Europaviertel Lounge

  • FAZ-Artikel: "Ist das Europaviertel jetzt noch zu retten"

    Die FAZ schreibt am 6.4.2018 einen Artikel unter der Überschrift "Ist das Europaviertel jetzt noch zu retten"


    Angeblich wird das Europaviertel im Volksmund "Stalinallee" genannt. Ich konnte dies noch nicht feststellen.


    Bemängelt werden: fehlenden Cafes, Geschäfte und Restaurants


    Es wird als städtebauliche Fehlentwicklung dargestellt, als Trabantenstadt für Wochenendpendler.


    Als positives Gegenbeispiel wird die Planung der Seestadt Aspach in Wien genannt, wo die Stadt die Versorgungsinfrastruktur mitentwickelt und vorgegeben hat.


    Als aktuelle Aufhänger dienen:


    - DB Zentrale ohne Cafes und Geschäfte im EG
    - Umplanung von Restaurant auf Kita im Bereich Tel Aviv-Park
    - Ubahnbaustelle vor Cafe


    Fazit: Die "Stalinallee" ist deshalb so breit ausgefallen, weil die Grünen die Frischluftschneise retten wollten. Es ist richtig, dass das DB Campus Ensemble insgesamt gegenüber dem öffentlichen Raum zu geschlossen ist. Eine EG-Nutzung, wie es die FAZ vorschlägt, wäre sinnvoll. Dies kann aber auch noch nachgeholt werden. Die Kita-Umwandlung sehe ich auch als Fehler an. Allerdings gab es wenig Anfragen von Pächtern für die Fläche. Die Straße erst zu bauen und dann aufzureissen, war auch ein Fehler der Stadtplanung, wenn es auch Gründe dafür gab. Nicht erwähnt wurde, dass im Europaviertel viele Menschen gerne wohnen, weil es dort recht zentral gut geschnittene Neubauwohnungen mit Tiefgaragen gibt, die auch gerne von Expatriates genutzt werden.


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    Mod: Überschrift ergänzt.

  • Ich kann den FAZ-Artikel mehr als nachvollziehen. Das Europaviertel ist tot, was angesichts der Lage eine Katastrophe ist. Schließlich befindet man sich nur 2-4km von der Hauptwache entfernt (Luftlinie gemessen von Beginn und Ende der Europa-Allee), vom Hauptbahnhof gar nicht zu reden.


    Schon der (immer mal wieder kritisierte Riedberg) ist weitaus belebter und attraktiver. Dort hat man immerhin ein Stadtteilzentrum mit Einzelhandel und Gastronomie mit eingeplant, dass mittlerweile aus allen Nähten platzt.

  • Neues gutes Beispiel: Ein neues, billig wirkendes, Nagelstudio, im Volksmund "Nail Salon" genannt, im Praedium. 2 Mio. Wohnung und Maniküre für 25 EUR, hmm, ach ja mit Europaviertel-Zuschlag dann +70%.

  • Es ist gelinde gesagt missglückt, mehr als missglückt finde ich! Dass ganze rund ums vermeintliche Europaviertel wird, in welcher Form auch immer die "Nachwelt" sehr beschäftigen. Eine Urbanität wird sich dort nie einstellen, nie einstellen können. Das/ein Einkaufscenter, seinerzeit dort zu zulassen, ist m.M. ein großer Fehler!
    Und natürlich hätten man die U-Bahn schon 20 Jahre früher, bis in den Rebstock, durchbauen müssen. Oben dann kleinteiliger Busverkehr zur Erschließung des Gallus und des neuen Stadtteils!

  • Ausgangspunkt des FAZ-Artikels ist das Deutsche-Bahn-Hochhaus mit The Brick. Die Bahn hat bei der Anmietung bekundet, sie wolle einen "Campus". Mal davon abgesehen, dass man mit zwei Gebäuden vielleicht nicht gleich die Campus-Definition erfüllt, gehört aber vor allem ein reges Leben in und zwischen den Gebäuden dazu. Und letzteres findet ebenerdig statt: Man wechselt das Gebäude, trifft sich im öffentlichen Raum, verlässt die formale Ebene, wechselt zur sozialen Interaktion, vermischt sich mit dem Rest der Welt.


