Zerstörung Borwinbrunnen zum Jahreswechsel 2017/18
In den letzten Jahren habe ich noch keinen einzigen Beitrag über den historischen Borwinbrunnen am Güstrower Pferdemarkt verfasst, der zu Ehren des Gründungsvaters der Barlachstadt, Heinrich Borwin II., im Jahr 1889 errichtet worden war. In der Silvesternacht vom 31.12.2017 zum 01.01.2018 hatten es Unbekannte geschafft, Pyrotechnik in der oberen Brunnenschale anzubringen und zu zünden. Aufgrund der gewaltigen Wucht der Explosion wurde ein beträchtlicher Teil des Sandsteinmonuments auseinandergesprengt.
Die Tat sorgte Anfang des letzten Jahres für Fassungslosigkeit innerhalb der Bevölkerung. Die bewusst herbeigeführte Zerstörung des Borwinbrunnens wurde gefilmt und kurz darauf in sozialen Netzwerken publiziert. Das umfangreiche Videomaterial ermöglichte es der Polizei, bereits nach einem Tag einen Ermittlungserfolg vorweisen zu können. Festgenommen wurde ein 30-jähriger Güstrower, der nach einer erfolgten Durchsuchung seiner Wohnung aufgrund der erdrückenden Beweislast gestanden hatte, die Tat begangen zu haben.
Die Kosten der notwendigen Reparatur wurden zunächst auf mindestens 100 000 Euro geschätzt. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen. Im Febuar war schließlich durch die Stadt entschieden worden, Gelder des städtischen Etats und die eingegangenen Spenden für eine zügige Beseitigung der Schäden nutzen zu wollen, ohne auf Gelder aus möglichen Schadensersatzforderungen gegen den Täter zu warten. Man vermutete, dass bei den finanziellen Mitteln des 30-Jährigen wenig zu holen sei.
Im Sommer wurde betont, man wolle mit der Reparatur des stark beschädigten Brunnens noch im September 2018 beginnen. Dazu wurden bereits frühzeitig Restauratoren und Statiker hinzugezogen, deren Gutachten klären sollten, ob die Schale lediglich restauriert und ergänzt oder doch komplett ausgewechselt werden muss. Die Prüfungen ergaben letztlich, dass eine Restaurierung und Ergänzung des zerstörten Brunnens aus wirtschaftlich und denkmalpflegerischer Sicht zu favorisieren sei. Hierbei soll die Schale mit wiederverwendbaren Bruchstücken sowie neu modellierten Elementen mithilfe eines Spezialklebers zusammengefügt und wiederhergestellt werden.
Im Herbst verkündete die Stadt, mit der Reparatur doch erst im nächsten Jahr beginnen zu wollen. Grund hierfür war die Option, für die Maßnahme Fördergelder in Höhe von 50 Prozent der Sanierungskosten beantragen zu können, um den städtischen Haushalt zu entlasten. Eine Rückmeldung sollte es hier bis Ende November geben, wobei die Ausschreibung der Bauleistungen bis dahin ausgesetzt werden mussten. Der aktuelle Eindruck macht deutlich, dass die Sanierung nach wie vor nicht begonnen worden ist. Das Brunnendenkmal ist vollständig umzäunt und die obere Brunnenschale wird durch Planen abgedeckt. Die Sanierung sollte jedoch bald beginnen.
Im November hat die Rostocker Staatsanwaltschaft Anklage gegen den ermittelten Täter erhoben. Ihm wird die 'Gefährdung von fremden Sachen von bedeutendem Wert durch Herbeiführen einer Explosion mittels Sprengstoff' vorgeworfen. Das Strafmaß sieht eine Freiheitsstrafe von einem bis zu fünfzehn Jahren vor. Bei einer Auslegung als minderschwerer Fall wären es sechs Monate bis fünf Jahre. Auch hier ist der Ausgang weiter offen.