Verkehrsprojekte

  • Danke für die Bilder aus dem neuen Tunnel - wirkt großteils schick und vergleichsweise wertig. Die vielen langen und hellen Holzbänke halte ich an dieser Stelle allerdings für mindestens mutig und in den eigentlichen Tunnel gehört für mich eine Wandgestaltung, schon um diese nicht Schmierfinken zu überlassen.


    Warum überlässt man nicht z.B. den Theatern, Museen und Chemnitzer Freizeitangeboten, den Sonnenberger Jugendclubs und Schulen Schaukästen (und schaut immermal, dass das halbwegs passt)?!

  • An Schaukästen habe ich auch gedacht - irgendetwas zum Thema Sonnenberg. Dass man das in Zusammenarbeit mit Schulen anspruchsvoll und schön gestalten kann, zeigen die großen Aufsteller am Lessingplatz. Die werden auch nicht beschmiert und zerstört, da die Kinder des Viertels sie selbst mitgestaltet haben. Die nackten weißen Wände sind einfach zu einladend.

  • Diesmal möchte ich über die momentan größte Baustelle in Chemnitz berichten - den Chemnitzer Bahnbogen. Die Modernisierung des 2,8 km langen innerstädtischen Abschnitts der Sachsen-Franken-Magistrale durch die DB startete im vergangenen Jahr und soll sich noch bis 2025 hinziehen. Der gesamte Gleiskörper sowie die Haltestellen und die Signaltechnik werden erneuert, vier historische Brücken werden abgebrochen und durch Neubauten ersetzt, das Chemnitztalviadukt wird saniert.


    Schauen wir uns zunächst das Baugeschehen am Südbahnhof an. Das Bahnhofsgebäude im Jugendstil wechselte bereits mehrmals den Besitzer und gehört seit 2013 - wenn ich nichts verpasst habe - einer chinesischen Immobilienfirma. Getan hat sich seither nicht viel.


    Das erste Bild zeigt den Blick vom unteren Ende der Reichenhainer Straße auf den Bahnhof, der zwischen den Strecken Dresden-Hof und Chemnitz-Aue eingekeilt ist. Im Vordergrund sehen wir die historische Überführung der Strecke nach Aue. Nachdem allein in diesem Jahr sechs historische Eisenbahnbrücken in Chemnitz abgerissen wurden, hat der Anblick inzwischen Seltenheitswert. Die Strecke wird aktuell wegen der Bauarbeiten am Chemnitzer Modell nicht befahren. Doch auch später wird es hier ruhig zugehen, da die künftige Citybahnstrecke nach Aue ja erst hinter dem Unicampus vom Straßenbahnnetz auf die alte Bahntrasse umschwenkt - ich hatte vor Kurzem darüber berichtet. Das kurze Trassenstück zwischen dem Bahnhof Chemnitz-Süd und der Verknüpfungsstelle bleibt also in Zukunft dem Güterverkehr des Railports vorbehalten.


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    Das Bahnhofsgebäude. Rechterhand im EG ist der Showroom eines Snowboardherstellers eingezogen, was zu begrüßen ist. Ob linkerhand noch immer die frühere Gothic-Disko existiert, weiß ich hingegen nicht - es scheint aber so. Der mittlere Zugang führte einst zum Haltepunkt Chemnitz-Süd der Strecke Chemnitz-Aue und wurde zugemauert, da dieser Haltepunkt in Zukunft entfällt.


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    Die Baustelle des Bahnbogens. Das bahnlinke Gleis wird zurzeit ersetzt; der Verkehr rollt ausschließlich über rechts. Die alten Widerlager der linken Brückenhälfte wurden abgebrochen und durch neue aus Stahlbeton ersetzt; auch der neue Brückentrog in Verbundbauweise wurde bereits eingesetzt, nachdem der alte im Frühjahr zerlegt worden war.


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    Das Verblendmauerwerk der alten Widerlager wurde beim Abbruch eingelagert und wird nun wiederverwendet. Da die Brücken unter Denkmalschutz standen, soll sich das Äußere der Neubauten an den historischen Vorgängern orientieren. Glaubt man den Visualisierungen der Bahn, soll den Neubauten auch auf jeder Seite eine aufgearbeitete Wange der alten Brücke vorgeblendet werden; dies schließt auch die historischen Brückengeländer mit ein. Wir werden sehen...


