Trümmerkultstadt Berlin?

  • Trümmerkultstadt Berlin?

    Treverer
    Wie schön, daß Du uns zum wiederholten Mal in diesem Thread wissen läßt, daß Du ein um Spuren der jüngeren Geschichte bereinigtes Stadtbild für Berlin bevorzugen würdest, insbesondere, wenn es sich um "so prächtige Vertreter des Späthistorismus" handelt.
    Erlaube mir aber eine Gegenfrage: Befürwortest Du auch die Wiederherstellung des originalen Erscheinungsbilds der Porta Nigra in Trier?


    Der Beitrag und die fortfolgenden wurden aus diesem Thread herausgegliedert.
    Bato

  • Es ist schon vermessen die Porta Nigra mit einem schmucken Bau des Späthistorismus zu vergleichen. Das ist nicht nur architektonisch nicht vergleichbar, auch kulturhistorisch - soweit ich weiss haben wir nur noch eine Handvoll römische Stadttore in Europa. Zudem meine ich mich daran zu erinnern, dass das Erscheinungsbild der Porta zur Römerzeit keineswegs gesichert belegt ist, mithin wäre eine Rekonstruktion stark von Spekulation durchsetzt und kaum wissenschaftlich gesichert.


    Der irrige Vergleich trifft jedoch in sofern die Sache, als dass diese Gleichsetzung landauf landab stattfindet. So finden sich bspw. im Neuen Museum die Folgen einer durch Frost geplatzten Wasserleitung aus dem Jahre 1957 mit gleicher Akribie "restauratorisch gesichert" wie kunstvolle Wandmalereien im Stil der Zeit oder Skulpturen.


    Vorgeblich geht es bei diesen Maßnahmen stets darum "alle Zeitschichten des Gebäudes zu zeigen" und "nicht zu werten", faktisch findet eben letzteres dadurch statt, dass man das wichtigste zerstört: den ursprünglichen Entwurf des Architekten, entstanden im Diskurs mit seinem Bauherren. Ich kann eben weder im zitierten Fall des Späthistorismus noch im Falle des Neuen Museums die Architektur des Originals erleben und beurteilen (nicht einmal in einem Raum!) sondern muss mich stets erst durch eine wilde Collage - bestenfalls zeitgeistig, schlechtestenfalls vorsätzlich politisch - gewerteten Schichten kämpfen.


    Da drängt sich mir zumindest der Verdacht auf, dass mir unter der harmlosen Überschrift der "Wissenschaftlichkeit" ein Architektur-Erlebnis vorenthalten wird. Ich werde für unmündig erklärt, mich mit dem Originalentwurf auseinanderzusetzen und mir wird vorgesetzt, was ich politisch korrekt zu denken habe.


    Um zum Schluss bei dem Beispiel des Neuen Museums zu bleiben: mich interessiert nicht, was Chipperfield vom Neuen Museum hält, ich hätte gern gewußt und erlebt wie es sich Stüler gedacht hat.

  • Treverer
    Aus Deiner Antwort schließe ich, daß Du für Triers Porta Nigra also keineswegs in ihrem jetzigen durch die Spuren der Zeit geprägten Erscheinungsbild einen Wiederherstellungsbedarf siehst; um mit meinen "dummen" Fragen fortzufahren:
    Warum willst Du die Spuren des für Berlin wahrscheinlich wichtigsten Ereignisses seiner Geschichte getilgt sehen, während die Spuren der Zeit in anderen Fällen für Dich offenbar weniger problematisch sind?
    Hast Du Vorbehalte gegen eine flächendeckende auch physisch-haptisch in Berlin gegebene Erinnerung an den 2. Weltkrieg und die Schlacht um Berlin?

  • Ja, ich habe Bedenken gegen "eine flächendeckende auch physisch-haptisch in Berlin gegebene Erinnerung an den 2. Weltkrieg und die Schlacht um Berlin", weil erstens der Zweite WK nicht das "wichtigste Ereignis der Geschichte" ist und zweitens dem 2. Wk in all seinen Facetten schon an fast jeder Strassenecke gedacht wird.

  • Hier würde mich interessieren, ob eigentlich nur in Deutschland dieser (m.M.n. absurde) 2.WK-Trümmer-Kult gepflegt wird, oder auch in anderen ehemals beteiligten Ländern.


