Plattenbau-Moderne versus Schinkel-Historismus K-L-S


  • 1. Nur zur Info: Es geht beim 1. Hinweis um diese Liegenschaft (das dritte Bild versinnbildlicht die ganze Herrlichkeit unserer Prachtstrasse):


    http://www.skyscrapercity.com/…hp?p=85280487&postcount=1


    Und gemäss Zürcher Denkmalpflege sind von den 89 Gebäuden an der Bahnhofstrasse gerademal 7 nach dem 2. Weltkrieg entstanden - im Gegenteil, die Bahnhofstrasse ist gerade das Paradebeispiel, wie man schon in den 70-ern versucht hat, hinter schönen Fassaden belanglose Büroetagen zu verstecken. Kann man beklagen. Oder auch nicht. Typisch für die Schweiz: Nicht mal bei der Bahnhofstrasse konnte man mal für einmal das Teil schnurgerade planen! Es galt, auf die ansässigen Gesellen, irgendwelche Gerber und sonstige Handwerker, Rücksicht zu nehmen. Typisch! Ein wenig mehr Haussmann wäre da auch Zürich gut gestanden ... Zur allgemeinen Baulage in Zürich - das ist ein anderes, nicht immer erfreuliches Thema. Zum Glück ist die Stadt wunderschön, geradezu paradiesisch an See, Hügeln und Fluss gelegen und mehrheitlich intakt, die Verbrechen konzentrieren sich auf die Agglomeration und den äusseren Gürtel. Im Gegenteil: Zürich hat ganz andere Probleme - bezahlbare Wohnungen sind in der lebenswertesten Stadt der Welt Mangelware.


    2. Den Wiederaufbau des Potsdamer Stadtschlosses geht doch in Ordnung - wer sollte sich dagegen sträuben, dass in einem ehemaligen von totalitären Herrschern bewohnten Gebäude ein demokratisch legitimiertes Parlament einzieht?


    3. Natürlich waren eure Könige Usurpen und undemokratische Despoten. Der deutschstämmige Herr Blocher war kurzzeitig 3 Jahre lang Minister, dann wurde er u.a. mit linken Pauken und Trompeten aus der Regierung geworfen. Die SVP mit knapp 27 Prozent stellt 1 von 7 Ministern. Da soll man der Schweiz nochmals faschistische Tendenzen nachweisen :)


    Ich möchte noch eine weitere Polemik in den Raum werfen: Die Friedrichstrasse, die Vorzeigeachse der neuen Republik, gilt es einmal südwärts zu erkunden - man landet inmitten grauenhafter Katastrophe - unter anderem dem Mehringplatz. Ich rufe den Berlinern zu: «Habet keine Scheu vor dem Aufschrei der Architektenzunft! Reisset das Elend nieder!»


    http://de.wikipedia.org/wiki/Mehringplatz


    Und wie man mit der wenig noch bestehenden Altbausubstanz umgehen sollte, wird in Leipzig vorexerziert: Dort werden gerade viele Strassenzüge wieder in alter Gestalt in Form gebracht.


    4. Deine weiteren Beispiele stehen alle (!) in der ehemaligen peripheren Industriezone von Zürich. Das erste ist von GigonGuyer, das zweite von gmuergeschwentner (man beachte dabei auch die silbern -blaue Scheusslichkeit aus den 80ern im Hintergrund, wird wohl bald umgestaltet) und das Dritte von DienerDiener. Keine schlechten Referenzen.


    5. Die dauernde Herabsetzung der schönsten Stadt Europas, nämlich Paris, ist wohl dem Minderwertigkeitskomplex des «Kriegsverlierers» Deutschland geschuldet. Ich kritisiere das nicht. Schliesslich war Berlin nach dem Krieg eher übersichtlich intakt und wurde danach doch wenig sensibel wiederaufgebaut. Aber es ist bei Deutschen doch immer wieder auffällig. Aber für mich ehrlich gesagt dann auch nicht wirklich ernstzunehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Bauchef ()

  • Also das Schloss Babelsberg bzw. die Fw'sche Kirche sind ja nur 2 von vielen Werken und außerdem im (engl.) Tudorstil bzw. Neogotik errichtet worden. Gotik hat nicht wirklich was "deutsches" sondern kommt bekanntlich aus F. Und mit dem Denkmal an Leipziger Platz meinste wohl das für Fr.d.Gr. was eine Kopie der Akropolis geworden wäre. Wenn Schinkel son Idealist war, hätte er sich eben andere Bauherren suchen müssen, ganz einfach. Auch gewählte Staatsoberhäupter können ünbrigens in Nostalgie schwelgen. Danke für den Link. Sieht schon ganz gut aus. Aber wer weiß, was sich der Zar so vorgestellt hat...


