Ich finde diese Diskussion sehr interessant und sie zeigt, dass es frühere Architekten und Baumeister anscheinend besser verstanden, ganzen Straßenzügen eine gewisse Lebendigkeit und Abwechslung zu verpassen. Oder liegt es heutzutage nur an den Interessen der Investoren...?
Talkin' 'bout Europaviertel (Basisdebatte)
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Meines Erachtens liegt es alleine an den Vorgaben, die Architekten und Investoren gemacht werden. Immobilienspekulation gab es sowohl im Fischerfeld als auch in der frühen Gründerzeit in Frankfurt am Main schon zuhauf. Dieses unplanmäßige, spekulationsartige Wuchern der Stadt kann man heute noch in den Straßengrundrissen der Anlagenring-nahen Gründerzeitviertel sehen, im Unterschied zu den nach 1866 ganz planmäßig erbauten Stadtvierteln wie dem nördlicheren Nordend bzw. Bornheim und dem mittleren und äußeren Westend.
Das war früher noch gar nicht mal so dramatisch, sieht man mal von der Platzverschwendung ab, aber zumindest wurde in einem relativ einheitlichen Stil gebaut, selbst die Neostile harmonieren ja gut miteinander, da sie alle mehr oder minder kunsthistorisch aufeinander bezogen sind. Dem ist heute natürlich nicht mehr so. Jeder setzt seinen Brei nach eigenen Gutdünken und funktionalen Ansprüchen in die Landschaft, das Europaviertel steht gerade prototypisch dafür.
Der Glaube, dass eine vollkommene Demokratisierung des Bauens zu befriedigenden Ergebnissen führt, ist damit meiner Meinung nach ein Irrglaube. Ich wünsche mir mehr Mut von Seiten der Stadtplanung, Investoren Vorgaben zu machen. Frankfurt am Main kann und sollte es sich meiner Meinung nach leisten.
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Vermutlich sind die Fortschritte in der Bautechnik und der automatisierten Bearbeitung ein Grund für die Uniformität.
Zu Zeiten als steinerne Fassadenelemente einzeln von Hand gefertigt wurden, bedeutete das Anfertigen großer Mengen identischer Teile, dass Handwerker sehr präzise und dementsprechend langsam arbeiten mussten - Einheitlichkeit war teuer, während die Herstellung nur weniger gleicher Teile und dann wieder einer kleinen Serie ähnlicher Teile billiger zu machen war.Heute ist Serienfertigung identischer Teile die billigste Produktionsmethode.
Dazu kommt, dass seinerzeit der "Investor" vielleicht ein Gebäude finanziert hat - das Nebendran war jemand Anderes, der die gleichen Regeln etwas anders interpretierte. Heute baut ein Investor 300 Meter Einheitsblock und ist unglücklich, dass es keine 500m werden durften.
Ach ja, Beton ist auch ein Faktor. Wenn man identische Gebäude baut, mit immer gleicher Geschosshöhe, dann kann man mit den immer gleichen Schalungselementen von einer Etage zur Nächsten und von einem Gebäude zum Nächsten ziehen - Dass dieser Plattenbau mit Ortbeton dann genauso aussieht wie 70er Plattenbau mit Fertigteilen ist purer Zufall
An dem Beispiel aus Paris sieht man auch die unterschiedlichen Ansprüche der Bewohner/Mieter und die Preisniveaus der Wohnungen ganz deutlich. Zu Zeiten als Wohnhäuser keine Aufzüge hatten, war die Erste Etage (über der Bobbelage, die nicht nur in Frakfurt vorkommt) die beliebteste Wohnetage, mit der Zunahme an Stufen zur Wohnung fielen dann die Preise. Die Dachkammern über der hier noch sichtbaren Mansarde erforderten immerhin die Bewältigung von mehr als hundert Treppenstufen.
Heute will man am liebsten (Otis sei Dank) ganz nach oben in die oberste Schuhschachtel - und man will nicht mehr in dem Maße seine Individualität zeigen - von Außen soll keiner sehen, das man die Prachtwohnung belegt hat. Wird wohl an der Gewöhnung an Massenproduktion und Einheitsbrei liegen. Zu Zeiten als jeder seine Kleidung und Möbel individuell vom Schneider und Schreiner anfertigen lassen musste, war man es gewohnt, indviduelle Wünsche und Vorlieben umsetzen zu lassen. Heute kauft man vergoldete Wasserhähne, aber das Äußere "is halt so". Es kommt kein Käufer mehr auf die Idee, dass auch der Außeneindruck der Wohnung so individuell sein kann, wie Anstrich und Tapeten innen. Vielleicht hängt das aber auch daran, dass man heute die Wohnung nicht mehr in dem Maße als etwas Beständiges ansieht wie von 150 Jahren.
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Inhaltlich möchte ich RMA vollkommen zustimmen, begrifflich aber nicht.
Denn von einer Demokratisierung zu sprechen, wenn doch eine ungeregelte Individualisierung vorliegt, halte ich für falsch.