    Die Gedächtniskirche als solitäres und gut sichtbares Mahnmal lasse ich mir noch gefallen, aber wenn ich mir die Auswirkungen dieses Ereignisses in Erinnerung rufen möchte, ist es für mich ausreichend, wenn ich mich auf den Stuttgarter Marktplatz stelle. Und das kann jeder in jeder größeren deutschen Stadt.

  • Eben! Schon mal dran gedacht, dass es in Berlin auch noch Berliner gibt? Diese möchten vielleicht eher in einer schönen und harmonische leben und in nem Freilichtmuseum für Touristen. Und selbst diese möchten vielleicht weniger zw. bröckelnden Fassaden und leeren Eckgrundstücken umherwandeln...

  • Also bitte. In einem durchsanierten und inzwischen auch in den letzten Lücken stark bebauten Berlin-Mitte davon zu sprechen, dass an beinahe jeder Ecke dem zweiten Weltkrieg gedacht wird und zu suggerieren, die Stadt wäre von solchen Fassaden wie der hier diskutierten geprägt und das die deswegen weg könnten, ist doch absurd. Bloß weil man behauptet, in Berlin-Mitte würden sämtliche Fassaden auf dem Stand von Mai 1945 gehalten, wird es noch lange nicht wahr.


    Und nein: Marx-Engels-Forum oder Fernsehturm sind keine Erinnerung an den zweiten Weltkrieg, sondern an die sozialistische Ära. Genauso wie irgendwelche 50er-Jahre-Bauten keine Weltkriegserinnerung sind.

  • Was mich auch noch einmal interessieren würde, warum die Konservierung der Spuren des 2. Weltkrieges immer nur die vormodernen Bauten trifft und die Vertreter der klassischen Moderne stets lückenlos, rückstandsfrei und originalgetreu restauriert werden. Ja sogar Rekos sind bei klassischer Moderne problemlos (Dessauer Meisterhäuser), auch in den Augen von geistesmilitanten Schloßgegenern wie Philipp Oswald.


    Es scheint mir doch ein ideologischer Hintergrund vorhanden zu sein...


    @ Dase BLN: Berlin-Mitte ist doch nicht "durchsaniert" und "in die letzten Lücken bebaut". Das trifft vielleicht für die Spandauer Vorstadt zu, aber nicht für die historische Mitte zwischen Brandenburger Tor und Alex. Und geanu hier gibt es alle 500 Meter eine Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, da darf ja nicht einmal der Neue Marstall seinen Tympanon zurückbekommen (obwohl der im Depot liegt) und die wenigen Rekonstruktionsprojekte wie das Schloß oder die Kommandantur müssen unbedingt eine "moderne" Seite haben.

  • ^ Und was hat eine "moderne" Seite oder die Nichtaufstellung von im Depot liegenden Tympanonen mit der expliziten Erinnerung an den 2. Weltkrieg zu tun? Richtig: Nichts.

  • Na ohne WK2 und die darauf folgenden Ideologien in Verbindung mit dem Wiederaufbau, stünde der Tympanon wohl noch da, wo er hingehört. Und obwohl (oder eher "weil") diese Ideologien inzw. Geschichte sind, steht er immer noch im Depot. Recht simpel, oder? Sonst könnte das ja den Eindruck verfälschen und man könnte denken, er sei nie weg gewesen. Wär natürlich schlimmer, als zu denken, es habe nie einen gegeben.

  • Wie sind wir nun zu dieser Diskussion in diesem Thread gekommen? Weil neben dem längst fertigestellten Projekt "Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum / HU-Universitätsbibliothek" nun ein neues Schickes-Wohnen-in-Mitte-Bauprojekt vorgestellt wurde, das aus mehreren Gebäuden besteht - von denen EINES ein Altbau ist, der unter Konservierung von Kriegs- und Verfallschäden saniert wurde. (Übrigens gefällt mit das Gebäude in dem Zustand durchaus gut).
    Von daher kann diese Diskussion auch gern verschoben werden.


    Ja, in Berlin werden an mehr Gebäuden die Spuren der Kriegsschäden konserviert als in anderen, vor allem westdeutschen Städten und vor allem Städten in anderen Ländern. Dafür gibt es mehrere Gründe: Berlin war nun mal auch die Hauptstadt in der Nazizeit, im Ostteil blieben zahlreiche Kriegsruinen und Brachen bis in die 90er Jahre (und teilweise bis heute) bestehen, wodurch ein Konservieren dieser Spuren erst möglich ist (in Westdeutschland wurde schon viel früher alles mehr oder weniger gelungen wiederaufgebaut und erneuert), und sicher mag es auch ein klein wenig Mode oder Konzept sein.


