Leipzig: Jahnallee 61 vulgo Capa-Haus (Split aus Bauerbe-Thread)

  • Rein äußerlich sieht man wenig, was eine Ersatzvornahme rechtfertigen würde (im Gegensatz zu manch anderem Abrisskandidaten). Das Dach scheint ja auch noch intakt zu sein, das Satellitenbild lässt einige rückwärtige Partien erkennen, die offenbar nachträglich abgedichtet wurden – aber Ersatzvornahme ist doch eigentlich nur zu rechtfertigen, wenn das Gebäude auseinanderzufallen droht?


    Zur Bedeutung des Gebäudes braucht man wohl sonst nichts mehr zu schreiben. Jeder, der schonmal mit der Straßenbahn nach Lindenau hineingefahren ist (oder mit dem Auto), erkennt auch ohne Interesse an Architektur, wie bedeutend dieses Gebäude ist. Dass trotz aller positiven Signale und Meldungen sowas noch 2011 überhaupt ernsthaft erwogen wird, finde ich gelinde gesagt schockierend.

  • ^ Dazu hatte sich LE Mon. hist. hier geäußert: es sind wohl Decken durchgebrochen, wodurch die Aussteiffung des Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist. Ursache der jetzigen Situation ist wohl, dass sich das Gebäude in Händen eines großen Bauträgers befindet, der bereits seit Jahren die Sanierung angekündigt, aber augenscheinlich keine Maßnahmen zur Sicherung ergriffen hat. Aus diesem Grund ist das Gebäude sicherlich auch nicht auf der Sicherungsliste der Stadt gelandet, diese ist ja nicht dafür gedacht, Sanierer finanziell zu unterstützen.

  • geplanter Abriss der Jahnallee 61 an der Angebrücke

    Der geplante Abriss der Jahnallee 61 an der Angebrücke ist ja seit der Plakataktion am Wochenende in aller Munde. Was kann man da tun? Das Haus muss unbedingt erhalten bleiben! Abriss wäre eine Katastrophe für dieses Torhaus zum Leipziger Westen. Das ganze Ensemble bis hin zur MuKo droht damit aufzureißen.

  • Ich kann nur aus meinen Erfahrungen in Hessen sprechen: Leserbriefe schreiben, an den Bürgersprechstunden der Ortsbeiräte (was analoges wird's wohl in Leipzig geben?) und des Bauausschusses teilnnehmen und sich Gehör verschaffen, Flyer drucken lassen und verteilen. Vielleicht mal im Bekanntenkreis oder an der Uni bei den entsprechenden Studiengängen fragen, ob jemand eine Visualisierung ohne das Haus machen kann.


    Dabei nicht einfach nur auf Protest machen, damit man nicht in der Wutbürgerecke landet, sondern konstruktive Vorschläge, in diesem Fall ganz klar, dass das Gebäude auf die Gebäudesicherungsliste muss. Betonen, dass man alles erhalten kann, wenn man denn nur will. „Nicht zu erhalten“ benutzen weder Architekten noch Denkmalpfleger, sondern einzig Investmenthaie und Politiker.

  • na ja, eine voraussetzung für die aufnahme in das städtische gebäudesicherungsprogramm ist natürlich die einwilligung des betreffenden hauseigentümers. und bei der jahnalle 61 scheint ja leider nicht ganz klar zu sein, wer das ist und was er will...


    ps.: die kurt-eisner-straße 37 ist sehr gut geworden. erfreulich zudem, dass im erdgeschoss die geschäftsräume beibehalten wurden.

  • Jahnallee 61
    Liebe User,


    der Vorsitzende des Ortskuratoriums der Dt. Stiftung Denkmalschutz und Mitglied des Stadtforums etc. (Niels Gormsen) hat sich nach meiner Aufforderung / Hinweis per Mail an die Stadt Leipzig gewandt mit dem Hinweis, dass das Gebäude zum Gebäudesicherungsprogramm gehören müsste und ob der Abriss wirklich kurz bevor steht.
    Auch das Stadtforum ist informiert, jedoch habe ich bisher noch keine Rückmeldung von deren Seite dazu gelesen oder gehört.


    Wollen wir hoffen, dass hier noch ein Abriss verhindert werden kann, auch wenn man nach Erfahrungen wie mit der Funkenburg, dem Kaufhaus am Brühl, dem Märchenhaus, dem Eckhaus am Waldplatz und vielen weiteren unbedingt erhaltenswerten Gebäuden nicht mehr viel Hoffnung habe, da die Stadt wie wir alle wissen auch mehrfach Häuser abgerissen hat, die nicht einsturzgefährdet waren, welche (mit entsprechender Geduld) heute längst saniert wären - siehe Friedrich-Ebert-Straße seit 2010 - ein Haus nach dem anderen wird saniert, teils sogar luxuriös, trotz Lage an einer Straßenbahntrasse und einer viel befahrenen Straße!