    So weit, so gut: Wie soll das aber funktionieren, wenn die Gebäude auf satten 200 Metern Länge eine nicht von außen zugängliche Mietfläche haben? Die Europa-Allee ist bisher schon arm an Einzelhandel und Gastronomie, und jetzt kommen weitere 200 Meter geschlossene Gebäudefront auf Gehweghöhe dazu? Das ist der GAU für diesen Abschnitt.


    Nebenan, vor der Kassenärztlichen Vereinigung herrscht bereits Ödnis. Draußen lungern ab und zu ein paar verstreute Raucher herum. Wenn es regnet, gibt es nicht einmal Unterstellmöglichkeiten; die aufragende Fassade sorgt für frischen Fallwind. Jetzt also auch die Verlängerung.


    Recht hat Herr Schulze. Und so kennen wir leider auch die Bahn: Ohne jedes Fingerspitzengefühl für ihre Standorte.

  • Es wird immer gefordert, es sollen mehr Restaurants und interessante Geschäfte aufmachen auf der Europa-Allee. Freilich, hätte ich auch gerne. Aber da sprechen zwei Punkte dagegen: Die Vermieter sind nicht bereit einen humanen Mietzins den Pächtern abzuverlangen, der in Kauf nimmt, dass das Viertel noch nicht komplett belebt ist. Zweitens ist gerade der letzte Punkt mit den fehlenden Menschen ein Hindernis für die Pächter/Gastronomen/Unternehmer hier zu investieren. Es ist das Henne-Ei Problem. Man kann sehr darüber reden, was man hätte besser machen können, aber das funktioniert nicht.
    Der gesamte östliche Boulevard hätte gesäumt sein können mit interessanten Läden und Gastronomie, aber fragt doch mal die Leute die dort arbeiten, wie es denn so ist.
    Nicht zuletzt fehlt auch die Erschliessung durch die U-Bahn, das Peut-A-Peut Bauen des Viertels. Das ist kein einfaches Umfeld für Unternehmer. Man muss standhaft sein und Geld in die Hand nehmen.
    An der Laube sieht man, dass gute Gastronomie angenommen wird, aber wie gesagt, nicht jeder ist Bereit am Anfang so verlustig (so wie es die Laube wohl war) zu operieren.
    Wir schauen mal wie es 2023 im Viertel ist, wenn die U-Bahn fährt und die meisten Gebäude stehen.


    Und zum Riedberg: Bitte. Der Riedberg ist toter als tot, nur der Riedberg Platz in der Mitte ist belebt, das war's?

  • Honselldreieck zieht Lehren aus Fehlern des Europaviertels

    Auch wenn rund um das Skyline Plaza derzeit ein regelrechter Boom an hochwertigeren Hochhäusern beeindruckt und das Europaviertel immer noch nicht fertig erschlossen ist, das Viertel ist und bleibt unter dem Strich leider eine vertane Chance und ist eine maßlose Enttäuschung für die Weiterentwicklung der Stadt. Leider wollte man hier aus Fehlern der Vergangenheit im Städtebau (zu unurban, zu austauschbar, zu streng, zu wenig Bezugnahme auf Umgebung) nicht so recht dazu lernen. Es scheint fast als habe man den spezifisch europäischen Städtebau kollektiv verlernt. Was vielleicht in Asien und den USA funktioniert (d.h. man baue eine Shoppingmall und errichte einen Würfelhusten in geraden Schneisen drum herum), ist eben doch nicht so schlicht und plump im Copy/Paste Modus nach Westeuropa übertragbar.


    Warum sind und bleiben Prenzlauer Berg, Bogenhausen, Nordend oder Winterhude denn die begehrtesten Viertel im Land? Weil dort alle Vorteile des europäischen Städtebaus zusammenkommen. Kleinteiligkeit statt Monolith-Blöcke, großzügige, begrünte Plätze mit Cafés, Trinkhallen und Märkten statt zügigen Schneisen ohne jegliches Grün, stadttypische Architektur, die im Bezug zu seiner Umgebung steht und vor allem praktische und räumliche Menschennähe statt möglichst räumlich erzwungene Anonymität und Hinterhofatmosphäre.