Eine (sogar direkt-)demokratisch entstandene präzise Vorgabe des Gestaltungsrahmens durch die Stadt würde meiner Meinung nach dieses Durcheinander ebenso gut verhindern können, wie die Vorgabe z.B. des Planungsdezernenten - diese Entscheidung wäre zudem allerdings direkt legitimiert. -
Die Vorstellung, die Behörden könnten den Bauherrn so einfach und so umfänglich vorschreiben wie sie zu gestalten haben, und zwar so, dass es allen hier gefällt, ist reichlich unrealistisch. Das gibt das Bauordnungsrecht nicht in diesem Ausmaß her, und wer an ein gütiges und gerechtes Geschmacksdiktat glaubt, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
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einfache Fakten
Ich finde auch, hier ist eine Chance vergeben, der Fehler liegt m. E. aber nicht an der Architekturphilosophie. Die Architektur hat nur auf die Lage reagiert. Die wirklichen Probleme sind:
1 - 4 bzw. 6 spurige Strasse: das bedeutet Lärm, also schliesst sich die Wohnarchitektur zur Straße hin ab
2 - Nord-Süd Ausrichtung. Zusammen mit (1) bedeutet dies, dass die Gebäude nach Süden hin offener sind
Im Europaviertel West ist die geplante Architektur, besonders am Park, wesentlich weniger monoton, und ich denke dies sind die Gründe.
Dazu 3 - Randlage, denn nach Norden ist die Messe, nach Osten die Friedrich Ebert Allee
Vielleicht hätte man einfach die bestehenden Nord-Süd-Straßen zur Messe hin verlängern sollen und dann West-Ost Häuser bauen sollen.
Was tun? Man sollte zwei der vier Fahrspuren schließen und eine Allee daraus machen. Ist billig, beruhigt die Wohngegen, wirkt großzügig.
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Richtig, die Einflußmöglichkeiten der Stadtplanung sind gering. Gestaltung, Material, Geschosshöhen, etc können von jedem Investor/Architekt frei gewählt werden. Aber bei Baugrenze und Baulinie gibt es Möglichkeiten, z.B. verstärkt Blockränder vorzugeben. Dies ist aber eigentlich auch gemacht, z.B. die Front im Ostteil ist sehr geschlossen. Die Einzelbauten im südlichen Teil zur Schwalbacher Str. sind dagegen eher frei zusammengewürfelt, aber auch dies entspricht mit Sicherheit dem B-Plan, da dadurch die etwa gleichwertige Besonnung für jede Wohnung erreicht wird.
Und hier liegt der Unterschied zu den historischen Blockrändern, egal ob Paris oder Nordend: die Wohnungen müssen verkaufbar sein, jede einzelne.
Vor hundert Jahren hat ein Bauherr im Nordend einfach das Grundstück bebaut, so wie es an der Strasse lag, meistens noch mit Hinterhaus und Kontor im EG/Hochparterre, weder er noch die Stadtplanung hat sich um Besonnung Gedanken gemacht (das kam erst mit der Moderne/May).
Dadurch sind viele Wohnungen entstanden, die nur mäßig Sonne haben, aber das tut diesen Vierteln keinen Abbruch, können auch heute ohne Probleme verkauft oder vermietet werden.
Wer aber würde für 200-300T€ eine Wohnung im Europaviertel kaufen, die nur eine Stunde Sonne hat, im Winter womöglich gar keine, die nur Fenster zur Strasse oder zum Nachbarn hat? Keiner
Solche Wohnungen könnte man nicht mal dem Sozial-/Wohnungsamt anbieten, vielleicht würde sogar die Bauaufsicht Einwände erheben.Und sonst
Frühling: Europaallee wird keine ruhige Wohnstrasse, das ist auch nicht schlimm, die Friedberger oder die Wittelsbacher sind es auch nicht und es gibt auch Leute die etwas lautere und lebendigere Ecken mögen
Xalinai: Massenproduktion und Serienfertigung? Die ganzen Gründerzeitfassaden in rotem Sandstein sind Serienfertigung. Wurden irgendwo im Bayrischen produziert, in Katalogen ausgewählt, vom Bauamt vorgegeben, dass muss kein Grund für langweilige oder interessante Architektur und Stadtgestaltung sein.Wenn die Politik Architektur und Stadtgestaltung Ernst nehmen will und Einfluß wahren, muss sie eine starke Persönlichkeit besitzen, die sich dafür einsetzt und auch Geld in die Hand nimmt. Man könnte Investoren fördern, wenn sie Architekturwettbewerbe durchführen, sich an Gestaltungsvorgaben halten, Materialien abstimmen, etc. Man könnte Grundstückskäufe mitfinanzieren oder verbilligen, die Ausnutzung erhöhen oder Zuschüsse gewähren.
Aber das interressiert die Verantwortlichen derzeit nicht so sehr, deswegen überlässt man es den Stadtplanern und Investoren, dass die möglichst einfach verkaufen können. -
Richtig, die Einflußmöglichkeiten der Stadtplanung sind gering. Gestaltung, Material, Geschosshöhen, etc können von jedem Investor/Architekt frei gewählt werden. Aber bei Baugrenze und Baulinie gibt es Möglichkeiten, z.B. verstärkt Blockränder vorzugeben.
