Plattenbau-Moderne versus Schinkel-Historismus K-L-S

  • Plattenbau-Moderne versus Schinkel-Historismus K-L-S

    Berlin braucht vieles. Unter anderem eine Neustrukturierung am Marx -Engels -Forum. Die Grossbauten aus der Zeit der DDR sind wohl kraftvoll und mit grosser Geste gezeichnet - im Alltag aber haben sich Vergandung und Patina eingefunden. Berlin hat keinerlei grandiosen, zusammenhängenden Plätze, keine nennenswerten Bauten aus der Zeit der Jahrhundertwende und keine wirklichen, faszinierenden und schönen Prachtsalleen wie etwa Paris (Unter den Linden, und das ist ebenfalls eine spezielle Qualität, ist Stückwerk, eine Baumusterzentrale verschiedenster Epochen). Deshalb mal ein Vorschlag, wie man, unter Nichtberücksichtigung der Bausubstanz, das ganze im sogenannten Pariser Stil, auf Berlin heruntergebrochen und im preussisch nüchternen Klassizismus gehalten, neu skizzieren könnte.


    Ist -Zustand:



    (c google Streetview)



    Neu -Zustand:



    (c by Bauchef)

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  • Wenn einem da mal nicht Ceaucescu in den Sinn kommt :) Das Problem der jetzigen Bebauung ist nicht nur die Fassade, sondern auch die Höhe. Wünschenswert wäre eine 6-geschossige abwechslungsreiche Blockrandbebauung, die sich an der Kirchenschiffhöhe von St. Marien konzentriert mit (ganz entscheidend) einer sauberen Einmündung Rosenstraße - die du gnadenlos überbaust.

  • Ich denke, was Berlin braucht, sind eher keine monolitischen Großstrukturen wie du vorschlägst. Der Block ist momentan zwar nur bedingt attraktiv, aber abwechslungsreich. Dein Vorschlag wirkt dagegen wie die Karl-Marx-Allee, aber ohne die Abwechslung in der Formensprache. Offensichtlich hast du den einen Block viermal hintereinandergesetzt. Für sich allein sieht ein einzelner Block erstmal OK aus - ich würde noch etwas am Sockel ändern, vielleicht ein echter Arkadengang statt des angedeuteten.

  • Danke für die Mühe,Bauchef.Aber Dein Entwurf wäre IMHO eine Verschlimmbesserung der jetzigen Situation.
    Das Letzte,was dieses Ensemble der Moderne gebrauchen könnte,wäre eine Neoklassifizierung.
    Würde bei den Geschosshöhen komisch wirken.Wenn man durch verschiedene
    bedeutende Städte der Welt wandelt,fällt einem doch auf,dass sie längst nicht mehr aus einem Guss sind.Und das ist auch gut so.Modernes steht neben altem,vieles passt scheinbar nicht zusammen aber dann irgendwie doch.Ein gutes Beispiel ist hier Buenos Aires.Hier steht an den grossen Strassen,allen voran die Av.de 9Mayo,so viel Gegensätzliches,dass es wirklich Spaß macht,dort entlangzuflanieren.


    Berlin braucht keine Prachtstrasse aus einem Guss,sondern die architektonische Vielfalt.
    Den Entwurf finde ich richtiggehend langweilig.

  • Das ganze war ein wenig als Provokation gedacht - eine Mischung aus Preussen, Berlin und Unirii -Boulevard. Wobei die Keule «Stalinallee» nicht zieht: Hat hier die DDR - trotz Massstabssprengung - die vielleicht beste Arbeit ihrer Existenz abgeliefert. Und die Referenz, die ich hier leicht parodistisch inszenierte, zählt zum Besten, was der Klassizismus zu bieten hatte:


    http://upload.wikimedia.org/wi…3/34/Rivoli_Afternoon.JPG


    3 Kilometer! Da sind meine «4 Brüder» doch leichte Kost!


    :)


    Fakt bleibt: Das Gewirr aus Schildern, billigen Einbauten und schreierischer Lichtwerbung gehört rigoros aufgeräumt. Ausgerechnet eure Schweizer Bausenatorin, die in Zürich mit harter Hand eine klare Reklameordnung (edel, einheitlich, dennoch vielseitig) eingeführt hat, scheint in Berlin überhaupt nichts zu machen. Macht die überhaupt irgendwas? Oder ist die schon wieder weg?

  • Jaja, die Rue de Rivoli, ein passendes Beispiel! Aber in Deutschland haben wir das ja schon längst getoppt, 4,5 km ;)


    Ich war vor 2 Wochen jobbedingt mal wieder für ein paar Tage in Paris bzw. La Defense und finde die stadt natürlich wunderschön. Aber ich finde Paris - im Gegensatz zu Berlin - nach meinem mittlerweile 6. Aufenthalt auf eine gewisse Weise etwas langweilig. Dieser omnipräsente Haussmann-Stil, der mich anfangs regelrecht überwältigt hatte, verliert irgendwann doch seinen Reiz. Ein großer Teil der Stadt ist weitestgehend identisch, es gibt viele Strassen und Plätze die sich ziemlich stark ähneln. Diese Kritik bitte nicht falsch verstehen: Fast alles innerhalb der Peripherique wäre qualitativ ein Gewinn für die Innenstädte deutscher Großstädte und markante Punkte gibt es natürlich zu Hauf und sie reduzieren sich nicht nur auf Touri-Hot-Spots wie Notre-Dame, Louvre etc. Aber doch kann man bei Paris von einer Stadt aus einem Guss reden.
    Berlin dagegen ist deutlich facettenreicher und deshalb - für mich jedenfalls -interessanter. Dies ist Berlins Stärke, welches erkannt und bewahrt werden muss. Zwar sind auch für mich einige DDR-Blöcke und andere Sünden aus den 50er/60er/70er Jahren ein Dorn im Auge, aber gänzlich missen möchte ich sie auch nicht ... ich glaube sogar, dass sie vielleicht in 50 oder 100 Jahren auch ihre Liebhaber haben werden und den einen oder anderen Touristen anlocken werden.
    Deshalb: Die Vielfalt macht's! Deine "Überlegungen", Bauchef, sollten zunächst mal Baulücken/Brachflächen schließen, bevor flächendeckend Bausubstanz eingestampft wird, zumal selbst Berlin hier und da noch mehr Bevölkerungs- und Baudichte vertragen könnte.