    Wird man die richtigen Lehren aus den Fehlern des Europaviertels und des Riedbergs ziehen? Ich meine Ja. Bestes Beispiel ist das Honselldreieck, wo man kostenaufwändig den Bau einer großen Mall stoppte, umplante und stattdessen zum geschlossenen Blockrand zurückkehrt wie gegenüber im gelungenen Deutschherrnviertel geschehen. Der nächste große Test kommt dann, wenn eines Tages DAS letzte verbliebene Filetstück, die Ackerfelder zwischen Sachsenhausen und Offenbach entwickelt werden, die sich auf Höhe der Gerbermühle befinden. Eine Rückbesinnung auf die Stärken des europäischen Städtebaus wären hier sehr wünschenswert.

  • ^^
    Wann warst Du das letzte Mal am Riedberg, redxiv?
    Das Umfeld rund um das Riedbergzentrum wächst sehr schön in die Breite. Mittlerweile gibt es nicht mehr nur Läden im Zentrum selber sondern auch in den Straßen rundherum. Außerdem wollen wir mal nicht vergessen, dass der Riedberg im Vergleich zum Europaviertel weit draußen liegt und allein dadurch schon benachteiligt ist.


    Um aber zurück zum Europaviertel zu kommen:
    Ich kann Dir nicht zustimmen, dass das Umfeld dort so super schwierig war. Zumindest im vorderen Bereich konnte man von Anfang an von den Messebesuchern profitieren und im hinteren Bereich waren ja noch Kuhwaldsiedlung (so gut wie kein Einzelhandel, so gut wie keine Gastronomie) und Rebstockviertel (bis vor kurzem so gut wie kein Einzelhandel, so gut wie keine Gastronomie) als Einzugsgebiet da. Vom Gallusviertel als zusätzlichem Einzugsgebiet gar nicht zu reden.


    Man muss einfach mal festhalten, dass die gesamte Stadtplanung und dann auch die individuellen Architektenleistungen sowie die Investorenvorgaben völlig katastrophal gewirkt haben. Die Bewohner und Besucher des Viertels dürfen das jetzt ausbaden.

  • Das Europaviertel wird hier nicht angemessen gewürdigt.


    Ich sehe das EV im Ausgangspunkt als gelungen an - bei Schwächen im Detail, die aber sicherlich noch weiter zurückgehen werden.
    Die Gesamtanlage ist großstädtisch und großzügig und wirkt zu verschiedenen Tageszeiten gut (im empfehle mal einen Besuch im Restaurant "Cimino" und danach einen ausgedehnten Spaziergang durch das EV - es ist schon jetzt geradezu schön dort !).
    Ich denke auch nicht, dass es die primäre Zielsetzung sein sollte, das EV ähnlich dem Nordend oder anderen Altbau-Wohnvierteln zu entwickeln. Diese breite zentrale Magistrale, die das EV durchzieht hat eben im Ausgangspunkt einen grösseren, repräsentativeren Ansatz als der Versuch, ein traditionelles Blockrand-Viertel neu zu bauen. Das EV ist eben etwas Eigenes, was sich mMn sehr wohl auch recht gut mit dem anschliessenden Gallus verbindet.


    Das Deutschherrnviertel ist sicherlich überwiegend gelungen, aber es ist nicht unerhört besser als das EV. Eine Prenzlauer-Berg-Atmosphäre / Lebendigkeit kann ich im Deutschherrnviertel jedenfalls auch nicht erkennen - um die hier gezeichneten Kontraste mal zu reduzieren.


    Was die Vergleiche des EV mit dem Riedberg sollen, verstehe ich nicht - schon gar nicht dann, wenn man den Riedberg offenbar qualitativ gelungener als das EV bewerten möchte. Das sind in puncto Lage und Funktion gänzlich verschiedene Viertel.

