Wie kann sich das denn jetzt ändern, bei vorgeblich 30.000 leer stehenden Wohnungen? Stimmt die Zahl, mit der die Verwaltungen gebetmühlenartig argumentiert, womöglich gar nicht? ...
Wie hoch ist die Zahl der vermietbaren leer stehenden Wohnungen wirklich?
Ich werde mal schauen, ob man mehr darüber herausbekommt, worauf diese Leerstandszahlen für Leipzig beruhen. Im Rahmen des Zensus´ 2011 gab es ja auch eine Gebäude- und Wohnungszählung, also werden wir im November 2012 genaue Daten haben, die zwar dann 18 Monate alt sein werden, aber sich mit den Zahlen der Bauanträge und Baufertigstellungen aktualisieren lassen.
https://www.zensus2011.de/befr…und-wohnungszaehlung.html
http://wohnungsmarktbeobachtun…bersicht/at_download/file
So ein klein wenig erinnerte mich die Frage jedoch an die Auseinandersetzung vor ziemlich genau einem Jahr in Berlin, nachdem dort der neue Mietspiegel 2011 vorgestellt worden war.
Die damalige Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte vor einem Jahr behauptet, es bestünde in Berlin kein Wohnungsmangel, vielmehr gebe es einen großen Bestand an leerstehenden Wohnungen. Die Senatsverwaltung nannte eine Zahl von über 100.000. Die "Prenzlberger Stimme. Nachrichten und Meinungen aus Prenzlauer Berg" widmete sich in einem ausführlichen Artikel "Der neue Mietspiegel: Bankrotterklärung einer Senatorin" Anfang Juni 2011 der Frage, wie diese Zahl zustande gekommen sei ( http://www.prenzlberger-stimme.de/?p=22412 ). Mit dem sogenannten Stromzähler-Verfahren wurden Leerstandsquoten generiert, die weit mehr als doppelt so hoch waren wie in der Realität.
Der Vorsitzende des Mietervereins Franz-Georg Rips hatte bereits 2009 darauf hingewiesen, dass die Zahlen deutlich überhöht sind und Junge-Reyer eine wissenschaftlich-methodische Untersuchung aus Kostengründen abgelehnt hätte. Vereins-Hauptgeschäftsführer Hartmann Vetter ergänzte: "Es ist absolut unerträglich, dass man über die Anzahl der in Berlin gehaltenen Mastschweine gesicherte statistische Werte hat, bei essenziellen Wohnungsmarktdaten aber im Trüben fischt" (http://www.taz.de/!40033/).
Interessant waren auch die weiteren Bemerkungen der damaligen Bausenatorin: Auch „bleibt Berlin die preiswerteste Großstadt in Deutschland“. Zum Vergleich verwies sie auf die deutlich höheren Mieten in München (9,79 Euro) und Hamburg (6,76 Euro; Mietspiegel 2009) ( Tagesspiegel vom 30.05.2011: "Alte Häuser, hohe Preise". http://www.tagesspiegel.de/ber…-hohe-preise/4236218.html). Dazu die Prenzlberger Stimme: "Salzsäure ist gesünder als Blausäure…".
Nach der Neuwahl der Berliner Landesregierung wurde Ingeborg Junge-Reyer am 1. Dezember 2011 von Michael Müller abgelöst. Von Leerstand, der "preiswertesten Großstadt in Deutschland" und vergleichsweise günstigen Mieten in Berlin spricht im Moment so gut wie keine_r.
Ich will nun nicht behaupten, dass wir in Leipzig keinen Leerstand hätten, sondern Wohnungsmangel und Verhältnisse wie aktuell in Berlin. Ich möchte nur darauf hinweisen, wie schnell sich eine Debatte auch drehen kann - und wie sie die Beschwichtigungen, ähh die vorgebrachten Argumente vor einem Jahr noch ähnelten und wo Berlin im Moment steht.