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    Links der neue Trog, rechts der alte. Letzterer wird im kommenden Jahr abgerissen, wenn das bahnrechte Gleis erneuert wird.


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    Dann gehört auch diese Ansicht der Vergangenheit an:


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    Der Zugang zum Haltepunkt Chemnitz-Süd der Bahnlinie Dresden-Hof. Zu diesem Zugang gab es bereits widersprüchliche Infos. Es hieß einmal, dass hier alles zugemauert werden soll, da der Zugang zum Bahnsteig in Zukunft ausschließlich über die Bernsdorfer Straße erfolgen werde. Die Visualisierungen der Bahn zeigen Fenster und Zugang aber auch nach dem Umbau.


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    Das desolate Innere. Ich erinnere mich, dass es vor einigen Jahren in der FAZ mal eine Fotostrecke mit den 100 gammligsten Bahnhöfen der Bundesrepublik gab. Chemnitz war auf der Liste gleich viermal vertreten - mit Chemnitz-Süd, -Mitte, -Hilbersdorf und -Siegmar.


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    Bahnsteig und Gleisbett werden komplett erneuert. Momentan sieht die gesamte 2,8km lange Strecke zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Chemnitz-Mitte so aus.


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    Der Trog der neuen Brücke von oben. Einst befanden sich hier - innerhalb des alten Brückenlagers - große Gewölberäume, die von der Gothic-Disco "Vampire" genutzt wurden. Die wurden alle abgebrochen. Der Club, wenn es ihn noch gibt, hat einen großen Teil seiner Fläche verloren, u.a. die Sanitäranlagen.


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    Kleines Extra: Der Blick von der Überführung in Richtung Innenstadt. Hier bekommt man noch ein Gefühl von der Enge der Industriestadt um die vorletzte Jahrhundertwende.


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    Wer sich die Planungen und Visus der DB zum Chemnitzer Bahnbogen nochmal ansehen möchte, kann das hier tun.

    https://bauprojekte.deutscheba…itzer-Bahnbogen-Flyer.pdf

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  • Die nächste Brückenbaustelle am Bahnbogen ist der Neubau der Brücken über die Bernsdorfer Straße. Diese Brücke schließt das Gelände des Südbahnhofs in Richtung Hauptbahnhof ab. Das Bestandsbauwerk stammt aus den 1970er-Jahren und wird ebenfalls durch einen Neubau ersetzt.

    Auch hier ist die bahnlinke Brücke bereits abgerissen und der Neubau hat begonnen; der Stand der Bauarbeiten entspricht dem am Südbahnhof.


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    Der Treppenaufgang auf dem folgenden Bild wird später der Hauptzugang zur Haltestelle Chemnitz-Süd sein. Links davon entsteht der Fahrstuhlschacht für den barrierefreien Zugang.


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    Bilder vom Einsetzen der Walzträger des neuen Brückentrogs findet ihr auch hier unter "Mediagalerie": https://bauprojekte.deutscheba…le/p/chemnitzer-bahnbogen


    Auf dem nächsten Bild befinden wir uns oben auf der Brückenbaustelle. Im Bildhintergrund sehen wir ein weiteres Verkehrsprojekt: Den Ersatzneubau der Straßenbrücke Zschopauer Straße über dem Bahnbogen. Die stadtauswärtige Fahrbahn ist bereits fertig.


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    Alle Infos zum Ersatzneubau findet ihr hier: https://www.blick.de/chemnitz/…rd-gebaut-artikel10582053

    Die Arbeiten sollen 2021 abgeschlossen sein.


    Es folgt ein Blick zurück in Richtung Südbahnhof. Der Bahnsteig wird die gesamte Länge zwischen den Brückenbauwerken Bernsdorfer Straße und Reichenhainer Straße einnehmen. Von den einstigen Bahnsteigüberdachungen steht nur noch ein kümmerlicher Rest. Sie wurden demontiert und eingelagert und werden wohl nicht wieder aufgebaut werden.


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    Ein Blick zurück auf die asphaltierte Baustellenzufahrt. Links der noch nicht abgebrochene Bereich des Bestandsbauwerks über die Bernsdorfer Straße; darüber die neue Straßenbrücke Zschopauer Straße.