Mal ganz blöd gefragt: Es gibt doch Gestaltungssatzungen für das Dom-Römer-Areal oder das nördliche Mainufer – wieso soll sowas nicht auch für ein Neubaugebiet machbar sein? Wo ist der Unterschied?
Und hier liegt der Unterschied zu den historischen Blockrändern, egal ob Paris oder Nordend: die Wohnungen müssen verkaufbar sein, jede einzelne.
Es tut mir Leid, aber das ist doch ein Widerspruch, der meines Erachtens nur in Dogmatismen modernen Bauens erklärbar ist. Dabei ist es total verlogen, beispielsweise keine Beletagen oder Mezzanine mehr zu bauen, obwohl eine soziale Segregation genauso wie vor 100 Jahren stattfindet, nur heute auf anderem Wege. In den Gründerzeitvierteln ist, wie von dir beschrieben, eine das Angebot erheblich übersteigende Nachfrage da, obwohl viele Wohnungen in ihren Zuschnitten keinesfalls dem genügen, was vermeintlich moderne Anforderungen sind.
Demnach spielen diese doch für die meisten Menschen eben keine Rolle, sondern vielmehr die Urbanität, die diese Viertel ausstrahlen. Woran sich diese festmacht, ist freilich ein zu Ergründendes.
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Doch klar kann die Stadt Gestaltungssatzungen erlassen. Die werden dann aber nicht über das Baurecht (Bauantrag) durchgesetzt, sondern über den Kaufvertrag oder eine Zusatzvereinbarung mit dem Grundstückseigner oder so was. Weil die Stadt ja kein Vertragsverhältnis mit einem Bauherrn hat außer dem Bauantrag, und darin glaube ich (weiß es aber nicht genau) kann man sowas nicht regeln. Die Bauaufsicht kontrolliert nur die Übereinstimmung mit dem Baugesetzbuch und der Hess. Bauordnung.
Dann gibt es noch Einschränkungsgebiete, wo die Stadtplanung mitsprechen darf, weiß ich aber auch nicht genau.Das Entscheidende aus meiner Sicht ist: die Stadt hat immer Angst, dass sich genug Investoren finden, deshalb will sie ihnen nicht zu viel zumuten. Denn Archtitektur kostet in der Regel Geld (Internationale Planer, Wettbewerbe, aufwendigere Konstruktionen, Materialien, ich find z.B. höhere Geschoßhöhen als 2,50m toll). Und die Investoren sind vorsichtig, wenn sie sich in komplizierte riskante Bauvorhaben einkaufen, weil sie nicht sicher sind, ob sie genug kaufkräftige Kundschaft finden. Letztlich sind auch die Käufer vorsichtig und eher "konservativ" in ihrer Wahl.
Das aus meiner Sicht sehr spannende Projekt Wohnen in der ehem. Diamantenbörse ist "auch" daran gescheitert, dass es gar nicht so viele Leute gibt, die mehr als die üblichen 3-4.T€/m² zahlen können oder wollen.
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Im Europaviertel West hält es sich doch noch in Grenzen, eigentlich sieht das alles wertig aus, nur auch hier zu bemängeln in meinen Augen die Kubaturen. Warum auch nicht einmal 10 Geschosse bauen, dies würde optisch doch schon eine ordentliche Durchmischung bringen.
Aussen hui und innen pfui Z. B. 100 qm für 350.000 € und dann nicht einmal ein Tageslicht-Bad - das ist mitterweile leider kein Einzelfall mehr.
Mit jedem neuen Baufeld steigt der qm-Preis, aber es wird nicht (hoch-)wertiger. Ich habe sogar eher den Eindruck aufgrund des Erfolg der ersten Baufelder wird bei weiteren Vorhaben gespart wo es nur geht und gleichzeitig der Preis hochgesetzt.
Beim Projekt Belverde (Projektseite) ist man nun schon bei 3.500 bis 5.000 €/qm angekommen. Baubeginn übrigens nicht vor Quartal 4/2012. Geplante Bauzeit ca. 20 Monate => also vor Ende 2014 wird das nix.
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Ich muß hier leider auch mal eine Lanze für das Europaviertel-Ost brechen. So schlecht wie die Situation hier geredet wird ist sie nun in Wirklichkeit nicht. Die Wohngebäude auf der südlichen Seite der Allee sind zwar alle schlicht gehalten, aber insgesamt ist es ein schlüssiges Konzept, die Gebäudereihe nimmt sich von der Vielfalt der Gestaltung sehr zurück und lässt eher die Skyline, die man von hier aus gut sehen kan, brillieren. Die Gebäude sind aus der Nähe betrachtet gar nicht mal so hässlich, da die Fassaden wirklich wertig aus der Nähe wirken, auf den meisten Fotos entsteht da leider ein falscher Eindruck. Bei dem Europaviertel kann man ein Begriff sehr gut verwenden, es ist einfach nicht "fotogen"!