    An der Jahnallee ist zwar die Verkehrsanbindung perfekt (4 Bahnen vor der Tür) , aber die Umgebung ist laut und ich weiß nicht, inwieweit dort eine Chance ist, schnell einen Eigentümerwechsel einzuleiten... potentielle Sanierer wie GRK, Licon und Co. hätten das Gebäude sicher längst gekauft, wenn es für sie interessant wäre.
    MfG


    PS: Der Eigentümer ist die VICUS AG, es ist mir aber nicht bekannt, ob zwischenzeitlich ein Verkauf stattfand.

  • ^ Der Umgang mit Bauerbe auf Seiten der Stadt hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Die Nacht- und Nebelabbrüche (Eckhaus Karl-Heine-Straße / Ecke Zschochersche Straße) sowie jene, die aus überholten Infrastrukturmaßnahmen (Ausbau Friedrich-Ebert-Str.) resultierten, gehören Gott sei Dank der Vergangenheit an. Nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen Bewusstseins, dass die Stadt über einen in Deutschland einmaligen und vielfältigen Altbaubestand besitzt und der anhaltenden Re-Urbanisierung der Gründerzeitquartiere und damit einhergehenden Sanierungen und Neunutzungen derselben. Das halbe Dutzend, das jetzt noch im Jahr abgebrochen wird, geht nicht aufs Konto der Stadt.


    So auch bei der Jahnallee 61. Wenn es sich bewahrheitet, was LE Mon. hist. hier geschrieben hat und der Eigentümer aus welchen Gründen auch immer nicht imstande ist, seine Immobilie zu sichern, dann hat die Stadt wenig Handlungsspielraum, um die Sicherheit der Passanten nicht zu gefährden. Wollen wir hoffen, dass ein Abriss noch verhindert werden kann.

  • So auch bei der Jahnallee 61. Wenn es sich bewahrheitet, was LE Mon. hist. hier geschrieben hat und der Eigentümer aus welchen Gründen auch immer nicht imstande ist, seine Immobilie zu sichern, dann hat die Stadt wenig Handlungsspielraum, um die Sicherheit der Passanten nicht zu gefährden. Wollen wir hoffen, dass ein Abriss noch verhindert werden kann.


    - Welche Handlungsspielräume hat die Stadt denn? Darf sie bei akuten Gefahren nur abreissen oder auch sichern? Und welche Rolle spielt dabei das Gebäudesicherungsprogramm?
    - Ist der Zustand des Gebäudes tatsächlich so dramatisch? Ich habe im Netz einige Bilder vom Juni 2011 (?) gefunden (http://jetrompelemonde.blogspo…2011/06/jahnallee-61.html). Einiges wirkt da für mich als Baulaien zwar kritisch (z.B. https://lh5.googleusercontent.…5Y83uQk/s800/IMG_2956.JPG), aber von Deckendurchbrüchen ist dort noch nichts zu sehen.

  • JAHNALLEE 61


    Die L-IZ schreibt zum Altbau in der Jahnallee 61. Hoffen wir, dass sich jemand findet, der das Gebäude vor dem Einsturz bewahren kann. Selbst wenn man nur die Fassade erhalten würde, wäre es wohl ziemlich schwer, jemanden zufinden, der dahinter etwas neues hochzieht. Auch wenn ich da ganz spontan an den Fassadenerhalt Seeburg-/Talstraße denke und wie es heute aussieht.

  • tja, mist.


    Wäre es denn bautechnisch möglich und sinnvoll das Gebäude soweit zu sichern das die Einsturzgefahr fürs erste gebannt wäre und man einige Monate Zeit gewinnen würde? Und welche ungefähren Kosten würde das mit sich ziehen? Vielleicht liesse sich mit Spendenaktionen, Anfragen bei Stiftungen etc. ja noch was machen (dann würde ich allerdings erwarten, dass das Gebäude mehr oder weniger verschenkt wird und denkmalschutztechnisch auch nicht allzu viele Kompromisse gemacht werden...)


    Hat jemand gute/freundliche Fotos von der Fassade die man evtl. kreuz und quer durchs Internet posten könnte?