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  • Ist das mit der eingelagerten Bahnsteigüberdachung sicher? Von wem wird die wo eingelagert? Ich habe jetzt noch mal in der Denkmalliste geschaut, wo schon vor Jahren stand, dass eine der beiden geschützten Überdachungen eingelagert war. So gesehen wäre das also folgerichtig. Vielleicht hat die Denkmalschutzbehörde sogar den Erhalt des "kümmerlichen Restes" durchgesetzt?


    Ich gehe auch fest davon aus, dass kein Wiederaufbau geplant ist. Zudem hatte ich vor kurzem auch mal die DB-Vorgaben gelesen, nach welchen Kriterien welcher Wetterschutz auf Bahnsteigen vorgesehen ist. Ich würde das zwar nicht wiederfinden, aber es endete letztlich darin, das bei dem Passagieraufkommen am Südbahnhof so etwas luxuriöses wie die vor über 100 Jahren überall vorgesehenen Überdachungen völlig undenkbar sind. Wenn man jetzt weiß, dass die eingelagert sind, und dann bald auf einem zugigen Bahnsteig im Regen stehen muss, wäre es eigentlich eine spannende Aufgabe für Zivilgesellschaft und/oder Stadtrat, im Rahmen des Denkmalschutzes einen Wiederaufbau anzustreben, von dem ja auch die Fahrgäste der DB profitieren würden.

  • Ich habe das einfach mal als folgerichtig aus der Dokumentation in der Denkmalliste abgeleitet. Um es genau zu erfahren, habe ich das zuständige DB-Projektteam angeschrieben. Die Antwort kam nach wenigen Stunden (klasse!).

    ein Erhalt der Bahnsteigdächer ist nicht vorgesehen. Mit Planfeststellungsbeschluss vom 1. Juni 2018 wurde dies durch das Eisenbahnbundesamt genehmigt. Aufgrund der Neutrassierung entfallen die Bahnsteiganlagen mit Zugangstreppe und Überdachung in ihrer bisherigen Lage. Der Bestand wurde im Rahmen einer fotografischen Dokumentation aufgenommen (siehe Auflage im Planfeststellungsbeschluss Punkt A.4.7 Auflagen zu Archäologie und Denkmalschutz).

    Am Haltepunkt Chemnitz Süd werden zwei Wetterschutzhäuser errichtet.

    Mit freundlichen Grüßen


    Ihr Projektteam Chemnitzer Bahnbogen


    Obwohl es nicht ausgesprochen wird, ist von einer Vernichtung der Überdachungen auszugehen. Auch der kümmerliche Rest wird noch verschwinden, da die bisherige Zugangstreppe entfallen wird. Damit ist auch die Frage nach der Zukunft des aktuellen Zugangs zum Bahnsteig DD-Hof geklärt. Man wird ihn wohl zumauern.

  • Hallo und Willkommen im Forum, Konrad. Vielen Dank für deine ausführlichen und gut recherchierten Beiträge - wirklich klasse :)


    Tag24 berichtet heute über einen Punkt des Wahlprogramms des parteilosen Kandidaten Lars Faßmann: https://www.tag24.de/anzeige/o…nnenstadt-loesung-1630030


    Demnach hat Faßmann die Idee, den gesamten Stadtring als Einbahnstraße zu führen, um dann auf den freiwerdenden Spuren insgesamt bis zu 1.500 (!!!) Parkplätze als Ausgleich für die rund 700 wegfallenden PP am Tietz, der Johannisvorstadt und dem Getreidemarkt unterzubringen - samt grüner Welle für den Berufsverkehr. Als Grund nennt er die geringe Frequentierung der Innenstadt im Vergleich zu den Shopping Centern im Umland.

    Aus meiner Sicht eine katastrophale Idee und ein Rückschritt in die Zeiten der autogerechten Stadtplanung der 70er-Jahre. Vor allem die Argumentation, dass mit ausreichend kostenfreien Stellplätzen die Innenstadt und die Kneipenmeile wachsen, lebendiger werden und eine Nachtkultur zurückkommt, finde ich problematisch und populistisch. Die Innenstadt krankt aufgrund anderer Versäumnisse der letzten Jahrzehnte - und die autogerechte Stadtplanung der DDR sowie die Umbauten der 90er Jahre mit ihren Funktionstrennungen haben daran eine große Mitschuld. Das Ziel sollte es sein, PKW-Verkehr zu reduzieren, Verkehrsfläche zu reduzieren, Stadtteile zusammenwachsen zu lassen, attraktive Stadträume zu schaffen und die Innenstadt so vielfältig gestalten, dass eben kein Grund mehr besteht, ins Shopping Center auf die grüne Wiese zu fahren.