    Nein, ich meine das Teil hier, einen gotischen Dom auf dem Leipziger Platz (der von Dir gezeigte Entwurf war soviel ich weiss ein früherer Entwurf):


    http://upload.wikimedia.org/wi…m.Schinkel.jpg?uselang=de



    Und richtig: Schinkel konnte sich seine Auftraggeber nicht immer aussuchen. Ein generelles Problem der Architektenzunft, wenn ich da auch an zeitgenössische Leute denke ...

  • OT: Bauchef, du meinst also die Deutschen würden Paris aus einem Minderwertigkeitskomplex wegen des verlorenen Krieges heraus herabwürdigen? Haben die Franzosen ihn etwa gewonnen? Würde ich klar verneinen, 1940 war Frankreich nach einigen Wochen erobert und konnte sich NUR mit amerikanischer und britischer (+ Commonwealth) Hilfe der "Boches" entledigen, was natürlich nur die wenigsten Franzosen gerne zugeben. Fast schon ne Frechheit, dass die Franzosen eine eigene Besatzungszone bekommen haben (die Dänen, Norweger, Belgier, Niederländer, Griechen, Tschechen aber nicht?) - wofür denn? Vichy war schnellstens verdrängt, jeder war hinterher in der Resistance. Die Franzosen haben doch selber ihre Komplexe wegen des Krieges. Wenn dein Argument irgendwie zünden soll, müsstest du schon eher Moskau oder London oder washington ins Feld führen.
    Nicht grundsätzlich abstreiten will ich allerdings, dass die Deutschen einen Minderwertigkeitskomplex haben, aber weniger wegen des verlorenen Krieges, sondern weil wir genau wissen, dass wir niemals die Pariser Eleganz erreichen können (was sowieso kaum einer kann, nicht mal andere Franzosen)...
    Noch ne Frage: Ist Blocher scheiße, weil er deutschstämmig ist, was du gleich hervorgehoben hast? Ich will dir mal was sagen: Seit frühester Kindheit war ich mehrmals im Jahr in der Schweiz und ich habe es geliebt, das Essen, die Leute, die Landschaft, die Städte. In letzter Zeit jedoch geht mir die Schweizer Deutschenfeindlichkeit dermaßen auf den Sack, dass ich mittlerweile die Nase voll habe. Kann es nicht sein, dass die Schweizer selber einen gigantischen Minderwertigkeitskomplex haben, den "Schwaben" gegenüber? Vielleicht hat man die Nachkriegsgeneration und deren Kinder mit sowas noch berühren können, die Jetzige versinkt nicht im Schuldkomplex, sondern hinterfragt schonmal, wie gerechtfertigt das Gegifte aus der Schweiz ist, die im übrigens ganz hervorragende wirtschaftliche Beziehungen zum III. Reich unterhielt und - um diese nicht zu gefährden - ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge dicht gemacht hat. Den Deutschen diente die Schweiz als Möglichkeit, durchs Hintertürchen Geschäfte mit "Feinden" zu machen. Ansonsten wäre die Schweiz aber ganz locker eingesackt worden, die angebliche Uneinnehmbarkeit ist Folklore. Die Schweiz und auch Frankreich, eigentlich alle Länder mit Dreck am Stecken sollten lieber mal von uns Kartoffeln lernen, wie man seine Geschichte ehrlich und schonungslos aufarbeitet!

  • ..mal abgersehen von den ganzen politischen Zeug,was hier eigentlich nebensächlich ist,stellt sich mir eine grundsätzliche Frage.


    Warum soll man ein Bauensemble der Moderne,mit klassizistischen Anleihen überformen ?


    Das Ensemble an der Karl Liebknecht Strasse hat keinerlei Wurzeln im Klassizismus.Warum soll es in eine Architektepoche zurückversetzt werden,die lange vor der Entstehungszeit der Häuser lag ? Wenn man es umgestaltet,dann doch nach der Formensprache der heutigen Zeit.


    Verstehen könnte ich es noch,wenn es sich um ein ehemals klassizistisches Gebäudeensemble handeln würde,welches später modern überformt wurde und nun zurücktransferiert werden soll. Aber der Gebäudekomplex hat keine Vergangenheit im Klassizismus,Historismus,Jugendstil oder Biedermeier.