    Aber von einem "2.WK-Trümmer-Kult" zu sprechen, ist nun doch stark übertrieben. Auch in der Umgebung der Museumsinsel dominieren Neubauten oder schicksanierte Gebäude. Dass es immer noch einige Brachen und unsanierte Gebäude und sogar Ruinen gibt, hat nun wirklich nichts mit einem Kult zu tun.


    Selbst dem Neuen Museum mit seinem meinetwegen umstrittenen Wiederaufbaukonzept sieht man von außen die Kriegsschäden nur bei genauerem Hinschauen an. Man sieht die modernen Ergänzungen und die teils geschwärzten und mit Einschusslöchern versehenen Säulen der Kolonnaden, aber eine Ruine sieht anders aus. Inzwischen finde ich den Kolonnadenhof sogar sehr gelungen, diese Spuren stören mich nicht mehr.


    Innen kann man eher diskutieren, aber man hätte auch bei einem anderen Wiederaufbaukozept kaum alle Räume in der pathetisch-kitschigen Gestaltung der Zeit um 1860 wieder hergestellt - das damalige Ausstellungskonzept ist nun wirklich nicht mehr zeitgemäß, es hatte (aus damaliger Sicht verständlich) ganz andere Zielsetzungen.


    Ich bin zwar kein gebürtiger Berliner, lebe aber seit über 25 Jahren hier und kann dennoch mit der baulichen Situation in der Gegend gut leben. Hinsichtlich einer "Harmonie" stören mich eher die zahllosen Baustellen. Wenn ich was "schönes und harmonisches" sehen will, kann ich zum Chamissoplatz gehen oder in zahlreiche andere Kieze Berlins. Wobei genau diese Beschreibung doch sogar auf den Kolonnadenhof vor der alten Nationalgalerie zutrifft! Zwischen bröckelnden Fassaden und leeren Eckgrundstücken umherwandeln kann ich übrigens sogar im Ruhrgebiet oder in Ludwigshafen.

  • Habe ich gesagt, es gäbe keine schönen Ecken? Es geht darum, dass man an einigen wichtigen/markanten Gebäuden die Schäden belässt. Der Kolonnadenhof der ANG ist sehr schön, keine Frage. Aber auch da herrscht absichtlich eine morbide Romantik vor. Wobei es sicher besser gewesen ist, die Löcher zu belassen, als sie mit neuem Stein zu füllen, sodass es am Schluss wie ein Flickenteppich aussieht. Dem Neuen Museum siehste die Kriegsschäden schon von weitem an, weil es zur Hälfte nicht mehr existiert und auch nicht wiederhergestellt wurde.


    Na dann gibts eben auch woanders bröckelnde Fassaden. Wieso daran orientieren? Es geht ja auch nicht darum, dass man nicht alles saniert hat bisher. Sondern, dass man es absichtlich so belässt. Ist ja ein kleiner Untescheid. Sagst es ja selbst ("(...) wodurch ein Konservieren dieser Spuren erst möglich ist."). Was hat dieses Gebäude damit zu tun, dass Berlin mal "Nazihauptstadt" war? Es war auch unter anderen Umständen schon Hauptstadt. Wieso nimmt man nicht das las Maßstab.

  • Wo gibt es denn am Brandenburger Tor, in der Friedrichstraße oder am Gendarmenmarkt extra erhaltene verfallene Fassaden? Es gibt ein paar Beispiele, aus denen hier einige Interessierte einen angeblichen Trend bzw. Sanierungsmaxime basteln.


    Im Übrigen sind Gebäude aus DDR-Zeiten oder der eingemottete Tympanon zwar eine Folge des zweiten Weltkrieges aber nicht in ihrem jetzigen Zustand, weil man genau damit daran erinnern will.

  • @ Ben: Manches sehen wir nun mal mit unterschiedlichen Augen. Für dich dominiert vor der ANG morbide Romantik, für mich wirkt es in erster Linie harmonisch, edel, schön saniert und modern ergänzt - da können auch die tw. geschwärzten Säulen nichts dran ändern.


    Für mein Dafürhalten sind es nur wenige einzelne Gebäude, bei denen nach einer Sanierung kriegsbedingte Schäden sichtbar gelassen wurden, dir sind es halt zu viele.


