Ich mache es halbwegs kurz [hat doch nicht geklappt! ;-)] und erspare dir und weiteren Lesern Zitate: Wir kommen da offensichtlich nicht zusammen, trotzdem finde ich deine Ausführungen immer sehr interessant und erhellend.
Nur noch das: "Mit Kind" meinte an meinem Rad, im Hänger oder Sitz. Beides nötigt mir noch stärkeren Willen ab, nur Strecken zu nutzen, auf denen Autofahrer beim Überholen regelmäßig die meines Wissens vorgeschriebenen 1,50 m Abstand halten können. Wenn dann noch am Fahrbahnrand Autos parken, gehen die Meinungen auseinander, wie groß mein Abstand davon sein muss, gefährlich wird's deutlich unter einem Meter. Auf normalen Fahrbahnen ohne ausgewiesenen Radweg oder Schutzstreifen müsste also ein Auto ca. 3 Meter (1+0,5+1,5, meinetwegen auch nur insgesamt 2,5 m) vom rechten Fahrbahnrand an uns vorbeifahren. Das können wir gern einmal auf der August-Bebel-, der Reichenhainer, der Limbacher, der Hartmannstraße oder der StraNa im Berufsverkehr testen... . Ich schrieb an anderer Stelle auch schon, dass mir Shared Spaces, Mischverkehr und all die Konzepte und vor allem auch das wichtige Konzept der gegenseitigen Rücksichtnahme bekannt sind, leider interessiert das 17 Uhr im Berufsverkehr viele Verkehrsteilnehmer relativ wenig, da ist "Krieg" auf den Straßen, dazu kommen die ganzen Baustellen... . Aktuell kommen die Autos mit sich gegenseitig schon nicht zurecht, da ist wenig Platz für Rücksichtnahme auf Fahrräder.
Und du schreibst viel von Gefühl, scheinst dich aber doch mit den Regelwerken auszukennen. Das Gefühl eines geübten Radfahrers ist in meinen Augen zweitrangig. Die Faktenlage ist wie beschrieben. Mir ist ein Überholer mit 30 km/h mehr und unter einem Meter Abstand zu nah und potentiell zu gefährlich (das sieht wie gesagt die StVO meinem Verständnis nach auch so), aber genau das ist die Realität, mit der du offensichtlich gut zurecht kommst, was zumindest für dich sehr erfreulich ist.
Nun kann man als Stadt sagen "Es ist, wie's ist, wir erfüllen das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß", aber dann braucht man auch nicht immer wieder etwas von moderner Mobilität und gewünschter Abkehr vom Autoverkehr hin zu Mischformen aus Fahrrad, ÖPNV und Shared Mobility erzählen.
Schau' mal in die Leipziger Südvorstadt, auf der Karli siehst du in einer Minute 30 Fahrräder, davon mindestens 5 mit Lasten-, Kinderanhänger oder anderen Anbauten, hier gibt es das im Stadtbild wenig, weil es einfach kaum Raum und Verständnis dafür gibt. Aber auch das sind Fahrzeuge. Und jetzt wird's philosophisch: Eventuell sind das sogar die "besseren" Fahrzeuge.