    2 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Mich würde mal interessieren, wer von den ganzen, die hier schreiben das Europaviertel ist Tod oder misslungen, wohnt im Europaviertel? Ich wohne dort und fühle mich dort auch sehr wohl. Klar es gibt ein paar Dinge die besser sein könnten, aber es gibt auch viele gelungene Dinge. Die vielen Parks, die zentrale Lage und nach und nach werden die Läden bestimmt sich entwickeln. Es gibt das Liebe Laube Hoffnung, das croquant und viele andere Geschäfte und auch viel im angrenzenden Gallus. Sehr gute Verbindungen mit dem öffentlichen Nahverkehr. Statt immer schlecht über das neue Viertel zu schreiben, einfach mal selbst hingehen und dem Viertel eine Chance geben.... und die Bewohner befragen.

  • Eine Diskussion, die sich mehrmals im Jahr wiederholt. Es ist eine kleine Gruppe von Leuten, die glaubt alles über den Stadtebau zu wissen u das diktierten zu mussen. Die Menschen u ihre Anforderungen sind aber unterschiedlich. Ich wohnte Jahre im Nordend und nun wohne seit 2J im EV und finde es toll hier. Die meisten Wohnungen/ Häuser haben einen höheren Standard, die Gehwege sind breit u sind nicht zur Hälfte mit parkenden Autos belegt. Die Bevölkerungsgruppe ist relativ homogen u man findet schnell Kontakt, vor allem wenn man Kinder hat. Eine positive Dynamik ist auch bei den Lokalen zu sehen. Es kommt stets was Neues hinzu, wie bspw. der kleine Italiener im Westside oder das Café in Parkend. Nicht einfach alles kaputt reden, sondern akzeptieren, dass es auch andere Sichtweisen gibt. Im Detail ist nichts perfekt.

  • Man muss nicht viel über Städtebau wissen, um zu erkennen dass das Europaviertel eine einzige Fehlplanung ist. Der Mensch kann sich ja mit vielem arrangieren, da verwundert es nicht, dass sich mancher Bewohner dort vielleicht relativ wohl fühlt - man munkelt sogar auch viele der Bewohner der unseligen Zeilenbauten die große Teile der Altstadt komplett versauen und das Frankfurter Stadtzentrum zu einem der tristesten aller deutschen Großstädte machen, fühlen sich relativ wohl in jenen Gebäuden; und selbst im katastrophalen Mainfeld waren viele Bewohner gegen eine überaus nötige Radikalkur.
    Ändert aber nicht das Geringste daran dass in dieser zentralen Lage ein derart unurbanes langweiliges Quartier noch dazu als Neuplanung absolut nicht akzeptabel ist.

  • ^
    Man kann die Alstadt nicht mit dem EV vergleichen.
    Im Grundsatz ist Blockrand im Innenstadtbereich auch richtig und gut.
    Aber man sollte dennoch verschiedene Bauformen zulassen, denn die Geschmäcker und Präferenzen sind eben doch sehr verschieden.


    Zu den "unseligen Zeilenbauten", die "grosse Teile der Altstadt" belegen:
    Du weisst schon, was da vor WW2 stand ?!
    Die Altstadt war (von wenigen Postkarten-Motiven mal abgesehen) ein sozialer Brennpunkt, eng, dunkel, hoffnungslos verbaut.
    Kein Wunder, dass sich die Menschen in diesen "unseligen" Nachkriegshäusern dort gar nicht so schlecht fühlen.


    Das was jetzt im Altstadt-Kernbereich rekonstruiert wurde - OK. Aber ich möchte keine weitere Rekonstruktionen von dieser Bauart in unserer Stadt !