    Und dass am NM die Neubau-Teile sichtbar sind, macht m. E. daraus noch lange keine Ruinenromantik.


    ja, Berlin war auch unter anderen Umständen schon Hauptstadt. "Wieso nimmt man nicht das als Maßstab?" Macht man ja. Es gibt schließlich genügend historische Bauwerke aus preußischer Zeit oder der Kaiserzeit oder sogar aus der Nazizeit, die (ganz ohne Kriegsschäden-Spuren) restauriert oder zumindest äußerlich weitgehend exakt wiederaufgebaut wurden. Sogar wesentlich mehr als solche, an denen man Kriegsspuren belassen hat. Das betrifft sowohl Einzelbauwerken (Schauspielhaus nebst Dome, Fassaden Reichstag, Kommode, Nikolaikirche, Schloss Charlottenburg usw. usw.) als auch Stadtviertel. In den altbau- und stuckdominierten Gründerzeitstraßen in Prenzlberg, Kreuzberg, Charlottenburg & Co. findet man so gut wie nie Kriegsspuren an den sanieren Fassaden.


    Zähl sie doch mal auf, die Gebäude, bei denen in der weiteren Umgebung der Museumsinsel Kriegsschäden bewusst konserviert wurden. Da ist das NM, das besagte Haus in der G.-Scholl-Str., möglicherweise wird es beim derzeit eingerüsteten Altbau Dorotheenstr./Kupfergraben der Fall sein und dann wird es doch schon dünn...


    Ich vermute mal ganz stark, auch bei den Königsdächern wird das Haus an der G.-Scholl-Str. das einzige bleiben, dass konservierte Kriegsschäden aufweist.

  • Konstantin
    Ich denke, daß auch wenn es manchen schwer verdaulich ist, der 2. Weltkrieg sehr wohl das wichtigste Ereignis ist, mit dem sich Berlin für immer im kollektiven Gedächtnis der Menschheit assoziiert sehen wird; quasi die "Urszene" dieser Stadt, auch mit allem was für den weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts weltweit, aber auch und gerade hier daraus folgte.
    Ich denke, daß die gegenwärtige internationale Attraktivität Berlins als Besuchsziel paradoxerweise gerade damit auch zu tun hat, eine Art uneingestandene Angstlust, die viele Besucher mit dieser Stadt verbinden, ein merkwürdiges Kontinuum aus zeitgenössischen zivilem Vergnügungspark für junge Erwachsene und einer Geschichte als Kapitale des Grauens...
    Berlin ist kein harmloser Ort, auch wenn manche sich das wünschen.
    Insofern ist es zumindest für meine Begriffe dem Wesen dieses Ortes viel angemessener, die wenigen noch Kriegsspuren aufweisenden Gebäude auch mit diesen Spuren zu konservieren;
    und um entgültig subjektiv zu werden: Ich empfinde den Kontrast von makelloser Glätte (Grimm-Zentrum) und ruinöser Haptik als sehr viel interessanter im Vergleich zu einer scheinbar "geheilten" Fassade im wiederhergestellten Originalzustand.


    Um noch einmal auf den Vergleich mit der Porta Nigra in Trier zurückzukommen (damit fing die ganze Diskussion ja an):
    Warum wird eigentlich unterschwellig unterschieden zwischen Spuren einer Geschichte, die problemlos hingenommen werden (im Fall der Porta Nigra ist ja grade ihr geschwärzter, "unsanierter" Zustand Teil der Ikonographie geworden), während die Erinnerung an den 2. Weltkrieg offenbar bei vielen einen Abwehrreflex auslöst?
    Ist es (zumindest aus deutscher Sicht) die "falsche" Geschichte, an die sich zu erinnern man da genötigt ist?
    Und: Empfinden eigentlich Italiener auch eine unangenehme Beklemmung beim Anblick römischer Ruinen anderswo, weil diese auf den Niedergang und die Überwindung des antiken römischen Imperiums verweisen?

  • Die Gedächtniskirche als solitäres und gut sichtbares Mahnmal lasse ich mir noch gefallen, aber...........