    Warum soll Berlin als Ganzes architektonisch wieder in vergangene Zeiten zurückversetzt werden ? Viele der der 70er Jahre Bauten sind noch nicht einmal komplett abbezahlt oder gerade erst,es wäre ökonomischer Irrsinn,z.B.den Mehringplatz abzureissen und neu zu bebauen.

  • @Bauchef
    Sicher waren einige Bauten oder Entwürfe von Schinkel monumental, sie waren aber auch wohlproportioniert, in ihren Dimensionen fein gegliedert.
    Das kann ich bei deinem jedenfalls nicht erkennen (meine Meinung).


    Zu deinem 2. Punkt. Schön wie du das was ich geschrieben habe geflissentlich ignorierst. Gefasst wird das MEF vor allem vom Dom Aquaree, dem Nikolaiviertel und der Spree. Dagegen ist der Einfluss der Bauten jenseits der Spandauer Straße eher gering.
    Es freut mich ja, dass wir in Bezug auf die Wohnblöcke an der KLS einer Meinung sind. Auch bei dem Eckbau an der Spandauer Straße kann ich dir bzgl deiner Aussage zum Mittelmaß zustimmen. Aber was bitte hat in dieser Ecke eine Schinkelkopie verloren? Das passt ja dann stilistisch überhaupt nicht nebeneinander. Da würde ich mir dann lieber ein modernes Gebäude wünschen.
    Ach ja, schlabbriger Glaspudding ist cool ;) Das hat mir schon bei der Galerie Lafayette sehr gut gefallen.


    3. ist mir bekannt. Diese Arbeit Schinkels kann mal wohl getrost als ihrer Zeit weit voraus bezeichnen.


    Mein elegantes Projekt


    :hammerlol

    5. Die dauernde Herabsetzung der schönsten Stadt Europas, nämlich Paris, ist wohl dem Minderwertigkeitskomplex des «Kriegsverlierers» Deutschland geschuldet. Ich kritisiere das nicht. Schliesslich war Berlin nach dem Krieg eher übersichtlich intakt und wurde danach doch wenig sensibel wiederaufgebaut. Aber es ist bei Deutschen doch immer wieder auffällig. Aber für mich ehrlich gesagt dann auch nicht wirklich ernstzunehmen.


    Wie das Meiste was du bisher geschrieben hast nur Pauschalmeinungen mit Polemik und ohne jede Sachlichkeit.


  • 5. Die dauernde Herabsetzung der schönsten Stadt Europas, nämlich Paris, ist wohl dem Minderwertigkeitskomplex des «Kriegsverlierers» Deutschland geschuldet.


    Da meine Verwandten Franzosen sind, spielt dieses Argument keine Rolle. Vielmehr geht es darum, dass die Stadt wenig Lebensqualität hat. Zum Leben und Arbeiten ist Paris nicht gerade geeignet. Und die angeblich so schicken Französinnen sind in der Realität meist runtergehungerte gestresste Geschäftsfrauen die permanent rauchen.


    Vielleicht können diese Argumente von Leuten aus kleineren Städten schlecht nachempfunden werden, aber eine morgentliche 2 stündige Fahrt mit der Pariser Metro ist schon ein Erlebnis.


    Dieser Paris-Berlin-Vergleich lenkt doch viel zu sehr vom Thema aber und gleitet zudem Richtung Boulevard of Spam. Daher: Zurück zum Thema!
    Bato

  • @ Baukunst: Weder warst Du noch ich ein Nazi (hoff ich jetzt mal) oder Mitglied der Resistance, darum geht es doch gar nicht. Aber auf diese äusserst unappetitlichen Äusserungen nur eine Kurzzusammenfassung (Bergier -Bericht):


    1939 - 1945:


    - ehrenvolle Schweiz: Schweizer Mobilmachung, Sozialdemokraten stärkste Partei, die NSDAP wird verboten (!), die schlecht ausgerüstete Armee schiesst 201 Luftwaffe -Messerschmitts ab (bis 1943), die Todesstrafe wird abgeschafft, freie Presse wird auch für Ausländer garantiert, es werden insgesamt 401'000 Flüchtlinge aufgenommen und gerettet (auch durch Lutz, Grüninger usw.), die Schweizer sind deutschfeindlich und russenfreundlich, der CIA (OSS) wird von Allen Dulles in Bern gegründet und organisiert den europäischen Widerstand (Hitler tobt), es werden trotz deutschen Drohungen antideutsche Filme produziert, der Hamburger Wilhelm Gustloff wird von David Frankfurter ermordet, dieser wird nicht an Deutschland ausgeliefert oder hingerichtet, gegen die Nazideutschen in Zürich kommt es zu Ausschreitungen, Guisan will Abkommen mit der deutschen Gesandtschaft über die KZ -Insassen (Ausreise über Schweiz nach Palästina), die deutsche Gesandtschaft lehnt ab, die Schweizer Kommunisten verlangen einen Pakt mit Stalin, die Schweizer Liberalen mit den USA, Guisan erwägt Entente mit Frankreich, Frankreich wird eingenommen, Guisan plant das Reduit.