Den einzige wirklich gravierende Fehler hat man bei dem Abschluß der Gebäude nach oben hin gemacht, hier hätten Staffelgeschosse Wunder gewirkt, denn jetzt sieht es leider so aus als hätte jemand mit einem riesigen überdimensionalen Messer die Gebäude gekappt, daher entsteht aus der Entfernung die Wirkung des sozialistischen Plattenwohnungsbaus, nicht ohne Grund. Wenn man an den Gebäuden direkt vorbeiläuft, so hat man gleich ein viel besseren Eindruck, nämlich helle gut verarbeitete Fassaden, teilweise Naturstein, die für Frankfurt unübliche Geschoßhöhe, die einen richtigen Großstadtflair aufkommen lässt, eine schöne breite begrünte Allee und natürlich zu guter letzt ein geniales Panaroma.
Verteufelt bitte das Projekt nicht allzu sehr! Im Nachhinein lassen sich bei späteren Sanierungen ja auch noch zierende Ornamente oder Details anbringen, denn keine Fassade hält ewig, deswegen gibt dem Viertel die Chance sich zu entwickeln, dass ist immer schwer bei Vierteln die in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft werden. Und im Endeffekt kann man es jetzt auch nicht mehr ändern, denn die meisten Wohngebäude im Europaviertel-Ost stehen schon, der Aufschrei hätte viel früher kommen müssen.
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Gute Nachrichten! Jetzt darf man auf einen diesmal vielleicht innovativen Wohnhochhaus-Entwurf rechnen. Laut meiner Rechnung gibt es da nur noch ein Filetgrundstück für Wohnhochhausbebauung und zwar am Boulevard Mitte. Dann noch 4 Standorte für Bürohochhäuser.
Die Hoffnung wird vermutlich vergebens sein. Zu diesem Schluss kann man zumindest kommen, wenn man sich die bisher realisierten und geplanten Projekte hier ansieht. Insgesamt muss ich für meinen Teil das Resümee ziehen, dass das Europaviertel ein abschreckendes Beispiel für die geplante Entwicklung eines umfangreichen "urbanen" Neubauviertels ist. Hier wurde eine Riesenchance vertan. Unter dem Deckmäntelchen der Einheitlichkeit zusammen mit den "Wunderkonzept" Blockrandbebauung wurden hier Massenquartiere für die "Mittelklasse" geschaffen. Wenn man die hier verwendete Architektursprache sieht, wünscht man sich sogar die sonst so verfemten 70er Jahre zurück. Im Europaviertel kommt in erster Linie nur eins zum Ausdruck: Der Wille zur Profitmaximierung als "Allianz der Willigen" von Stadt, Quartierplanern und Investoren. Dies ist schließlich auch eine Frankfurter Generaltugend. Ein Bürgertum, welches darüber wacht, dass auch die Ästhetik und das Renommee der Stadt voran getrieben wird, gibt es in FFM nicht. Die wird mir umso schmerzlicher bewusst, wenn man wie ich zurzeit wöchentlich zwischen Hamburg und FFM pendelt. Dort gibt es viele Beispiele dafür wie man es anders machen könnte. Ich habe die Hoffnung auf eine innovative und wertige Architektursprache in FFM aufgegeben. Zusammenfassend: No, they can't.
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Urbane Neubauviertel, Profitmaximierung, Frankfurter Generaltugend, Ästhethik und Renommee vorantreiben, wertige Architektursprache - Wow, ich bin schwer beeindruckt. Aber am Ende lässt mich deine geballte Rhetorik etwas ratlos zurück.
Was konkret hätte deiner Ansicht nach denn anders geplant oder gebaut werden müssen, um ein urbanes Neubauviertel zu erreichen? Und was heißt "Massenquartiere für die Mittelklasse"? Geht's dir um's Massenquartier oder um die Mittelklasse? Kann man Urbanität überhaupt planen? Und was an der Architektursprache der 70er war besser: Hättest du lieber einen 2. Ben-Gurion-Ring geplant? Oder ein 2. Mainfeld? Und was an all dem soll denn so frankfurtspezifisch sein?
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Das total verbaute Hamburg als Beispiel für eine „innovative und wertige Architektursprache“ zu nennen, entbehrt ja auch nicht einer gewissen Komik.
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Ich muß hier leider auch mal eine Lanze für das Europaviertel-Ost brechen. So schlecht wie die Situation hier geredet wird ist sie nun in Wirklichkeit nicht. (...)
