gar nicht ausgeführt. Auch der Balkon fehlte noch.


    Eine rekonstruierte Fassade hätte mir auch gefallen, aber da die Friedrich-Ebert-Straße heute überbreit ist, haben die vier Eckhäuser nicht mehr den historischen Abstand zueinander, das ursprüngliche Ensemble ist also gestört. Insofern finde ich es nachvollziehbar, dass das Achteckenhaus, das dem noch erhaltenen Haus gegenübersteht und an seinem ursprünglichen Ort wiedererrichtet werden konnte, auch die ursprüngliche Fassade erhalten hat. Und die anderen beiden eine vereinfachte, frei interpretierte Version sind.


    Die Farben bestimmt der Denkmalschutz, der im Prinzip in Potsdam eine sehr gute Arbeit macht. Die vielen Grautöne leuchten mir aber auch nicht so recht ein. Wahrscheinlich sollen sie dafür sorgen, dass den rekonstruierten Leitfassaden nicht die Show gestohlen wird, aber die Gefahr besteht ohnehin kaum. ;)

  • Die ausführende Firma hat die falsche Korngröße geliefert und aufgebracht.

    Jetzt wird der gesamte Oberputz abgetragen und neu verputzt.

    Positiver Nebeneffekt ist, daß die fehlerhaften Bereiche auch erneuert werden.

    Der Balkon ist mittlerweile montiert. Der Prüfstatiker weigerte sich beharrlich, eine massive Natursteinkonstruktion zu prüfen.

    Herausgekommen ist eine Edelstahlkonstruktion, verkleidet mit Naturstein. Sehr schade, die Fugen stören das Gesamtbild.

  • "Naturstein" stand nicht im Dropdownmenü für die Berechnung der Statik.

    Genau so ist es. Er könne nicht in den Stein hereinschauen. Dort könnte es ja Unregelmäßigkeiten geben, die zu einem Versagen führen könnten.

    Dieser Regelungsfanatismus verhindert, daß der gesunde Menschenverstand und jahrhunderte alte Techniken angewendet werden dürfen.