    VG

  • Jaja, die Rue de Rivoli, ein passendes Beispiel! Aber in Deutschland haben wir das ja schon längst getoppt, 4,5 km ;)


    Ich war vor 2 Wochen jobbedingt mal wieder für ein paar Tage in Paris bzw. La Defense und finde die stadt natürlich wunderschön. Aber ich finde Paris - im Gegensatz zu Berlin - nach meinem mittlerweile 6. Aufenthalt auf eine gewisse Weise etwas langweilig. Dieser omnipräsente Haussmann-Stil, der mich anfangs regelrecht überwältigt hatte, verliert irgendwann doch seinen Reiz. Ein großer Teil der Stadt ist weitestgehend identisch, es gibt viele Strassen und Plätze die sich ziemlich stark ähneln.


    VG


    Ouhh, da redet aber ein rechter Heimwehberliner! Tönt mir zu sehr nach «Innensicht». Paris ist und bleibt in der Sicht der meisten Erdenbürger die schönste und interessanteste Stadt Europas. Pariserinnen laufen, anders als ihre Berliner Geschlechtsgenossinnen, weder mit Sandalen, kurzgeschorenem Grind und unappetitlicher Kik -Garderobe rum, sondern sind ein immer wieder scharfer Anblick. Grossartige Plätze, verschiedenste Baustile (auch im Kern, sogar auf der Île de la Cité), die Stadt mit gefühlten Milliarden Bars, Bistros und Clubs usw. Weiterer Vorteil: Knapp 55 Minuten von Zürich! Fakt aber bei der deutschen Hauptstadt Berlin ist: Die meisten Besucher ziehen enttäuscht ab. Derartige zum Teil doch sehr provinzielle und langweilige Quartiere wie in Berlin, auch im Zentrum, erschrecken dann auch Hartgesottene. So richtig «Hässliches» oder Skurriles hat ja durchaus seinen Charme - das meiste aber in Berlin ist grau und eintönig. Richtiger Mauerschick. Ein in hunderte Dörfer zerstückeltes Gewerbegebiet, das sich «Grossstadt» nennt. Und wenn man schon die «Platte» hochleben lässt, dann zeugt das eher von einem Minderwertigkeitskomplex gegenüber anderen Metropolen. Ausserdem liegt eine seltsame Tristesse und Schwere über der Stadt - so richtig fröhlich sind Berliner wohl nie. Mir gefällt die Stadt trotz alledem. Sie hat weder die Pariser Pracht und Leichtigkeit, die Londoner Eleganz und Vielfalt noch die Grossartigkeit von New York. Dennoch findet sich in vielen Ecken Interessantes, Ungewohntes, Spezielles. Leider haben es die preussischen Könige versäumt, ansehnliche Architektur hinzustellen - Sie beschränkten sich aufs völlig unnötige Kriegsführen. Das Brandenburger Tor wäre in Paris eine Einfahrt in ein Palais - in Berlin ist sie (historisch gesehen zu Recht) das eine Wahrzeichen. Der Alexanderplatz ist für Ortsunkundige ein verlassener Grossparkplatz, wie man ihn auch in Bottrop oder Gelsenkirchen vor agglomeriten Einkaufszentren findet. Und «Altberlin» aus DDR -Zeiten ein winziges Konglomerat deutscher Gemütlichkeit - grauenhaft.


    Berlins Geschichte dagegen - und das ist wohl unbestritten - ist eine der Interessantesten Europas, vielleicht sogar der Welt. Das Zerschundene, ewig Unfertige, dieses dauernde Auf und Nieder, dieses Einzigartige, das ist es, was die Touristen dieser Welt sehen wollen. Berlin wird viel Sympathie entgegengebracht - auch und vor allem wegen der Historie. Die Chance, bei dieser halbfertigen Stadtstruktur etwas wirklich Interessantes, Aufregendes hinzustellen, wird von einer manchmal schwer verständlichen Investorenklötzlerei in die Ecke gedrängt. Und wenn Sie es schon ansprechen: Ja, so ein «Haussmann» täte Berlin im Moment wahrlich gut.

  • zu Bauchefs Beitrag: Mann, mann, mann, da muss ich schon am frühen Morgen so einen wirren Mist lesen!


    Du solltest meinen Beitrag zum einen gründlich und neutral lesen und zum anderen - wenn du ihn schon umfangreich zitierst, ganz wiedergeben.


    Ich habe nicht geschrieben, dass ich Berlin schöner als Paris finde. Ausserdem solltest du akzeptieren, dass Geschmäcker vielschichtig & verschieden sind. So kann es durchaus sein, dass man die eine Stadt schöner findet (wie ich Paris im Vgl. zu Berlin) und die andere dennoch interessanter (wie ich Berlin im Vgl. zu Paris).
    Und "Heimweh" habe ich ganz bestimmt auch nicht, denn ich bin kein Ex-Berliner und habe dort auch nie gewohnt.


    Aus deinem Beitrag kann ich nur eines Herauslesen: Zürcher/Schweizer Minderwertigkeitskomplex, der dann besonders zum Vorschein kommt, wenn Deutsche sich selbst oder ihre Städte positiv hervorheben (btw. ich bin kein Deutscher).

  • Irgendwie erstaunlich, dass hier ein Vergleich Paris - Berlin gezogen wird. Wie sollte Berlin diesem Vergleich standhalten? Paris war bereits im Mittelalter eine bedeutende Stadt und eines der kulturellen Zentren Europas. Ich kenne keine andere Stadt (vielleicht noch Rom oder London), die weltweit so sehr als "die" europäische Stadt wahrgenommen wird wie Paris. Im 19. Jahrhundert war die Stadt das, wofür heute New York steht - kein Wunder, dass sein städtebauliches Konzept weltweit nachgeahmt wurde.