  • Das Stadtforum Leipzig hat die Antwort der Stadt Leipzig an Nils Gormsen betreffs Jahnallee 61 im Umlauf geschickt. Ich denke, das Zitat ist damit okay. (@Admin: ansonsten bitte löschen)

  • Jahnallee 61 in Flammen


    Als ich gestern am Eckgebäude "Jahnallee 61" vorbei kam, hatte ich mich schon gewundert, warum an einigen Ecken Schnee lag (Schaum aus dem Feuerlöscher)... und nun lese ich der Bild Leipzig, dass gestern um 0.30 Uhr der Dachstuhl gebrannt hat! Das Gebäude an sich steht aber noch, fragt sich nur wie lange. Dazu noch ein Artikel der LVZ.

    2 Mal editiert, zuletzt von DAvE LE () aus folgendem Grund: LVZ-Artikel hinzugefügt.

  • Das ist bitter, sieht heftig aus der Brand. Dürfte es wohl gewesen sein für die Bemühungen um den Erhalt. Die Investorensucher dürfte nun jedenfalls noch schwieriger wenn nicht unmöglicher werden als zuvor.

  • darauf hab ich gewartet. was mich echt rasend macht ist: menschen wissen bescheid, menschen schweigen still. traurig, die substanz vor ort ist, jedoch nicht das kapital...

  • Der Dachstuhl hat gebrannt, das Haus ist nicht ausgebrannt. Alleine die Tatsache, dass dort am Folgetag noch ein Fotoreporter bis unter das Dach kam, zeigt, dass die übrigen Geschossdecken noch überwiegend intakt sind. Allerdings wird es vor dem Hintergrund des untätigen Eigentümers wirklich spannend in Bezug auf den Ernst der Erhaltungsbemühungen auch seitens der Stadt. Denn nun muss natürlich sofort ein neues Notdach her.

  • Mhm...überraschend kommt das leider nicht. Dennoch hoffe ich auf Rettung dieses stadtbildprägenden Baus, wäre in Leipzig ja nicht das erste Mal, dass auch nach Bränden saniert wird.

  • Jahnallee 61, Luppenstraße 28 und 26

    Die LVZ berichtet heute ueber die am 10. Februar 2012 anstehenden Zwangsversteigerungen der drei Haeuser. Da sie auch im Hinblick auf Groesse und Zustand von Interesse sein duerften, zitiere ich ausfuehrlicher aus der Ankuendigung des Leipziger Amtsgerichtes auf ZVG-Portal.de:


    0457 K 0466/ 2011 (letzte Aktualisierung: 20-12-2011 13:33)
    Art der Versteigerung: Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung
    Grundbuch: Grundbuch von Lindenau (GBA Leipzig) Blatt 1292
    BVNr. 1: Flst. 1021, Gebäude- und Freifläche zu 530 m²
    Objekt/Lage: Mehrfamilienhaus: Luppenstr. 28, 04177 Leipzig, Lindnau
    Beschreibung: Mehrfamilienwohnhaus unter Denkmalschutz als Bestandteil eines aus 3 Häusern bestehenden Gebäudekomplexes an verkehrsreichem Knotenpunkt nahe Sportforum/Kleinmessegelände; 4-geschossiges, unterkellertes Gebäude mit nicht ausgebautem DG; Baujahr um 1900, unsaniert, schlechter baulicher Zustand, latente Einsturzgefahr; fiktive Wohnfläche nach Sanierung ca. 1.500 m².
    Verkehrswert in €: 1,00 €
    Termin: Freitag, 10. Februar 2012, 10:00 Uhr
    Ort der Versteigerung: Saal 056, EG, Amtsgericht Leipzig, Bernhard-Göring-Str. 64, 04275 Leipzig
    Informationen zum Gläubiger: Landesbank Hessen-Thüringen Tel. 069/9132-2339 Herr Walter; AZ: MT-256500/hw 800047853


    0456 K 0464/ 2011 (letzte Aktualisierung: 15-12-2011 09:27)
    Art der Versteigerung: Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung
    Grundbuch: von Lindenau (GBA Leipzig) Blatt 1263, 1341
    456 K 464/11: Blatt 1263: BV-Nr. 1, Flst. 1/r, zu 920 qm
    456 K 465/11: Blatt 1341: BV-Nr. 1, Flst. 1/s, zu 550 qm
    Objekt/Lage: 2 Mehrfamilienhäuser: Jahnallee/Luppenstr 61/26, 04177 Leipzig, Lindenau
    Beschreibung: Zwei Wohn- und Geschäftshäuser, an verkehrsreichem Knotenpunkt Nahe Sportforum & Kleinmessegelände, Baujahr um 1900, unsaniert, leerstehend, zum Teil Einsturz gefährdet, als wirtschaftliche Einheit mit dem weiteren Objekt Luppenstraße 28 zu sehen.
    Verkehrswert in €:
    Blatt 1263: € 1,-
    Blatt 1341: € 10.000,-
    Termin: Freitag, 10. Februar 2012, 10:00 Uhr
    Ort der Versteigerung: Saal 056, EG, Amtsgericht Leipzig, Bernhard-Göring-Str. 64, 04275 Leipzig
    Informationen zum Gläubiger: Helaba Landesbank Hessen-Thüringen: Tel.: 069/91322339; Az: MT-256500/hw 800 047 853


    Die unter der Luppenstr. 28 genannte "fiktive Wohnfläche nach Sanierung ca. 1.500 m²" duerfte sich allerdings auf alle drei Haeuser zusammen beziehen.


