Potsdam: Wiederherstellung der historischen Innenstadt (Projekte)

  • Doch. Wie gut, dass sich deine Inititiative "Potsdam neu denken" nicht um die Finanzen der Stadt kümmert. Das Geld für:


    1) Umverlegung der Friedrich-Ebert-Straße
    2) den Neubau der Straßenbahnstrecke
    3) die Umverlegung der namenlosen Straße im Lustgarten in der Verlängerung der Breiten Straße
    4) die Neuanlage des Steubenplatzes
    5) die Umsetzung der Ringerkolonnaden
    6) die Neuanlage des nördlichen Teils des Alten Marktes
    7) der Neubau der Fahrradstraße parallel zur Friedrich-Ebert-Straße
    inkl. Leitungen Elektro, Fernwärme, Wasser frisch, grau und schwarz.


    ist ja ausgegeben worden aber noch nicht wieder in der Kasse. Das Land Brandenburg hat das Grundstück bei der Errichtung des Landtagsschlosses nicht bezahlt. Also musste im Vorgriff auf die kommenden Verkäufe finanziert werden.


    Und die Grundstücke an der Alten Fahrt haben finanziert:


    1) die Neuanlage der Humboldtraße und des südlichen Teils des Alten Marktes
    2) die Uferpromenade
    3) Leuchten und Lampen
    4) Bittschriftenlinde
    5) Verkehrsflächen am Blücherplatz
    6) einen Teil der neuen Langen Brücke
    inkl. Leitungen Elektro, Fernwärme, Wasser frisch, grau und schwarz.


    Und - kleiner Gedankenanstoß - wenn die Stadt die FH selbst umbaute müsste sie diese Kosten tragen. Die FH zieht ja sicher um - ihr neues Domizil wird ja schon gebaut.


    Soweit zum Finanziellen. Rege deshalb an, deine Initiative in "Geld neu erfinden" umzubenennen.


    Es gibt natürlich noch eine lange Reihe von weiteren Gründen, für eine Fortsetzung des beschlossenen Leutbautenkonzeptes sprechen. Zwei davon kann man gerade in der Humboldtstraße besichtigen.

  • Hier mal ein kurzer Verweis auf einen aktuellen Artikel der MAZ und einen Blick 25 Jahre zurück ins holländische Viertel.


    http://www.maz-online.de/Lokal…s-Hollaendischen-Viertels


    Wenn man die Bilder sieht. Alter Schwede, was hat man da bis heute alles geschafft. Die Wende kam echt keine Sekunde zu früh. Fünf Jahre später und man hätte das vermutlich alles abreißen können. Was man in Görlitz, Leipzig, Potsdam und so vielen kleineren Städten in Ostdeutschland nach der Wende geleistet hat ist einfach ganz ganz große klasse. Man bedenke einfach nur, wie viel an Kulturgut heute verloren wäre, hätte die Wende zehn Jahre länger gedauert.

  • Ich finder eher die beiden Rückseiten kritisch. Die Dachfenster hätte der Palast Pompei wahrscheinlich spätestestens in den 80ern bekommen, auch zu DDR-Zeiten - wenn er überlebt hätte. Siehe Alte Wache in der Charlottenstraße.


    1. Pompei


    Architekt war Bernd Redlich - der hätte für die Rückseite, wo es keine Infos gab, sich ja etwas einfallen lassen können. Vorn hatte ja Sanmicheli die Arbet gemacht. Hier das Ergebnis der Hofseite:



    2. Noack


    Hier was das Büro Van Geisten Marfels verantwortlich, was auch schon die "Reko" der Villa Persius entworfen haben. Die Marktseite hatte Gontard gestaltet - da war gestalterisch nichts mehr hinzuzufügen.



    Zum Schluß die Gesamtschau de

  • Konstantin: Ist denn bekannt, wie die beiden besagten Häuser auf ihrer Rückseite vorher aussahen? Recht schlicht dürfte die Rückseite im Vgl. zur Schaufassade nach vorne raus auch ursprünglich gewesen sein, oder?

  • Nein, darüber gibt es mWn keine Unterlagen. Hier hatten die Architekten Redlich und van Geisten freie Hand (für den Zeichenstift) und die Styroporplatte.

