Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • Ich hatte ja mal an anderer Stelle gefragt was mit dem Brachgrundstück Am Kanal 14-15 Ecke Franz. Straße passiert. Heute berichtet die PNN, dass die Berggruen Holding Gespräche mit der Stadt über eine mögliche Bebauung führe. Konkret sei aber noch nichts, denn man befinde sich noch in der Planungsphase. Anfang 2016 könne man mehr dazu sagen.


    Zu diesem Sachverhalt gibt es Neuigkeiten. Die Münchner Grund hat laut PM die denkmalgeschützte Potsdamer Hauptpost und eine nebenliegende Freifläche für einen Neubau von der Berggruen Holding gekauft:

    Hauptmieter der gewerblichen Immobilie in bester Potsdamer Innenstadtlage sind derzeit die Deutsche Post und die Deutsche Postbank. Zu dem Gebäude gehören zudem rund 100 Stellplätze auf einer Parkpalette. Einige Mietverträge wurden jüngst langfristig prolongiert.


    Auf dem angrenzenden Neubaufeld soll ein Gebäude mit fünf Voll-, sowie einem Staffel- und einem Untergeschoss mit einer Brutto-Geschossfläche von knapp 14.600 Quadratmeter entstehen. Der Neubau könnte gemischt genutzt werden - als Hotel, für Wohnungen, Mikroappartements oder Einzelhandel. Für das Untergeschoss sind Tiefgaragenstellplätze vorgesehen. Die Planungen und Abstimmungen mit Ämtern und Behörden zum späteren Nutzungskonzept laufen derzeit.

  • König und Kutsche

    ... unter diesem Titel steht in der aktuellen Ausgabe (diese Woche wegen Kohl schon am Donnerstag) des SPIEGELS ein zweiseitiger Artikel (leider kostenpflichtig) zur Gestaltung der Potsdamer Mitte. Die Tendenz hat mich doch etwas überrascht, weil der "Kulissenbarock" kritisiert und die DDR-Moderne wie das verfallene Restaurant Minsk oder der nach der Wende wieder abgerissene Rohbau des Theaters am Alten Markt positiv hervorgehoben werden. Als Befürworterin der DDR-Moderne kommt die Berliner Architektin und Beisitzerin im Potsdamer Beirat für Kunst im öffentlichen Raum, Isolde Nagel, zu Wort: "Eine Stadt ist kein Museum", als Gegner wird Günther Jauch abschätzig zitiert mit "sozialistischer Notdurft-Architektur"...

  • Na wenn "eine Stadt (...) kein Museum" ist, dann kann man ja den Denkmalschutz usw. auch abschaffen und offen für neues sein, anstelle der Ruine "Minsk" oder der runtergekommenen FHS. Gerade eine Stadt wie Potsdam profitiert doch von der freiluftmusealen Wirkung, von der vermutlich auch weniger "echt" ist, als man glaubt. Außerdem gibts ja bei den 4 zum Bau vorgesehenen Blocks nur eine Handvoll Kulissenbarock ggü. allerlei neuem. Sollen sich nicht so haben.


    Ick sach euch, wenn es um eine Reko der DDR-Moderne ginge, diese Leute wären die ersten Unterstützer.

  • Offenbar hängt es vom jeweiligen Architekturstil von Neu- oder Bestandsgebäuden ab, ob man zum Musealisten erklärt wird.

  • Nachdem der SPIEGEL vor einer Woche die DDR-Moderne in Potsdam hochleben ließ, kommt heute die grüne Kunsthistorikerin und Lokalpolitikerin Saskia Hüneke zu in SPON unter der Überschrift "Das wird keine Preußen-Kulisse" zu Wort. Sie verteidigt die Rückkehr zum historischen Grundriss und plädiert für ein lebendiges, sozialverträgliches Zentrum.

  • Block III - Entwürfe für das Grundstück der FH

    Die Architekturentwürfe für den sogenannten Block III, der nach Abriss der Fachhochschule errichtet werden soll, können hier besichtigt werden: Link


    Es gibt meist mehrere Entwürfe pro Los.

  • Wow, hier hat man sich ja mal richtig Mühe gegeben. Bis auf 1 oder 2 Entwürfe sind alle annehmbar, und einige richtig Klasse. Interessant finde ich auch die Idee, die Waben der FH in ein Haus mit einzubringen.
    Auf Bild 21094 bei Los 7 sieht man besonders gut, was für eine grandiose Wirkung dieser neue Block im Stadtbild haben wird.

  • Ich finde die Mischung, die Unterschiedlichkeit in Stil und Material, die aber trotzdem miteinander harmonieren, hervorragend gelungen. Auch die Kleinteiligkeit der einzelnen Grunstüscke trägt ganz entscheidend zum positiven Gesamteindruck bei.