    - gaunerhafte Schweiz: Die Nationalbank wäscht deutsches Raubgold, der Judenstempel wird gegen den Willen des Parlamentes und der 6 anderen Minister durch den deutschfreundlichen Minister von Steiger (d. Rothmund) eingeführt. Es werden mehr als 39'000 Juden an den Grenzen abgewiesen, der Waffenhändler Bührle (geb. Pforzheim) versorgt Hitlerdeutschland mit Waffen. Nach dem Krieg wird die Schweiz als Befreier (mit Unterstützung der Alliierten) gefeiert, Grüninger des Amtes enthoben, «Fascho -Steiger» auf dem Ehrenfriedhof, Kritik wird als Lumpentum und Kommunistenhatz eingeordnet (bis etwa 1960) ...


    Und Deutschland? 2 Weltkriege angezettelt mit hunderte Millionen Toten, den Holocaust und damit die schlimmste Menschheitskatastrophe verbrochen.


    Naja, soviel zu «von den Kartoffeln lernen.». Sei nicht bös, aber wenn Deutsche uns Schweizern Demokratie beibringen wollen ... schon eher seltsam.


    (Bato, soviel Replik muss sein!)


    Aber fertig jetzt mit dem Zeugs, zurück zum Thema:


    Östlich der Spandauer Strasse geht das MEF faktisch weiter. Wir haben also Südlich die Platte vor dem Nikolaiviertel, Rathaus, R -Passagen, Östlich den herrlichen Fernsehturm, nördlich DA und meinen Platzschlussvorschlag und westlich bald Stellas Schlossabschluss.


    So könnte das also in etwa mal schnell hinskizziert aussehen:



    (Rot: Bestand, Gelb: Neubauprojekt, Grün: Parks, Orange: Sichtachsen Kirche / Fernsehturm)


    Also den Platz freilassen (!!) und dafür lieber die Wüste zwischen Spandauer, KL und Bahn verdichten (mit Sichtachse Kirche und Fernsehturm). Durch den Raster entstehen zwei kleine Parks, die geschickt auf die Umgebung reagieren.


    Bauen! Jetzt!

  • Könnteste nun deinen Nationalstolz (oder was auch immer das ist) vielleicht in nem anderen Forum kundtun? Immer wieder anzufangen, wie scheiße die Deutschen oder wer auch immer sind, ist hier etwas fehl am Platze. Kann Baukunsts Aussage nur bestätigen. Ne Bekannte kommt auch ständig mit "ihr Deutsche" usw. auch wenn das Gespräch gar keinen Anlass für solche Kommentare gibt. Scheint ein Problem damit zu haben, dass so viele in die Schweiz kommen, um zu Arbeiten oder so. Aber das hat nichts mit Schinkel oder Berlin oder Paris zu tun. Also wieder zurück zum Thema?!


    Dieser Entwurf sagt mir schon viel mehr zu. Einfassadige Megklötze gibts da schon genug. Lieber wieder auf kleinere Formate zurückgreifen, ungeachtet der Fassadengestaltung, wie schon beim Hackeschen Quartier passiert. Täte den beiden Altbauten an der Rosenstr. sicher auch gut. Und durch die Sichtachsen kann man den Turm (und die Kriche sowieso) auch von Norden her in einer ganzen "Pracht" sehen, und nicht nur die Spitze. Naja, Parks...Grün gibts ja wie man sieht in der Ecke genug. Aber mit dem Stummel am Viadukt lässt sich wohl eh nicht viel anfangen und der andere lässt sich aufgrund seiner Geschichte nicht "vermeiden".


    Dieser Dom-Entwurf ist im Gegensatz zu meinem Link kein Denkmal für einen König, sondern sollte - wie man schon dem Link entnehmen kann - zum Gedenken an die (Gefallenen der) Befreiungskriege errichtet werden. Wieder: so viel Zeit muss sein.