  • Finde die Grundidee gut, lässt sich ja wahrscheinlich auch noch anpassen, z.B. bei der erforderlichen Parkplatzanzahl und auch für andere Nutzungen entsteht vielleicht Platz, z.B. für Grünflächen. Der Verkehrsraum wird ja zumindest nicht erhöht. Ein durchgängiger Radweg ringsum diesen Innenstadtring wäre natürlich auch prima und wird in der Idee zumindest als "Radweg" mit erwähnt..

  • Wenigstens mal eine Idee im Wahlkampf (auch wenn Tag24 darüber nicht "berichtet", sondern das als bezahlte Anzeige präsentiert). So richtig begeistert bin ich davon auch nicht, weil ein Parkplatzgürtel um die Innenstadt keine verlockende Perspektive ist, die Flächen auf Brückenstraße und Theaterstraße bereits für die Straßenbahn benötigt werden und auf der Bahnhofstraße der Wegfall einer Spur wohl im Chaos enden würde. Aber so ganz verkehrt ist der Ansatz trotzdem nicht.

  • Ich finde ihn komplett verkehrt. Das Auto gehört raus aus der inneren Stadt. Ein Parkplatzgürtel um die Innenstadt würde so viel mehr Verkehr hervorrufen, der in Richtung Zentrum fließt. Mehr Verkehrsfläche schafft mehr Verkehr; mehr Parkplätze ziehen auch mehr Verkehr an. Davon abgesehen, sehe ich wie oben gesagt, die Probleme der Innenstadt nicht vordergründig im Mangel an Parkplätzen. Das ist ein gerne vorgeschobener Grund weil er doch so bequem ist. Immer wenn ich mit dem Auto in Richtung Innenstadt fahre, finde ich dutzende freie Parkplätze - auch ohne Tietz und Johannisvorstadt. Und gerade von der (selbsternannten) Stimme der Kunst- und Kulturszene hätte ich mehr erwartet, als eine derart unausgegorene Idee. Für mich scheint es eher, dass Herr Faßmann gerade versucht im Wahlkampf als parteiloser nicht komplett unterzugehen und dementsprechend hier mit populären Ideen Aufmerksamkeit sucht.*


    Davon abgesehen halte ich es auch aus anderen Gründen für falsch. Wenn ich nun bspw. aus der Zwickauer Straße komme und Richtung Schlossteich möchte, fahre ich eine 3/4 Stadtrunde völlig für Arsch und Friedrich - was das pro Auto und pro Jahr an Mehrkilometern, Lärm und Feinstaub schafft, nur damit ein paar Leute direkt ihr Auto am Innenstadtring fallen lassen können? Mehr Ampeln hatte ich übrigens ebenfalls für eine Falschaussage: Zweispurige Einbahnstraßen lassen laut sächs. Straßengesetz keine Zebrastreifen zu sondern müssen per Ampelregelung gequert werden. Wenn er weniger Ampeln verspricht aber gleichzeitig meint, die Stadtteile können damit besser zusammenwachsen und die Fußgänger die Ringstraße einfacher überqueren, dann ist das schlichtweg komplett falsch und per Gesetzt in Sachsen nicht möglich.


    ^^Die oben genannten Radwege, ein Grüngürtel in Form von doppelten Baumreihen o.ä. bzw. boulevardähnliche Gehwege mit Aufenthaltsqualität und - natürlich auch an den Stellen wo es Sinn macht - Parkplätze finden auch unter Beibehaltung der aktuellen Verkehrssituation ihren Platz. Überdimensionierter Verkehrsraum findet sich am Ring genug. Da muss man nur mal im Winter auf die Spuren achten, die in den Schnee und Match gefahren werden. Da sieht man, wieviel Raum hier verschenkt wird.


    *Hier bitte nicht falsch verstehen: Für die Kunst- und Kulturszene macht er wirklich tolle Dinge. Dafür gebührt ihm wirklich Anerkennung.