    Der Reiz Berlins liegt ganz im Gegensatz zu Paris in seinen architektonischen Brüchen (mit denen offensichtlich nicht jeder klarkommt). Nicht ohne Grund übt Berlin eine so große Strahlkraft auf Filmemacher aus.


    Und für was steht nochmal Zürich? Genau, gepflegte Langeweile. Ich muss sagen, da bleibe ich doch lieber bei meinen "unappetitlichen kurzgeschorenen Kik-Trägerinnen" (selten so gelacht) :D

  • Ouhh, da redet aber ein rechter Heimwehberliner! Tönt mir zu sehr nach «Innensicht». Paris ist und bleibt in der Sicht der meisten Erdenbürger die schönste und interessanteste Stadt Europas...


    Huch, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen? Unerfülltes Liebesglück, beim Schwarzfahren erwischt, im Kiez verfahren, von irgendwelchen Deppen angepöbelt? Aus deinen angeführten Begründungen wird mir jedenfalls nicht verständlich was dich dazu bewogen hat im obigen Teil deines Beitrags einen dermaßen polemischen Tonfall anzuschlagen. Dazu befinden sie sich viel zu sehr am Gemeinplatz, sind teils zu subjektiv und teils ohne jeden objektiven Beleg. Mir geht's mit Paris bspw. ähnlich wie Merlin, nur ist das halt einfach subjektives Empfinden. Aber der Reihe nach.


    Zunächst einmal zu deinem Eingangsbeitrag. Hier kann ich mich im Wesentlichen der Kritik von Kleist und Baukunst anschließen. Eine wirkliche Verbesserung der Situation ist das m.E. tatsächlich nicht. Dazu erscheint mir der Block viel zu massiv in Höhe und Länge sowie in der Eintönigkeit der gerasterten historisierenden Fassaden (trotz Aufteilung). Du monierst in Berlin sei alles eintönig und grau. Dein Entwurf steht dem jedoch in nichts nach nur das er farblich in einem Beigeton gestaltet ist. Rue de Rivoli ist für mich kein passendes Beispiel. Der im Wiki-Bild gezeigte Block ist zwar langgezogen, passt aber in sofern in die Stadt als das er Bauflucht, Traufhöhe, Fassadengestaltung und –material der Umgebung beachtet. Ein wirksames Mittel wäre wie Baukunst richtig schrieb die Einmündung zur Rosenstraße wiederherzustellen. Auch die Idee von Necrokatz mit den Arkadengängen halte ich für attraktiv.


    Leider haben es die preussischen Könige versäumt, ansehnliche Architektur hinzustellen - Sie beschränkten sich aufs völlig unnötige Kriegsführen.


    Nein und ja. An ansehnlichen und repräsentativen Palästen und straßenseitigen Häuserfassaden verschiedener Architekturepochen (zumindest seit dem späten Mittelalter) hat es Berlin nie wirklich gemangelt. Preußen hat Berlin eher in städtebaulicher Hinsicht permanent Steine in den Weg gelegt (bspw. durch eine Hypothekenordnung und Bebauungsplänen die ein unkontrolliertes und spekulationsgetriebens Wachsen hin zur damals größten Mietskasernenstadt und der wohl am dichtesten besiedelten Stadt der Welt geführt haben).


    Der Alexanderplatz ist für Ortsunkundige ein verlassener Grossparkplatz, wie man ihn auch in Bottrop oder Gelsenkirchen vor agglomeriten Einkaufszentren findet.


    Ach ja? Sehe ich anders. Warum? Darum, oder begründest du etwa deine Ansichten?


    Und «Altberlin» aus DDR -Zeiten ein winziges Konglomerat deutscher Gemütlichkeit - grauenhaft.


    Es gibt kein (vorindustrielles) Alt-Berlin mehr, höchstens noch Überreste. Das Nikolaiviertel oder das Gebiet um den Molkenmarkt kann man wohl kaum mehr als solches bezeichnen.


    Ja, so ein «Haussmann» täte Berlin im Moment wahrlich gut.


    Den hatten wir schon nur hieß der Stimmann. Sein Wirken in Berlin ist bis heute sehr umstritten.

  • Für ein Paar Meter kann man das ruhig verwenden, aber auf ganzer Länge erinnert es eher an ein Themenhotel in Las Vegas. Das DomAquaree ist ja schon langweilig genug...


    Bauchef
    Abgesehen von den von Bato angesprochenen "Steinen im Weg", ist ja auch einiges/das meiste durch die Kriegsführung (und den Städtebau) anderer Herren nicht mehr vorhanden. Gab ja einige "Palais XY" (z.B. in der Wilhelmstraße), von dem wilhelminischen Zeugs z.B. an der Kaiser-Wilhelm- oder der Leipziger Straße mal abgesehen.


    Paris' Vorteil ist vielleicht auch, dass sein "Tiergarten" nicht mittendrin, sondern eher am Rand liegt, sodass es (Mauer etc. mal außen vor) nicht zwei Innenstädte gibt. Gingen UdL und Kudamm ineinander über, wärs sicher um einiges beeindruckender.


    @Alex
    Naja, man betritt ihn, denkt sich "Aha. Soso..." und geht weiter Richtung Fernsehturm, Museumsinsel, UdL usw. Ist ja nicht so, als gäbe es einen Grund, sich dort länger aufzuhalten, wie Cafés, keine Geschäfte fürn Schaufensterbummel, kein Grün (oh, entschuldigung, es stehen natürlich 10 Bäumchen in einer Ecke und ein verwilderter, heruntergekommener "Vorgarten" in der anderen), für ne Sitzgelegenheit muss man erst ein Mal übern Platz laufen und die Straßenbahn rattert quer rüber (wenngleich ich das auch ganz interessant finde). Sind ja nicht alle Touris interessiert an Architektur (wenn hier auch kaum nennenswerte), Städtebau und/oder Geschichte, wie wir, sodass man ihn so genau unter die Lupe nimmt, sondern sucht einfach ne angenehme Atmosphäre. Der Breitscheidtplatz ist ja auch nicht viel besser, nur dass er wenigstens die Kirche hat, auf die man mal kurz nen Blick wirft. Sonst sind beide laut, zugig und gammelig.

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  • Wieso dieser Vergleich???