    PS:
    Ich wohne im Nordend in einem Blockrand-AB mit 3,40 Meter Deckenhöhe.
    Wenn das kein Altbau wäre, glaube ich nicht, dass ich es in diesem Blockrand auf Dauer aushalten würde. Das wäre dann wie folgt: Mit 2,60 Meter Deckenhöhe, in einem Stahlbeton-Raumklima, tendentiell eher schlecht belichtet (wir haben selbst im Hochsommer im WoZi oft das Licht an). Vor allem die Belichtung der Wohnungen ist ein spezifischer Knackpunkt einer klassischen Blockrand-Bauweise a la 19. Jahrhundert. Und wohl deswegen baut man Neubauten sehr gerne im "Würfelhusten-Format": Weil man v.a. bessere Belichtungen für die Wohnungen hinbekommt. Selbst im oft zitierten Deutschherrnviertel sind die Innenhöfe sehr groß und weitläufig (v.a. wohl wegen der Belichtung). Von der Art wie im angrenzenden Sachsenhausen-Nord (klassischer eng bebauter Blockrand) ist die Baustruktur des Deutschherrnviertel dann eben auch nicht. Ich nenne das Deutschherrnviertel deswegen einmal "Blockrand 2.0".
    Was diesen "Blockrand 2.0" substanziell attraktiver machen soll, als die Anlage des Europaviertel ist mir schlicht und einfach nicht eingängig. Ich sehe es sogar eher gegenteilig: Das EV ist deutlich repräsentativer und großstädtischer als dieser "Blockrand 2.0", der zu grossen Teilen doch nur einer "strassenseitigen Mogelpackung" gleichkommt: Vorne klassisch anmutend, aber im hinteren Bereich eben ganz und gar nicht. Die spezifische Blockrand-Atmosphäre der 19-Jahrhundert-Blockränder (oft mit den kleinteiligen Hinterhof-Idyllen) stellt sich in diesen modernen gross dimensionierten Blockrändern doch gar nicht ein.


    Ich denke, einen "klassischen Blockrand" a la Nordend zu bauen ist viel schwieriger als manche glauben. Vielleicht benötigt man dazu auch mehr die "klassische Bauweise" (also v.a. grössere Raumhöhen und traditionellere Materialien). Spätestens bei der Preisfrage kommt man bei diesen Aspekten dann schnell an die Grenzen.
    Anders ausgedrückt: Vielleicht bekommen wir einen gelungenen "klassischen Blockrand" unter den heutigen Gegebenheiten gar nicht mehr hin. Wäre schade, aber es könnte eben so sein.

    17 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • EV gelungen?

    Ich möchte raten, bevor man abschließend über das EV urteilt, doch noch ein paar Jahre zu warten. Lasst die Baustellen fertig werden, die U-Bahn mal fahren, die Bäume ein bisschen wachsen, ...


    Ich bin auch kein Freund einiger "architektonischer Highlights" im Europaviertel a la Praedium. Auch die Render für das SOLID machen mir keine große Hoffnung auf weitere spannende Architektur.


    Aber:


    es gibt auch viel Positives im Europaviertel. Das Parkend ist mMn sehr gut gelungen, auch auf der anderen Seite des Europagartens steht keine schlechte Architektur. Es gibt verhältnismäßig viele Grünflächen, die fast alle irgendwie miteinander in Verbindung stehen. Es gibt Spielplätze, Kitas, eine (echte) Grundschule soll folgen, es gibt einen Supermarkt, eine Apotheke,... Es gibt auch schon Restaurants und Cafés und es werden mehr. Aber das braucht seine Zeit. Das Nagelstudio unten im Praedium wird doch spätenstens dann wieder ausgezogen sein, wenn gegenüber die noch zu bauenden Gebäude mal fertig sind. Wenn die Leute der FAZ und der DB mal da sind und mittags (und wahrscheinlich auch abends nach der Arbeit) nach Restaurants und Cafés suchen, weil sie nicht immer in der Mensa essen wollen, dann wird sich auch noch mehr Gastronomie ansiedeln und halten können.
    Auch ich habe sehr bedauert, dass über dem Tunneleingang eine (weitere) Kita und keine Gastronomie mit super Park- und Skylineblick entstehen wird. Aber es hat sich ja wohl kein Pächter gefunden, der aktuell dort sicher zusagen wollte.
    Östlich der Emser Brücke gibt es neben dem Food Court im Skyline Plaza noch eine Reihe von Restaurants, Cafés, Eisdiele,... und das obwohl dort seit bald einem Jahrzehnt eine Dauerbaustelle herrscht. Aber, dort gibt es eben schon reichlich Publikumsverkehr. Der wird auch östlich der Emser Brücke noch kommen, da bin ich sicher.