Den einzige wirklich gravierende Fehler hat man bei dem Abschluß der Gebäude nach oben hin gemacht, hier hätten Staffelgeschosse Wunder gewirkt, denn jetzt sieht es leider so aus als hätte jemand mit einem riesigen überdimensionalen Messer die Gebäude gekappt, daher entsteht aus der Entfernung die Wirkung des sozialistischen Plattenwohnungsbaus, nicht ohne Grund. (...) Im Nachhinein lassen sich bei späteren Sanierungen ja auch noch zierende Ornamente oder Details anbringen, denn keine Fassade hält ewig, deswegen gibt dem Viertel die Chance sich zu entwickelnVolle Zustimmung. Ich habe von Architektur fachlich keine Ahnung, von daher kann ich mich nur auf meinen bescheidenen Geschmack und Meinung berufen, aber ich denke ebenfalls, dass Staffelgeschosse Wunder gewirkt hätten. "Dächer" im eigentlich Sinne (heißt für mich alles was irgendwie schräg ist ) sind aus Wirtschaftlichkeitsgründen wohl kaum noch zu erwarten - aber wie ich mittlerweile eingesehen habe, kann man mit gut gestalteten Staffelgeschossen einiges bewirken.
Den Unterschied zwischen dem "Vor Ort" Eindruck und den Fotos kann ich auch unterstreichen. Ich will aber auch nicht den Eindruck erwecken, ich wäre ein großer Fan dessen, was da gebaut wurde. Verteufeln soll man es aber auch nicht. Es muss sich entwickeln und wie oben mitschwingt (Fassadenerneuerung) muss man da (leider) auch mal in vielen Dekaden denken. Die jetzt noch so strenge Einheitlichkeit wird vielleicht im Laufe der Jahrzehnte ein wenig verloren gehen (und zu sehr soll sie bitte auch nicht weichen). "Charme", Urbanität oder wie man es nennen will kann man eben nicht verordnen und auch nicht planen denke ich.Stadtviertel müssen wachsen um ein charakteristisches Bild zu entwickeln das em Ende harmonisch wirkt, war das nicht schon immer so? Jedenfalls wird doch allermeist das gelobt was gewachsen ist und selten das was am Reißbrett in den letzten Jahren geplant wurde oder? Und ist das -- offene frage, ich weiß es nicht -- nicht in vielen Epochen zu sehen, dass das was jüngst in Eile geschaffen wurde noch nicht so wirklich passt und für gut befunden wird? Was nicht heißen soll, dass es immer auf Friede Freude Eierkuchen hinaus läuft und man einfach nur warten muss. Das ist aber hier nun der Punkt. Im Europaviertel sehe ich durchaus die Grundlagen geschaffen für einen solchen positiven Prozess. Von einer zu strengen Einheitlichkeit auszugehen, um zu einer charakteristischen Vielfalt zu kommen ist alle mal einfacher als von geplantem Kraut und Rüben zu einem halbwegs harmonischen Bild.
Es ist nun mal so (und das ist in vielerlei Hinsicht auch gut so), heute setzt man die Viertel eben hin und dann muss man ihnen die Zeit geben, die die Entwicklung einer solchen Fläche und Baumasse bei einem "organischen" Wachstum auch gebraucht hätte. Ich meine, da wird gerade eine Stadt gebaut! Man stelle sich vor es wäre etliche einzelne Bauträger mit etlichen Einzelinteressen und Geschmäckern... es wäre im Streit nach und nach erweitert worden, hätte verschiedene technische Standards und Möglichkeiten der Dekaden widergespiegelt, es hätte Notlösungen gegeben, überraschende Einsichten und auch Chancen. Eben all das Unvorhersehbare aus dem dann nach langer Zeit so etwas wie (Achtung plakatives, überzogenes Beispiel) heute bewunderte "hübsche" Altstadtgassen entstehen oder eben (besseres Beispiel) auch die Skyline in Frankfurt. Das ist ja auch schon ein Prozess mehrerer Dekaden und jedes Mal war es -- ausgehend von einem zumindest grundlegenden "Plan" -- ein Gezeter und Diskussion, Verhandlung, Kompromiss, Lösung, Orientierung an dem was schon steht, Veränderung der Akzeptanz der Bürger, veränderte wirtschaftliche Situationen, technische Neuerungen und und und. Es kam oft anders als man dachte und am Ende steht die Skyline wie wir sie jetzt alle schätzen und mögen. Ich bin sicher hätte 1985 jemand gesagt hier ist der Plan, morgen beginnen wir 20 Hochhäuser auszuschreiben und das Bankenviertel zu entwickeln, wären wir heute deutlich unzufriedener mit dem Ergebnis.
Was ich sagen will ist also: Wichtig ist, dass die Voraussetzungen stimmen, dass die nach der ersten Fertigstellung einsetzende Entwicklung in die richtige Richtung zeigen kann. Mit Voraussetzungen meine ich a) die Diskussionskultur zwischen Bürgern, Stadt und Bauträgern. Da kann man viel (sehr viel!) mäkeln, aber unterm Stricht geht das in Frankfurt in den letzten 20 Jahren doch in die richtige Richtung finde ich. b) die Grundstruktur des Quartiers. Baumassenverteilung, Ausrichtung, Infrastruktur, Grünflächen, ... Diese guten Voraussetzungen sehe ich hier.äh. Amen.