    Berlin hat ganz andere Reize als Paris. Ich liebe an Berlin neben den architektonischen Kontrasten u.a., dass es insgesamt grüner und großzügiger wirkt, als viele andere Großstädte. Von den Preisen ganz zu schweigen. Es bleibt sozusagen mehr Raum zum Leben und auch durchschnittliche Bürger mit durchschnittlichem Modegeschmack und -etat leben in Nähe der Innenstadt. Das mögen manche unästhetisch finden, ich finde es nur sympathisch und liebenswert. Übrigens hat auch Berlin einige gediegene Ecken und auch das hübsche Potsdam liegt nicht gerade weit entfernt (i.d.R. sogar noch weniger als die berühmten 55 Minuten).


    Paris ist und bleibt in der Sicht der meisten Erdenbürger die schönste und interessanteste Stadt Europas. Pariserinnen laufen, anders als ihre Berliner Geschlechtsgenossinnen, weder mit Sandalen, kurzgeschorenem Grind und unappetitlicher Kik -Garderobe rum, sondern sind ein immer wieder scharfer Anblick. [...] Weiterer Vorteil: Knapp 55 Minuten von Zürich!


    Die Entfernung zu Zürich ist vielleicht noch der gewichtigste Vorteil in diesem hoch-objektiven und fundierten Städte-Vergleich (immerhin wurden dafür die meisten Erdenbürger befragt!!!). "Pariserinnen" vs. "Berlinerinnen" - auch auf stereotype Pauschalisierungen wird gänzlich verzichtet. Ich bin begeistert. Was andere Männer scharf macht, interessiert mich persönlich übrigens eher wenig, insbesondere in einem Architekturforum... ;)


    Fakt aber bei der deutschen Hauptstadt Berlin ist: Die meisten Besucher ziehen enttäuscht ab. [...] provinzielle und langweilige Quartiere [...] auch im Zentrum, [...]. So richtig «Hässliches» oder Skurriles [...] grau und eintönig. Richtiger Mauerschick. Ein in hunderte Dörfer zerstückeltes Gewerbegebiet, das sich «Grossstadt» nennt. [...] Ausserdem liegt eine seltsame Tristesse und Schwere über der Stadt - so richtig fröhlich sind Berliner wohl nie. [...] Leider haben es die preussischen Könige versäumt, ansehnliche Architektur hinzustellen [...] Das Brandenburger Tor wäre in Paris eine Einfahrt in ein Palais - in Berlin ist sie (historisch gesehen zu Recht) das eine Wahrzeichen. Der Alexanderplatz ist für Ortsunkundige ein verlassener Grossparkplatz, wie man ihn auch in Bottrop oder Gelsenkirchen vor agglomeriten Einkaufszentren findet.


    Wieder wurde eine Mehrzahl der millionen Berlinbesucher befragt und die 3,4 Mio Einwohner ein Leben lang in Bezug auf ihre Emotionen untersucht. Seltsam nur, dass es trotz der weitverbreiteten Enttäuschung jedes Jahr mehr Touristen werden und dass ebenso immer mehr Menschen freiwillig bei dieser kollektiven Dauer-Tristesse mitmachen wollen und sogar komplett hierherziehen. Arme Irre.


    Ich würde übrigens ja nie behaupten, dass es Paris an imposanter Architektur, prachtvollen historischen Ensembles und atemberaubenden Plätzen mangelt (war schließlich trotz der größeren Entfernung selber erst im Oktober dort). Aber das Brandenbruger Tor wäre mit 65 x 20 x 11m(!), seiner Architektur und seiner historischen Bedeutung vielleicht auch dort etwas mehr als nur eine beliebige Einfahrt. Übrigens hat Berlin auch ein paar mehr als nur das eine Wahrzeichen - zumal das Brandenburger Tor ja ohnehin eher als nationales Wahrzeichen gilt. Der Alexanderplatz mag auch nicht alle begeistern, aber es bleiben genügend Alternativen. Ich empfehle den Kauf eines Architekturführers oder sogar mal einen eigenen Besuch - so groß ist die Entfernung nun auch wieder nicht und es gibt ja auch Flugzeuge. Schließlich hast Du Dich durch diesen Beitrag und insbesondere den letzten Absatz hinreichend als ortsunkundig geoutet.

  • Der Stadtvergleich Berlin-Paris bringt auch nicht wirklich viel.Paris ist die international renomiertere Stadt,die weltweit mehr und positiver wahrgenommen wird als Berlin.
    Das liegt bestimmt auch an der Lebensart,Paris ist für viele,die Stadt der Liebe,Berlin ist da weniger positiv besetzt.
    Was Berlin nicht machen sollte.Genauso werden zu wollen wie Paris oder meinetwegen London.
    Die Stadt muss ihren eigenen Weg gehen,nicht zuletzt in der Architektur und Stadtgestaltung.Deswegen sträubt es mich auch immer,wenn ich zu niedrig geratene Pseudo NewYork / Chicago Hochhäuser auf dem Wunschzettel der Stadtplaner bzw.Architekten sehe.
    Wir sollten es vermieden,hier irgendeine Metropole nachzubauen.Berlin sollte die Stadt der breiten Strassen und luftigen Plätze bleiben.Wobei es so richtig luftige Plätze nur noch am Stadtrand gibt.Der Alex,in grossen Teilen wahrlich kein Schmuckstück,ist doch längst kein Riesenplatz mehr,mittlerweile empfinde ich ihn sogar recht klein.


    Als in viele Kieze zersiedelten Ort empfinde ich Berlin nicht.Dier Stadt ist doch recht kompakt,mit vielen Grünflächen,was eine ihrer grossen Stärken ist.

  • Paris ist auch schlichtweg das Zentrum der frankophonen Welt und des zentralistischen Frankreichs. Was Paris so reich macht, fehlt oftmals in anderen Städten des Landes. Deutschland ist da aufgrund der Geschichte wesentlich heterogener gestaltet und nahezu jede größere Stadt weißt eine lange Tradition als, Haupt bzw Residenzstadt auf, mit den dazu gehörigen Repräsentationsbauten.