    Zudem ist die Lage des Europaviertels top. Meiner Meinung nach ist es viel zu nah an der Innenstadt um eine Trabanten- oder Schlafstadt zu werden. Das Gallus ist im Kommen. Die Messe wächst weiter. Und sollte das Rebstockgelände tatsächlich wie geplant weiterentwickelt werden, rückt das EV noch weiter ins Zentrum von Frankfurt.


    Das alles stimmt mich doch vorsichtig zuversichtlich, dass das Europaviertel trotz einiger architektonischer und planerischer Aussetzer, ein belebtes und beliebtes Viertel werden wird.


    Noch zwei persönliche Einschätzungen:


    Jahrhuntertwende-Blockrand ist sehr hübsch anzusehen aber Blockrand ist auch nicht immer des Rätsels Lösung und schon gar nicht immer praktisch. Insbesondere hat man doch oft eine eingeschränkte Wohnqualität im EG. Da sind die kleinen Vorgärten z.B. im Parkend eine nette Alternative. Das Deutschherrenviertel hat den Riesenvorteil des Mainufers. Das zieht Leute. Ansonsten ist da auch nicht alles gelungen, wenn man objektiv hinsieht.


    Ich war noch nicht in der Seestadt Aspern, aber wenn ich mir Pläne und aktuelle Fotos von dort anschaue, weiß ich nicht, warum im Gegensatz zum Europaviertel, das dort der große Wurf sein sollte...

  • Platzabfolge & Straßengestaltung beachten

    Gerne kann man an dieser Stelle festhalten, dass das EV ein Backing / Following im Forum hat und einige Anwohner sich dort recht wohl fühlen, auch wenn die befragten Anwohner im FAZ-Artikel eher Ambivalenz an den Tag legten. Zurecht werden hier Highlights wie Parkend oder die Laube als Bereicherungen angepriesen. Das will ich alles nicht bestreiten. Die Kritik aus Presse und aus anderen Teilen dieses Forums an zu viel Gleichförmigkeit, monotoner Gestaltung und mangelnder Lebendigkeit sollte allerdings ernst genommen werden, bevor wieder die falschen Schlüsse für weitere Wohnviertel gezogen werden.


    Bei der Kritik am EV geht es mir keineswegs nur um eine Befürwortung eines Blockrands wie im Deutschherrnviertel. Nur ein Blockrand alleine wird auch keine Prenzlauer Berg Lebendigkeit herbei zaubern können. Mir geht es auch um Platzabfolgen und mehr Abwechslung in Straßengestaltung. Sowas wie die Platzabfolge im Nordend: Friedberger Platz– Luisenplatz – Merianplatz, oder auch der große Bezugspunkt Sachsenhausens, der Schweizer Platz sowie der Platz vor dem Südbahnhof wären hier für mich als positive Vorbilder hervor zu heben. Das macht Nachbarschaften interessant, schafft Räume der Interaktion / Begegnung (bspw. Märkte) und sind genau die Magneten, wie Touristen sie in mediterranen Ländern wertschätzen. Auch die Straßengestaltung wie die sehr gelungene, weil großstädtische Günthersburgsallee (d.h. Grünstreifen und Fußweg in der Mitte) halte ich für nachahmenswert. Straßen müssen zudem nicht immer gerade, vorhersehbare Schneisen sein. Der Oeder Weg ist beispielsweise so attraktiv, da er gerade nicht am Lineal abfahrbar ist, sondern eine „grüne Beule“ auf Höhe des Eiscafés Olimpio aufweist.