  • Es ist immer wieder erstaunlich wieviel anmutiger Gebaeude aus der, vor Bauhauszeit aussehen, im Vergleich zu den heutigen Zweckbauten. Selbst representative Gebaeude wie das Kanzleramt wuerde ich den Stempel Zweckbau aufdruecken.

  • ^ Das ist doch reine Geschmackssache. Es gibt zu jeder Zeit Menschen, denen besser gefällt was vor 200 Jahren gebaut wurde als das was zu ihrer Zeit entsteht. Das hat mit der Qualität der heute entstehenden Gebäude überhaupt nichts zu tun. In 200 Jahren werden andere die Gebäude von heute lobpreisen .... und so weiter und so weiter. Es ist wohl eher ein soziologisches Phänomen ;) Im Falle der Rückseiten dieser beiden Gebäude trifft wohl eher “vorne hui und hinten pfui“ zu, wahrscheinlich sind die Rückseiten aber auch der heutigen Nutzung geschuldet die eine ganz andere sein wird als vor 200 Jahren. Insofern wieder nachvollziehbar. Am meisten stören mich wie immer bei heutigen Bauten die Regenrohre die mitten auf der Fassade verlaufen, das kann mann doch bei einem neuerrichteten Gebäude nun wirklich anders lösen.

  • Am meisten stören mich wie immer bei heutigen Bauten die Regenrohre die mitten auf der Fassade verlaufen, das kann mann doch bei einem neuerrichteten Gebäude nun wirklich anders lösen.


    Das war auch mein erster Gedanke.



    Gruß, Jockel

  • Na, das sind ja gute Nachrichten in diesem kritischen Forum. Was stört sind die Veluxfenster und die Fallrohre - dann muss das Gesamtprojekt ein voller Erfolg sein.

  • ^
    Hast ja recht: Da ist mehr im Argen.


    Ich kannte die (extrem deprimierenden) Rückseiten der beiden Gebäude nur bisher noch nicht, sonst hätten mich die Dachgeschossfenster vermutlich auch nicht gestört.


    Fazit: Die (bauliche) Ästhetik hat es in diesem Lande leider schwer.


    Es macht kein Sinn den vorigen Beitrag vollständig zu quoten. Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht! Danke.
    Bato

  • Das Problem mit den Fallrohren kann ich überhaupt nicht nachvollziehen - so wird derzeit in einer Ruhrgebiet-Stadt ein altstädtisches Haus rekonstruiert, die Fallrohre sind gut sichtbar - stilvolle aus Kupfer, aber immerhin. Auf dem letzten Foto sieht man ein altes Fachwerkhaus, welches ebenso sichtbare Fallrohre hat. Wenn ich mir bekannte Altstädte wie Brügge oder Padua anschaue, sehe ich ebenso welche - sogar auf der Straßenseite.


    Darüber wurde die Rückseite gezeigt. Ich würde die Gestaltung nicht als extrem deprimierend bezeichnen - mit horizontalen Putzrillen und ein wenig Differenzierung entspricht sie in etwa dem, was Standard der Neubauprojekte ist - dort, wo man sich mehr Mühe gibt. Es ist auch nicht so, dass in erhaltenen Altstädten Innenhöfe stets aufwändig gestaltet sind - umgekehrt, meist wurde zwischen der Schauseite und der Rückseite unterschieden.

  • Die Fallrohre finde ich an den Reko-Fassaden ärgerlich, an den neuen sind sie fast das wichtigste Gestaltungselement. Die Dachfenster kennt man schon vom Landtag, und so hässlich sie sind, sind sie doch ein Zeichen des zivilisatorischen Fortschritts: Wo einst das Gesinde im Dustern hausen musste, gönnt man heutigen Büroarbeitern ein wenig Tageslicht. ;)


    Die Rückseiten (und auch die Seitenwände unter den Dächern) empfinde ich aber fast als Unverschämtheit. Da steckt man zig Millionen in wunderhübsche Fronten, und dann hat man für die übrigen Seiten nicht mal zwanzig Minuten Gedankenarbeit übrig. Ein bisschen weniger Styroporismus und eine etwas detailliertere Gliederung der Fenster wären doch das Mindeste gewesen, oder? So kann man nur hoffen, dass die Leute nicht hinter die Kulissen blicken. Potsdam a là Potemkin, möchte man sagen.