  • So schlecht finde ich die Idee eigentlich nicht, wenn ich auch nicht so stark in der rechtlichen Materie drin stecke wie du, Arnold, und es daher schlecht beurteilen kann. Vielen Dank übrigens für die nette Begrüßung. Mehr Verkehrsfläche würde nicht entstehen. Ich denke auch nicht, dass sich Herr Faßmann die Sache so vorstellt, wie auf der grauenhaften Tag24-Visu, wo einfach ein grauer Asphaltstreifen, mithin einfach eine umgewidmete Straße zu sehen ist. Der Parkplatz könnte mit Pflaster und Bäumen gestaltet werden; er spricht ja auch von einem Radweg und von Fußgängerzonen. Richtig durchdacht kann das alles sicherlich sehr nett sein und sogar verbindende Wirkung haben. Eventuell könnte durch solch ein Projekt auch die Beseitigung anderer Bausünden beschleunigt werden, zum Beispiel des unsäglich schäbigen Parkhauses am Rosenhof, welches den Besucher, aus Richtung Zwickauer Straße kommend, auf die Innenstadt einstimmt.

    Schwer vorstellbar ist jedoch die Integration der künftigen Tramlinie in solche Planungen.

    Auf einem ganz anderen Blatt Papier stehen die Versäumnisse beim Thema Innenstadt, die jetzt zum Beispiel bei der Fehlplanung am Getreidemarkt wieder sichtbar werden.

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  • Heute werfen wir einen Blick auf ein weiteres Bauvorhaben im Verlauf des Chemnitzer Bahnbogens - den Neubau der Straßenbrücke Zschopauer Straße über die Bahnlinie, den ich schon in der letzten Bilderserie kurz angeschnitten hatte.

    Das Projekt begann im Frühjahr 2019 und soll im Herbst 2021 abgeschlossen sein. Die zwei Brücken aus den 1970er-Jahren (je eine pro Fahrtrichtung) werden vollständig durch einen Ersatzneubau ersetzt; außerdem werden Medienträger im Verlauf der Zschopauer Straße neu verlegt, mehrere Bushaltestellen umgebaut sowie Fahrbahn und Gehwege zwischen Lutherstraße und Ritterstraße komplett erneuert.


    Wir beginnen an der Kreuzung Zschopauer Straße/Lutherstraße und nähern uns der Baustelle stadtwärts. Hier wird gerade eine Bushaltestelle barrierefrei umgebaut. Dies geschieht zur Zeit an vielen Stellen in Chemnitz. Orientierungsstreifen für Blinde werden angelegt, der Bordstein wird angehoben und dynamische Fahrplananzeigen aufgestellt.


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    Landwärts ist man bereits fertig.


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    Näher kommt man nicht ran an die Baustelle. Der landwärtige Ersatzneubau ist bereits fertig; der stadtwärtige Bestandsbau wird momentan abgebrochen. Schön zu erkennen ist die leichte Wölbung der neuen Brücke.


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    Zur Zeit werden die alten Widerlager der stadtwärtigen Brücke abgebrochen. Man erkennt, dass der neue Brückentrog in Verbundbauweise errichtet wurde (Betonplatte auf Walzträgern).


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    Hinter der Brücke zieht sich die Baustelle noch ca. 500m lang weiter in Richtung Innenstadt bis zur Clara-Zetkin-Straße. Hier finden weitere komplexe Baumaßnahmen statt: Eine alte Fernwärmeleitung wurde zurückgebaut, Trinkwasserleitungen werden erneuert, mehrere Bushaltestellen umgebaut und ein Fahrradstreifen angelegt. Zudem erfolgt die Erneuerung der Ampelanlage an der Kreuzung Zschopauer Straße/Ritterstraße.


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    Ein Blick von der Brücke in Richtung Südbahnhof zeigt die aktuellen Gleisbauarbeiten von oben. Der Kran markiert die Baustelle des Ersatzneubaus der Bahnbrücke über die Bernsdorfer Straße. Rechts neben dem Kran erkennt man schon die Konturen des neuen Bahnsteigs am Haltepunkt Chemnitz-Süd.


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    Und noch einmal der Blick zum Südbahnhof. Links sehen wir die Gleise der Strecke Chemnitz-Aue, in deren weiterem Verlauf meine erste Bilderserie entstanden ist (Stufe 2 des Chemnitzer Modells), in der Mitte wird der Bau des linken Gleises der Strecke Dresden-Hof vorbereitet, ganz rechts sehen wir das rechte Gleis dieser Strecke. Dieses rechte Gleis sieht schon ganz gut aus; laut Ausbauplan der DB handelt es sich hierbei aber noch nicht um den endgültigen Ausbau.