  • Weltstadt

    Paris ist vielleicht noch die Traumstadt der 40-jährigen, meine zahlreichen (vier :)) Kinder und deren Freunde würden ehre nach Warschau reisen als nach Paris.
    Und Berlin bietet sowieso das ultimative Lebensgefühl.
    Da stört die Stadtplanung nur...

  • Natürlich sind Vorzüge kulturbedingt - meine Liebe zu Paris, New York usw. dürfte meiner Schweizer Herkunft geschuldet sein. Hier hat man sich schon immer mehr an frankophonen, lateinischen oder amerikanischen Gefilden ergötzt als an deutschen. Hat auch, aber nicht nur mit der eher unappetitlichen Historie der «BRD» zu tun - man interessiert sich bis heute schlicht nicht wirklich (ausser Bayern, Hamburg und Berlin) so für die «Schwaben» (alles Deutsche nördlich des Rheins). Zurück zum Thema: Meine leise Kritik ist natürlich berechtigt. Ausserdem nährt sie sich auch aus dem Unverständnis, dass die Berliner Stadtplanung im Moment inexistent scheint. Es wird seelenlose Wegwerfarchitektur hingeklötzelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Das mag in den unzähligen, durch den Föderalismus bedingten kleineren deutschen Städten ohne Belang sein. In Berlin (und seit Kennedy sind wir schliesslich alle Berliner) schmerzt es.


    Die Frage ist: Warum lässt man das zu? Schaut man sich in der berliner Historie um, wird man schnell einmal bei Schinkel fündig. Aufgrund von Sparterror und völligem Unverständnis seitens der leicht debilen Regentschaften deren von und zu Hohenzollern konnte dieser ja nur relativ wenig und wenn dann nur mit königlichen Argusaugen begleitet bauen. Ein Weltarchitekt als Referenz - welche Stadt kann schon damit aufwarten? Aber solange man sich um Schinkel einen Deut schert, lieber dieses seltsame und zusammengewürfelte Ungetüm namens Stadtschloss wiederauferstehen lässt als die gleich anbeine, grossartige Bauakademie und einflussreiche Architekten hinter jeder Säule gleich Faschismus wittern, kann Berlin lange auf eine eigenständige, unverwechselbare und identitätsstiftende Architektur warten. Leider! Dabei zählen die wenigen noch erhaltenen Gebäude des ehemaligen Hofarchitekten, in ihrer eigenen Mischung aus italienischer Eleganz und preussischer Strenge zu Baubeispielen, die an jedem besseren Institut im Lehrplan stehen. Als hätte sich die Moderne in ihrem Plattenwahn und kaltem Rationalismus mit ihren Aufenthalts- und Verrichtungsboxen, frecherweise als «Wohnungen» feilgeboten, nicht schon längst ihre eigenen Schreckensgeister geschaffen. Gerade weil die Moderne mit ihrem Verzicht auf Schmuck und Tand einen professionellen Umgang verlangt (die aber von der Mehrheit der «Baumeister» in keinster Weise beherrscht wird), gilt es, ganz nach dem Muster der Jahrhundertwende, gute Baumeisterkataloge zu erstellen, wo sich die mehrheitlich laienhafte Bauzunft bedienen kann. Angeschraubte Glasplatten, mit Stahldraht nur abenteuerlich vom Absturz ferngehaltene Vordächer, Plastifenster mit Rahmen und Kämpfer, als gelte es, einer nahenden Atomexplosion standzuhalten, Toilettenkacheln als Erdgeschosseinfassung - Architektur hätte in seiner Langlebigkeit und immerwährend fordernden Aufmerksamkeit eigentlich einen anderen Stellenwert verdient, als bloss als abschreibbarer Renditemüll vor sich hinzuvegetieren. Das ist nicht nur ein berliner Problem - dort aber erscheint es eklatant, gerade weil in den letzten 20 Jahren ein derartiger Bauboom zu beobachten war und die Altlasten der DDR, die berüchtigten Arbeiterschliessfächer, geradezu ein Moderneverbot in der Verfassung festgeschrieben nach sich ziehen müsste. Natürlich verteidigen rührige Berliner ihre Stadt - alleine nach dem Motto «in der Scheisse ists am Wärmsten» zu argumentieren bringt nicht wirklich viel Erkenntnis.


    Wenn das so weitergeht, versinken wir bald in, wie es Kollhoff nennt, dem «Untergang der Baukultur»: «Die funktionalistische Verrohung liess nach dem Kriege, dem Diktum der konstruktiven Ehrlichkeit zuliebe, einen Reichtum jahrhundertelan verfeinerter Gegenstände auf dem Schrottplatz zurück, zugunsten einer «ehrlichen», aber kalten Sammlung von Materialien, an denen unsere emotionalen Bedürfnisse unbefriedigt abgleiten. Säulen wurden durch Rohre ersetzt, Dächer und Gesimse durch Betonplatten, der Sockel pervertierte zum Spritzwasserschutz aus Blech, gerahmt von einer Kiesdrainage. Man müsste hier nicht soviel Aufhebens darum machen, gehörte dieses Instrumentarium nicht zum Repertoire der «allgemein anerkannten Regeln der Baukunst» und würde es nicht in der einschlägigen Fachliteratur feilgeboten und in der deutschesten aller deutschen Errungenschaften, dem DIN -Normenwerk, unumstösslich festgeklopft.»


    (Hans Kollhoff in «Stumpfsinn und öffentliche Meinungskraft», Centrum, Jahrbuch Architektur und Stadt, Peter Neitzke and Carl Steckeweh, Braunschweig, Wiesbaden)

    7 Mal editiert, zuletzt von Bauchef ()

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    Der eklige Ton und der selbstherrliche Anspruch Deiner Beiträge erscheinen mir ziemlich unangemessen für ein Meinungsforum. Ich erkenne auch nicht, inwiefern es hier mehr um "Erkenntnis" gehen soll als in den anderen Beiträgen. Aussagen und Formulierungen wie "Fakt ist ..." oder "Meine Kritik ist natürlich berechtigt" jedenfalls sind einem offenen, sachlichen an Erkenntnissen interessierten Dialog in keiner Weise dienlich - von der Polemik ganz zu schweigen.