Ach und zur Einheitlichkeit noch. Ich bin vor Kurzem über den Campus Riedberg gestolpert. Bislang dachte ich ja die Neubauten des Campus Westend seien zu sehr einheitlich, zu streng, zu gleich, zu "ausgerichtet"... und nahm diesen Eindruck als Beleg dafür, dass dieser Glaube an die Einheitlichkeit nicht das Wahre ist. Es ist mir aber, war die Erkenntnis des Ausflugs, lieber als der Eindruck der zusammengewürfelten (für sich genommen aber wertigen und trotz spürbarer Ausrichtung auf Funktionalität ansehnlichen) Bauten am Campus Riedberg. Wohlgemerkt ich beziehe mich auf den Campus, nicht das gesamte Viertel.
Soll aber nicht offtopic werden. Daher: Off.
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Richtig, das Europaviertel muss erstmal wachsen und sich entwickeln. Mir gefällt es aber jetzt schon besser, als die teilweise doch sehr zusammengewürfelten Häuser im Frankfurter Bogen oder im Riedberg. Gibt dort Straßen da baut jeder wie er will, aber so siehts dann auch aus. Das Europaviertel wird da deutlich harmonischer wirken. (Natürlich gibts im Bogen & Riedberg auch genug schöne Gegenbeispiele.)
Außerdem finde ich das Europaviertel richtig großstädtisch. Wenn man da durchläuft hat man ein Gefühl der Weitläufigkeit und durch die hohen sowie breiten Gebäude merkt man, dass man in einer Großstadt wie Frankfurt ist. richman2 hat auch recht, dass man den Faktor Zeit nicht vergessen darf. Mit der Zeit wird die Patina die vielen ähnlich aussehenden Steinfassaden individualisieren. Und bei Naturstein entwickelt sich durch Patina ein gewisser Charme, wohingegen viele (Sichtbeton)Gebäuden aus den 70igern durch Patina und Nässeflecken doch sehr heruntergekommen und versifft wirken. Mit dem Skyline Plaza und (vllt.) dem Grand Hyett Hotel enstehen auch 2 Leuchtturmprojekte, die auch noch mal auf das ganze Viertel strahlen können. Die noch entstehenden Bürotürme werden auch zur Abwechslung beitragen. Außerdem darf man icht vergessen, dass im Europaviertel viel Natur- bzw. Parkflächen entstehen, die deutlich zur Lebensqualität beitragen.
Auch den hier oft erwähnten Vergleich der Europaallee mit kommunistischen Prachtstraßen kann ich nicht nachvollziehen. Allein der Grünstreifen in der Mitte sorgt schon für ein anderes Bild. Kurioserweise wird die nun doch oberirdisch verlaufene Straßenbahntrasse auch dazu beitragen, dass es keine Ähnlichkeit mit der Stalinalle geben wird. Und wenn hier richtig leben einkehrt, sorgen auch Kleinigkeiten wie z.B. Sonnenschirme der Gastronomie für mehr Abwechslung & Urbanität.
Auch wenn nicht jedes Gebäude ein visionärer Lichtblick der Architektur ist, so darf man bei aller Kritik nicht vergessen, dass das Europaviertel noch eine große Baustelle ist, die halt teilweise noch leblos und steril daher kommt. Dennoch kann man schon das enorme Potenzial des Viertels erkennen. Also wenn das Europaviertel Sinnbild für "Massenquartiere der Mittelklasse" ist, dann kann es von mir aus gerne mehr von diesen geben.
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Bezugnehmend auf die Antworten zu meiner oben geäußerten, - zugegebenermaßen etwas polemische Kritik -, am Europaviertel fällt mir Folgendes auf:
In vielen Antwortbeiträgen wird auf die noch kommende Entwicklung des Viertels verwiesen. In der Tat befindet sich das Europaviertel im wortwörtlichen Sinne im Aufbau. Dennoch ist die zukünftige Gestalt des Viertels mit etwas Fantasie ja bereits jetzt schon gut zu erkennen. Auslöser für meine Kritik war somit auch der Beitrag #455 von Schmittchen in dem verlautbart wurde, dass alle Baufelder im Quartier „Boulevard West“ und 80% des Nettobaulands im Europaviertel West vermarktet sind. Die Gestalt des Viertels ist nun somit auf viele Jahre festgeschrieben und wird nun in seiner Gleichförmigkeit lange erhalten bleiben. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang immer die Tatsache, dass diverse Forenteilnehmer auf Veränderung der Struktur und auf zukünftige Leuchtturmprojekte (bspw. Das Grand Hyatt) in Zukunft setzen. Warum die Leuchtturmprojekte nicht gleich und eine Vielzahl davon?Um im Einzelnen auf die Einwände der verschiedenen Forenteilnehmer zu antworten sei folgendes gesagt:
tunnelklick:
In der Tat, ich halte die Planer des Ben-Gurion-Rings als wesensverwandt mit denen des Europaviertels (und vielleicht sogar noch mehr mit denen am Riedberg). Auch der Ben-Gurion-Ring wurde seinerzeit als State-of-the-Art-Projekt der Stadtplanung entworfen und durchgeführt. Sicherlich galten damals andere stadtplanerische Paradigmen. So galt weniger eine Bockrandbebauung als Mittel der Wahl, sondern es wurde eine durch weitläufiges Grün aufgelockerte Riegelbauweise bevorzugt. Hier wirkte wohl der Stadtplanungsgedanke der 50er- und 60er-Jahre nach. Dennoch darf man sich durch die geänderte Formensprache nicht täuschen lassen (kein Waschbeton, dafür großflächiger weißer Putz und unter Umständen Natursteinfassaden). Die so gut wie nicht durch die diversen Stilmittel der Architektur aufgelöste großflächige (Block-)Struktur der Bauten sind das Problem und hier sehe ich tatsächlich viele Analogien zwischen dem Ben-Gurion-Ring und dem Europaviertel.RMA:
Natürlich gibt es in HH auch viele Bausünden der 70er-Jahre. Die großen teilweise noch vollkommen intakten Gründerzeitviertel in HH lassen dies den Betrachter jedoch besser ertragen, als dies im vom monotonen und ahistorischen Wiederaufbau der 50er- und 60er-Jahre geprägten Frankfurt der Fall ist. Bezüglich kontemporärer Architektur finden sich beispielweise in der Hafencity von der Formensprache her gesehen viel mutigere Entwürfe, als dies in den Neubauvierteln von FFM der Fall ist. Im Europaviertel beispielsweise dominiert über weite Strecken die planerische Mutlosigkeit der Entwickler und der ästhetische Kleingeist der Investoren (frei nach dem zuvor genannten Gewinnoptimierungsgedanken) in den Entwürfen. Von der architektonischen Belanglosigkeit des Riedbergs wollen wir hier erst gar nicht sprechen.richman2:
Hier in einem Neubauviertel auf Fassadenerneuerung im Sinne eines organischen weiteren Entwicklungsprozesses zu setzen ist schon eine recht skurrile Angelegenheit. Was soll sich den hier noch entwickeln. Die Strukturen sind geschaffen und werden sich in absehbarer Zeit nicht verändern.FrankfurterBub:
Die hier errichteten Bauten werden in der Tat ihre Patina bekommen. Insbesondere die vielen weißen „Styroporfassaden“ werden bald ein Eigenleben entfalten. Ich befürchte jedoch, dass die Entwicklung dieser Fassaden mangels Dachüberstand mehr in die Richtung „Nässeflecken auf Waschbeton“ geht. Der Vergleich mit der Frankfurter bzw. Karl-Marx-Allee in Berlin ist gar nicht so falsch. Diese verfügt über einen Grünstreifen der meines Erachtens auch noch breiter ist als der des Europaboulevards, allerdings lässt die Frankfurter- und Karl-Marx-Allee mehr architektonischen Gestaltungswillen erkennen wie der Europaboulevard. Wer hätte das gedacht, dass einmal kapitalistischer Wohnungsbau in unserem „pluralistischen System“ mehr Eintönigkeit produziert als sozialistische Zentralplanung.Zum Schluss möchte ich auch aus meiner Sicht beantworten wie man es hätte besser machen können:
Wie bereits gesagt wurden viele Chancen vertan, eine dieser Chancen wäre die in 2009 abgesagte IBA im Rhein-Main-Gebiet gewesen. Hier hätten im Rahmen der Veranstaltung sowohl junge ambitionierte als auch renommierte etablierte Architekten in die Planung mit einbeziehen können und Leuchttürme schaffen können. Zudem hätte man dem Projektentwickler einen künstlerischen Beirat zu Seite stellen können. So wie es jetzt aussieht, ist das Projekt Europaviertel leider ein Zeugnis bürokratischer Einfallslosigkeit.
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Im Großen und Ganzen gebe ich Akademix Recht. Noch ein grundsätzlicher Aspekt:
Die schönsten Strassen Frankfurts werden von Gründerzeit-Altbauten gesäumt, im Westend, Bockenheim, Nordend. Das ist genauso in Paris, London oder New York. Und damit sind nicht nur wohlhabende, sondern auch einfachere Viertel gemeint. Und auch die ohne Leuchttürme.
Die Architektur dieser Bauten ist, wenn es sich nicht gerade um irgendwas Besonderes handelt, nicht weltbewegend, halt der damals vorherrschende Stil, viel mehr Deko als heute und zahlreiche Veränderungen, Umbauten, Farbanstriche, 2 Kriege, Fenstererneuerungen, etc. Alle Gebäude sind vom Grunde ähnlich, aber kleinteilig und in vielen Details doch voneinander abweichend. Sie sind über Zeiträume von 10 bis 20 Jahren entstanden, Moden haben sich etwas verschoben, jeder Bauherr und Architekt hatte eigene Vorstellungen. Alle Häuser waren 20 m breit, also standen 10 oder 20 in einer Reihe. Die Bauherren haben für sich selber gebaut, hatten im Hochparterre ihr Kontor und darüber gewohnt, oder zumindest als Vermieter darüber gewacht (damals gab es natürlich auch schon Investoren).
