Jetzt büßen die Bewohner für die Versäumnisse der unfähigen städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Dass die LWB Immobilien abstoßen muss, um aus der Schuldenfalle herauszukommen, leuchtet mir bereits schwer ein. Entweder das Unternehmen versteht sein Handwerk und trägt sich selbst, oder es könnte gleich aufgelöst werden. Ich könnte verstehen, dass verkauft wird, wenn der Erlös überzeugt, aber das tut er nicht.
Ich finde mich gerade in der etwas eigenartigen Situation wieder, die LWB zu verteidigen. Aber so ganz unkommentiert will ich das auch nicht stehen lassen.
Die LWB ist das städtische Tochterunternehmen mit dem größten Schuldenberg. 2004/2005 hatte sie fast 1 Milliarde Euro Schulden, die seither stark abgebaut werden. Dem Unternehmen wurde 2006 durch einen Stadtratsbeschluss ausdrücklich aufgegeben, durch die den Verkauf des so genannten Verwertungsbestandes, also von Teilbeständen, die nicht im Bestand des Unternehmens bleiben sollten, diesen Schuldenberg anzuarbeiten. 2005: 970 Mill. Euro, 2006: 950 Mill. Euro, 2007: 913 Mill. Euro, 2009: 828 Mill. Euro, 2010: 794 Mio Euro. Der Verkauf von insgesamt 96 Gebäuden mit 2577 Wohnungen und 19 Gewerbeeinheiten an den israelischen Investor „Brack Capital“ im April 2011 brachte 72,8 Millionen Euro ein. Laut Geschäftsführer Peter Stubbe soll dieser Paketverkauf sei der letzte seiner Art für die LWB gewesen sein, seither gibt es nur noch Einzelverkäufe. Zusammen mit einer Sondertilgung auf ein Darlehen in Höhe von 40 Millionen Euro Ende Oktober gab die LWB Anfang November 2011 das Ziel aus, die Schuldenlast bis zum Beginn diesen Jahres auf unter 700 Millionen Euro zu drücken.
http://www.l-iz.de/Wirtschaft/…0-Millionen-ab-30269.html
Diese ursprünglich eine Milliarde Euro Schulden rühren aus drei Bereichen:
- Altschuldenregelung für DDR-Wohnungsunternehmen wie die KWV Von ursprünglich 500 Mill. Euro waren Ende 2006 noch 220 Mill. Euro an Verpflichtungen offen.
- Kredite aus dem Chaos der Trabalski-Ära: Bis 1993 wurden unter dem damaligen Geschäftsführer Karl Trabalsi ( http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Trabalski ) über 347 Mill. Euro Kredite aufgenommen und fehlinvestiert. Besonders 1991 und 1992 waren über 800 Millionen Mark in die Sanierungen zahlreicher Gebäude geflossen, etwa die Hälfte des Geldes allerdings in Immobilien, auf denen Restitutionsansprüche lagen. Seit 1990 wurden 7.339 Objekte an ihre früheren Besitzer oder ihre Erben zurückgegeben. Dies führte nach dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses vom 14.01.1994 zu Schulden in Höhe von 429 Mill. DM. Bereits für das Geschäftsjahr 1992 hatte die LWB 791 Millionen D-Mark als Minus in ihren Büchern stehen.
http://www.l-iz.de/Bildung/Zei…ie-Affaere-Trabalski.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13682065.html
- Besicherung von Darlehen in Höhe von 150 Mill. Euro durch die SAB, die als Hauptgläubiger der LWB-Kredite besondere Sicherheiten verlangt
http://leipzig-netz.de/index.php5/LWB
http://leipzig.softwiki.de/ind…/APRIL.Argumente.Schulden
Angesichts dieses Schuldenberges hatten selbst dem Kapitalismus sonst eher weniger zugeneigte Lokalpolitiker_innen der Linkspartei die Packetverkäufe begrüsst.
http://www.lvz-immo.de/q/-them…2500-Wohnungen-in-Leipzig
http://www.l-iz.de/Politik/Bre…edtischen-Ortsteilen.html
Die Frage ist meines Erachtens viel weniger, ob diese Verkäufe notwendig bzw. sinnvoll waren, und vielmehr, welche Verkäufe es in den nächsten Jahren noch geben soll, vor allem aus dem sogenannten Kernbestand.