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  • Ich denke auch nicht, dass sich Herr Faßmann die Sache so vorstellt, wie auf der grauenhaften Tag24-Visu, wo einfach ein grauer Asphaltstreifen, mithin einfach eine umgewidmete Straße zu sehen ist. Der Parkplatz könnte mit Pflaster und Bäumen gestaltet werden; er spricht ja auch von einem Radweg und von Fußgängerzonen.

    Das hat mich halt auch stutzig gemacht: Im Artikel steht, das wäre alles "ohne große Baumaßnahmen möglich" - klingt für mich nach Erhalt des Status Quo und der bloßen Anordnung von Parkplätzen wie am Luftbild im Artikel zu sehen. Von daher gleich noch ein Grund, warum ich es ablehne. Ohne eine entsprechende Gestaltung sieht der ganze Ring auch in 20 Jahren noch nach tiefster DDR aus. Gerade am Ring ist eine ansprechende Freiraum- und Straßenraumgestaltung unheimlich wichtig um eben die baulichen Probleme zu kaschieren.


    Zum Umbau der ZPer Straße im Bereich des Brückenneubaus: Hier finde ich es schade, dass man am überbreiten Querschnitt der Straße in diesem Bereich offenbar nichts verändert hat. Hier hätte ich mir beispielsweise die Integration von Baumscheiben zwischen den Parkbuchten sowie einen von der Straße leicht abgesetzten Radweg gewünscht - wie das heute eigentlich Standard ist. Für beides wäre ausreichend Platz vorhanden. Da man diesen Abschnitt nun in den nächsten 10-15 Jahren wohl nicht wieder anfassen wird (zwecks Fördermittelbindung), eine wirklich vertane Chance...

  • Mit der Vergabe des Auftrags für die Planung des 1. Bauabschnitts beginnt die Planungsphase für die 4. Stufe des Chemnitzer Modells, die Straßenbahnlinie von Chemnitz nach Limbach-Oberfrohna. Den Zuschlag erhielt das Planungsbüro VCDB aus Dresden. VMS-Geschäftsführer Harald Neuhaus hält daran fest, dass dieser erste Bauabschnitt bis 2025 fertiggestellt sein soll.

    https://www.vms.de/aktuelles/n…ch-limbach-oberfrohna/10/


    Wie schon gesagt: Herrn Faßmanns Versprechungen kollidieren mit dieser Planung. Ich halte die ganze Parkplatzgeschichte - trotz guter Ansätze - auch in erster Linie für Wahlkampfgetöse.

  • Die nächste Bilderserie wird sich wieder dem Ausbau der 2. Stufe des Chemnitzer Modells widmen - der Linie von Chemnitz nach Aue. Alle im Folgenden dokumentierten Baustellen befinden sich außerhalb des Chemnitzer Stadtgebiets. Ich habe sie dennoch hier eingestellt, da der thematische Zusammenhang mit Chemnitz ja gegeben ist. Sollte das nicht gewollt sein, bitte ich die Moderation um Verschiebung des Posts.


    Das erste Bild kommt völlig unspektakulär daher. Wir befinden uns im Zwönitztal kurz hinter der Chemnitzer Stadtgrenze am ersten Bahnübergang auf Amtsberger Gemarkung. Die alten Gleise sind demontiert; der neue Gleiskörper beginnt in ca. 100m Entfernung. Von hier ab verläuft das Gleis durch die Chemnitzer Stadtteile Einsiedel, Erfenschlag und Reichenhain - bis auf Arbeiten an den Haltestellen ist die Sanierung der alten Strecke dort weitestgehend abgeschlossen. Den neuen Bahnhof Reichenhain hatte ich euch ja schon vorgestellt.


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    Eine Drehung um 180° führt uns zur aktuell größten Baustelle der Stufe 2, dem Komplettneubau des Bahnhofs Dittersdorf als Kreuzungsbahnhof nebst Ersatzneubau zweier Flussquerungen. Die Kräne markieren die Brückenbaustellen.


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    Interessantes Baumaterial: Noch verschnürte Eichenholzschwellen, die in der Tat wie Neuware aussehen. Ich wusste gar nicht, dass so etwas noch verwendet wird. Die Betonschwellen stammen vom Altbestand.


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    Die erste der beiden Brücken über die Zwönitz. Widerlager und Pfeiler entsprechen der Bauart nach weitestgehend dem Vorgängerbauwerk.


