Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • ^ Der Bau am Otto-Braun-Platz (der mit der tollen Ketten-Gastronomie) hat keine WDVS-Fassade? Und das gelbe Ding links daneben mit der hölzernen Tiefgarageneinfahrt auch nicht? Na gut, wenn Du meinst, hast Du sicher recht, großer Meister. Ist aber egal, weil die Fassaden genau so aussehen, als hätten sie welche.


    Beim Aquarium bezog ich mich nicht auf die Art der Fassade (die genauso sein mag, wie beim Rest der Zeile), sondern auf die klare Formensprache. Aber ich weiß natürlich, dass Du alle für Idioten hältst, denen so etwas gefällt.

  • Nein, das ist eine lange Reihe von Unterstellungen. Mich interessierte tatsächlich, wie man von einer Fassade mit z.B. Mineralfaserdämmung auf eine Rückseite mit Styropor schliessen kann. Die Frage hast Du ja beantwortet: es gefällt Dir nicht, und auch nicht die Nutzung, deshalb muss es Styropor sein. Für ein Architekturdiskussion eine schwache Argumentation, wie ich finde. Sag' doch einfach, dass Dir die schlichte, eher neotraditionalistische Fassade nicht gefällt. Das ist doch keine Schande und muss ja auch nicht jedermann gut finden.


    Was das Aquarium betrifft kann man natürlich von einer "klaren Formensprache" sprechen, wenn man eine Kiste in eine halbwegs harmonische Zeile wirft. Die "Formensprache" ist aber bei den anderen Bauten genauso "klar" oder eben unklar. Das ist doch nichtssagende Architektenprosa. Entscheidend ist, dass bei Bau die Uferbebauung bewußt stören will - und das für ZWEI Luxuswohnungen mit über 7.000 Euro/qm Verkaufspreis. Dass das in Potsdam nicht so gut ankommt, kann man ja vielleicht nachvollziehen.


    P.S. Die Pizza ist dem Franchise-Italiener in dem verachteten Bau im übrigen sehr gut - die Franchisenehmer haben ein fast persönliches Konzept aus dem starren Rahmen gemacht. Der Laden ist auch fast immer voll - auch ohne Touristen.


    Das Aquarium:



    (C) selbst


    Aber warten wir ab, bis es fertig ist!

  • Sag' doch einfach, dass Dir die schlichte, eher neotraditionalistische Fassade nicht gefällt.


    Das stimmt nicht. Das Haus am Otto-Braun-Platz finde ich eigentlich ganz gelungen. Nur ist aus Fassaden – ob "neo-traditionalistisch" oder nicht – mehr herauszuholen, wenn man mit Werkstoffen wie Naturstein, Kunststein, Backstein oder meinetwegen Lehmziegeln arbeitet. Deshalb der Verweis auf Frankfurt. Auch gutgemachter Sichtbeton ist interessant, wenn man einen Verfremdungseffekt erzielen will. Verputzte Dämmung sieht halt aus wie verputzte Dämmung – der Unterschied zwischen Styropor und Mineralwolle liegt in der Umweltverträglichkeit und in der Haltbarkeit. Letzteres wird nicht so schnell räudig. (Ich bin übrigens der Meinung, dass man sehen kann, ob hinter dem Putz z.B. Backsteine sind, oder eine moderne Dämmschicht. Letzteres hat m.E. immer was von angemaltem Pappkarton. Keine Ahnung, woran das liegt.)


    Was das Aquarium betrifft kann man natürlich von einer "klaren Formensprache" sprechen, wenn man eine Kiste in eine halbwegs harmonische Zeile wirft. Die "Formensprache" ist aber bei den anderen Bauten genauso "klar" oder eben unklar.


    Das spricht nicht gegen die Architektur, sondern nur gegen meine schludrige Formulierung. Ich mag den Entwurf – da werden wir uns nicht einig –, aber die Nutzung ist tatsächlich eine Frechheit.


    Die Pizza ist dem Franchise-Italiener in dem verachteten Bau im übrigen sehr gut - die Franchisenehmer haben ein fast persönliches Konzept aus dem starren Rahmen gemacht. Der Laden ist auch fast immer voll - auch ohne Touristen.


    Hier geht es mir nicht um die Pizza oder die Touristen, sondern ums Prinzip. Es stört mich, dass in solchen rendite-optimierten Ecken ein lokaler Wirt oder eine Handwerks-Bäckerei gar keine Chance hat. Franchise-Burger, Franchise-Café, Franchise-Italiener – das ist doch traurig!

  • Kunststein, Lehmziegel oder Backstein waren aber am Alten Markt aus guten Gründen nicht gefragt und auch nicht zulässig. Auch Sichtbeton nicht oder ein anderer "interessanter Effekt". Der historische Alte Markt zu Potsdam ist kein Experimentierfeld zeitgenössischer Architektur - das gibt es anderswo zuhauf - sondern ein städetbauliches Wiederaufbauprojekt mit klaren Prämissen.