    Auf dem Dom-Römer-Gelände in Frankfurt liegt das Augenmerk gerade auf jenen Häusern und Fassaden, die neu entworfen werden. Unter ihnen sind hervorragende Beispiele zeitgenössischer Architektur. Wenn die "Wiederherstellung der historischen Mitte" gelingen soll, muss man das auch in Potsdam bewerkstelligen: Solange alles, was nicht rekonstruierte Fassade ist, als Füllmasse behandelt wird, sehe ich schwarz...

  • Also die ursprüngliche Bebauung auf der Rückseite sah in etwa wie folgt aus:


    https://fbcdn-sphotos-g-a.akam…78212728_1075912483_o.jpg


    Von aufwendig also keine Spur, auch, wenn die dichte Bebauung etwas mehr Urbanität ausstrahlte. Insgesamt empfinde ich die neue Rückseite nicht als störend. Man muss sich von dem Gedanken verabschieden, dass Gebäude mit solch aufwendiger Schaufassade auch auf der Rückseite hochwertige Fassaden haben - das war nicht mal beim Alten Palais in Berlin so… und da wohnten Kaisers.
    Es hätte sicher besser kommen können - das geht immer - aber auch deutlich schlechter. Also finde ich die harte Kritik an den Rückseiten doch etwas übertrieben… aber das ist bekanntlich Ansichtssache.


    Grüße

  • ^ Das ist doch reine Geschmackssache. Es gibt zu jeder Zeit Menschen, denen besser gefällt was vor 200 Jahren gebaut wurde als das was zu ihrer Zeit entsteht. Das hat mit der Qualität der heute entstehenden Gebäude überhaupt nichts zu tun. In 200 Jahren werden andere die Gebäude von heute lobpreisen ....


    Dem kann ich nicht zustimmen. Ich erinnere mal an das dunkle Zeitalter in Griechenland (1100-750 v.Chr). Die kulturell hochstehende Mykenische Periode war um und eine neue Hochkultur hatte sich noch nicht hervorgetan. Vermutlich wird man in 200. Jahren von der dunklen Zeit sprechen wenn man die Hinterlassenschaften des spaeten 20. und fruehen 21. Jahrhundert bewertet.
    Ok, ich gebe es zu das war jetzt wirklich etwas ueberspitzt, aber mal ohne Sarkasmus, wem gefallen denn wirklich die heutigen Fassaden? Nur einer kleinen Minderheit die auch in Museen fuer modern Kunst gehen. Die grosse Mehrheit der Menschen bevorzugt sich in Staedten aufzuhalten in der es historische Ensemble gibt.

  • .... wem gefallen denn wirklich die heutigen Fassaden? Nur einer kleinen Minderheit die auch in Museen fuer modern Kunst gehen. Die grosse Mehrheit der Menschen bevorzugt sich in Staedten aufzuhalten in der es historische Ensemble gibt.


    Verstehe ich nicht, deine These. Welche heutigen Fassaden meinst du ? Und also Menschen, die in Museen für moderne Kunst gehen sind deiner Meinung nach ganz schlimm und vermurkst an Geschmacksempfinden und eigentlich kulturlos weil sie moderne Fassaden mögen? Nun ich hoffe du hast es so nicht gemeint. Denn das wäre recht eigentlich eine törichte These. Vielmehr denke ich, dass vielleicht dir dein gegenwärtiger Aufenthaltsort etwas zu schaffen macht. :cool:

  • [...]wem gefallen denn wirklich die heutigen Fassaden? Nur einer kleinen Minderheit die auch in Museen fuer modern Kunst gehen. Die grosse Mehrheit der Menschen bevorzugt sich in Staedten aufzuhalten in der es historische Ensemble gibt.


    Ich liebe es in Museen für moderne Kunst zu gehen - ich liebe aber auch historische Altstädte. Muss ich jetzt zum Psychiater?
    Ideologien schaffen Strukturen - aber ich schätze in dieser (relativ) ideologiefreien Zeit, dass ich mich gleichmaßen für Bauhaus und Historismus begeistern darf...