    Übrigens hat Berlin trotz zahlreicher Verluste auch weiterhin viel Klassisches zu bieten: Museumsinsel, Pariser Platz und Gendarmenmarkt etwa, um hier nur einiger der bekanntesten Ensembles zu nennen. Gerade die Gegend um den Dom sollte durch das Stadtschloss erheblich profitieren, auch wenn ich die Beimischung moderner Fassadenelemente eher entbehrlich finde. Zudem ist auch die Rekonstruktion der Bauakademie schon länger geplant, nur wird diese (wie die klassischen Fassaden des Schlosses) nicht aus öffentlichen Geldern finanziert.


    Ansonsten empfinde ich aber auch viele Errungenschaften des modernen Berlins als eine interessante Ergänzung, selbst wenn einige Elemente nicht jeden Geschmack treffen. Aber die Reichstagskuppel, Potsdamer Platz, Galeries Lafayette, Quartier 206, Hotel Concorde, Hackesche Höfe oder Swiss 'ôtel allesamt als Renditemüll zu bezeichnen... Das ist schon etwas billig. Es muss ja nicht jeder den gleichen Geschmack haben, aber offensichtlich soll ja durch diese bitteren Beiträge gerade dieser Eindruck erweckt werden, entgegen aller belastbarer Zahlen (bis zuletzt boomender Tourismus und steigende Einwohnerzahlen, sinkender Leerstand bei Wohnungen und Büros).

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    Das seh ich genauso.


    Bauchef
    Zurück zum Thema: Meine leise Kritik ist natürlich berechtigt.


    Das nenn ich mal Selbstbewusstsein. Da wird eine Argumentationskette aufgebaut in der es an sachlichen Begründungen mangelt und die von einigen Usern hinterfragt wird. Aber egal…man sieht sich im Recht und hält es nicht für nötig entsprechende Belege zu liefern. Eine gesunde Diskussionskultur sieht anders aus (und leise ist die Kritik auch nicht).


    Ausserdem nährt sie sich auch aus dem Unverständnis, dass die Berliner Stadtplanung im Moment inexistent scheint. Es wird seelenlose Wegwerfarchitektur hingeklötzelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Das mag in den unzähligen, durch den Föderalismus bedingten kleineren deutschen Städten ohne Belang sein. In Berlin (und seit Kennedy sind wir schliesslich alle Berliner) schmerzt es.


    Das Schreiben in Superlativen machen deine Argumente nicht stichhaltiger. Stöbere doch einfach mal ein wenig im Berlin-Forum bzw. in einem Architektur-Führer für Berlin herum. Du wirst sicherlich das ein oder andere Beispiel (und damit meine ich nicht wenige) finden, welches deine These widerlegt.


    Die Frage ist: Warum lässt man das zu? Schaut man sich in der berliner Historie um, wird man schnell einmal bei Schinkel fündig. Aufgrund von Sparterror und völligem Unverständnis seitens der leicht debilen Regentschaften deren von und zu Hohenzollern konnte dieser ja nur relativ wenig und wenn dann nur mit königlichen Argusaugen begleitet bauen. Ein Weltarchitekt als Referenz - welche Stadt kann schon damit aufwarten? Aber solange man sich um Schinkel einen Deut schert, lieber dieses seltsame und zusammengewürfelte Ungetüm namens Stadtschloss wiederauferstehen lässt als die gleich anbeine, grossartige Bauakademie und einflussreiche Architekten hinter jeder Säule gleich Faschismus wittern, kann Berlin lange auf eine eigenständige, unverwechselbare und identitätsstiftende Architektur warten. Leider!


    Da kann ich dir teilweise zustimmen. Wie in Preußen mit den führenden Baumeistern (etwa einem Schlüter oder eben Schinkel) umgegangen wurde ist ziemlich unschön. Nun gut, Teile des Schlüterhofes im Stadtschloss werden bald rekonstruiert und eine vollständige Reko der Bauakademie könnte es in dieser Dekade auch noch geben (hoffentlich). Was die Reko der Bauakademie angeht, das Hauptproblem war übrigens nicht mangelnder Wille sondern eigentlich immer die Finanzierung (nicht nur der reinen Baukosten). Es ist nicht so, dass man sich keinen Deut um Schinkel oder seinesgleichen schert, nur ist eine Realisierung derartiger Bauten ziemlich teuer.


    Dabei zählen die wenigen noch erhaltenen Gebäude des ehemaligen Hofarchitekten, in ihrer eigenen Mischung aus italienischer Eleganz und preussischer Strenge zu Baubeispielen, die an jedem besseren Institut im Lehrplan stehen.


    Tun sie das etwa nicht? Ich denke schon, wenn man sich mal die Lehrpläne der Fakultäten an den Uni/Hochschulen ansieht.


    Als hätte sich die Moderne in ihrem Plattenwahn und kaltem Rationalismus mit ihren Aufenthalts- und Verrichtungsboxen, frecherweise als «Wohnungen» feilgeboten, nicht schon längst ihre eigenen Schreckensgeister geschaffen.


    Ben hat’s schon erwähnt. Es gab da einen Krieg der zu einer großen Wohnungsnot, knappen Ressourcen und der Notwendigkeit des industriellen Bauens führte. Es ist natürlich schade, dass in dieser Zeit der Fokus nicht so sehr auf die äußere Gestaltung lag (trotz mancher Ausnahmen).


    Gerade weil die Moderne mit ihrem Verzicht auf Schmuck und Tand einen professionellen Umgang verlangt (die aber von der Mehrheit der «Baumeister» in keinster Weise beherrscht wird), gilt es, ganz nach dem Muster der Jahrhundertwende, gute Baumeisterkataloge zu erstellen, wo sich die mehrheitlich laienhafte Bauzunft bedienen kann.


    Worauf willst du hierbei eigentlich hinaus? Geht es dir um äußere Form und Gestaltung (z.B. Fassadenschmuck), Konstruktionsfragen, Materialverwendung etc? Das mit der laienhaften Bauzunft ist ansonsten wieder nur eine bloße Behauptung.