    Ich möchte hier einmal kurz anmerken, dass diese Vorschriften keine böswillige Schinkanen ein paar durchgeknallter Rekofreunde sind sondern dass das Leitbauten-Konzept mit den Stimmen von Linken, SPD, CDU, Grünen, Bürgerbündnis und FDP bei wenigen Gegenstimmen der Anderen fast einstimig in der SVV verabschiedet wurde.


    Hierzu gehört die Defintion von Leitfassaden, städtebaulichen Bezügen, das Zurücknehmen von Fassaden zwischen den Leitfassaden und der Konsens auf eine einheitliche, nicht glänzende Fassadenoberfläche: nämlich Putz.


    Deine Fähigkeiten von einer Fassade mit z.B. mineralischer Dämmung auf eine rückwärtige Fassade mit Styropor zu schliessen oder durch eine Dämmschicht Backsteine erkennen zu können gehört in das Ressort von Sektenbeauftragten; hat mit sachlicher Architekturdiskussion jedenfalls nichts zu tun. Ganz abgesehen davon, dass Backsteine unter den obwaltenden Rahmenbedingungen der Umweltgesetzgebung völliger baulicher Unsinn sind (leider).


    P.S. Die "Handswerks-Bäckerei", die hier "eine Chance" haben wollte zeige mir bitte. Die gibt es doch gar nicht mehr. Und dass es am Stadtschloss bei einem privaten Investor, dem man zwei 100-Prozent-Sandsteinfassaden aus dem Barock abgenötigt hat keine subventionierten Ladenmieten für einen Kinderladen geben würde, war auch klar.

  • Staudenhof

    Der Eigentümer des Staudenhof hat die Wirtschaftlichkeit einer Sanierung des Staudenhofs berechnet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese unwirtschaflich teuer wäre.
    Das Gebäude mit seinen gut 180 Wohnungen hat bis 2022 Bestandsschutz. Zudem muss vor einem eventuellen Abriss der Eigentümer darlegen, dass ein solcher wirtschaftlicher wäre als eine Sanierung. Die ProPotsdam GmbH als Eigentümer hat dies getan und damit scheint ein Abriss des Staudenhofes nun näher zu rücken.


    Q: PNN


    Favorisiert wird von der ProPotsdam GmbH eine neue, überwiegend viergeschossige Bebauung, am Alten Markt auch fünfgeschossig. Das Eckhaus "Am Alten Markt 12", einst bekannt als Palazzo Giulio Capra, soll als Leitfassade in alter Gestalt wieder sichtbar werden. Bild des Palazzo

  • Ringerkolonnade

    Die Ringerkolonnade zwischen Landtag und Filmmuseum hat heute ihre ersten restaurierten Figuren zurückerhalten – allerdings noch keine Ringer, sondern zwei Putten und eine Vase. Gibt dem Ganzen eine gewisse Unwucht, sieht aber trotzdem schick aus. Die weiteren Figuren warten noch im Depot darauf, dass Geld für die Restaurierung da ist.




  • Musikerhaus

    Vom Musikerhaus an der Friedrich-Ebert-Straße gab es lange nur ein Baustellenschild zu sehen. Das ist nun weg, dafür wird fleißig gewerkelt: Die Grube ist ausgehoben, die Bodenplatte gegossen und an den Verschalungen für die Kellerwände wird gearbeitet. Man erkennt sogar schon die charakteristische konkave Ecke (die anscheinend an der Rückseite in größerem Maßstab zitiert wird):




  • Östlich Barberini/Alte Fahrt

    Hier mal nach längerer Zeit wieder ein Rundgang um den Block, der nordöstlich an das Barberini anschließt. Der Baufortschritt ist nicht gerade rasant, aber es entwickelt sich. Zunächst vom Alten Markt aus betrachtet:



    Fenster und erste Fassadenteile sind inzwischen montiert. Holz und Kunststein, lässt sich sehen:



    Blick von der Terrasse des Barberini in den Hinterhof. Hier wurde nicht gegossen, sondern gemauert:



    Zwei Bilder von der Alten Fahrt – einmal komplett, einmal Ausschnitt:




    Der Abschluss zur Parkseite mit Blick auf die Nikolaikirche:



    Und schließlich nochmal die Straßenseite, aufgenommen hinter dem Potsdam-Museum. Man sieht, die Dachstühle sind fertig und die Dächer teilweise gedeckt:



    © Die Bildrechte liegen bei mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Tippfehler korrigiert.

  • Danke für die Bilder.
    Ich finde diesen schmalen Aufgang an der alten Fahrt irgendwie charmant, es wirkt schon beinahe ein wenig "mediterran", trotz der modernen Architektur

  • Der schmale Aufgang vom Adolph-Miethe-Ufer ist der Gartenzugang des Hauses Brauerstraße 2 von F. Stella. Bei den Bauten Brauerstraße 1-3 überzeugt noch die Heterogenität, die Wohnanlage Brauerstraße 4-7 ist leider viel zu groß geworden. Na, mal schauen, wie jetzt die Fassaden ausgeführt werden und welche Farben nachher wirklich kommen.