Und Heute: Investoren bebauen in 2 Jahren ein ganzes Viertel, 2 Häuser bilden einen ganzen Block. Alle Häuser und Wohnungen werden verkauft, bevor richtig mit dem Bauen begonnen wird. Wer sollte da noch Interesse an Qualität haben. Wer sollte daran denken, wie ein Haus ohne Dachrand/-überstand sauber bleibt und das Wasser gut abtropft? Wie die Rückseite aussieht? Der Architekt? Hat seinen Entwurf abgeliefert und ist schon am nächsten Projekt, bauen tun die GU’s, die schauen nur, dass sie ihre Kosten decken. Handwerker kommen aus der gesamten Welt, denen doch egal, sie kriegen eh keine Empfehlungen. Die Käufer kriegen, was sie bestellt hatten, nach einem kleinen bunten Prospekt mit der üblichen Perspektive und einer Baubeschreibung, die sie nicht verstanden haben. Jede Änderungswünsche kosten Geld, ihre Budgets sind eh schon überschritten. Die Gutachter achten auf die Einhaltung der Normen, nicht auf Vernunft.
Was fehlt, sind für sich selbst verantwortliche Bauherrn, die Spaß und Stolz am Entwurf haben, etwas mehr Geld oder Mut als unbedingt notwendig, die wie Kaufleute die Folgekosten und die Nachhaltigkeit im Blick haben, die gute Architekten und Berater heran ziehen.
In der Regel sind das die öffentlichen Bauverwaltungen, wenn es um Museen geht oder Firmen für ihre Büros oder Fabriken. Im Wohnungsbau gibt es noch ein paar große Gesellschaften (dazu gehört sicher auch die ABG), die Bau-Genossenschaften und neuerdings wieder Bauherrengemeinschaften, die sich um solche Sachen Gedanken machen. Von letzteren gibt es ein schönes Beispiel in Preungesheim / Bogen. Und natürlich die kleinen Häuslebauer die für sich selbst bauen.
Sicher auch nicht alles Gold, aber hin und wieder glänzt es schon mal, an besonderer Stelle oder wenn etwas mehr Geld zur Verfügung steht.Mehr Geld braucht man übrigens nicht unbedingt für den Bau, aber für die Planung und die Projektbetreuung schon. Und klar, schöne Materialien helfen auch und sind i.d.Regel teurer. Massive Fensterbänke statt Alu-Blech, Stein statt verputztes WDVS.
Und was fehlt ist Zeit. Viertel müssen langsamer wachsen, Fehler muss man erkennen können um sie zu korrigieren. Dadurch entsteht dann auch die Abwechslung zwischen den Bauten, die zu Vielfalt führt (führen kann) ohne gleich ein buntes Durcheinander zu sein.
Das angenehmste neue Stadtviertel der letzten 20 Jahre ist meiner Meinung nach das Schlachthofviertel am Main / Gerbermühlstrasse. Ich selbst wohne wie LeCorbusier in einem Altbau.
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[...]
Das angenehmste neue Stadtviertel der letzten 20 Jahre ist meiner Meinung nach das Schlachthofviertel am Main / Gerbermühlstrasse. Ich selbst wohne wie LeCorbusier in einem Altbau.
Zustimmung zu deinem Beitrag und deiner Einschätzung des Schlachthofviertels.
Aber wieso muss dieser Antiurbanist LeCorbusier immer wieder zitiert werden? Wieso erfährt der Kerl genauso wie Ernst May heute noch heldenhafte Verehrung, obwohl diese Menschen zu den geistigen Brandstiftern jener Architektursprache gehören, die uns die entsetzlichen Bausünden des sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre hinterlassen hat? Ich erinnere nur mal an so tolle Ideen wie den Das neue Wiesbaden oder den Plan Voisin. Nach letzterem würde Paris heute aussehen, wie als hätte Hitler seinen Trümmerbefehl doch noch vollendet.
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Ein Bürgertum, welches darüber wacht, dass auch die Ästhetik und das Renommee der Stadt voran getrieben wird, gibt es in FFM nicht.
Diese Aussage ist schlichtweg falsch.
Die Hausbesetzungen im Westend in den 60er Jahren waren wegweisend für die Stadt. Die Nichtsprengung der Alten Oper, der Wiederaufbau der Römer Ostzeile oder dem Goethehaus, die Wiederbelebung des Mainufers oder die hohe Spendebereitschaft für den Städel-Anbau haben extrem viel bürgerliches Engagement erfordert. Nicht zuletzt ging dem Neubebauung des Technischen Rathaus Areals ein wirksamer Aufschrei im Frankfurter Bürgertum voraus, das viel selbstbewusster und selbstverständlicher auftritt als noch in den 50er Jahren.
Das Bürgertum wählt seine städtebauliche Opposition schon bewusst und mit strategischer Weitsicht. Warum gegen Windmühlen in der relativen Peripherie des Europaviertels kämpfen? Ich sehe eher voraus, dass sich diese Frankfurter Bürgerschaft wieder vermehrt einschaltet, wenn es um die Neugestaltung der Berliner Strasse, des Bahnhofvorplatzes oder um eine neue Konstablerwache geht.