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    Der alte Brückentrog wird aufgearbeitet und wiederverwendet. Da Dittersdorf als Kreuzungsbahnhof zwei Gleise erhalten wird, wird aber noch ein zusätzlicher benötigt werden.


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    Am Bahnhof selbst machte man tabula rasa. Der neue linke Bahnsteig zeichnet sich jedoch schon ab.


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    An der Bahnhofsstraße entsteht eine Bushaltestelle; die Gemeinde Amtsberg plant in direkter Nähe des Bahnhofs auch eine neue Buswendeschleife.


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    Die Stützmauer und eine steile Böschung trennen den neuen Bahnsteig von der Bahnhofsstraße. Die durch den Kran markierte zweite Brückenbaustelle konnte ich leider nicht dokumentieren, da sie durch die Strabag vollständig abgeriegelt war. Zusätzlich wachten dort Kampfhühner :)


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    Die nächsten beiden Bilder entstanden in Burckhardtsdorf. Das erste zeigt die fertig ausgebaute Strecke zwischen Burckhardtsdorf und Meinersdorf.


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    Es folgt ein Bild vom Bahnhof Burckhardtsdorf. Dieser jene war schon vor Beginn der Bauarbeiten ein Kreuzungsbahnhof. Die Technik schien bereits erneuert zu sein. So richtig fertig sah der Bahnhof aber noch nicht aus, insbesondere das Gleisbett.


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    Es folgen drei Bilder des zukünftigen Kreuzungsbahnhofs Meinersdorf. Hier fanden bisher nur umfangreiche Abbrucharbeiten statt. Unter anderem wurde das alte Bahnhofsgebäude von 1911 abgerissen, um Platz für die künftige ÖPNV-Verknüpfungsstelle zu machen. Ein Bild des abgerissenen Bahnhofs Meinersdorf findet ihr hier.


    Still ruht der See. Der frühere Bahnhofsvorplatz ist noch zu erahnen.


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    Zukünftige ÖPNV-Verknüpfungsstelle; ehem. Standort des Bahnhofsgebäudes:


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    Auf dem Bahnsteig. Der Baugrund für den Bau des zweiten Gleises wurde bereits freigemacht; die Gleise liegen bereit. Der Unterbau wird an dieser Stelle sehr mächtig werden.


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    Weiter geht es auf dem Bahnhof Thalheim. Hier sollte die neue Citybahnstrecke ursprünglich enden ehe man sich für die Verlängerung bis nach Aue entschloss. Die ÖPNV-Verknüpfungsstelle entstand schon vor einigen Jahren, als die Strecke noch von der Erzgebirgsbahn betrieben wurde.


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    Die neue Signaltechnik liegt bereit und wartet auf den Aufbau; die Sanierung des Streckenkörpers ist bereits abgeschlossen.


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    Ein Blick auf den Bahnhof mit seinen zwei Gleisen. Auch die dynamischen Fahrplananzeigen werden bereits aufgebaut.


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    Ich beende den Bericht mit zwei Fotos aus Zwönitz. Der Ausbau des dortigen Bahnhofs zum Kreuzungsbahnhof ist weitestgehend abgeschlossen. Es fehlen noch ein zweites Wartehäuschen und die elektronischen Anzeigetafeln.


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    Abschließend ein Blick auf den erneuerten Bahnübergang am Bahnhof Zwönitz; Blick Richtung Thalheim.


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    In Lößnitz und Aue ist man weitestgehend fertig. Generell ist zu sagen, dass die Bauarbeiten sich aus Richtung Aue auf die Chemnitzer Stadtgrenze zu bewegen.

  • Die Freie Presse berichtet heute über die steckengebliebenen Infrastrukturprojekte der Stadt Chemnitz - Erweiterung Südring in Richtung Dresdner- und Frankenberger Straße; Lückenschluss Innenstadtring; Erweiterung Südring bis Kalkstraße sowie Freigabe der zweiten Spur des Überfliegens. Offenbar gibt man sich im Rathaus diesbezüglich bedeckt.

    https://www.freiepresse.de/che…cht-voran-artikel11061235


    Vor allem den Weiterbau des Südrings in Richtung Kalkstraße sehe ich äußerst kritisch. Für mich macht es wenig Sinn, hier eine stark befahrene Umgehungsstraße (Südring) durch ein attraktives und dicht besiedeltes Wohngebiet zu führen, wenn doch nur wenige Kilometer parallel die Autobahn verläuft. Stattdessen sollte tatsächlich der Überflieger ausgebaut werden um hier den anfallenden Verkehr schneller abfertigen zu können. Den Ausbau der vorhandenen Infrastruktur finde ich deutlich notwendiger als neue - nicht dringend notwendige Infrastruktur - zu schaffen, die dann noch ein gut funktionierendes Wohngebiet durchschneiden würde und abwerten würde.