    Desweiteren teilte Polizeisprecher Mario Weigelt gestern mit, dass sich die Ermittlungen zur Brandursache „äußerst schwierig“ gestalten. Einerseits sei nicht nur das Dach zerstört worden, sondern ebenfalls die dorthin führende Treppe. „Andererseits besteht dort oben Einsturzgefahr, was natürlich auch von unseren Ermittlern beachtet werden muss.“ Angesichts der Fotografien in der LVZ online vom Zustand des Daches verwundern diese Aussagen doch ein wenig. Sollte man den Ermittlern mal eine Haushaltsleiter leihen, wenn das ihnen weiterhilft?


    Die Fotografen stellten unter anderem "ein recht frisches Matratzenlager mit gut gefülltem Aschenbecher, das eventuell von Obdachlosen stammen könnte", fest. Aber das gibt es nach meinen "Exkursionen" schon laengere Zeit und duerfte kaum fuer den Brand in Frage kommen.


    Stadtsprecher Matthias Hasberg erklärte gegenueber der LVZ, nach Ansicht des Bauordnungsamtes sei „die Standfestigkeit des Hauses derzeit noch gegeben.“ Da allerdings nicht ausgeschlossen werden koenne, dass Gebäudeteile auf die Straße fallen, bleibe der Bereich vor dem Haus weiterhin gesperrt. „Die Stadt wird das ihr Mögliche tun, um diese Gebäude zu erhalten“, versicherte Hasberg.


    Gestern wurde im Rathaus eine Petition einer deutsch-amerikanischen Bürgerinitiative ueberreicht, die sich seit zwei Monaten für die Rettung der Häuser und für die Erforschung ihrer Geschichte einsetzt. Eine der Unteryeichnerinnen ist Joan Frost aus North Carolina, die Nichte des 1945 auf einem Balkon in der Jahnallee 61 erschossenen US-Soldaten Raymond J. Bowman. Die Bürgerinitiative bittet in ihrem Schreiben den Leipziger Oberbürgermeister, „dieses wichtige Gebäude im Interesse künftiger Generationen als Mahnmal gegen den Krieg zu retten.


    Und abschliessend die wichtigste Nachricht. Nach LVZ-Informationen steht die Landesbank Hessen-Thüringenin einem weit gediehenen Verkaufsprozess mit einem Investor aus Schleswig-Holstein, der die Häuser an der Jahnallee zügig instand setzen will.


    PS:
    L-IZ, 02.01.2012, Gernot Borriss
    Bedrohtes Haus Jahnallee 61: Dachstuhl brannte in der Neujahrsnacht
    http://www.l-iz.de/Politik/Bre…61-Dachstuhl-brannte.html

  • LE Mon. hist. - Dankeschön für die Infos!


    Anbei noch Bilder vom Brand der Jahnallee 61, welche man eigentlich nicht wirklich sehen will, von der Webseite der Leipziger Feuerwehr, ganz unten, und hier. >>



    Heute Vormittag aufgenommen.




    In der Luppenstraße mit dem Nachbargebäude Hausnummer 28.


    Wenn ich mich nicht täusche, wurde diese Bilder hier noch nicht gezeigt >> http://www.lipinski.de//capa/index.php

    4 Mal editiert, zuletzt von DAvE LE () aus folgendem Grund: Bilder und letzter Bild-Link hinzugefügt.

  • Das Capa-Haus wird langsam auch überregional von Interesse. Unter der Überschrift „Der Häuserkampf von Leipzig“ ist in der heutigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung ein halbseitiger Artikel erschienen, der die Geschichte und jetzigen Geschehnisse um das Haus beschreibt. Bleibt nur zu hoffen, daß die größere Bekanntheit vielleicht etwas zur möglichen Rettung des Hauses beiträgt.

  • Heute konnte man zumindest sehen, wie das Dach von einer Gebäudesicherungsfirma in Augenschein genommen wurde. Ich denke mal, da geht es aber in erster Linie um mögliche abstürzende Gebäudeteile.