  • Das nenn ich mal Selbstbewusstsein. Da wird eine Argumentationskette aufgebaut in der es an sachlichen Begründungen mangelt und die von einigen Usern hinterfragt wird. Aber egal…man sieht sich im Recht und hält es nicht für nötig entsprechende Belege zu liefern. Eine gesunde Diskussionskultur sieht anders aus (und leise ist die Kritik auch nicht).


    (VERSAL ZUR ABTRENNUNG, NICHT ETWA ALS «SCHREIEN» GEDACHT :))
    QUATSCH. DIE ARGUMENTATIONSKETTE IST STIMMIG.

    Das Schreiben in Superlativen machen deine Argumente nicht stichhaltiger. Stöbere doch einfach mal ein wenig im Berlin-Forum bzw. in einem Architektur-Führer für Berlin herum. Du wirst sicherlich das ein oder andere Beispiel (und damit meine ich nicht wenige) finden, welches deine These widerlegt.


    NUR WEIL MAN SICH DIE DINGE SCHÖNREDET, WERDEN SIE NICHT BESSER. WER IN BERLIN UMHERWANDERT, WEISS WOVON ICH SPRECHE. DIE BEISPIELE SIND DEREN TAUSENDE, GEISTIG SCHEINEN SICH BERLINER UND BERLINVERTEIDIGER ABER EINZIG AUF EIN PAAR GELUNGENE BEISPIELE AN DER FRIEDRICH-, ORANIENBURGER- ODER JÄGERSTRASSE ZU ORIENTIEREN. DIE LEIPZIGERSTRASSE, DER VÖLLIG ZERFAHRENE SPITTELMARKT, DIE GANZE GEGEND UM WALL- UND ANNENSTRASSE USW. ZEIGEN DIE REALITÄT. ICH NEHME JETZT MAL EIN GRENZBEISPIEL: GEBÄUDE WIE DER DIHK AN DER BREITE STRASSE OFFENBAREN DAS GANZE ELEND: OHNE IRGENDWELCHEN BEZUG ZUR STADT WURDE EIN «FORUM» HINGEKNALLT, DESSEN «TRANSPARENTE, DEMOKRATISCHE UND VIELFÄLTIGE» GESTALTUNG ÜBERALL, AUCH IN JAHRESBÜCHERN RAUF- UND RUNTERGELOBT WURDE. IN WAHRHEIT HANDELT ES SICH UM EINEN VOM STADTKÖRPER ABGEKOPPELTEN RAUM, DESSEN INSASSEN DURCH DIE TIEFGARAGE EINTRETEN UND DESSEN ZUGEMAUERTE ERDGESCHOSSZONE ZU SCHREIEN SCHEINT: SCHREITE WEITER! DIE FASSADENGESTALTUNG IST ZWECKMÄSSIG, SEELENLOS, KALT.

    Da kann ich dir teilweise zustimmen. Wie in Preußen mit den führenden Baumeistern (etwa einem Schlüter oder eben Schinkel) umgegangen wurde ist ziemlich unschön. Nun gut, Teile des Schlüterhofes im Stadtschloss werden bald rekonstruiert und eine vollständige Reko der Bauakademie könnte es in dieser Dekade auch noch geben (hoffentlich). Was die Reko der Bauakademie angeht, das Hauptproblem war übrigens nicht mangelnder Wille sondern eigentlich immer die Finanzierung (nicht nur der reinen Baukosten). Es ist nicht so, dass man sich keinen Deut um Schinkel oder seinesgleichen schert, nur ist eine Realisierung derartiger Bauten ziemlich teuer.


    ACH WAS. DIE WAHRHEIT IST, DASS DIE DEUTSCHE ARCHITEKTENSZENE NACH WIE VOR VON EINER HANDVOLL NACHKRIEGS -EXPONENTEN DOMINIERT WIRD, DIE IN GERADEZU IDEOLOGENHAFTEN VERBLENDUNG NOCH IMMER DAS LOBLIED AN DIE GROSSARTIGEN MODERNISTEN DER 50-ER BIS 70-ER JAHRE SINGEN. WER REGELMÄSSIG DAS FEUILLETON ODER DIE STELLUNGNAHMEN DES BDA LIEST, ERSCHRICKT VOR SOVIEL IGNORANZ UND SELBSTGERECHTIGKEIT. DIE BAUKULTUR HAT NICHTS MIT KOSTENWAHRHEIT ZU TUN - WER ETWAS VON DER MATERIE VERSTEHT, WEISS, DASS MAN Z.B. DAS MÄRKISCHE VIERTEL, EIN VERBRECHEN GEGEN DIE MENSCHLICHKEIT, IM GLEICHEN KOSTENRAHMEN GANZ ANDERS HÄTTE ERSTELLEN KÖNNEN. FASSADENGESTALTUNGEN MACHEN IN DER BAUSUMME MEIST ZWISCHEN 2 - 5 PROZENT AUS.

    Tun sie das etwa nicht? Ich denke schon, wenn man sich mal die Lehrpläne der Fakultäten an den Uni/Hochschulen ansieht.


    DOCH. NATÜRLICH. SAG ICH JA.

    Ben hat’s schon erwähnt. Es gab da einen Krieg der zu einer großen Wohnungsnot, knappen Ressourcen und der Notwendigkeit des industriellen Bauens führte. Es ist natürlich schade, dass in dieser Zeit der Fokus nicht so sehr auf die äußere Gestaltung lag (trotz mancher Ausnahmen).