    (C) Lelbach gGmbH

  • Musikerhaus

    Weil es dort rasant vorangeht, schon wieder neue Bilder vom Musikerhaus – leider nur in Handyqualität. Binnen der letzten drei Tage ist das halbe Erdgeschoss aus dem Boden gewachsen. Und zwar, man lese und staune: in Plattenbauweise. Die Elemente wurden so, wie sie verbaut sind, auf einem Lastwagen angeliefert und per Kran an Ort und Stelle gehievt. Ähnlich dürfte es beim Bau des Nikolaiviertels auch ausgesehen haben – nur das Finish wird ein anderes werden...


    Zunächst ein Blick aus der Schwertfegerstraße. Sieht ein bisschen aus wie eine Bauruine aus DDR-Zeiten, ist aber noch keine 48 Stunden alt.



    An der Ecke zur Friedrich-Ebert-Straße lässt sich schon der Ansatz der Rundung erkennen. Ich vermute mal, der Zwischenraum zwischen den Platten wird Tür und darüber Bogen.



    Aus Richtung Filmmuseum ist noch einiges offen. Man sieht, dass auch die inneren Wände aus Platten bestehen. Sie scheinen – ganz klassisch – gleichzeitig die tragenden Elemente zu sein. Von einem Stahlbeton-Skelett keine Spur.



    © Die Bildrechte liegen bei mir.

  • Na, da könnte man doch auch den Staudenhof auseinander nehmen und als Quartiersblock neu zusammensetzen. ;)

  • In dem Bereich ist eigentlich Billigbauweise mit Styropor- bzw. Vollwärmeschutz verboten. Der Sanierungsträger und Verkäufer ist über die Bauweise informiert. Das entwertet die neue Altstadt schon erheblich.

  • ^ Keine schnippischen, sondern tatsächlich Wissensfragen: Verstehe ich Dich richtig, und hier wird gegen Verträge (oder wenigstens Absprachen) verstoßen? Und wer ist in diesem Fall der Sanierungsträger und Verkäufer? Was heißt "ist informiert"? 'Wusste Bescheid' oder 'wurde über Verstoß in Kenntnis gesetzt'?


    Ich tappe da jeden Tag durch und weiß so ungefähr, was wo gebaut werden soll; von den rechtlichen und Besitzstrukturen bzw. von den technischen Vorgaben weiß ich wenig – weshalb mich Dein Beitrag jetzt wirklich überrascht. Dachte, es ginge um Optik, und das Dahinter wäre egal. Bitte um und danke für Aufklärung!


    Und noch eine Frage stellt sich. Das Musikerhaus heißt nicht zuletzt deshalb so, weil es akustisch abgeschirmte Parzellen für Musiker bieten soll, die sich gegenseitig nicht auf die Nerven gehen wollen: In einem Appartement wird Harve gespielt, direkt daneben Schlagzeug geübt. Nun sind Plattenbauten konstruktionsbedingt besonders anfällig dafür, Schwingungen durch das ganze Gebäude zu verbreiten – ich habe da einschlägige Erfahrungen. Wurde also das Konzept aufgegeben und nur der Name beibehalten, oder wird die Billig-Bauweise im Nachhinein durch eine aufwendige Schallisolation wieder aufgehoben? Ein bisschen rätselhaft, das Ganze...

  • Das entwertet die neue Altstadt schon erheblich.



    Wieso? Weil die Häuser gedämmt sind? Die EnEV gilt praktisch für alle Neubauten die "normal" beheizt werden. Was hast du erwartet?


    Optisch wird es dennoch dem Original nahe kommen, darauf kommt es doch an, oder?

  • Ich würde mal ganz locker bleiben. Der breit vorspringende Sockel spricht deutlich für eine vorgemauerte Ziegelschale, die dann auch die bogenförmig abschließenden Fenster mit ausbildet. Die Bauweise aus Betonfertigteilelementen je Fassadenachse ist interessant, aufgrund der regelmäßigen Fensteranordnung aber durchaus sinnvoll und wirtschaftlich. Bezüglich der Fassaden ist auch abzuwarten, wie die Ausführung ab dem 1. Obergeschoss aussehen wird. Wenn es blöd läuft, wird man sehen, dass die Betondeckenplatte um etwa 10cm vorspringend gebaut wird. Damit käme ab diesem Bereich wirklich nur noch eine WDVS-Fassade zum Einsatz. Genauso gut könnte die Flucht aber auch beibehalten werden (die tragende Wand ab dem OG vielleicht aus statischen Gründen als KS-Mauerwerk). Dann würde ähnlich wie beim Humboldt-Forum eine durchgehende Schale vorgemauert.
    Wie gesagt, Ruhe bewahren und abwarten!

  • In dem Bereich ist eigentlich Billigbauweise mit Styropor- bzw. Vollwärmeschutz verboten. Der Sanierungsträger und Verkäufer ist über die Bauweise informiert. Das entwertet die neue Altstadt schon erheblich.


    Ich sehe zum jetzigen Zeitpunkt keinen Unterschied zur Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Wieso wird hier nicht in Erwägung gezogen, dass vor der Dämmebene eine Ziegelvormauerung mit Putzfassade folgen wird?