    2 Mal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Das Ensemble an der Karl Liebknecht Strasse hat keinerlei Wurzeln im Klassizismus.Warum soll es in eine Architektepoche zurückversetzt werden,die lange vor der Entstehungszeit der Häuser lag ? Wenn man es umgestaltet,dann doch nach der Formensprache der heutigen Zeit.
    [..]
    Warum soll Berlin als Ganzes architektonisch wieder in vergangene Zeiten zurückversetzt werden ? Viele der der 70er Jahre Bauten sind noch nicht einmal komplett abbezahlt oder gerade erst,es wäre ökonomischer Irrsinn,z.B.den Mehringplatz abzureissen und neu zu bebauen.


    Vieleicht weil viele Gebäude der 60er und 70er von großen Teilen der Bevölkerung als Bausünden und unästhetisch aufgefasst werden?

  • Dieser Entwurf sagt mir schon viel mehr zu. Einfassadige Megklötze gibts da schon genug. Lieber wieder auf kleinere Formate zurückgreifen, ungeachtet der Fassadengestaltung, wie schon beim Hackeschen Quartier passiert. Täte den beiden Altbauten an der Rosenstr. sicher auch gut. Und durch die Sichtachsen kann man den Turm (und die Kriche sowieso) auch von Norden her in einer ganzen "Pracht" sehen, und nicht nur die Spitze. Naja, Parks...Grün gibts ja wie man sieht in der Ecke genug. Aber mit dem Stummel am Viadukt lässt sich wohl eh nicht viel anfangen und der andere lässt sich aufgrund seiner Geschichte nicht "vermeiden".


    Dieser Dom-Entwurf ist im Gegensatz zu meinem Link kein Denkmal für einen König, sondern sollte - wie man schon dem Link entnehmen kann - zum Gedenken an die (Gefallenen der) Befreiungskriege errichtet werden. Wieder: so viel Zeit muss sein.


    Richtig. Zurück zum Berliner Block! Die Gestaltung der Innenstadt war ja damals ein Kraftakt, den man quasi «verordnen» konnte und der geschickt das System des Schachbretts, wie man es von amerikanischen Städten kennt, implementierte. Die «Versöhnung» der Grossform MEF mit dem dahinterliegenden Quartier nach meiner Idee dürfte eine sehr kluge Lösung sein. Sichtachsen, klar gefasste Räume, symmetrische Gestaltung - das alles hat in Berlin seine Referenzen. Warum nicht die eigenen städtebaulichen Qualitäten aufnehmen statt oft bloss gesichtslose Wegwerfarchitektur hinzuklötzeln?


    Zum Link: Richtig. Dein Entwurf von Friedrich Gilly wurde um 1797 gezeichnet. Die Idee eines Domes am Leipziger Platz jedoch entstand um 1814. Und wie verbrecherisch bis heute mit dem Erbe Schinkels umgegangen wird, zeigt sich auch an der Elisabethkirche. Dieses grandiose Werk ist bis heute im Inneren zerstört, soviel ich weiss. Schändlich!

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    Schade, dass die Berliner DDR-Nachkriegsmoderne bei dir keinen hohen Stellenwert besitzt. Nicht nur, dass der sehr ansehnliche Gegenpart der Rathauspassagen in deinem Entwurf verschwindet, leider zerstörst du damit auch das Gesamtensemble aus KLS-Passage, Fernsehturm und Rathauspassagen.
    Nur gut, dass das in real mittelfristig nicht passieren wird.


    Richtig. Zurück zum Berliner Block!


    Falsch, so belassen. Eckbebauung KLS / Spandauer Straße entsprechend verschönern und durch ansprechend modernen Bau ersetzen. Insbesondere die Passagen benötigen eine dringende Auffrischung.
    Dahinter gehört m.E. vor allem das Berlin Carree abgeräumt. Zum einen ist die Architektur nicht mehr zeitgemäß und zum zweiten kann Platz für eine neue Bebauung gemacht werden. Gerade wegen der in Punkto Höhe massigen KLS-Passage und der bereits erfolgten Nachverdichtung durch das Hackesche Quartier wünsche ich mir hier nur eine maßvolle Bebauung. Den „klassischen“ Berliner Block mit seinem Zwang zur engen Hinterhofbebauung möchte ich hier nun wirklich nicht mehr sehen.


    Das Areal nordöstlich der Spandauer Straße nennt sich übrigens Rathaus-Forum. Diesem würde dein Vorschlag zwar einen Rahmen geben, das tut die jetzige Bebauung allerdings auch. Gerade in Hinsicht auf die w.o. angesprochene Ensemblewirkung wünsche ich mir hier keine Schinkelkopie und Kleinteiligkeit.