    PAPPERLAPAPP. DIE MEISTEN INNENSTÄDTE DEUTSCHLANDS WURDEN NACH DEM KRIEG, ÜBRIGENS MEIST VON IM NATIONALSOZIALISMUS GESCHULTEN ARCHITEKTEN, VERKEHRSGERECHT UMGEKREMPELT. ALTE SUBSTANZ WURDE GNADENLOS NIEDERGEWALZT. WASCHBETONKISTEN (SPARKASSENARCHITEKTUR), BEZUGSLOSE EINKAUFSZENTREN USW. WURDE DER ÜBERKOMMENEN STADTSTRUKTUR AUFGEZWUNGEN, DASS ES EINEM HEUTE NOCH SCHRECKT. SCHEUSSLICHKEITEN WIE AM KOTTBUSSER TOR FINDEN SICH ZU HUNDERTTAUSENDEN. DIE ANTWORT DARAUF WAR WÄHREND DER IBA BERLIN EIN GEDÖRFEL, DAS AUCH NICHT BEFRIEDIGTE. DIE LÜCKENFÜLLUNGEN UNTER STIMMANN VERSPRACHEN BESSERUNG - WAS ERFOLGTE, WAREN BAUMUSTERZENTRALEN WIE AM GENDARMENMARKT, WOBEI MAN DAS NOCH ZU DEN GELUNGENEREN BEISPIELEN ZÄHLEN KANN. WIE SELBSTVERSTÄNDLICH HABEN SICH Z.B. IN MAILAND (DAS ICH GUT KENNE) IM STADTZENTRUM DIE ERWEITERUNGEN UND NEUBAUTEN STRENG AN DER VORHANDENEN BEBAUUNG ORIENTIERT, WAS MATERIALISIERUNG, PROPORTIONEN UND GESTALTUNG ANBELANGTE. IN BERLIN TUT MAN SICH BIS HEUTE SCHWER DAMIT. EIN FEINER, AMERIKANISCHER KLASSIZISMUS, WIE ER Z.B. IN DER SCHWEIZ FRÜHER SEHR OFT, HIE UND DA HEUTE NOCH PRAKTIZIERT WIRD, SCHEINT IN DEUTSCHLAND AUS NATIONALISTISCHEN GEFÜHLEN WOHL UNMÖGLICH. ABER DIE ITALIENISCHE, SCHINKELSCHE VARIANTE WÄRE EINE IDEOLOGISCH GANGBARE ALTERNATIVE ZU ALL DEM SCHROTT, DER DERZEIT PRODUZIERT WIRD. LEIDER WIRD SIE KAUM PRAKTIZIERT. UM MAL EIN GELUNGENES HALBBEISPIEL ZU ZEIGEN, DAS ABER LEIDER MIT BERLIN HERZLICH WENIG ZU SCHAFFEN HAT UND MAN EHER IN LONDON ODER LIVERPOOL VERORTET. DENNOCH: ANGENEHME MATERIALISIERUNG, GUTE EINBINDUNG AN DEN ORT, FEINE DETAILLIERUNG. SCHÖN:


    http://imageshack.us/f/357/img7129mm9.jpg/


    IM GEGENSATZ DAZU EIN IN BAU BEFINDLICHES BEISPIEL BRUTALER WEGWERFARCHITEKTUR: EINE JVA, DIE SICH ALEXANDER PARKSIDE SCHIMPFEN DARF, OHNE DASS SICH JEMAND DARÜBER AUFREGT (MAN KÖNNTE HUNDERTE AUFZÄHLEN):


    http://imageshack.us/photo/my-images/510/pb200029.jpg/


    HINGEKLATSCHTER MÜLL:


    http://www.jurkun.de/downloads/holidayin-prenzlauerberg.jpg


    http://www.rma-hotels.de/busin…ity_hotel_berlin_east.jpg


    http://79.125.4.112/imgw/Cityl…4142ed414407cfd68441c.jpg


    http://www.koenig.de/custom/me…ad/top/hotel_100017_1.jpg


    http://www.pic-upload.de/view-11054278/DSCN3939.jpg.html



    EIN EINGANG WIE EINE FAUST IN DIE FRESSE:


    http://media-cdn.tripadvisor.c…nerator-hostel-berlin.jpg

    Worauf willst du hierbei eigentlich hinaus? Geht es dir um äußere Form und Gestaltung (z.B. Fassadenschmuck), Konstruktionsfragen, Materialverwendung etc? Das mit der laienhaften Bauzunft ist ansonsten wieder nur eine bloße Behauptung.


    ÜBERHAUPT NICHT. FAHR DOCH MAL DIE LIETZENBURGER ENTLANG - DU WIRST HERNACH VERSTEHEN, WAS ICH MEINE. DORT SIND AUCH DIE NEUEREN GEBAUTEN EXPONATE VON EINER DERARTIGEN GRAUENHAFTIGKEIT, DASS MAN SCHNELL ENTSCHWINDEN WILL.


    PS.: AUSSERDEM FINDE ICH ES GERADE FÜR EIN DEUTSCHES FORUM BEZEICHNEND, DASS HIER IN EINER TEILS NUR SCHWER ERTRÄGLICHEN FORM AUSGETEILT, KRITIK ABER ÜBERHAUPT NICHT ERTRAGEN WIRD. AUSSERDEM: WAS SOLLEN DIESE DEPLATZIERTEN UND VÖLLIG THEMENFREMDEN TOURISMUSVERGLEICHE? SCHLIESSLICH HAT Z.B. LUZERN VERGLICHEN MIT BERLIN UND GRÖSSE FAST 7 MAL SOVIEL TOURISTEN. NA UND? ÜBER MALLORCA BALLERMANN MAL GANZ ZU SCHWEIGEN.


    GENERELLER TIPP: SAFTIGE DISKUSSIONEN GEHEN IN ORDNUNG. WER ABER BEI DER LEISESTEN KRITIK WIE EIN GESCHLAGENER HUND AUFHEULT, HAT ENTWEDER SCHWACHE ARGUMENTE ODER GIBT OFT IN WAHRHEIT INNERLICH DEM KONTRAHENTEN RECHT.


    Ich hab mir dann doch mal erlaubt deinen Beitrag so zu editieren, dass er auch für Dritte lesbar ist. Versal zur Abtrennung ist nett gemeint, aber bei so viel Durcheinandern an Textbausteinen ziemlich sinnlos. Zudem sollte man mit sowas aufpassen sich nicht gleich eines gewissen Verdachtes auszusetzen. Außerdem könnte die von dir w.u. geäußerte Kritik ganz schnell zu einen Bumerang werden.
    Bato


    *zusammenschieb*


    Danke Bato fürs Editieren! Zum Zweiten: Heisst der Thread nicht «Architektur - kontrovers diskutiert»? Das sollte doch schon ein wenig Klarheit ertragen.