  • Sieht soweit sehr gelungen aus. Nur Los2 ist komplett vermasselt.
    => 2 mal 70er Jahre Kaufhof-Architektur und 1mal fragwürdige Glasfassaden :Nieder:

  • ^ Das sind die Sternpaneele aus Bleck der alten FH, was Du nach meiner Vermutung als Kaufhausarchitektur der 70ger betrachtest, einmal in einem Entwurf (2A) mit Wohnungsbau dahinter und einem Öffnungsmechanismus für die Panele oder in 2B hochgezogen übers Dach.

  • => 2 mal 70er Jahre Kaufhof-Architektur und 1mal fragwürdige Glasfassaden :Nieder:


    Es war klar, dass die Schwertfeger-11-Entwürfe bei der Reko-Fraktion für Empörung sorgen. Dabei ist es doch eine schöne, versöhnliche Geste, das schmalste Gebäude des Blockes als Reminiszenz an die dann verschwundene FH zu gestalten. Wer sich über so eine kleine Anleihe aufregt, ist m.E. ein schlechter Gewinner: Der Sieg (Abriss der FH) reicht ihm nicht; er missgönnt dem Verlierer das kleinste Zugeständnis.


    Die Entwürfe für den Block sehe ich ambivalent: Für jedes Grundstück ist etwas Anständiges dabei, für (fast) jedes Grundstück wird aber auch Styropor-Schrott angeboten. Zwischen den Entwürfen 21075 und 21076 für die Schwertfegerstraße 12 liegen z.B. Welten. Und ich bin mir gar nicht sicher, ob immer der beste Entwurf gewinnen wird. Davon abgesehen, beweisen die gelungenen unter den Vorschlägen aber eines: Konstantins Lieblingsthese, wonach jede nicht-rekonstruierte Fassade eine hässliche Fassade wird, ist falsch.


    P.S.: Ich finde, dieses beleidigte Daumen-Runter-Emoji ist das digitale Äquivalent für ein Kleinkind im Trotzmodus: Doof! Willnichwillnichwillnichwillnich!!!

  • Es war klar, dass die Schwertfeger-11-Entwürfe bei der Reko-Fraktion für Empörung sorgen.


    Schade Architektenkind, dass Sie mal wieder aus einer Einzelmeinung nicht nur eine Verallgemeinerung machen, sondern diese Einzelmeinung auch noch diskreditieren müssen und gleich auch noch Rekonstruktionsbefürworter in Sippenhaft nehmen.


    Dabei ist es doch eine schöne, versöhnliche Geste, das schmalste Gebäude des Blockes als Reminiszenz an die dann verschwundene FH zu gestalten.


    Genau und nicht nur das, sondern zugleich auch noch die bessere Variante gegenüber dem Glaskasten , der dort noch angedacht wurde.


    Wer sich über so eine kleine Anleihe aufregt, ist m.E. ein schlechter Gewinner: Der Sieg (Abriss der FH) reicht ihm nicht; er missgönnt dem Verlierer das kleinste Zugeständnis.


    Und das zeigt mal wieder, das das Architektenkind immer noch nicht den Sinn der Maßnahmen in der Potsdamer Mitte verstanden hat. Es geht eben nicht um Gewinnen und Verlieren, sondern um bauliche Lebensqualität, die die FH und schlichtweg der sozialistische Stadtumbau, nicht liefern konnte.


    Weiterhin ist die Unterstellung gegenüber Konstantin ..,

    Konstantins Lieblingsthese, wonach jede nicht-rekonstruierte Fassade eine hässliche Fassade wird, ist falsch

    ...schon als Boshaft zu bezeichnen. Schließlich belegt er hier mit seinen Aussagen das Gegenteil.


    Luftpost

  • Diesem Zitat meiner angeblichen These muss ich widersprechen. Ein Neueintwurf muss es erstmal genauso gut machen können wie die historischen Bauten in einer solch durchkomponierten Stadt wie der Innenstadt Potsdams. Besser geht immer, die Frage ist nur ob sich das ein Architekt traut und ob er überhaupt gefragt wird. Hier sind die Entwürfe von den potenziellen Bauherren nicht zu lösen, da eine Bewerbung nur im Investor/Architekt-Doppelpack möglich war und zudem mächtig vorgesiebt wurde.


    Ich kenne niemanden aus der "Reko-Fraktion", also den sog. "Barockfaschisten", die das Fassadenzitat der FH "empörend" finden. Das ist nostalgisch und bei Mitteschön sind etwa genausoviele Ossis wie Wessis. Zudem ist die Parzelle eine Fuge, d.h. durch die Westverschiebung der Friedrich-Ebert-Straße steht das Oroginalgrundstück, wo etwas wiederherzustellen wäre, gar nicht zur Verfügung. Abgelehnt wurden die Entwürfe im Netz hingegen von den Neudenkern, die sich gegen den Abbruch der FH eingesetzt haben. Man darf auch nicht unterschätzen, dass der Bau an einem Wendehammer der Tiefgaragenzufahrt stehen wird.