    Die Elisabethkirche wurde immerhin äußerlich aus der noch verbliebenen Ruine wiederhergestellt. Der Innenausbau kann hier unterstützt werden: http://www.sophien.de/pages/ki…th-kirche/die-zukunft.php


    Vieleicht weil viele Gebäude der 60er und 70er von großen Teilen der Bevölkerung als Bausünden und unästhetisch aufgefasst werden?


    Saxonia, ist ja schon gut. :pet:

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    Schade, dass die Berliner DDR-Nachkriegsmoderne bei dir keinen hohen Stellenwert besitzt. Nicht nur, dass der sehr ansehnliche Gegenpart der Rathauspassagen in deinem Entwurf verschwindet, leider zerstörst du damit auch das Gesamtensemble aus KLS-Passage, Fernsehturm und Rathauspassagen.


    Quatsch. Die Bebauung entlang der KLS ist billiger Ramsch und gehört entsorgt. Vor allem, seit sie seit der Wende mit scheusslichen Reklamen, Einbauten und «individueller Gestaltungen» der einzelnen Coiffeurlädelis usw. verunstaltet wurde. Die «Ensemblewirkung» würde durch meinen Entwurf gestärkt, da es geschickt zwischen Rathaus, Rathauspassagen, Marienkirche, «Hinterhof» gegen Hackerschen Markt usw. vermitteln würde. Die neu entstehenden Sichtachsen würde die zufällige und solitäre Stellung des FT und der MK stärken, der Nördliche Bestand an den Park herangeführt.


    Wer wie Du noch eine «Verhübschung» der KLS -Monster vorschlägt, verschlimmert das Elend noch. Ein Neuanfang täte Not. Und zwar dringend.


    PS.: Aber statt sich mit den Platzkanten zu beschäftigen, schlägt ja Berlin tatsächlich die Auffüllung des Platzes vor!


    :doof:


    Ein doch eher «bemerkenswerter» Vorschlag, wie ich finde ...

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    Quatsch (mit Soße). Dein Vorschlag im Retrokitsch zerstört die Ensemblewirkung und vermittelt mal gar nichts außer, dass man mit der DDR-Moderne nichts anfangen kann. Die neuen Sichtachsen in der kleinen Ecke am Viadukt sind witzig aber städtebaulich nicht weiter von Belang.


    Bis irgendwann vielleicht mal einen Masterplan für die Bebauung des MEFs entwickelt wird vergeht noch viel Zeit. Genug Zeit jedenfalls ums sich gründlich mit diesem Areal auseinanderzusetzen. Wenn ich daran denke wie lange man schon am Molkenmarkt herumplant und bisher noch nicht viel passiert ist, dann kann es hier noch locker 10 - 15 Jahre dauern.

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    Quatsch (mit Soße). Dein Vorschlag im Retrokitsch zerstört die Ensemblewirkung und vermittelt mal gar nichts außer, dass man mit der DDR-Moderne nichts anfangen kann. Die neuen Sichtachsen in der kleinen Ecke am Viadukt sind witzig aber städtebaulich nicht weiter von Belang.


    Papperlapapp. Liebevoller und der überkommenen Ortstypologie verpflichteter Klassizismus ersetzte Zonenmonster. Die von mir verfasste neue Verstrickung mit dem hinterliegenden Quartier ist nicht nur städtebaulich logisch nachvollziehbar, sondern stärkt durch die herrliche neue Platzfassade den grandiosen Park vis -a -vis. Schwachsinnige Ideen, wie die raumgreifenden Fassaden des Rathauses, der RP, der Schinkelpassagen und der Schlossfassade mit Sparkassenarchitektur zuzumüllen, wäre zumindest für einigermassen architektonisch geschulte Gesellen gebannt.


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    Bis irgendwann vielleicht mal einen Masterplan für die Bebauung des MEFs entwickelt wird vergeht noch viel Zeit. Genug Zeit jedenfalls ums sich gründlich mit diesem Areal auseinanderzusetzen. Wenn ich daran denke wie lange man schon am Molkenmarkt herumplant und bisher noch nicht viel passiert ist, dann kann es hier noch locker 10 - 15 Jahre dauern.


    Pah. Das sind ja Schweizer Verhältnisse! Erschreckend!