    Hier können wir dann auch wieder den Bogen zum Deutschherrnviertel spannen. Der attraktive Walther-von-Cronberg-Platz mit Brunnenanlage und angrenzenden Restaurants zähle ich zu den schöneren Plätzen Frankfurts. So etwas fehlt im EV. Natürlich hilft hier auch das zeitlose Main Plaza Gebäude / Lindner Hotel, das ich zu den gelungensten Hochhäusern Zentraleuropas zähle. Gute Architektur strahlt eben doch über ein ganzes Viertel aus. Das Deutschherrnviertel ist bei Weitem nicht der Weisheit letzter Schluß, aber ich finde es äußerst positiv, dass sich auch das Honsell-Dreieck in diese Richtung entwickeln soll.

  • Man sollte dem Europaviertel die nötige Zeit geben, die es braucht. Ich sehe nicht wie ein durchgängiger Blockrand wie im Deutscherrenviertel das EV verbessert hätte. Stattdessen hätten die Investoren solche Trümmer hingebaut wie es das nicht so schöne Gebäude in dem der REWE ist, oder aber der lange Riegel genau gegenüber. (Habe die Namen vergessen).


    Vor dem Praedium wurden gestern die Bäume eingepflanzt und der Straßenzug sieht jetzt schon wesentlich besser aus. Wenn das Zebra, das FAZ-Gebäude, das Brick, der Porsche-Design-Tower und die DB-Zentral stehen wird, wird auch dieser Teil des EV sehr gefällig ausschauen, zusammen mit dem Central & Park und Parkend Ensemble am Europagarten. (Übrigens was man - da muss ich zum Glück sagen - bei den zwei neuen Gebäuden am Parkend nicht sieht, sind die Rückseiten: Die sind unsäglich hässlich und die Fenster dort erinnern an Schiessscharten...).



    Der östliche Teil hinter der Emser Brücke (ich habe dort 3 Jahre gewohnt) ist nicht wirklich schön, aber die Diskussion hatten wir bereits. Aber Leben gibt es dort an Sommerabenden, die Eisdiele ist rappelvoll, der Sushi inzwischen besser besucht, der Mosch Mosch und das Block House sind immer brechend voll. Leben gibt es auf jeden Fall im östlichen Boulevard - und das obwohl dort jetzt die nächsten fünf Jahre die U-Bahn Baustelle dort sein wird.


    Erst wenn alle Gebäude stehen und ein bis zwei Jahre vergangen sind, kann man beginnen die endgültige Diskussion darüber zu führen. Ich finde es ist eine sehr deutsche Eigenart an solchen (Groß-)projekten im Bau und davor herumzunörgeln. Wenn alles fertig ist, es sich einlebt, sind die meisten dann zufrieden. So geschehen bei der Altstadt hier in Frankfurt (jeder, der sie nun gesehen hat in frühen Führungen und in den Bildern mag sie), bei der Elbphilharmonie in Hamburg (die Hamburger sind begeistert wie wir alle inzwischen wissen), ich vermute sogar mal, beim Pannenflughafen BER wird es sehr wahrscheinlich nicht anders sein, wenn er irgendwann mal eröffnet wird. Bei Stuttgart 21 und den damit verbundenen Neubauprojekten auf den freiwerdenden Gleisflächen, etc..


    Ach und noch etwas: In welcher Ecke Frankfurts stehen (bald) zwei wirklich schöne Wohntürme, ein Blockrand und zwei Hotel-Mischnutzungstürme neben einem Einkaufszentrum, in einer Achse zur restlichen Skyline mit einem großen Park in Laufnähe hinten dran?

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    Natürlich wird es im EV noch besser werden. Ich zumindest habe auch nie etwas anderes behauptet.


    Der Punkt war aber ein anderer. Nämlich der, dass das EV in Sachen Lebensqualität nicht mit den Gründerzeitvierteln mithalten kann und das der Grund dafür vor allem in der architektonischen und stadtplanerischen (Nicht-)Qualität der Bauten im Viertel liegt. Weder in Deinen Ausführungen, noch in denen anderer EV-Verteidiger finde ich dagegen stichhaltige Argumente.