    Ich glaube in den meisten deutschen Großstädten sind zerstörte Kirchengebäude die letzten erhaltenen 2. Weltkriegs-Ruinen. Das liegt wohl daran dass der Wiederaufbau für die Kirche unwirtschaftlich wäre sie aber andererseits auch nicht bereit ist die Grundstücke für eine anderweitige Neubebauung zu verkaufen; wg. "heilig" und so.
    Deshalb hat man aus der Not eine Tugend gemacht und sie zu Mahnmalen erklärt und mit entsprechenden Schautafeln usw. versehen.


    Dass man jetzt an ein paar anderen Gebäuden die noch erhaltenen Einschusslöcher und Absplitterungen konserviert müsste doch für besonders geschichtsversessene Leute wie dich und Konstantin eigentlich ein Fest sein.


    "Es wird vergangene Geschichte sichtbar und erfahrbar für die Gegenwart und künftige Generationen erhalten usw. usf." Das ist doch ähnlich grandios wie irgendwelche erhaltenen Beschädigungen aus dem 30-jährigen Krieg u.ä.

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  • Süffisanter Threadname (die Moderatoren hier scheinen eine Vorliebe für subtilen Sarkasmus zu haben ;))


    Es gab meiner Meinung nach keinen einheitlichen "deutschen" Umgang mit den Trümmern des 2. Weltkrieges. In Süddeutschland wurde Wiederaufbau unideologisch überall dort betrieben wo man es sich finanziell leisten konnte, wozu natürlich Prioritäten gesetzt werden mussten. Obdachlosigkeit war erstmal dringlicher als Stuck wiederherzustellen. Und dort wo Rekonstruktionen aus diesem simplen Grund nicht möglich waren wurden die neuen Quartiere in aller Regel mit den exakt selben "alten" Straßenzügen und Parzellierungen in simpler Nachkriegsarchitektur neu erbaut. Die "Struktur" der Städte veränderte sich also kaum. Dem lag also keine politische Ideologie zu grunde, a lá "Bruch mit der bisherigen Kulturgeschichte", wie es meiner Ansicht nach in Berlin sicherlich zelebriert wurde - in beiden "Berlins", je nach politischer Blockideologie eben. In Westberlin hat man versucht amerikanisch zu bauen, gläserne Vorhangfassaden und Schwerpunkt auf KFZ Verkehr. In Ostberlin sah es eben irgendwie wie überall im Ostblock aus nachdem die großen Hauptstadtplanungen umgesetzt wurden.


    Ich denke mit Weltkrieg oder so hatte auch das nichts zu tun, das war sehr gegenwartsbezogene Architektur.

  • Eure Bestandsaufnahme von "richtig" sanierten Bauten ist ja sehr schön. Und weiter? Dass das Bodemuseum wieder aussieht, wie vor 100 Jahren, relativiert die Narben&Prothesen-Optik des Neuen Museums nicht - interessante und spannend hin oder her. Nur weil die positiven Beispiele überwiegen mögen, beließ und belässt man an genug anderen Gebäuden Schusslöcher und starke Patina (z.B. Kolonnadenhof, Elisabethkirche, Postfuhramt, Naturkundemuseum) oder abbröckenden Putz (eben die Kronenhöfe oder wie die heißen, das Innere der Parochialkirche). Nicht weils Geld fehlt o.ä., sondern wegen der pseudophilosophischen "Botschaft". Muss ja nicht alles wie geleckt aussehen. Aber muss es immer ein paar Quotenruinen pro Block geben?


    Sehen die Kronenhöfe überhaupt wegen des Krieges so aus? Wohl eher einfach wegen 60 Jahren Vernachlässigung. Muss man das Konservieren? Ist ja nicht mal ein Mahnmal...Ist schließlich nur "irgendein" Gebäude inner Seitenstraße. Im Gegensatz zu z.B. ner Gedächtniskirche, die ein Symbol für West Berlin und für/gegen den Kalten Krieg usw. ist.


    @Dase@Tympanon
    Dein Argument erschließt sich mir irgendwie nicht bzw. sagts nicht wirklich was anderes, als meins...

    Einmal editiert, zuletzt von Ben ()

  • Stolpersteine

    Das konservieren der Kriegsschäden ist eine Vergewaltigung derer, die viel Mühe und Esprit darauf verwendet haben,
    aus Deutschland wieder ein gut lebbares Land zu machen.
    Viel besser wäre es doch, an jedem (!) historischen Gebäude eine kleine Bildertafel anzubringen, die den
    Zustand 1930, 1945 und 1990 zeigt.
    Da würde Mancher - und nicht nur Touristen - ins Staunen und Grübeln geraten!