Abriss Eisenbahnstraße 4/4a
Im Jahr 2018, also vor gut fünf Jahren, wurde durch einen Presseartikel bekannt, dass der in der Eisenbahnstraße ansässige Norma-Lebensmittelmarkt eine Modernisierung bei gleichzeitiger Vergrößerung seiner Verkaufsfläche plante. Die bisherigen 700 Quadratmeter sollten auf insgesamt 2000 Quadratmeter aufgestockt werden. Da dies auf dem bisherigen Grundstück in der Eisenbahnstraße 5 und 6 nicht realisiert werden konnte, wurden zuvor die Grundstücke Eisenbahnstraße 4/4a angekauft. Die dort befindlichen Altbauten sollten für den geplanten Neubau abgerissen werden.
Diese Ankündigung führte in der Presse damals zu Protest von Lesern und Leserinnen, die den Verlust von historischer Bausubstanz befürchteten und sich für den Erhalt dieser Bauten aussprachen. In der Tat fristeten die in Weiß gehaltenen Zwillingsbauten seit Jahren ein trauriges Dasein, waren jedoch bildprägend in der sehr heterogenen Eisenbahnstraße. Anfang 2018 wurde durch die Stadtvertretung schließlich der Beschluss für die Aufstellung eines Bebauungsplanes gefasst. Dieser war notwendig für die umfangreichen Maßnahmen auf dem betroffenen Areal.
Nachdem der Bebauungsplan im Jahr 2019 öffentlich auslag und auch zu dieser Zeit in der Presse über die Planung des Abrisses erneut berichtet und Protestbriefe abgedruckt worden waren, vergingen wieder viele Monate ohne sichtbare Zeichen eines baldigen Abriss- oder Baubeginns.
Im Jahr 2022 war es nun soweit und das Ende der historischen Gebäude besiegelt. Die erfolgten Abrissarbeiten sind nun für mich der Anlass, über dieses Bauvorhaben zu berichten, welches aufgrund seiner Zentralität und Nähe zur historischen Altstadt sicherlich erwähnenswert ist. Die beiden Zwillingsbauten wurden ziemlich rasch abgebrochen, um Platz für die Baumaßnahmen im Inneren des Quartiers zu schaffen. Auch der ursprüngliche Norma-Markt wurde nach Schließung komplett abgetragen.
Ende November 2022 wurde mit den Fundamentarbeiten für den Ersatzneubau begonnen. Diese sind auf den nachfolgenden Aufnahmen nicht erkennbar, aber Ziel meines nächsten Rundgangs. Die Fotos von der Eisenbahnstraße zeigen das große Loch in der westlichen Baustruktur. Der Norma-Markt soll bis an die Straße heranreichen. Darüber sind nach Aussage des Investors Wohnungen geplant.
Die beiden nördlich angrenzenden Altbauten wurden im EG teilweise ebenso durch den Norma genutzt. Hier werden wohl im Zuge des Neubaus Umbauarbeiten stattfinden.
An dieser Stelle zeige ich selbstverständlich Fotos von den ursprünglichen Bestandsbauten (Aufnahmen von 2020, Hofseite von 2015):
Beide Bauten waren ursprünglich in der Denkmalliste des Landkreises Rostock eingetragen gewesen. 2015 wurde im Zuge von notwendigen Instandsetzungen eine Ortsbegehung durchgeführt, bei welcher festgestellt worden war, dass der authentische, substanzielle Zeugniswert bereits überwiegend verloren gegangen sei. Umnutzungen, Aufstockungen auf der Hofseite sowie die Erneuerung des Dachtragwerks hätten schon vor 1990 zu einem Substanzverlust beigetragen. Die beiden zweigeschossigen Wohnbauten waren nahezu symmetrisch und mit einer feinen Putzgliederung gestaltet, welche aus der Entstehungszeit erhalten geblieben sind. Die Fassaden waren letztlich jedoch nicht als denkmalwürdig angesehen worden.
Mit Zustimmung des Landesamts sind die Häuser schließlich vor wenigen Jahren aus der Denkmalliste gestrichen worden.
Die Hoffassaden machten bereits vor vielen Jahren einen bedauerlichen Eindruck. Hier sind auch die oben genannten Aufstockungen bei der Nummer 4a ersichtlich.
Die abgebildeten Fotografien sind durch mich aufgenommen worden und bei Gebrauch mit ©RianMa zu kennzeichnen. Vielen Dank.