    In unserem Nachbarforum ist das alles bildlich gut zu erkennen.

  • Schade Architektenkind, dass Sie mal wieder aus einer Einzelmeinung nicht nur eine Verallgemeinerung machen, sondern diese Einzelmeinung auch noch diskreditieren müssen und gleich auch noch Rekonstruktionsbefürworter in Sippenhaft nehmen.


    Erstens heißt das "Sippenhaftung", ich habe niemanden eingesperrt. Zweitens ist es keine Einzelmeinung, sondern wurde gestern mehrmals vertreten. Drittens haben Sie recht: Ich hätte statt "bei der Reko-Fraktion" besser "unter Anhängern der Reko-Fraktion" geschrieben.


    Es geht eben nicht um Gewinnen und Verlieren, sondern um bauliche Lebensqualität, die die FH und schlichtweg der sozialistische Stadtumbau, nicht liefern konnte.


    Eine Fraktion war für den Abriss, eine dagegen. Natürlich empfinden die Abrissgegner das Ergebnis als Niederlage. Dass beide Seiten für sich in Anspruch nahmen, für eine "lebenswerte Stadt" zu stehen, ändert daran nichts.


    Weiterhin ist die Unterstellung gegenüber Konstantin .., ...schon als Boshaft zu bezeichnen. Schließlich belegt er hier mit seinen Aussagen das Gegenteil.


    Wieso boshaft? Konstantin hat in diesem Forum des öfteren sinngemäß geschrieben, wo es keine Rekos gebe, werde es Styropor-Schrott geben - was ja tatsächlich eine reale Gefahr ist (wie man an der Alten Fahrt sieht), aber eben keine notwendige Folge. Im übrigen werde ich nicht damit anfangen, sämtliche Architekturforen der Republik auf Namensähnlichkeiten zu durchsuchen, bevor ich mich zu Konstantin zu äußern wage.

  • Ich kenne niemanden aus der "Reko-Fraktion", also den sog. "Barockfaschisten", die das Fassadenzitat der FH "empörend" finden. Das ist nostalgisch und bei Mitteschön sind etwa genausoviele Ossis wie Wessis.


    In unserem Nachbarforum ist das alles bildlich gut zu erkennen.


    Danke für den Link. Den Ausdruck "Barockfaschisten" habe ich nie gebraucht, und mit Reko-Fraktion meinte ich nicht speziell Mitteschön, sondern eben Reko-Fans allgemein. Ob Ossi oder Wessi ist mir ebenfalls wumpe. Ich bin Wessi.

  • ... Wer sich über so eine kleine Anleihe aufregt, ist m.E. ein schlechter Gewinner: Der Sieg (Abriss der FH) reicht ihm nicht; er missgönnt dem Verlierer das kleinste Zugeständnis. ...


    Das Ziel war nicht der FH-Abriss (auch wenn manche es gerne so darstellen möchten), sondern eine viel schönere Altstadt - der Abriss war bloß ein Mittel zum Zweck. Wieso darf man sich nicht aufregen, dass dies mutwillig kaputtgemacht wird? Und was für das Zugeständnis sollte das sein - wenn Du etwa mit jemandem Streit hast, bekommst Du keine Ruhe bis Du ihm vor die Haustür hineinka...en kannst?


    Ich habe zwei Fassaden ausgemacht, die wie Horten-Kacheln wirken - wenn man schon westliche Vergleiche wünscht - gleich zwei der Bieter fürs Los #02 (und die dritte Fassadengestaltung ist auch kaum altstadtgerecht). Dabei ist der erste Entwurf mit dem an keinen der Nachbarn angelehnten Flachdach besonders schlimm - wie provisorische Lückenfüllung kurz nach dem Krieg. Beim vierten Bieter fürs Nachbarhaus Los #03 sehe ich aber den gleichen Unfug wieder.
    Fünfter Bieter fürs Los #06 - immer noch nicht genug random Windows in die Welt gesetzt? Hier würde ich die Entwürfe 3. oder 4. (das Haus mit dem gerundeten Tor links) bevorzugen.

  • @ Luftpost & Konstantin: Seht Ihr? - Bau-Lcfr empört sich auch: Durch Entwürfe wie den "besonders schlimmen" für Los #2 werde die "viel schönere Altstadt" "mutwillig kaputtgemacht". Man sieht, ich habe keineswegs nur eine "Einzelmeinung diskreditiert"... ;)


    @ Bau-Lcfr: Bei den "Horten-Kacheln" handelt es sich um das erwähnte Zugeständnis: Es sind Sternpaneele aus der FH-Fassade, die sowohl Konstantin und Luftpost als auch ich (in seltener Übereinstimmung) für eine freundliche Reminiszenz halten.