  • Sehe ich ähnlich, der Innenstadtring ist ebenfalls überflüssig. Wie auch bei der Verlagerung des Busbahnhofs ist es aber ein generelles Problem der Chemnitzer Politik, nicht von einem toten Pferd absteigen zu können und dadurch die in der mittelfristigen Finanzplanung gebundenen Millionen für Vorhaben freizumachen, die die Stadt wirklich voranbringen.Wie viele dutzend (hundert?) Millionen würden in die drei Projekte Kalkstraßensüdring, Innenstadtring und Busbahnhofverlegung fließen? Und wer würde dann hinterher sagen, dass sich das wirklich gelohnt hat? Hoffentlich ändert sich an dieser Verbohrtheit etwas, wenn die unselige Ära von OB Ludwig endlich vorbei ist.

  • Sehe ich ähnlich, der Innenstadtring ist ebenfalls überflüssig. Wie auch bei der Verlagerung des Busbahnhofs ist es aber ein generelles Problem der Chemnitzer Politik, nicht von einem toten Pferd absteigen zu können und dadurch die in der mittelfristigen Finanzplanung gebundenen Millionen für Vorhaben freizumachen, die die Stadt wirklich voranbringen.Wie viele dutzend (hundert?) Millionen würden in die drei Projekte Kalkstraßensüdring, Innenstadtring und Busbahnhofverlegung fließen? Und wer würde dann hinterher sagen, dass sich das wirklich gelohnt hat? Hoffentlich ändert sich an dieser Verbohrtheit etwas, wenn die unselige Ära von OB Ludwig endlich vorbei ist.

    Stimme ich Dir größtenteils zu, nur bei der Aussage zur "unseligen Ära der OB Ludwig" nicht, das wollt ich bloß noch anmerken. Ich glaube, in den 14 Jahren Ihrer Amtszeit hat sich doch auch vieles positiv entwickelt, einen guten Job hat sie schon gemacht. Natürlich kann man in so einem Amt niemals immer alles richtig und vor allem es allen Recht machen..


    Und stimmt, bei bestimmten Projekten -zum Beispiel beim Straßenbau- kann man schon nochmal hinterfragen, ob sie wirklich Sinn machen.. die Südring-Verlängerung empfinde ich ebenso als völlig unnötig und habe auch noch nie verstanden, wozu das dienen soll, wenn über Neefestraße und Autobahn prinzipiell der gleiche Zweck schon erfüllt wird. Das einzige was es bringt, noch mehr Asphalt/Versiegelung, noch mehr Verkehr, Hektik und Lärm und wieder weniger Grün.. etc.

    Einmal editiert, zuletzt von waldkauz ()

  • Nochmal zum Thema Oberbürgermeisterwahl und speziell Herrn Fassmann.

    Wenigstens mal eine Idee im Wahlkampf (auch wenn Tag24 darüber nicht "berichtet", sondern das als bezahlte Anzeige präsentiert). So richtig begeistert bin ich davon auch nicht, weil ein Parkplatzgürtel um die Innenstadt keine verlockende Perspektive ist, die Flächen auf Brückenstraße und Theaterstraße bereits für die Straßenbahn benötigt werden und auf der Bahnhofstraße der Wegfall einer Spur wohl im Chaos enden würde. Aber so ganz verkehrt ist der Ansatz trotzdem nicht.



    Also ich muss schon sagen, eine recht neuartige Art und Weise des Wahlkampfs von Herrn Fassmann. Einer, der konkret mal genaue Gedanken formuliert, was er eigentlich zukünftig in dieser Stadt vor hat. Keine "hohlen Phrasen". Er kommt aus Chemnitz (bzw. Umland), wirkt bodenständig und leidenschaftlich, hat schon einiges in der Stadtentwicklung/Gebäudesanierung geleistet und ist auch noch moderner IT-Unternehmer. Wenn von ihm was kommt, dürfte das wohl Hand und Fuß haben. Für mich ist er ein seeehr geeigneter Mann für den Posten als zukünftiger OB.. :)