    :)

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    Man könnte aber auch schreiben; eines der besten Vertreter der DDR-Moderne wird durch klobiges Klassizismus-Monster ersetzt. Sollte einem einigermassen architektonisch geschulten Gesellen durchaus auch mal in den Sinn kommen.
    Klassizismus-Tapete als Patentrezept für dieses Areal? Nein danke. :)

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    Man könnte aber auch schreiben; eines der besten Vertreter der DDR-Moderne wird durch klobiges Klassizismus-Monster ersetzt. Sollte einem einigermassen architektonisch geschulten Gesellen durchaus auch mal in den Sinn kommen.
    Klassizismus-Tapete als Patentrezept für dieses Areal? Nein danke. :)


    Gibt es etwas Scheusslicheres als diese von Dir aus unerfindlichen Gründen hochgelobte Verbrechen gegen Ästhetik, Menschlichkeit und Wohlbefinden?



    http://tinypic.com/r/rlantt/5


    (Court. by Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin)



    Wenn das der «beste Vertreter der DDR -Moderne» war, wundert es mich bloss, dass die Zone doch 4 Jahrzehnte dahinvegetieren konnte.

    2 Mal editiert, zuletzt von Bauchef ()

  • Gibt es etwas Scheusslicheres als diese von Dir aus unerfindlichen Gründen hochgelobte Verbrechen gegen Ästhetik, Menschlichkeit und Wohlbefinden?


    Ja, sein eigenes subjektiv ästhetisches Empfinden über das von anderen zu stellen und nicht akzeptieren zu können, dass andere mit dem von dir als scheußlich empfundenen KLS-Block gut leben können und deine Entwürfe nicht gerade als Verbesserung sehen.


    Ich schrieb "eines der besten Vertreter". Lesen musst du schon richtig.

  • Jetzt seid ihr also endlich beim subjektiven Empfinden angekommen. Hat ja ein bisschen gedauert nach dem persönlichen Zwischengeplänkel. Ohne mich in die Diskussion einmischen zu wollen - meine Ansicht zu den DDR-Platten habe ich ja bereits mehrfach geäußert - habe ich noch einen lustigen gesungenen Kommentar von Bodo Wartke, der vielleicht ein klein wenig OT ist, aber trotzdem zum Thema passt. Vielleicht können unsere Nachkriegsarchitekturfans auch ein wenig drüber schmunzeln... :)


    Wer direkt zur eigentlichen Darbietung kommen möchte, einfach bei ca. 50 Sek. beginnen:


    http://www.clipfish.de/video/3…chitektur-in-deutschland/

  • Auch wenns jetzt in meinem Beitrag etwas allgemeiner wird; aber das Problem scheint mir hier ein Dilemma zu sein dem auch viele Architekten gegenüberstehen.



    Nja, das "Problem" ist ja heutzutage, dass alles möglich ist und nahezu alles (oder sagen wir mal: eine unfassbare Vielfalt) von Formen und Gestaltungsmöglichkeiten vorhanden sind.


    Der ordinäre Mensch der in Architektur lebt, aber sie nicht macht (oder darüber fachkundig urteilt) betrachtet es ja von einfachen nachvollziehbaren
    Standpunkt aus: soll natürlich gut funktionieren und schön aussehen.
    "Und die Architektur früher war durch Stuck und Ornament eben schön".


    Für Architekten ist das aber nicht so einfach. Es gibt einen Druck, nicht das machen zu dürfen was bereits hinreichend oft gemacht wurde. Der Zwang zur Innovation ist unheimlich.


    Mit dem Start der Moderne waren aber die Klassischen Formen hinreichend ausgereizt. Man vergisst heute ja gerne, dass die gesamte Stadt Berlin (mehrere hundert km² und hunderttausende Gebäude) alle in diesen Stilen gebaut waren. Da ist die Reaktion der modernistischen Architekten doch nur
    all zu verständlich gewesen, sich erstmal total dagegen zu wenden und komplett andere Präferenzen zu setzen.


    Alle auswüchse der Moderne, die sich grob gesagt gegen "Chic" und für Pragmatismus eingesetzt haben, spiegeln diesen Versuch wieder.


    Nun ist nach 50 Jahren eben auch diese Richtung der ich nenns mal abstrahierten Pragmatischen modernen Architektur ausgereizt und die Leute
    fordern wieder mehr Chic.



    Und jetzt gibts ja das Dilemma der Architekten die sich darauf einlassen wollen und die anerkennen, dass nicht überall Hypermoderne Glas-Blob-Architektur (oder was auch immer) stehen darf, sondern auch gediegene Gebäude die mehr dem Ästetischen Bedürfnis der meisten Menschen zusagen.