  • Aus meiner Sicht ist es eher umgekehrt. Mir graut es davor in einem Gründerzeitviertel mangels TG jeden Tag einen Parkplatz zu suchen, dann über die engen Gehwege, meist durch Baumwurzeln schon deformiert nach Hause zu gehen, mich über die knarzenden Treppen drei Stockwerke hochzuquälen um dann in einem dunklen Wohnzimmer zu sitzen, wo ich vom Fenster zum Heizkörper ein Temperaturgefälle habe, und daher mit einer Decke vor dem Fernseher sitze.


    Und ehrlich gesagt in den meisten Gründerzeitvierteln ist überhaupt nicht viel los auf der Strasse. Ich habe an einem Samstag Abend im Nordend fast eine dreiviertel Stunde eine offene Kneipe gesucht, bis ich dann frustiert in das EV zurück gefahren bin und in der Frankenallee im angrenzenden Gallus fündig wurde. Abseits der Hotspots ist im Nordend nämlich auch nicht viel los.


    Zur Lebensqualität zählen aber neben Geschäften auch das viele Grün, breite Gehwege, usw. aus dem Thema Stadtplanung und auch helle Räume, moderne Neubauten mit Aufzügen, TG, usw. aus dem Thema Architektur.
    Natürlich lässt sich über das Aussehen der Gebäude von außen streiten, und an dem Punkt finde ich die Gründerzeitarchitektur wirklich spannender, aber zur Lebensqualität trägt das nicht bei.

  • ^^Die Altbauten sind schön, aber dass das automatisch eine bessere Lebensqualität impliziert ist nun sehr subjektiv. Wie mein Vorredner schon sagt, Altbauten haben ihrerseits ihre Macken. Man kann nun auch ein Gründerzeitviertel mit Bäumen die 60+ Jahren gewachsen sind, nicht mit einem Neubauviertel mit 2-5 Jahre alten Bäumen vergleichen.
    Nehmen wir als anderes Beispiel das Westend: Schöne Gebäude, hier und da mal ein Cafe, ein Restaurant, das viel zu schnell zu macht, aber die meiste Zeit ist das Viertel abends tot. Da ist nichts los. Man sieht niemanden. Habe dort selbst 4 Jahre gelebt, ich weiss wovon ich rede. Da bin ich mir ziemlich sicher, dass sich das EV besser entwickeln wird, sobald die ganzen Infrastruktur- und Baumaßnahmen fertig sind.

  • Typisch Frankfurt geht klar

    Ich sehe die EV-Bemängelung nicht als "typisch deutsche Kritik" (also Code für besserwisserisch, pauschal dagegen, risiko-avers und kleinkariert), sondern als typisch Frankfurt. Die lautstarke Kritik bzw. Aufschrei aus dem Frankfurter Bürgertum, von denen viele auch als Nimby-Wutbürger in der deutschen Presse pauschal-veräppelt werden, ebnete doch erst den Weg für die Erfolgsgeschichte Alstadt und verhinderte, dass stattdessen ein "von oben herab" Würfelhusten gebaut wurde. Hier wäre die Strategie "Abwarten und Tee trinken" also genau die falsche gewesen, genauso wie die 68er im Fall der Hausbesetzungen im Westend.


    Darüber hinaus bin ich Befürworter von ambitionierten Großprojekten wie BER, S21 und Elbphilarmonie, die für ganze Regionen von großer Bedeutung sein können. Genau diese Chance wurde beim EV leider etwas zu leichtfertig verspielt, trotz der vorhandenen Vorzüge.


    Um einen positiven Ausblick zu geben. Ich glaube man hat in Frankfurt verstanden, dass man aus einigen der Fehler des EV (das ist besonders bezogen auf den Teil östlich der Emser Brücke, wo man zu sehr aus einem Guss baute) so nicht wiederholen darf. Das Bauprojekt "Günthersburghöfe" (hier und hier beschrieben) wird beispielsweise enger bebaut und greift viele Vorzüge des Nordends auf. Hier wird kein Gründerzeit Copy & Paste betrieben, sondern die großstädtischen Lebensräume repliziert, die das Nordend so lebens- und liebenswert machen und das ist dann "typisch Frankfurt".