    Auch diese Architekten dürfen ja nicht einfach die Stile des 19. Jh nachbauen.
    Es wiederspricht jedem Selbstverständnis, sowas einfach von der Stange zu reproduzieren (es sei denn natürlich es handelt sich in der tat um eine Rekonstruktion), andererseits ist es immer schwerer grundlegend neue, ansprechende Formensprachen zu finden, da bereits so viel unterschiedliche Stile existieren (die möglichen Arten sind seit dem 19. Jh ja förmlich explodiert).


    Ich finde in Berlin entwickelt sich das Repertoire der Architektur ganz gut.
    Im Gegensatz zu vielen anderen Städten dieser Welt denken die meisten
    nicht nur intensiv darüber nach was gebaut werden kann, sondern auch was gebaut werden sollte.
    Möglich ist schließlich fast alles, aber das heißt nicht dass man auch alles machen darf und sollte. (insofern befürworte ich auch den sich rauskristalisierenden Stil dieses neuen Berliner Stils durchaus - auch wenn nicht alle Gebäude was besonderes sind oder gut aussehen).


    Um auf dieses Beispiel der beidseitigen riegelförmigen Einfassung des Marx-Engels-Forums zurückzukommen: städtebaulich finde ich diese Einfassung sehr gut. Das direkte Umfeld des Fernsehturmes erfordert größere Gesten und keine wegduckende Kleinteiligkeit. Oder anders formuliert: hier ist eine Stelle der Stadt wo sich nicht zu sehr auf den Rest der Stadt bezogen werden sollte, sondern es ist eine Stelle auf die sich der Rest zu beziehen hat.


    Die individuelle Gestaltung der Gebäude ist natürlich nicht der Knüller. Aber es wurde ja versucht keine all zu blanken und toten Kästen dort zu haben.
    Von mir aus kann man die Dinger auch abreißen oder die Fassaden deutlich umgestalten (letzteres sollte man sogar tun ^^), aber sollte man dort mal was neubauen, sollten dies keine kleinteiligen 22m Kästen werden, die es sonst auch überall gibt.

  • Eine sehr interessante Diskussion, bei der ich mich einklinken mag :)



    Dieses Raster weiß mir besser zu gefallen, als der jetzige Zustand. Anstatt der viel zu klotzigen "Schinkel-Passagen"(?) würde ich aber eher eine kleinteiligere Bebauung Richtung Karl-Liebknecht-Straße bevorzugen, vielleicht zwei-drei unterschiedliche Fassaden je Straßenzug.



    Bauen! Jetzt!


    Leider nicht so einfach, leben doch schließlich einige Menschen in diesem Komplex. Ein Anfang wäre jedoch vielleicht die südliche Gebäudekante an der Rochstraße wieder herzustellen. Heute sind da ja eh "nur" Parkplätze (eine Tiefgarage an eben dieser Stelle wäre vielleicht hilfreich).


    Für die nördliche Seite ist es schon schwieriger: man reißt nicht einfach eine Schule(?) ab ohne Alternativstandort.


    Mir fällt aber eine mögliche Vorgehensweise ein:
    - neues Schulgelände im Blockbau an der Südseite der Rochstraße (darunter eine Tiefgarage für Anwohner). Auf Deiner Skizze befindet sich dort eine Grünfläche.
    - die Schule von gegenüber dort einziehen lassen.
    - nördlich der Rochstraße ein neues kleinteiligeres Gewerbe-und Wohnviertel bauen (Man könnte sich ja fassadentechnisch an die Bauten nördlich der S-Bahn-Trasse orientieren, ebenso wäre ein südliches Pendant zur Dircksenstraße als Fußgängerzone denkbar).
    - Da wo heute Kaisers ist (Alex-Passagen?) ebenso ein kleinteiliges Wohn- und Gewerbeviertel errichten (Bauchefs Sichtachse zum Fernsehturm dabei schon "vorbereiten").
    - Das Gelände des Wohnhochhauses auch mehr kantig zur Straße abgrenzen.


    --> Somit hätte man wieder eine schönere Straßenkante in der Rochstraße bis hin zur Rosa-Luxemburg-Straße und zusätzlich eine Fußgängerzone entlang der S-Bahn-Trasse :)


    Und wenn es die nächste Generation so will, kann sie ja die Wohnplatten ja dann irgendwann abreißen und den Block dann auch Richtung Karl-Liebknecht herstellen. Die Vorarbeit wäre ja 'hinten' schon getan.


    Aber wie immer: es braucht dafür Geld und Willen. Und ich verstehe und befürworte auch die pragmatische Denkweise: man kann und sollte doch bitte nicht einfach die dortigen Bewohner rausschmeißen! Solange dort jemand wohnt, muss man das hinnehmen und akzeptieren.